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Kapitel 411: Kleine Glut

Kapitel 411: Kleine Glut

Lucavion lehnte sich gegen die Höhlenwand, das flackernde Feuer warf lange Schatten auf sein Gesicht. Seine dunklen Augen wanderten zu Aeliana, die kurz nach dem Trinken des von ihm zubereiteten Tees in einen unruhigen, aber friedlichen Schlaf gefallen war. Ihr zierlicher Körper war leicht auf die Seite gekrümmt, ihr Atem ging langsam und gleichmäßig, die Anspannung, die ihre Gesichtszüge geprägt hatte, war endlich gewichen.
Er neigte den Kopf und beobachtete sie mit einem leichten Grinsen auf den Lippen. Trotz ihrer feurigen Worte und ihres trotzigen Blicks hatte sie etwas fast Kindliches an sich, wenn sie so schlief – verletzlich, als hätte sie zum ersten Mal seit langer Zeit ihre Schutzmauer fallen lassen.
„Was für ein bedürftiges Mädchen“, murmelte er leise, wobei seine Worte von einer Mischung aus Verärgerung und leiser Belustigung geprägt waren. Sein Tonfall war sanft, seine Stimme kaum über das Knistern des Feuers hinweg zu hören. Finden Sie Ihr nächstes Buch in My Virtual Library Empire
Sein Grinsen verschwand ein wenig, als sein Blick auf ihr ruhte. Das warme Licht des Feuers spielte mit ihren blassen Gesichtszügen, und für einen Moment dachte er über die Bedeutung ihrer Worte von vorhin nach – über ihre Wut, ihren Schmerz, ihre Verzweiflung. Es war nicht das erste Mal, dass er jemanden sah, der so in sich gefangen war, aber Aeliana hatte etwas Besonderes an sich. Etwas Unverfälschtes. Etwas Unvollendetes.
„Was treibt dich an, weiterzumachen, selbst wenn du denkst, dass du schon aufgegeben hast?“, fragte er sich, wobei sein Grinsen vollständig verschwand und einem nachdenklichen Ausdruck wich. „Du bist stärker, als du denkst, aber diese Stärke ist so tief vergraben, dass du sie nicht einmal sehen kannst.“

Er legte seinen Unterarm auf sein Knie und trommelte mit den Fingern gegen den Griff seiner Klinge, während er seinen Blick wieder auf das Feuer richtete.
Die Schatten tanzten wild und spiegelten die unruhigen Gedanken wider, die durch seinen Kopf schossen.

„Ich schätze, deshalb kann ich dich nicht einfach so allein lassen.“

Der Gedanke überraschte sogar ihn selbst, und er lachte leise und schüttelte den Kopf. „Du bist Ärger“, murmelte er und warf einen Blick auf ihre schlafende Gestalt. „Und ich scheine ihn anzuziehen.“
Aber seine Worte waren nicht böse oder bitter. Wenn überhaupt, dann lag ein Hauch von etwas Wärmerem darin – ein Echo der stillen Fürsorge, die ihn zuvor dazu getrieben hatte, sie aus dem Abgrund zu ziehen, selbst auf seine eigenen Kosten.
Er rückte ein wenig zur Seite und zog seinen Mantel enger um sich, als das Feuer zu erlöschen begann. Seine [Flamme der Tagundnachtgleiche] regte sich leicht in ihm, und mit einer Handbewegung fügte er den Glutresten einen sanften Impuls Mana hinzu, um sie wieder zum Leben zu erwecken.

