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Kapitel 416: Leben (3)

Kapitel 416: Leben (3)

Das leckere Aroma des Eintopfs erfüllte die Höhle, als Aeliana das fertige Essen vorsichtig in zwei kleine Tassen schöpfte. Sie richtete sich auf, strich sich eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht und ein kleines, zufriedenes Lächeln huschte über ihre Lippen.

„Fertig“, verkündete sie mit ruhiger Stimme, die jedoch von leisem Stolz durchdrungen war.
Luca blickte von seinem Platz auf, seine zuvor blutverschmierten Hände waren nun so gut es ging gereinigt, auch wenn noch leichte Flecken zurückblieben. Die Kratzer an seinen Armen waren verbunden, und sein Gesicht trug keine Spuren des früheren Gemetzels mehr, abgesehen von einem leichten Anflug von Müdigkeit.

„Dann lass mal sehen“, sagte er und nahm die Tasse, die sie ihm reichte, mit neugierig glänzenden Augen entgegen.
Aeliana setzte sich neben ihn, die Wärme ihrer eigenen Tasse strahlte durch ihre Finger, während sie den duftenden Dampf einatmete. Das erdige Aroma des Eintopfs hatte eine Tiefe, die sie mit so wenigen Zutaten nicht erwartet hätte, aber es war da – ein Beweis für ihr Können.

Als sie vorsichtig den ersten Schluck nahm, weiteten sich ihre Augen leicht.

„Ah …“
Die Aromen waren reichhaltig und harmonisch, das zarte Monsterfleisch war durchzogen von den subtilen Noten der Kräuter, die sie hinzugefügt hatte. Es war nicht nur gut – es war köstlich.

Neben ihr nahm Luca ebenfalls einen Schluck, sein Gesichtsausdruck zunächst unlesbar. Doch dann wanderte sein dunkler Blick zu ihr und ein langsames, amüsiertes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
„Na so was“, sagte er mit einer Mischung aus Überraschung und Bewunderung in der Stimme. „Hätte nicht gedacht, dass eine kleine behütete Dame wie du so etwas drauf hat.“

Aelianas Lippen zuckten, ihr Stolz kämpfte mit ihrer Verärgerung über seine Wortwahl. „Du kannst wirklich nicht anders, oder?“, murmelte sie mit scharfer Stimme, die jedoch keine echte Schärfe hatte.
Luca lachte leise und nahm einen weiteren Schluck. „Was soll ich sagen? Du beweist mir immer wieder, dass ich mich irre. Das ist unterhaltsam.“

Sie verdrehte die Augen, doch die leichte Röte der Zufriedenheit, die ihre Wangen erröten ließ, verriet ihre wahren Gefühle. „Iss einfach“, sagte sie knapp und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihrer eigenen Tasse zu.

Danach aßen die beiden relativ schweigend, nur unterbrochen vom gelegentlichen Geräusch ihrer Löffel, die an den Tassen kratzten.
Aeliana gönnte sich einen seltenen Moment der Ruhe und ließ ihre Gedanken schweifen, während die Wärme des Eintopfs sich in ihrer Brust ausbreitete. Zum ersten Mal seit Tagen fühlte sich die bedrückende Last dieses fremden Landes ein wenig leichter an.
Die Stille zwischen ihnen zog sich hin, nur das gelegentliche Klirren eines Löffels gegen die Tasse vermischte sich mit dem leisen Knistern des Feuers. Aelianas Blick ruhte auf dem Eintopf, doch ihre Gedanken waren weit weg von dem Essen.

Die Ereignisse des Tages spielten sich immer wieder in ihrem Kopf ab – das bedrückende Gelände, die Monster, die Abenteurer. Ihr Griff um die Tasse verstärkte sich leicht, als sie an ihre verzerrten Gesichter und ihre leuchtend violetten Augen dachte.
„Diese Abenteurer …“, begann sie zögernd, ihre Stimme leise, aber voller Unruhe.

Luca warf ihr einen Blick zu, seine dunklen Augen ruhig und fest, während er den letzten Rest seines Eintopfs aß. Er stellte die Tasse neben sich ab und lehnte sich mit einem leisen Seufzer gegen die Höhlenwand. „Sie sind tot“, sagte er schlicht. „Was auch immer sie zu dem gemacht hat … sie sind keine Menschen mehr.“
Aeliana nickte langsam, ihre Brust zog sich zusammen. „Ich verstehe …“, murmelte sie, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern.

