Aeliana lehnte sich gegen die zerklüftete Höhlenwand, endlich satt. Die Wärme des Feuers und das Essen beruhigten ihre angespannten Nerven, aber als sie den letzten Bissen hinunterschluckte, musste sie plötzlich hustend würgen.
Sie hustete erneut, und die plötzliche Trockenheit in ihrem Hals ließ sie zusammenzucken. Bevor sie sich erholen konnte, tauchte eine Flasche Wasser vor ihr auf, die Luca ihr mit ruhiger Hand reichte.
Ihre bernsteinfarbenen Augen huschten zu seinem Gesicht, dann zurück zur Flasche.
„Das …“, sagte sie langsam mit rauer Stimme, „hast du noch eine?“
Luca hob eine Augenbraue, und ein amüsiertes Grinsen huschte über seine Lippen. „Was, wenn nicht?“, fragte er mit neckischem Unterton.
Ihr Stirnrunzeln vertiefte sich, ihre Fäuste ballten sich, als ihr Stolz aufflammte. „Wie kannst du erwarten, dass ich daraus trinke? Ich kann meine Lippen nicht dort hinlegen, wo schon jemand anderes war!“
Sein Grinsen breitete sich zu einem breiten Grinsen aus, seine dunklen Augen funkelten verspielt und schelmisch. „Ah, ich verstehe. Persönliche Grenzen, ja?“
Aeliana errötete, und die Hitze der Verlegenheit und Verärgerung stieg ihr in den Hals. „Es ist auch gut für dich!“, schnauzte sie, ihre Stimme zitterte vor Empörung.
„Für mich?“, fragte Luca und neigte den Kopf leicht, als wäre er wirklich neugierig. „Warum denn?“
Ihr Gesicht glühte noch heißer, und sie stammelte, während sie sich um eine zusammenhängende Antwort bemühte. „Das … das …“
„Weil du krank bist?“, schlug er vor, wobei sein Tonfall milder wurde, aber dennoch einen neckischen Unterton behielt.
Aeliana erstarrte, ihr Atem stockte, als sie seine Worte hörte. Ihre bernsteinfarbenen Augen weiteten sich und ihre Hände umklammerten ihre Knie.
„Wenn du es weißt, warum fragst du dann?“, zischte sie mit scharfer, aber zitternder Stimme.
„Ich wollte nur sichergehen“, antwortete Luca mit festem Blick und entwaffnender Ruhe. Seine Stimme wurde etwas leiser, der neckische Unterton verschwand. „Versteckst du deshalb diese Male? Sind sie wegen deiner Krankheit … oder weil du verflucht bist?“
Das Wort „Male“ traf sie wie ein Schlag, ihr ganzer Körper versteifte sich.
Ihre Gedanken rasten, eine Flut von Erinnerungen drängte sich ihr unaufgefordert auf – das höhnische Grinsen des drahtigen Mannes, sein spöttischer Blick, der auf ihrer entblößten Haut verweilte, der Ekel, der in jedem Gesicht aufblitzte, das sie jemals gesehen hatte, wenn man sie ansah.
„Nein …“
Ihr Atem ging schneller, Panik packte sie. Bilder überlagerten sich in ihrem Kopf: die entsetzten Blicke, die geflüsterten Bemerkungen, die Art, wie die Leute vor ihr zurückwichen, als wäre sie etwas Groteskes.
„Ekelhaft.“
„Sie ist nicht einmal mehr ein Mensch.“
„Verflucht.“
Ihre Sicht verschwamm, die Höhle verblasste, als das Gewicht ihrer Blicke sie zu ersticken drohte. Die Welt begann sich zu drehen, die Ränder ihres Blickfeldes verdunkelten sich, als die Erinnerungen an die Oberfläche drängten. Das spöttische Lachen, die verurteilenden Blicke und die geflüsterten Worte der Abscheu hallten in ihrem Kopf wider und wurden mit jeder Sekunde lauter.
Sie atmete flach und keuchend, ihre Brust zog sich schmerzhaft zusammen.
„Warum jetzt? Warum kommt das immer wieder?“
Ihre Hände umklammerten ihre Knie, ihre Fingernägel gruben sich in ihre Haut, während sie versuchte, sich zu beruhigen. Aber das Gewicht ihrer Selbstverachtung war zu groß und zog sie wie ein Anker nach unten.
