„Es sieht so aus, als wäre unser Gespräch beendet.“
Aelianas Herz pochte in ihrer Brust, ihr Verstand versuchte verzweifelt zu begreifen, was gerade passierte. Der Kraken. Er war hier. Und er kam, um sie zu holen – nein, nicht sie. Um sie zu holen. Sie konnte es spüren, einen urzeitlichen, instinktiven Sog, der ihr eine Gänsehaut bereitete. Das Leuchten um sie herum wurde intensiver, das Licht wurde heller und unregelmäßiger, als würde es auf die Anwesenheit der Kreatur reagieren.
Lucas Blick huschte zurück zu ihr, seine dunklen Augen trafen für einen kurzen Moment ihre. Da war etwas in seinem Ausdruck – etwas, das sie nicht ganz deuten konnte. Keine Angst, keine Sorge, aber … Vorfreude? Resignation? Sie konnte es nicht sagen. Dann wandte er sich ab und richtete seine Aufmerksamkeit auf das herabkommende Tentakel.
Aeliana stockte der Atem, ihr Körper zitterte, als ihr die Realität der Situation bewusst wurde. Der Kraken war hier. Und er kam, um sie zu holen. Sie wollte schreien, weglaufen, kämpfen, aber ihr Körper weigerte sich, sich zu bewegen. Sie war gefangen – gefangen von ihrem Schmerz, ihrer Wut, von der leuchtenden Energie, die sie jetzt wie ein Käfig umgab.
Der Tentakel war jetzt ganz nah, so nah, dass sie die Saugnäpfe an seiner Unterseite sehen konnte, jeder einzelne groß genug, um sie mit einem Schlag zu zerquetschen. Sie machte sich bereit, ihre Gedanken rasten, ihr Herz pochte in ihren Ohren.
Und dann, gerade als der Tentakel zuschlagen wollte, bewegte sich Luca.
SWOOSH!
Luca bewegte sich wie ein Schatten, der durch Risse in der Luft schlüpfte, sein Körper wurde mit unnatürlicher Anmut nach vorne getrieben. Sein Estoc war bereits gezogen, schwarzes Sternenlicht sammelte sich entlang seiner Länge, als er auf den herabfallenden Tentakel zustürmte. Seine Bewegungen waren unglaublich geschmeidig, ein nahtloser Übergang zwischen Stille und tödlicher Absicht.
Sein Körper krümmte sich für den Bruchteil einer Sekunde – dann explodierte er nach vorne.
„Void Starfall Blade: Starline“
In dem Moment, als die Worte seine Lippen verließen, zitterte die Luft um ihn herum. Eine dünne, strahlende Linie aus schwarzem Sternenlicht zeichnete den Weg seiner Klinge, als er diagonal durch das dicke, sich windende Glied schlug.
BOOM!
In dem Moment, als der Schlag traf, dehnte sich das Sternenlicht aus und eine Kraftwelle schoss aus der dünnen Linie, die er durch den Tentakel geschnitten hatte, nach außen.
Eine Welle der Verzerrung durchzog das Fleisch des monströsen Glieds, und im nächsten Augenblick –
KNACK!
Der massive Tentakel wurde entlang der Aufprallstelle auseinandergerissen, sein eigenes Gewicht zog ihn heftig zur Seite, während das abgetrennte Stück wegfiel. Eine Fontäne dunkler, brackiger Flüssigkeit spritzte aus der Wunde und spritzte in dicken, schlammigen Bögen über das Schlachtfeld.
Luca drehte seinen Körper in der Luft, sein Fuß streifte kaum die zerbrochenen Steine des Hofes, als er sich nach hinten schleuderte und aus der unmittelbaren Umgebung des Aufpralls entkam. Sein Atem war ruhig und kontrolliert, sein Blick kalt, als er das Ergebnis seines Schlags beobachtete.
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Der Kraken wich zurück.
Ein tiefer, kehliges Geräusch hallte durch die Luft, irgendwo zwischen einem Brüllen und einem unheimlichen Schrei. Die Wucht davon ließ den Boden beben und die bereits zerbrochenen Strukturen um sie herum protestierend ächzen.
Aeliana schnappte nach Luft, ihre großen Augen auf Luca gerichtet. Er hatte sich schneller bewegt, als sie überhaupt registrieren konnte – in einem Moment war er noch still gestanden, und im nächsten hatte er eines der Gliedmaßen des Kraken zerschmettert, als wäre es nichts.
