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Kapitel 344: Magier (3)

Kapitel 344: Magier (3)

Der junge Mann erstarrte, seine schwarzen Augen weiteten sich, als er den schwach sichtbaren goldenen Blick der Frau in der Robe auffing. Seine Lippen öffneten sich leicht, als wollte er etwas sagen, aber es kam kein Ton heraus. Einen Bruchteil einer Sekunde lang stand er wie angewurzelt da, während die weiße Katze auf seiner Schulter träge mit dem Schwanz wedelte, völlig unbeeindruckt von der Reaktion ihres Herrn.

Der Mann in der Robe neben der Frau bemerkte das sofort.
Seine Haltung versteifte sich, und seine Stimme schnitt scharf und befehlend durch die Luft. „Hey! Tritt beiseite!“

Der Ruf zerbrach den Moment wie zerbrechendes Glas. Der junge Mann blinzelte schnell, als wolle er einen Dämmerzustand abschütteln, bevor sein verschmitztes Lächeln so schnell zurückkehrte, wie es verschwunden war. Er hob die Hände in einer gespielten Geste der Kapitulation, sein Tonfall leicht und entschuldigend. „Ähm, ich glaube, ich habe zu lange gestarrt. Entschuldigen Sie bitte mein Benehmen.“
Mit einer schnellen, fließenden Bewegung trat er zurück und machte den beiden in Roben Platz. Die weiße Katze auf seiner Schulter warf der Frau in der Robe einen trägen, starren Blick zu, als wäre auch sie neugierig auf sie. Dann wandte sie den Kopf ab, völlig desinteressiert.

Die Frau in der Robe sagte nichts, ihre blauen Augen huschten kaum zu dem jungen Mann, als sie an ihm vorbeiging.
Ihr Begleiter jedoch warf dem jungen Mann einen Blick zu, der das Meer draußen hätte gefrieren lassen können. Mit einem letzten bedächtigen Schritt führte der Mann in der Robe die Frau aus der Taverne, und die schwere Tür fiel hinter ihnen ins Schloss.

Der junge Mann blieb noch einen Moment lang in der Tür stehen, sein Lächeln verschwand und machte einem nachdenklichen Ausdruck Platz, während er ihnen nachblickte. Abwesend streckte er die Hand aus, um die Katze am Rücken zu streicheln, und das Tier schnurrte leise.
„Na, war das nicht interessant?“, murmelte er leise vor sich hin, so dass niemand in der Taverne ihn hören konnte.

Dann drehte er sich wie auf Knopfdruck wieder zur Bar um, seine lockere Haltung war wieder da. Sein Grinsen wurde breiter und er rief dem Barkeeper zu, während er durch den Raum ging: „Ich nehme einen Drink! Etwas Starkes. Das war ein anstrengender Tag.“
An ihrem Tisch tauschten Lianne und ihr Bruder einen Blick. Ihr Bruder lehnte sich in seinem Stuhl zurück und folgte dem jungen Mann mit den Augen, während dieser durch den Raum ging.

„Da ist noch einer, den wir im Auge behalten sollten“, murmelte er.

Als ihr Bruder sich in seinem Stuhl zurücklehnte und den jungen Mann an der Bar weiterhin beobachtete, runzelte Lianne verwirrt die Stirn.
Der Mann wirkte doch ganz normal, oder? Abgesehen von der weißen Katze, die auf seiner Schulter saß, und der Narbe, die sich über sein Gesicht zog, schien er nichts Besonderes zu sein.

„Du hast gesagt, wir sollen ihn im Auge behalten“, begann sie mit leiser, fragender Stimme. „Warum? War er nicht ganz normal?“
Der Blick ihres Bruders blieb noch einen Moment länger auf dem Mann haften, bevor er sich mit einem leichten Grinsen wieder ihr zuwandte. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es ist nur ein Gefühl, das ich habe, wenn ich ihn so anschaue.“

„Ein Gefühl?“ Lianne neigte den Kopf und runzelte die Stirn. „Du verlässt dich auf ein Gefühl?“
„Ja.“ Er zuckte mit den Schultern, riss ein weiteres Stück Brot ab und steckte es sich in den Mund. „Ich habe das Gefühl, dass dieser junge Mann auch nicht normal ist.“