Das sanfte Leuchten erfüllte erneut die Höhle und vertrieb die Kälte der Nacht. Lucavion lehnte seinen Kopf gegen die Wand und schloss kurz die Augen.
„Ruh dich aus, kleine Glut“, murmelte er leise, mehr zu sich selbst als zu ihr. „Du hast noch einen langen Weg vor dir.“

Ein Hauch von einem Lächeln spielte um seine Lippen, als er die Ruhe des Augenblicks auf sich wirken ließ. Zumindest für den Moment hatte sich der Sturm ihrer gemeinsamen Reise gelegt.
Sein Blick wanderte über Aelianas schlafende Gestalt, und sein Grinsen verschwand, als das schwache Flackern des Feuers die dunklen Flecken beleuchtete, die sich über ihren Körper ausbreiteten. Sie krochen ihren Hals hinauf, wanden sich um ihre Arme und verschwanden unter den Falten ihrer Kleidung.
Auf ihrem blassen Gesicht, das bereits jegliche Wärme verloren hatte, die die meisten Menschen für selbstverständlich hielten, verzerrten die schwarzen Streifen ihre Gesichtszüge noch mehr und verliehen ihr eine unnatürliche Schärfe, die selbst der Schlaf nicht mildern konnte.
Er atmete leise aus, kniff die dunklen Augen zusammen, beugte sich leicht vor und stützte sein Kinn auf die Hand. „Kein Wunder, dass sie sich so sieht.“ Die Flecken waren mehr als nur Makel – sie waren Narben, sichtbare Beweise für die Last, die sie jeden Tag trug. Eine Erinnerung an ihr Leiden, ihre vermeintliche Schwäche und die Ablehnung, die sie deswegen erdulden musste.
Für die meisten waren sie zweifellos ein Spiegelbild dessen, was sie über sich selbst zu glauben gelernt hatte: dass sie kaputt war. Hässlich. Unwürdig. Er konnte sich vorstellen, wie diese Gedanken sie quälten, wie sie wuchsen wie ein Schatten, den die schwarzen Linien auf ihrer Haut warfen.

Aber für ihn waren die Narben nur das – Narben. Zeugnisse einer Geschichte, die noch geschrieben wurde, von Kämpfen, die sie durchgestanden hatte, aber noch nicht verloren waren.
Er neigte leicht den Kopf und murmelte mit leiser, aber fester Stimme: „Aber egal, ob du mir vertraust oder nicht, du wirst geheilt werden. Egal, was passiert.“
Seine Worte hingen in der Luft, leise und entschlossen. Es war keine Erklärung für sie oder ein leeres Versprechen, um ihre Ängste zu beruhigen. Es war eine Absichtserklärung, ein leises Gelübde, das er sich selbst gab. Schließlich hatte ihr Heilungsprozess bereits begonnen, ob sie es nun bemerkte oder nicht.
Es gab einen Grund, warum er sie gesucht hatte, warum er so viel unternommen hatte, um sicherzustellen, dass sie sich ausgerechnet hier begegnen würden. Das war kein Zufall. Lucavion kannte diesen Ort und verstand seine Bedeutung besser als die meisten anderen. Er war in „Shattered Innocence“ ausführlich beschrieben worden, eingebettet in eine der Nebengeschichten zwischen den Bänden – ein flüchtiges, aber entscheidendes Ereignis, das als Dreh- und Angelpunkt für die größere Erzählung diente.
Die Beschreibungen kamen ihm jetzt wieder in den Sinn, lebhaft und präzise. Die geheimnisvollen Ruinen, die Wirbel, die den Raum verzerrten, die verdorbene Energie, die alles durchdrang – dieser Ort war mehr als nur gefährlich. Er war voller Möglichkeiten, ein Scheideweg, an dem Wege zusammenliefen und Schicksale neu geschrieben wurden.

Und im Zentrum von allem stand Aeliana.