Und doch.
Der abgetrennte Tentakel schlug mit einem widerlichen, feuchten Geräusch auf den Boden der Höhle und spritzte brackiges Ichor über den Stein. Die Wucht des Aufpralls ließ den Boden beben und lose Trümmer von der zerklüfteten Decke herabfallen. Doch selbst als sich der Tentakel in seinen letzten Zügen wand, begann die Wunde bereits wieder zu verheilen.
Schlrkkk – das Geräusch war grotesk, als würde sich Fleisch in Zeitlupe wieder zusammenfügen. Die Regeneration des Kraken erfolgte augenblicklich, dunkle Energie knisterte an den abgetrennten Rändern, während sich neues Fleisch formte und zusammenzog. Die klaffende Wunde, die Lucavion erst vor wenigen Augenblicken verursacht hatte, war bereits verschlossen, als wäre der Schlag nie erfolgt.
Lucavion schnalzte mit der Zunge und neigte leicht den Kopf, während er den Anblick in sich aufnahm.
„Nun, das ist einfach unfair“, murmelte er, obwohl seine Stimme keine echte Frustration verriet. Wenn überhaupt, verzogen sich seine Lippen zu einem Ausdruck, der gefährlich nach Belustigung aussah. „Du regenerierst dich also augenblicklich, was?“ Er lachte leise und klopfte mit seinem Degen leicht gegen seine Schulter. „Das hätte ich wohl erwarten sollen. Sonst wäre es ja kein Spaß.“
Aeliana nahm seine Worte kaum wahr. Sie rang immer noch nach Luft, ihr Körper wurde von Schmerzen geschüttelt und sie klammerte sich verzweifelt an ihr Bewusstsein, während das Leuchten um sie herum unregelmäßig pulsierte. Ihr ganzer Körper schrie sie an, zusammenzubrechen, aufzugeben – aber ihr Hass brannte weißglühend und sengend und hielt sie bei Bewusstsein, selbst als ihre Glieder zitterten.
Der Kraken zögerte nicht.
SHRRRIIEEEEKKKKKKK!
Die Höhlenwände bebten, als das Monster einen ohrenbetäubenden, markerschütternden Schrei ausstieß. Die schiere Wucht des Schalls sandte eine heftige Schockwelle durch die Luft, die Steine zerbarsten und Aelianas ohnehin schon geschwächten Körper vor Schmerz zucken ließ.
Und dann – BOOM.
Ein zweiter Tentakel schlug mit erschreckender Geschwindigkeit auf Lucavion ein, sein monströses Gewicht durchschnitten die Luft wie eine Guillotine.
SWOOSH!
Lucavion bewegte sich.
Er drehte seinen Körper im letzten Moment und entkam mit einem einzigen Schritt dem vernichtenden Schlag des Tentakels. Allein der Luftdruck des Aufpralls blähte seinen Mantel auf, sein silberstreifiges Haar peitschte um ihn herum, während der Stein unter ihm durch die Wucht des Schlags zerbrach.
Aber er war noch nicht fertig.
Noch während er auswich, war seine Void Starfall Blade bereits in Bewegung.
SCHLAG!
Sein Estoc durchschnitten das dicke, groteske Fleisch des Kraken mit einer präzisen, fast mühelosen Bewegung. Der dunkle Stahl seiner Klinge leuchtete mit einem sternförmigen Schimmer und hinterließ eine dünne, knisternde Linie aus Sternenlichtenergie.
Für einen Moment war es still.
Dann –
BOOM!
Eine heftige Explosion brach aus der Wunde hervor und riss ein weiteres Stück des Kraken-Glieds ab. Erneut spritzte Ichor über das Schlachtfeld, und die Wucht des Aufpralls ließ die Höhle erbeben.
Lucavion landete elegant ein paar Schritte entfernt, passte seinen Griff um sein Schwert an und musterte seinen Gegner. Sein Grinsen wurde breiter. „Noch nicht genug, was?“, fragte er nachdenklich, während er beobachtete, wie die Wunden des Kraken wieder zu heilen begannen und sich dieser groteske Prozess vor seinen Augen abspielte.
Die restlichen Gliedmaßen des Monsters krümmten sich vor Aufregung, seine abgrundtiefen Augen verengten sich, als würde es Lucavion als echte Bedrohung erkennen.
