Aeliana erstarrte mitten im Schluck, ihre bernsteinfarbenen Augen huschten über den Rand der Tasse zu Luca. Er lehnte sich zurück, seine grinsende Miene war so ärgerlich hartnäckig wie immer, doch in seinen dunklen Augen blitzte Neugier auf.
„Also“, sagte er erneut, sein Tonfall lässig, aber bestimmt. „Wann sagst du mir endlich deinen Namen?“
Sie senkte die Tasse langsam und umklammerte den warmen Keramikrand mit ihren Fingern, während sie ihn misstrauisch musterte. „Warum ist das wichtig?“, fragte sie defensiv.
„Nun“, begann Luca mit einem breiteren Grinsen, „du kennst meinen Namen bereits – Luca – und da du mich die ganze Zeit beobachtet hast, weißt du wahrscheinlich noch viel mehr über mich.“ Er neigte den Kopf, sein Blick war scharf und wissend. „Ich hingegen weiß nicht einmal deinen Namen.“
Aeliana erstarrte und umklammerte die Tasse fester. „Ich habe dich nicht beobachtet“, murmelte sie, obwohl die Hitze, die ihr in den Nacken stieg, ihre Verlegenheit verriet.
„Ach ja, klar“, sagte Luca mit gespielter Ernsthaftigkeit. „Du hast nur zufällig von dem Schiff aus in meine Richtung geschaut. Sicher ein Zufall.“
Sie warf ihm einen bösen Blick zu und presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen.
„Aber“, fuhr er fort, sich leicht nach vorne beugend und seinen Tonfall ein wenig mildernd, „wenn wir schon zusammen hier festsitzen, ist es doch nur logisch, dass ich deinen Namen kenne, oder?“
Aeliana wandte den Blick ab und ließ ihn auf den Becher in ihren Händen fallen. Das Feuer flackerte über ihr Gesicht und betonte die Anspannung in ihrem Ausdruck.
„Ich sehe nicht, warum das nötig ist“, sagte sie mit leiserer Stimme, fast zögerlich.
Luca hob eine Augenbraue, lehnte sich wieder zurück und seufzte theatralisch. „Nötig? Komm schon, es ist nur ein Name. Was kann schon Schlimmes passieren? Ich verspreche dir, ich beiße nicht.“
Sie sah ihn wieder an und kniff die Augen leicht zusammen. „Du bist nervig.“
„Vielleicht“, gab er bereitwillig zu und grinste sie an. „Aber ich hab doch recht.“
Aeliana atmete scharf aus und strich mit den Fingern über den Rand ihres Schleiers, während sie ihre Optionen abwägte. Ein Teil von ihr wollte diese Distanz wahren, an der Barriere festhalten, die sie immer geschützt hatte. Aber ein anderer Teil von ihr – der Teil, der sich durch seine unerschütterliche Präsenz seltsam entwaffnet fühlte – schwankte.
Schließlich sprach sie mit leiser, aber fester Stimme.
„Aeliana“, sagte sie und sah ihm in die bernsteinfarbenen Augen.
Lucas Grinsen wurde etwas milder, sein Gesichtsausdruck wurde nachdenklich, als er den Namen wiederholte. „Aeliana“, sagte er, fast so, als würde er prüfen, wie es sich auf seiner Zunge anfühlte. „Das passt zu dir.“
Ihre Wangen erröteten leicht, und sie wandte schnell den Blick ab, ihre Stimme klang scharf, als sie murmelte: „Denk nicht zu viel rein.“
„Zu spät“, antwortete Luca und grinste wieder.
Sie warf ihm erneut einen bösen Blick zu, aber diesmal lag weniger Gift darin. So sehr sie es auch hasste, es zuzugeben, es war eine seltsame Erleichterung, ihn ihren Namen sagen zu hören – als wäre ein Teil von ihr ohne Vorurteil anerkannt worden.