Ihr Blick fiel auf ihren Schoß, ihre Gedanken kreisten. Tot. Sie sind alle tot. Die Worte fühlten sich schwer an, endgültig, aber es gab keine Möglichkeit, die Wahrheit darin zu leugnen.
Ihre Gedanken wanderten zu den Kämpfen, die sie bestanden hatten, zu der Art, wie Luca so mühelos gekämpft und ohne zu zögern eine Welle von Monstern nach der anderen niedergestreckt hatte. Sie dachte an sein Grinsen angesichts der Gefahr, an seine scharfen Worte, die von unerschütterlicher Zuversicht geprägt waren.

Und dann wurde ihr mit einem Schlag klar:

Ohne ihn hätte ich an diesem Ort keinen einzigen Tag überlebt.
Es war ein beunruhigender Gedanke, der ihr die Brust zuschnürte. Sie ballte die Fäuste und grub die Fingernägel in ihre Handflächen, als sie daran dachte, wie oft er sich zwischen sie und die Gefahr gestellt und gekämpft hatte, als wäre sein Leben nichts weiter als ein Werkzeug für ihr Überleben.

Die Erinnerung an sein wildes Grinsen, als er von Monstern umzingelt dastand, blitzte in ihrem Kopf auf.
„Wie kann er nur so lächeln?“, fragte sie sich und warf ihm einen Blick zu. Er sah jetzt so entspannt aus, wie er lässig an der Wand lehnte, als ob das Chaos außerhalb der Höhle nicht existierte.

„Warum machst du das?“, fragte sie plötzlich, bevor sie sich zurückhalten konnte.

Luca hob eine Augenbraue, neigte den Kopf leicht und sah sie mit milder Neugier an. „Was mache ich?“

„… Nichts …“
Aeliana zögerte, die Worte blieben ihr im Hals stecken. Sie warf Luca einen Blick zu, die Frage lag ihr auf den Lippen, aber sie brachte sie nicht über die Lippen. Wie konnte sie ihn das überhaupt fragen? Wie konnte sie die Verwirrung, das Unbehagen, die seltsame Mischung aus Bewunderung und Frustration, die sein Verhalten in ihr auslöste, in Worte fassen?

Sie senkte ihre bernsteinfarbenen Augen auf ihren Schoß und ballte die Hände zu Fäusten, während sie versuchte, die Gedanken zu verdrängen.

Luca schien die Spannung aber zu spüren. Er atmete leise aus, sein Grinsen wurde weniger auffällig, als er den Kopf an die Höhlenwand lehnte.

„Weißt du, kleine Dame“, begann er mit leiser, aber fester Stimme, „dieses Ding, das wir Leben nennen … wenn man ihm zu viel Wert beimisst, wird es selbst zu einer Fessel.“
Aeliana hob abrupt den Kopf und fixierte ihn mit ihrem Blick. „Was?“, fragte sie mit scharfem Tonfall.

Lucas dunkle Augen huschten zu ihr, und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. „Wenn du dich darauf fixierst, wenn du dich so fest daran klammerst, dass es jede deiner Entscheidungen kontrolliert … dann gehört es nicht mehr dir. Es wird zu einem Käfig.“
Ihre Brust zog sich zusammen, als seine Worte sie trafen und etwas in ihr bewegten, das sie nicht genau benennen konnte. Aber bevor sie sich zurückhalten konnte, erwiderte sie: „Wenn du keinen Wert darauf legst, wie kannst du dann überhaupt leben?“

Luca lachte leise, fast amüsiert.
„Wer hat gesagt, dass ich keinen Wert darauf lege?“, fragte er mit leichter Stimme, in der jedoch etwas Tieferes mitschwang. Er beugte sich leicht vor, stützte die Ellbogen auf die Knie und sah ihr in die Augen.

„Nicht zu viel Wert darauf zu legen, bedeutet nicht, gar keinen Wert darauf zu legen“, sagte er. „Ich lasse mich nur nicht davon belasten. Ich genieße es, den Tanz des Lebens zu erleben … zwischen Leben und Tod.“
Aeliana starrte ihn an, ihre Gedanken kreisten, während sie versuchte, seine Worte zu verstehen. „Den … Tanz?“, wiederholte sie mit ungläubiger Stimme.