„Hier fängt es an“, dachte Lucavion, während sein dunkler Blick sich auf ihr schlafendes Gesicht richtete. „Der Punkt, an dem sich alles für dich ändert.“
Ihre Heilung würde nicht einfach sein. Es würde mehr als nur die richtigen Umstände und den richtigen Ort erfordern. Es würden Prüfungen auf sie zukommen, Entscheidungen, die sie treffen musste, und Wahrheiten, denen sie sich stellen musste. Aber er hatte sie hierher gebracht, weil er wusste – mit der Gewissheit von jemandem, der ihre Geschichte gelesen hatte, bevor sie jemals geschrieben worden war –, dass sie hier die Chance finden würde, sich selbst zurückzugewinnen.
Sein Grinsen kehrte zurück, schwach, aber mit einer leisen Entschlossenheit. „Vielleicht hasst du mich jetzt, kleine Glut. Vielleicht wirst du mir nie vertrauen. Aber Vertrauen ist nicht wichtig.“

Er lehnte sich gegen die Wand, verschränkte die Arme und ließ seinen Blick zum flackernden Feuer schweifen. Die Glut spiegelte das schwache Leuchten der [Flamme der Tagundnachtgleiche] tief in seinem Inneren wider, deren Wärme ihn in der Kälte der Höhle beruhigte.
„Was zählt, ist, dass du wieder hell brennen wirst.“

Mit diesem Gedanken schloss er kurz die Augen, während das leise Knistern des Feuers und der sanfte Rhythmus von Aelianas Atem die Höhle erfüllten. Vorerst ließ er die Stille auf sich wirken, wohl wissend, dass der Sturm noch nicht vorbei war.

Es war nur das Auge.

******
Aelianas Augen flatterten auf und das schwache Licht des Feuers begrüßte sie. Das leise Knistern der Flammen erfüllte die Luft, ein sanfter Rhythmus, der sie vollständig aus dem Schlaf weckte. Einen Moment lang lag sie still da, ihr Geist war noch benebelt, während sie versuchte, sich zu orientieren.

Dann kam alles zurück.

Die Höhle. Das Feuer. Luca.

Sie setzte sich langsam auf und ihre Finger streiften den kühlen Stein unter ihr.
Ein leichter Schmerz von Erschöpfung war noch in ihren Gliedern zu spüren, aber er war jetzt gedämpft, übertönt von der Wärme der Ruhe und der anhaltenden Sättigung von ihrer früheren Mahlzeit.

Ihre bernsteinfarbenen Augen suchten den Raum ab und nahmen die schwachen Schatten wahr, die an den zerklüfteten Wänden flackerten. Das Feuer brannte noch immer gleichmäßig in der Mitte der Höhle, aber der Ort wirkte leerer, stiller.

Luca war weg.
Aeliana runzelte die Stirn, als sie sich umsah, ihr Blick huschte zum Eingang der Höhle und dann zu den verstreuten Habseligkeiten in der Nähe. Sein Rucksack war noch da, die provisorische Schlafrolle unberührt.

Sie rappelte sich auf, ihre Bewegungen langsam und vorsichtig, während sie sich an den leichten Schwindel gewöhnt, der sie noch immer umgab.

„Hm…“, murmelte sie leise, während sie sich festhielt.
Sie schlang die Arme um sich und trat näher an das Feuer heran, dessen Wärme ihre Haut durchdrang. Sie starrte in die tanzenden Flammen.

„Wo ist er hingegangen?“

Die Frage schwirrte in ihrem Kopf herum, und ein flüchtiges Unbehagen machte sich breit. Sie war sich nicht sicher, ob es seine Abwesenheit war oder die Tatsache, dass sie sich darüber Gedanken machte, was sie mehr beunruhigte.
Ihr Blick wanderte wieder zum Eingang der Höhle, und sie machte einen zögernden Schritt darauf zu, ihre nackten Füße streiften den rauen Stein. Kühle Luft strömte von draußen herein und trug den schwachen Geruch von feuchter Erde mit sich.

„Ist er einfach so gegangen?“, murmelte sie leise, und dieser Gedanke löste eine Mischung aus Verärgerung und Verwirrung in ihr aus.

„Habe ich nicht.“

Aeliana zuckte bei dem Klang seiner Stimme zusammen, die scharf und ruhig war und ihre Gedanken wie das Knistern des Feuers durchdrang. Ihre bernsteinfarbenen Augen schossen zur Höhlenöffnung, als Lucas Gestalt aus den Schatten trat und in den warmen Schein der Flammen trat.