„Sie hatten recht“, dachte sie bitter, senkte den Kopf und zitterte am ganzen Körper. „Ich bin ekelhaft. Eine Freak. Ich gehöre nirgendwo hin.“
Die Höhle schien um sie herum zu verschwimmen und sich zu verzerren, die Wärme des Feuers verblasste, als die kalte, erstickende Last ihrer Erinnerungen sie überkam.
„—y!“
Ein fernes Geräusch durchdrang den Nebel, aber es war gedämpft und verzerrt.
„-EY!“
Ihre Augen flogen auf, der harte Klang riss sie zurück in die Gegenwart. Sie blinzelte schnell und sah, dass Luca vor ihr kauerte, seine dunklen Augen auf sie gerichtet.
„Alles okay?“, fragte er, seine Stimme jetzt schärfer, jede Spur von Neckerei verschwunden.
Sein Blick war fest, durchdrang ihre Verwirrung mit einer Intensität, die ihr Herz höher schlagen ließ. Er bewegte sich nicht, berührte sie nicht, aber seine Anwesenheit gab ihr Halt und verankerte sie in der Realität.
Für einen Moment erstarrte sie und starrte ihn an, als versuche sie zu verstehen, wie er so nah an sie herangekommen war, ohne dass sie es bemerkt hatte.
Doch dann wurde ihr die Bedeutung seiner Frage bewusst, und die Panik stieg erneut in ihr auf.
„Er weiß es“, dachte sie und ihre Gedanken rasten. „Er hat es gesehen. Er muss es gesehen haben … er muss denken …“
Bevor er wieder etwas sagen konnte, stieß sie ihn weg. Ihre Hände schossen nach vorne und drückten ihn mit aller Kraft, die ihre zitternden Arme aufbringen konnten, zurück.
„Nicht!“, schrie sie mit brüchiger Stimme, während sie aufsprang und von ihm zurückwich. Ihre Brust hob und senkte sich heftig, als sie ihn anstarrte, ihre bernsteinfarbenen Augen loderten vor einer Mischung aus Angst und Wut. „Komm mir nicht zu nahe!“
Luca stolperte leicht, reagierte aber nicht darauf. Stattdessen stand er langsam auf, strich sich den Mantel glatt und musterte sie mit unlesbarem Gesichtsausdruck.
„Ich wollte dir nicht wehtun“, sagte er ruhig, seine Stimme war gemessen und fest.
„Du lügst!“, schrie Aeliana und ballte die Fäuste an ihren Seiten. Ihr Körper zitterte vor Anstrengung, sich zusammenzureißen, während die Emotionen in ihr zu explodieren drohten. „Du bist genau wie die anderen. Du findest mich eklig, oder?“
Seine Augenbrauen zogen sich leicht zusammen, seine dunklen Augen verengten sich. „Wovon redest du?“
„Du hast sie gesehen, oder?“ schrie sie und ihre Stimme wurde lauter. „Die Male. Du denkst, ich bin verflucht. Du denkst, ich bin eine Art Monster!“
Lucas Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, aber in seinem Blick huschte etwas – Verwirrung? Besorgnis?
Luca stand einen Moment lang still da, seine dunklen Augen auf sie gerichtet, unlesbar, aber fest. Dann huschte ein leichtes Lächeln über seine Lippen, aber es war nicht das spöttische Grinsen, das sie gewohnt war. Dieses Lächeln war sanfter, nachdenklicher.
„Monster …“, sagte er mit leiser, aber klarer Stimme. „Das ist kein Wort, das man leichtfertig in den Mund nehmen sollte.“
Aeliana stockte der Atem, ihr Körper spannte sich an, als seine Worte durch die Luft schnitten.
Er machte einen Schritt auf sie zu.
„Nein“, flüsterte sie scharf und wich instinktiv zurück, ihre Bewegungen unsicher.
Luca neigte leicht den Kopf und musterte sie mit unverwandtem Blick. „Ich glaube nicht, dass du ein Monster bist“, sagte er ruhig, und die Aufrichtigkeit in seiner Stimme verunsicherte sie.
Ihr Herz pochte, ihre Beine zitterten, als sie versuchte, sich zu behaupten. Aber als er einen weiteren bedächtigen Schritt nach vorne machte, wurde der Druck zu groß. Ihre Knie gaben nach und sie fiel auf die Hüften, ihre Hände flogen nach hinten, um sich gegen den kalten, zerklüfteten Boden abzustützen.