Luca grinste, sein Ausdruck wild und ungezügelt. „Genau. Dieser Moment, in dem alles in der Schwebe ist, in dem du nicht sicher bist, ob du den nächsten Schritt machst oder fällst. Da ist das Leben am intensivsten. Da spürst du es wirklich.“
Ihre Brust zog sich noch mehr zusammen, ihre Gedanken drehten sich im Kreis. „Das ist …“ Sie zögerte und suchte nach den richtigen Worten. „Das ist leichtsinnig.“

„Vielleicht“, antwortete Luca mit einem Achselzucken. „Aber es ist echt. In diesen Momenten gibt es keinen Platz für Zweifel, für Angst, für irgendetwas anderes als die pure Erfahrung, am Leben zu sein.“
Aeliana ballte die Fäuste in ihrem Schoß und senkte erneut den Blick. Seine Worte verunsicherten sie, nicht weil sie ihr fremd waren, sondern weil sie eine Saite in ihr zum Klingen brachten, die sie nicht bereit war anzuerkennen.

„Ist das der Grund, warum er so lächelt?“, fragte sie sich und ihre Gedanken wirbelten durcheinander. „Weil er keine Angst hat? Weil er … frei ist?“
Der Gedanke war sowohl ärgerlich als auch faszinierend. Sie konnte es nicht verstehen, aber ein Teil von ihr – tief in ihrem Inneren – beneidete ihn darum.

Aeliana saß still da, ihre Gedanken waren ein Wirrwarr aus Verwirrung und widerwilligem Verständnis. Lucas Worte hallten in ihrem Kopf nach und zogen an Fäden, die sie noch nicht bereit war zu entwirren. Sie antwortete nicht weiter, und Luca, wie es seine Art war, drängte nicht weiter.
Stattdessen streckte er sich, stand auf und klopfte sich lässig den Staub von seinem Mantel. Er sah zu ihr hinunter, sein Grinsen wurde verspielter.

„Also“, sagte er und stellte seine leere Tasse beiseite, „da du das Essen gemacht hast, ist es wohl nur fair, dass ich den nächsten Teil übernehme. Ich mache den Tee.“

Aeliana blinzelte, überrascht von dem plötzlichen Themenwechsel.
„Es war doch nicht schlecht, oder?“, fragte er mit leichtem Tonfall und hob eine Augenbraue.

Sie zögerte, als ihr die Erinnerung an seinen Tee von vorhin in den Sinn kam. Trotz allem musste sie zugeben – zumindest leise –, dass er gar nicht so schlecht war.
„Ja“, flüsterte sie kaum hörbar.

Lucas Grinsen wurde breiter. „Das hab ich mir gedacht.“

Damit drehte er sich um und holte einen kleinen Wasserkessel aus seinem Raumgeheimnis, dessen poliertes Metall im schwachen Licht der Höhle leicht glänzte. Aeliana sah zu, wie er vorsichtig Wasser aus einer Feldflasche in den Kessel goss, seine Bewegungen waren bedächtig, aber entschlossen.
Er hockte sich ans Feuer, schob die Glut mit geübter Hand zurecht und stellte den Kessel darauf. Das leise Zischen des erhitzten Wassers erfüllte die Stille, und Luca lehnte sich leicht zurück, die Hände auf den Knien, während er wartete.

„Das scheint dir Spaß zu machen“, sagte Aeliana leise und beobachtete ihn mit ihren bernsteinfarbenen Augen, während er arbeitete.

Luca warf ihr einen amüsierten Blick zu. „Was, Tee kochen?“
Sie schüttelte den Kopf und ließ ihren Blick auf seinem Gesicht ruhen. „Normal zu sein“, sagte sie nach einem Moment mit unsicherer Stimme.

Luca antwortete nicht sofort. Sein dunkler Blick wanderte zurück zum Kessel, und sein Grinsen verschwand und wurde weicher. „Es ist eine nette Abwechslung“, sagte er schließlich mit leiserer Stimme.
Aeliana neigte den Kopf, überrascht von der Aufrichtigkeit in seiner Stimme. Doch bevor sie weiterfragen konnte, strömte der zarte Duft von Tee durch die Luft und vermischte sich mit dem verblassenden Aroma des Eintopfs.

Luca sah sie erneut an, sein Grinsen kehrte zurück. „Ich hoffe, du bist bereit“, sagte er und holte eine kleine Dose mit Teeblättern aus seinem Raumgepäck. „Dieses Mal werde ich dich vielleicht sogar beeindrucken.“
Aelianas Lippen zuckten, und trotz ihrer Bemühungen huschte ein leichtes Lächeln über ihr Gesicht. „Das werden wir ja sehen“, sagte sie mit einer Spur von Herausforderung in der Stimme.

Luca lachte leise und gelassen, während er die Teeblätter in die Kanne gab. Die folgenden Momente waren seltsam ruhig, die Anspannung des Tages wich einer kurzen Atempause.

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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