Sie verschränkte die Arme und sah ihn skeptisch an. „Du bist doch immer derjenige, der mir sagt, ich soll meine Annahmen auf Logik und Beobachtung stützen. ‚Gefühle retten dich nicht in einem Kampf‘, hast du das nicht letzte Woche gesagt?“
Er lachte über ihre Nachahmung und hob spielerisch die Hände, als wolle er sich ergeben. „Das habe ich gesagt. Und es stimmt auch. Aber hin und wieder begegnet man jemandem, der etwas auslöst. Das Gefühl, dass er nicht das ist, was er zu sein scheint. Nenn es Intuition, wenn du willst.“

„Intuition“, wiederholte Lianne unüberzeugt. „Das sagt einer, der behauptet, Intuition sei unzuverlässig.“
„Denk nicht zu viel darüber nach“, sagte er und beugte sich vor, um sich noch einen Drink einzuschenken. „Ich sage nur, dass er mir nicht ’normal‘ vorkommt. Das ist alles.“

„Du bist unmöglich“, murmelte sie und schüttelte den Kopf, während sie wieder zu dem jungen Mann an der Bar hinüberblickte. Er lachte jetzt und unterhielt sich ausgelassen mit dem Barkeeper, während er die Katze auf seiner Schulter streichelte.
Es gab nichts Auffälliges an ihm – abgesehen von der seltsamen Narbe und seinem ungewöhnlichen Selbstbewusstsein.

Ihr Bruder beobachtete ihren Gesichtsausdruck und lachte leise. „Du wirst schon sehen, Lianne. Manchmal verraten sich Menschen, ohne es zu merken. Man muss nur genau hinschauen.“
„Und was glaubst du, hat er verraten?“, hakte sie skeptisch nach.

„Noch nichts“, gab er zu. „Aber ich wette, dass mehr in ihm steckt, als wir bisher gesehen haben. Stormhaven ist kein Ort, der gewöhnliche Menschen anzieht.“

Lianne seufzte, ihre Neugier war geweckt. „Na gut. Aber wenn du dich irrst, schuldest du mir eine Erklärung.“
Ihr Bruder grinste und hob seinen Becher zu einem scherzhaften Toast. „Abgemacht. Jetzt trink aus. Die Docks warten morgen nicht auf uns.“

Sie verdrehte die Augen, nippte aber an ihrem Becher, während ihr Blick immer wieder zu dem jungen Mann an der Bar zurückwanderte. Wenn der Instinkt ihres Bruders richtig war, hatte sie das Gefühl, dass sich ihre Wege früher als erwartet wieder kreuzen würden.

*******

Lucavion ließ sich auf den abgenutzten Barhocker fallen, sein langer Mantel fiel locker um ihn herum, während er mit einem behandschuhten Finger auf die Theke klopfte. Der Barkeeper hob eine Augenbraue, und ein leichtes Grinsen huschte über sein vernarbtes Gesicht, als er näher kam.

„Was gibt’s? Ein Bier? Oder bist du hier, um Informationen zu sammeln?“

Lucavion erwiderte das Grinsen, seine dunklen Augen blitzten leicht, als er eine Silbermünze über die Theke schob.
„Beides, eigentlich. Aber zuerst etwas zu essen. Das Frischeste, was du hast.“

Der Barkeeper nahm die Münze und steckte sie mit geübter Leichtigkeit in seine Schürzentasche. „Du hast gutes Timing“, sagte er. „Wir haben gerade frischen Seebarsch bekommen. Mit Kräutern gebraten, serviert mit Brot und Butter. Ist das in Ordnung?“
„Klingt perfekt.“ Lucavion lehnte sich leicht zurück, seine Haltung entspannt, aber entschlossen. Er holte eine weitere Silbermünze hervor, ließ sie kurz zwischen seinen Fingern kreisen, bevor er sie über den Tresen schob. „Und wo wir schon dabei sind, erzähl mir doch mehr über die Expedition des Herzogs. Etwas Wertvolleres.“

Der Barkeeper grinste breit, als er die zweite Münze einsteckte. „Du hast ein Händchen für Geschäfte, Fremder.
Mal sehen, was ich tun kann.“

Während der Barkeeper damit beschäftigt war, dem Küchenjungen eine Bestellung zuzurufen, streifte eine leise, neugierige Stimme Lucavions Gedanken.