SHRRRRRKKKKKKKK!
Ohne Vorwarnung schossen drei weitere Tentakel auf ihn zu, deren schiere Größe den ohnehin begrenzten Raum der Höhle noch weiter verkleinerte. Sie kamen aus mehreren Richtungen gleichzeitig, bewegten sich mit unnatürlicher Geschwindigkeit und ließen ihm keinen Raum zur Flucht.
„Ah, da ist es“, dachte Lucavion und grinste noch breiter. „Der Moment, in dem sie aufhören, mich zu unterschätzen.“
BOOM. BOOM. BOOM.
Die Tentakel kamen runter.
SWOOSH—!
Lucavions Körper verschwamm.
Er bewegte sich wie fallendes Sternenlicht, seine Schritte waren unglaublich schnell und flüssig, er schlängelte sich mit einer Geschwindigkeit, die jeder Logik widersprach, zwischen den monströsen Gliedmaßen hindurch. Jedes Mal, wenn ein Tentakel auf den Boden schlug, hinterließ er riesige Krater und vernichtete alles in seinem Weg – nur ihn nicht.
Seine Klinge zerschnitt bereits die Luft.
KLANG. SCHNITT. SCHLKT.
Jede Bewegung war präzise. Tödlich. Tentakel wurden im Handumdrehen abgetrennt, die Wunden glühten mit dieser unheimlichen, knisternden Sternenenergie, die sie daran hinderte, sich sofort zu regenerieren.
Der Kraken schrie vor Schmerz, aber Lucavion war noch nicht fertig.
Er sprang in die Luft.
Ein einziger Schritt in der Luft trieb ihn höher – über das Chaos, über das Gemetzel – bis er direkt über dem massigen, sich windenden Körper des Kraken stand.
Und dort – in der Luft schwebend, sein dunkler Mantel wehend, seine Klinge mit einem unheilvollen, himmlischen Schimmer glänzend – grinste Lucavion.
„Nicht so stark, wenn du nicht mit deinen Gliedmaßen herumfuchtelst, oder?“, verspottete er ihn mit belustigter Stimme. Er drehte sein Handgelenk und passte seinen Griff an seinem Estoc an.
Seine Klinge vibrierte vor Kraft.
„Mal sehen, wie dir das gefällt …“
„Void Starfall Blade: Event Horizon“
In dem Moment, als er den Namen seiner Technik aussprach, wurde es still in der Höhle.
Und dann – BOOM.
Ein Impuls aus purer Sternenenergie brach aus seiner Klinge hervor und ließ den Raum um ihn herum zusammenbrechen. Für einen einzigen, furchterregenden Augenblick war es, als würde die Realität selbst nach innen gewölbt und alles in ihrem Umkreis zerquetschen.
Und der Kraken?
Er taumelte. Sein Körper zuckte heftig, seine monströse Gestalt krümmte sich unter der plötzlichen, überwältigenden Kraft. Die Struktur seiner Existenz schien sich gegen den Angriff zu wehren, die unheimliche Energie, die ihn aufrechterhielt, prallte auf das Sternenlicht, das ihn auszulöschen versuchte.
Zum ersten Mal seit Beginn des Kampfes –
zögerte der Kraken.
Lucavions Grinsen wurde breiter. „Heh. Jetzt hab ich deine Aufmerksamkeit, oder?“
SHRRRRRRRIIIIIEEEEEEEKKKKKK!
Der Schrei des Kraken war voller Wut.
Und dann –
entwickelte er sich weiter.
Die Luft um ihn herum veränderte sich, dunkle Energie strömte in einer heftigen Welle nach außen. Die Wunden, die Lucavion ihm zugefügt hatte, heilten doppelt so schnell, der Körper des Kraken wurde größer, stärker, seine abgrundtiefen Augen leuchteten mit etwas anderem.
Nicht nur Wut.
Erkennung.
Lucavions Augen verengten sich leicht, seine Belustigung verschwand nicht, aber sein Griff um seinen Degen wurde einen Bruchteil fester.
„Ah …“, sinnierte er und rollte seine Schulter, während die Sternenenergie in seiner Klinge intensiver wurde.
„Du nimmst mich also endlich ernst, was?“
Er grinste und trat vor, als die monströse Energie des Kraken erneut anschwoll.
„Gut.“
Seine Klinge summte.
„Dann sind wir schon zu zweit.“