„Du lügst“, schrie sie, ihre Stimme brach, als sie sich zurückzog, ihre bernsteinfarbenen Augen weit aufgerissen vor Panik. „Das sagst du nur!“
„Das tue ich nicht“, antwortete Luca mit leiser, aber fester Stimme.
Er machte einen weiteren Schritt und ragte über ihr auf.
„Bleib weg!“, schrie Aeliana mit verzweifelter Stimme, während sie sich gegen die Höhlenwand drückte und wild um sich schlug. „Du lügst nur wie alle anderen!“
Aber Luca blieb stehen. Er ging langsam in die Hocke, seine Bewegungen waren bedächtig, und beugte sich so weit vor, dass sein Schatten auf ihren zitternden Körper fiel.
Sie rang nach Luft, als sie versuchte, weiter zurückzuweichen, aber die Wand hinter ihr bot ihr keinen Ausweg. Ihr Inneres war in Aufruhr, die Echos vergangener Verurteilungen und Selbstverachtung kollidierten mit der ruhigen Gewissheit in Lucas Blick.
„Ich lüge nicht“, sagte er leise, seine Stimme sanft, aber unnachgiebig. „Und ich bin nicht wie die anderen.“
Aeliana presste sich zitternd fester gegen die zerklüftete Wand, als Lucas ruhige Worte die Stille durchbrachen. Aber seine Zusicherungen, sein fester Blick, lösten in ihr nur einen noch heftigeren Sturm aus.
„Nein“, spuckte sie mit heiserer, aber trotziger Stimme. „Du lügst. Du bist genau wie die anderen.“
Luca neigte leicht den Kopf, sein Gesichtsausdruck war ruhig und geduldig. „Die anderen wer?“, fragte er leise.
Aelianas Brust hob und senkte sich, während sie ihn anstarrte, ihre bernsteinfarbenen Augen vor Wut und Verzweiflung lodernd. „Die Leute, die dasselbe gesagt haben“, schnappte sie, ihre Stimme zitterte vor rohen Emotionen. „Alle – am Anfang – haben alle dasselbe gesagt.“
Ihre Fäuste ballten sich an ihren Seiten, ihre Fingernägel gruben sich in ihre Handflächen, als die Erinnerungen an die Oberfläche drängten.
„‚Lady Aeliana'“, zischte sie bitter, ihre Stimme spöttisch, als sie den widerlichen, süßlichen Tonfall nachahmte, der sie verfolgte. „‚Wir glauben nicht, dass du ein Monster bist.'“
Sie lachte, aber der Klang war hohl, scharf und schmerzvoll. „Weißt du, wie oft ich das schon gehört habe? Wie viele Leute sind mit einem Lächeln und beruhigenden Worten zu mir gekommen? Dutzende. Hunderte. Und weißt du, wie viele geblieben sind?“
Ihr Blick war auf ihn geheftet, wild und unnachgiebig, obwohl ihr die Tränen in die Augen stiegen. „Keiner.“
„Sie sind nur wegen meines Titels zu mir gekommen. Die Erbin des großen Herzogtums, Aeliana Thaddeus. Sie alle wollten etwas – Macht, Status, Reichtum. Aber als sie die Wahrheit sahen …“
Aelianas Atem ging unruhig, ihre Gedanken drehten sich im Kreis, als sie an all die Gesichter dachte, all die Stimmen, die sie einst umgeben hatten. Jede einzelne hatte mit Hoffnung begonnen, mit falschen Versprechungen und sanft gesprochenen Lügen.
„Wir glauben nicht, dass du ein Monster bist.“
Aber als der Schleier fiel, als die Wahrheit ans Licht kam, änderten sich ihre Reaktionen immer. Egal, wie süß ihre Worte auch waren, in ihren Augen zeigte sich Abscheu, gefolgt von Ausreden, Schweigen und schließlich Verlassenheit.
Ihre Fäuste ballten sich fester, ihre Fingernägel gruben sich in ihre Handflächen. Sie hob langsam den Kopf und sah Luca mit wild entschlossenem Blick an.
„Deshalb bist du auch nicht anders“, dachte sie und presste die Kiefer aufeinander.
Aber Luca, der ihrem Blick standhielt, machte einen entschlossenen Schritt auf sie zu.
„Warum sollte ich wie alle anderen sein?“, fragte er mit leiser, aber fester Stimme. „Ich bin ein ziemlich einzigartiger Typ, weißt du?“