Ihr Atem stockte.
Seine Kleidung war mit Blut bespritzt, und auf seiner Stirn glänzte Schweiß. Sein dunkles Haar klebte leicht an seiner Stirn, und leichte Kratzer zierten seine bloße Haut. Über seiner Schulter trug er etwas, das wie die Überreste einer Kreatur aussah – ihr schlaffer Körper baumelte leblos herunter, ihre schuppige Haut war an einigen Stellen zerrissen.
Ihr Herz zog sich zusammen, und ein unangenehmes Gefühl stieg in ihr auf. „Du …“, begann sie mit leicht zitternder Stimme. „Was … ist passiert?“

Luca ließ die Kreatur unsanft neben dem Feuer fallen und rieb sich die Hände aneinander, als wolle er unsichtbaren Staub davon entfernen. Er warf ihr einen Blick zu, auf dem ein leichtes Grinsen lag, das jedoch nicht seine übliche Arroganz hatte.
„Monster“, sagte er einfach, in einem Tonfall, als würde er über das Wetter reden. „Nichts, womit ich nicht fertig geworden wäre.“

Ihr Blick huschte zu dem Blut auf seinem Hemd, dann zurück zu seinem Gesicht. „Du hast gegen sie gekämpft?“, fragte sie mit kaum mehr als einem Flüstern.
„Klar.“ Er hockte sich gemächlich neben das Feuer und nahm ein Tuch, um sich die Hände abzuwischen. „Sie kamen zu nahe. Wir konnten sie doch nicht hier reinlassen, oder?“

Aeliana starrte ihn an, ihre Gedanken kreisten. Trotz seiner üblichen Selbstsicherheit hatte seine Art zu sprechen etwas Bodenständiges – als wäre es nur eine weitere Aufgabe, die er ohne zu zögern übernommen hatte.
„Du …“, begann sie, doch ihre Kehle schnürte sich zusammen.

Luca blickte auf, seine dunklen Augen trafen ihre. Er neigte den Kopf leicht und sein Gesichtsausdruck wurde weicher. „Denk daran“, sagte er mit leiser, aber fester Stimme. „Ich habe es versprochen. Ich werde dich nicht hier lassen.“

Ihr Atem stockte erneut, seine Worte zerstreuten ihre Zweifel mit entwaffnender Leichtigkeit.
Die Angst, die Unsicherheit, die anhaltende Wut – alles schien zu schwanken und wurde durch etwas Ruhigeres ersetzt, etwas, das sie nicht recht benennen konnte.

„Warum?“, fragte sie, obwohl sie versuchte, ruhig zu klingen, zitterte ihre Stimme. „Warum gehst du so weit?“

Luca lehnte sich leicht zurück, sein Grinsen kehrte zurück, obwohl es jetzt einen Hauch von Müdigkeit hatte. „Weil ich es versprochen habe“, antwortete er einfach.
Die Einfachheit seiner Worte traf sie härter als erwartet und machte sie für einen Moment sprachlos.

Er warf einen Blick auf den Körper der Kreatur und dann wieder zu ihr. „Wenn du dich stark genug fühlst, kannst du mir vielleicht mit deiner Gourmet-Expertise sagen, ob dieses Ding essbar ist“, sagte er in leichtem, neckischem Ton.
Aeliana blinzelte, überrascht von dem plötzlichen Tonfallwechsel. „Du bist lächerlich“, murmelte sie, obwohl ihre Worte nicht böse gemeint waren.

„Das höre ich oft.“

Er antwortete mit einem Lächeln.

———-A/N————

Ich hoffe, euch haben die letzten Kapitel gefallen. Ich habe gerade meinen neuen PC bekommen und kann endlich wieder ein paar Spiele spielen—-> Wenn ich Zeit habe….was ich wohl nicht haben werde…

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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