„Deine Reaktion?“ Vitaliara sprach leise, aber unverkennbar neugierig, und ihre Präsenz flackerte schwach neben ihm wie ein flüchtiger Lichtschein. „Warum hast du so auf dieses Mädchen reagiert?“
Lucavion antwortete nicht sofort, sondern fuhr mit seinen behandschuhten Fingern über den Rand des Bierkrugs vor ihm. Sein Blick huschte kurz zur Tür, als würde er den Moment in seinem Kopf noch einmal abspielen. Als er endlich sprach, war seine Stimme leise, nur für sie bestimmt.

„Diese Augen“, sagte er einfach, in gemessenem Ton. „Nicht gerade alltäglich, findest du nicht?“
Vitaliara neigte den Kopf, ihre ätherische Gestalt war im schwachen Schein des Feuers hinter der Bar kaum zu erkennen. „Das ist alles? Ihre Augen haben dich erschreckt? Das kann ich kaum glauben, Lucavion. Du bist doch nicht jemand, der sich von Äußerlichkeiten aus der Fassung bringen lässt.“
Lucavion zuckte lässig mit den Schultern, ein leichtes Grinsen umspielte seine Lippen. „Sie war einfach ein hübsches Mädchen“, sagte er unbekümmert, seine Stimme klang völlig unbeeindruckt. „Ich war überrascht, das ist alles.“

Vitaliaras Glanz flackerte heftig, ihre ätherische Gestalt beugte sich näher zu ihm. [Du bist unerträglich, Lucavion.]
Bevor er antworten konnte, schoss ihre Pfote blitzschnell hervor und versetzte ihm einen fast spielerischen Schlag. Der schwache Schimmer ihrer Krallen traf seine Wange und hinterließ einen dünnen, sauberen Schnitt, aus dem ein kleiner Tropfen Blut sickerte.

Lucavion erstarrte für einen Moment, dann lachte er leise und sein Grinsen wurde breiter, als er ihren leuchtenden Blick traf. „Warum bist du jetzt wütend?“, fragte er mit einem Anflug von Belustigung in der Stimme.
Vitaliara antwortete nicht. Stattdessen wandte sie mit einer deutlichen Bewegung ihres Schwanzes den Kopf ab, ihre leuchtende Gestalt pulsierte leicht, als sie eine leise, knappe Antwort gab. [Humph.]
Lucavion hob eine Hand an seine Wange, wischte sich das Blut leicht mit seinem Handschuh ab und schüttelte dann den Kopf. „Keine Antwort, was?“ Seine Stimme klang leicht amüsiert, als er sich gegen die Bar lehnte und einen kurzen Blick in Richtung Küche warf.

Der Barkeeper tauchte wieder auf und trug einen Teller mit gebratenem Seebarsch, dazu knuspriges Brot und eine kleine Schale Butter. Er stellte alles vor Lucavion und nickte. „Hier.
Frisch, wie versprochen.“

„Danke“, sagte Lucavion, neigte leicht den Kopf und nahm ein Stück Brot, seine Bewegungen wirkten lässig.

Doch während er das Brot abbrach, schweiften seine Gedanken ab und die lebhafte Taverne verschwand in den Hintergrund. Sein Grinsen blieb, doch nun hatte es einen schärferen Unterton – nicht mehr amüsiert, sondern nachdenklich.
Dass ich dich ausgerechnet hier treffen würde … dachte er und seine dunklen Augen wanderten kurz in die Ferne, während er die Begegnung in seinem Kopf noch einmal durchspielte. Der schwache Schimmer goldener Augen unter der Kapuze der Frau in der Robe, ihre bedächtige Art, das subtile Gewicht ihrer Präsenz. In seinen Gedanken fügte sich alles zusammen, ein Faden, der sich in ein Bild einwebte, das er nur zu gut kannte.
Tatsächlich, wie erwartet … Du folgst immer noch der Handlung des Romans.

Der Gedanke war von einer Mischung aus Zufriedenheit und etwas Leiserem begleitet – etwas, das fast Resignation war. Er hatte gewusst, dass dieser Moment kommen würde, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass es hier sein würde, in einer belebten Taverne in Stormhaven, inmitten des Lärms der Abenteurer und des Geruchs von Salz und Bier.

Es ist auch schon eine Weile her … Elara.
Endlich hatte er die Hauptfigur dieser Welt getroffen.

Und die Tochter seines vermeintlichen Meisters, die er zu beschützen versprochen hatte.

„Es ist wirklich eine ganze Weile her.“

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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