Luca streckte seine Beine vor sich aus und wandte seinen dunklen Blick wieder dem Feuer zu. „Also, Aeliana“, sagte er beiläufig. „Du hast denselben Namen wie die Tochter des Herzogs Thaddeus.“
Lucas dunkle Augen funkelten verschmitzt, als er sich leicht nach vorne beugte und die Ellbogen auf die Knie stützte. „Also, Aeliana“, sagte er mit leichter, aber deutlicher Stimme, „du hast denselben Namen wie die Tochter des Herzogs Thaddeus.“
In dem Moment, als die Worte seinen Mund verließen, versteifte sich Aeliana und ihre Finger umklammerten den Becher. Die Reaktion war subtil, aber unverkennbar, und Lucas Blick wurde schärfer.
Er neigte leicht den Kopf, und ein verschmitztes Lächeln umspielte seine Lippen. „Meine Herzogin?“
Ihre bernsteinfarbenen Augen schossen zu ihm, weit aufgerissen und erschrocken, bevor sie schnell den Blick senkte. „Nenn mich nicht so“, sagte sie leise, ihre Stimme mit einer Bitterkeit, die sie nicht ganz verbergen konnte. „Ich bin keine Herzogin oder so.“
Luca hob eine Augenbraue, sein Gesichtsausdruck neugierig, aber unaufdringlich. „Warum nicht?“
„Warum?“, wiederholte Aeliana mit schärferem Ton, während sie die Tasse fester an ihre Brust drückte. „Weil ich nutzlos bin.“
Das Wort hing schwer und scharf in der Luft. Lucas Grinsen verschwand ein wenig, sein Gesichtsausdruck wurde ruhiger und nachdenklicher.
„Nutzlos“, wiederholte er, wobei das Wort von seiner Zunge rollte, als wolle er sein Gewicht prüfen. „Das ist … eine interessante Wortwahl.“
Aelianas Brust zog sich zusammen, als ungebetene Erinnerungen auftauchten und sie in einen Sturm von Gedanken rissen, die sie so sehr zu verdrängen versucht hatte.
Sie erinnerte sich an den spöttischen Ausdruck auf Madeleinas Gesicht, an die grausamen Worte, die vor Verachtung trieften, als sie über ihr stand. „Du bist nicht geeignet, jemanden zu führen. Bleib einfach aus dem Weg – du ziehst nur alle runter.“
Die Erinnerung verdrehte sich weiter und wechselte zu dem strengen, müden Blick ihres Vaters, als er mit bedächtiger Stimme über ihre Verlobung sprach. „Es ist notwendig für die Familie, Aeliana. Wir können so nicht weitermachen.“
Sie wusste, was er wirklich meinte. Es ging nicht nur um Bündnisse oder Pflicht. Ihre Krankheit, ihre Schwäche – das war eine Last, die er nicht mehr tragen konnte.
Aelianas Knöchel wurden weiß, als sie die Tasse umklammerte, ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Ich bin nicht nur nutzlos. Ich bin eine Belastung. Wegen mir kann er nicht vorankommen. Wegen mir steckt die Familie in der Schwebe.
Ihre Fingernägel gruben sich in den Keramikrand, die Hitze des Tees drang kaum durch den kalten Schmerz in ihrer Brust.
Lucas Stimme riss sie aus ihren Gedanken. „Glaubst du das wirklich?“, fragte er, seine Stimme jetzt sanfter, fast zärtlich.
Sie sah zu ihm auf, überrascht von seinem veränderten Gesichtsausdruck. Sein Grinsen war verschwunden, ersetzt von einem ernsten, forschenden Blick.
„Es geht nicht um Glauben“, sagte sie bitter und leise. „Es ist die Wahrheit.“
Luca lehnte sich zurück und ließ seinen Blick über die zerklüftete Decke der Höhle schweifen. Sein Gesichtsausdruck wurde nachdenklich, sein Grinsen verwandelte sich in ein leichtes Lächeln, das eher kontemplativ als amüsiert wirkte.
„Was meinen wir mit dem Wort ’nützlich‘?“, fragte er laut, seine Stimme leise, aber bestimmt, als würde er sowohl zu Aeliana als auch zu sich selbst sprechen.
Aeliana blinzelte, überrascht von dem plötzlichen Tonfallwechsel.
„Bedeutet nützlich zu sein, Menschen zu helfen?“, fuhr Luca fort, während sein Blick den flackernden Schatten folgte, die das Feuer warf. „Oder geht es darum, Ambitionen zu verwirklichen – Werkzeuge, die wir auf dem Weg zu unseren Zielen ’nutzen‘?“
Seine Worte hingen in der Luft und vermischten sich mit der Stille der Höhle. Er warf ihr einen kurzen Blick zu, in seinen Augen blitzte etwas Unlesbares auf, bevor er sich wieder dem Feuer zuwandte.
„Wenn das die Definition von nützlich ist“, sagte er langsam, „bedeutet das dann, dass dein Leben nur dazu da ist, den Ambitionen anderer zu dienen? Ein Sprungbrett für ihre Ziele zu sein?“ Er schüttelte leicht den Kopf, seine Stimme klang ein wenig traurig. „Ist das nicht eine tragische Art zu leben?“
Die Frage hallte in Aelianas Kopf nach, seine Worte trafen einen Nerv, den sie nie zu berühren gewagt hatte. Was bedeutet es, nützlich zu sein? dachte sie, ihre Finger zitterten leicht gegen den Keramikbecher.
Ihr ganzes Leben war auf dem Gedanken der Nützlichkeit aufgebaut – ihrer Familie zu dienen, ihr Vermächtnis zu schützen, ihren Erwartungen gerecht zu werden. Sie hatte das nie in Frage gestellt, nie innegehalten, um darüber nachzudenken, ob es vielleicht noch mehr geben könnte.
Lucas Stimme unterbrach ihre wirbelnden Gedanken, sein Tonfall war immer noch ruhig, aber mit einer leisen Intensität. „Klar“, sagte er, „wir alle haben Verantwortung. Manche Menschen genießen Privilegien, die andere nicht haben, und Privilegien haben ihren Preis. So ist das Leben nun mal.“
Er hielt inne und sah sie aus den Augenwinkeln an. „Du zum Beispiel. Als Tochter eines Herzogs hattest du Zugang zu Dingen, von denen die meisten Menschen nur träumen können – Ressourcen, Bildung, Sicherheit.“
Aeliana versteifte sich, presste die Kiefer aufeinander und bereitete sich auf das unvermeidliche Urteil vor, das sie schon so oft gehört hatte.
„Aber“, fuhr Luca mit ruhiger Stimme fort, „hast du nicht gleichzeitig den Preis dafür bezahlt? Indem du diese Krankheit bekommen hast?“
Ihre Augen weiteten sich leicht, die Frage traf sie unvorbereitet.
„In diesem Sinne“, sagte Luca und sah ihr fest in die Augen, „verdient du es nicht, zu leben? Mehr zu sein, als nur für jemand anderen ’nützlich‘ zu sein? Hast du nicht schon genug bezahlt?“
Die Tasse in ihren Händen fühlte sich irgendwie schwerer an, die Wärme des Tees erreichte sie nicht mehr, als seine Worte zu ihr durchdrangen.
Verdienen zu leben. Dieser Gedanke war ihr fremd, fast unbegreiflich. Ihr ganzes Leben war eine Abfolge von Tauschgeschäften gewesen – ein Kreislauf aus Privilegien und Lasten, Verpflichtungen und Opfern. Sie hatte nie innegehalten, um darüber nachzudenken, was sie verdient hatte.
„Ich …“, begann sie, aber ihre Stimme versagte, als ihr die Worte im Hals stecken blieben.
Luca beugte sich leicht vor, stützte die Ellbogen auf die Knie und sah sie aufmerksam an. „Es geht nicht darum, ob du für jemand anderen nützlich warst, Aeliana“, sagte er mit sanfterer Stimme, fast schon freundlich. „Es geht darum, ob du fair zu dir selbst warst.“
Ihre Brust zog sich zusammen, ihre bernsteinfarbenen Augen senkten sich auf das Feuer, während sie versuchte, seine Worte zu verarbeiten.
Fair zu sich selbst? Wann war das jemals eine Option gewesen?
„Du musst jetzt nicht antworten“, fügte Luca hinzu, während er sich zurücklehnte und wieder leicht grinste. „Aber denk mal drüber nach. Nützlich zu sein wird sowieso überbewertet.“
Als sie seine Worte hörte, fragte sie sich.
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Aber gleichzeitig spürte sie etwas.
Ein Gefühl, von dem sie wusste, dass sie es nicht haben sollte.
„Was weißt du schon?“