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Kapitel 323: Die Kraft einer Mutter

Kapitel 323: Die Kraft einer Mutter

Lucavion stand über den verkohlten und zerbrochenen Überresten von Vaelric, sein Degen leuchtete noch schwach im Rest des schwarzen Sternenlichts. Die Luft war voll von dem beißenden Geruch von Asche und Manarückständen, eine deutliche Erinnerung an die Schlacht, die sich gerade abgespielt hatte. Er kniff die Augen zusammen, als er die Szene betrachtete, und ein leichtes Grinsen spielte um seine Lippen.
„Jetzt ist er tot“, dachte Lucavion, ohne dass seine Stimme Zufriedenheit oder Bedauern verriet. Es war einfach eine Tatsache, kalt und unerbittlich.

„Ja …“, hörte er Vitaliaras Stimme in seinem Kopf, leise, aber eindringlich. Sie saß auf seiner Schulter, ihre ätherische Präsenz war beruhigend und beunruhigend zugleich. Ihre goldenen Augen, die normalerweise so strahlend waren, funkelten jetzt vor einem unausgesprochenen Konflikt.
Vaelrics Körper, oder was davon übrig war, lag auf dem zerbrochenen Obsidianboden. Er war der Urheber so viel Zerstörung – derjenige, der die Azure Blossom Sect auseinandergerissen und Vitaliara in die Schatten gezwungen hatte. Und doch, selbst im Tod, war seine Präsenz noch da, wie ein Geist, schwer und unausweichlich.
Lucavions Blick blieb auf Vaelrics Überreste gerichtet, sein Geist so ruhig wie die Luft um ihn herum. Das leise Summen seiner [Flamme der Tagundnachtgleiche] hallte sanft in seinen Ohren, das flackernde schwarze Feuer, das seinen Degen umgab, erlosch langsam. Er spürte die Anziehungskraft von etwas Verbleibendem – ein Nachbild von Macht, ein dunkler Rückstand, der an den Überresten von Vaelrics Gestalt haftete.
Vitalaira sprang anmutig von seiner Schulter auf den Boden und fixierte die zerfetzten Überreste mit ihren goldenen Augen. Ihr Fell schimmerte leicht, ihre himmlische Energie reagierte auf das bedrückende Gewicht des Todes, das die Luft erfüllte.

Sie drehte sich zu ihm um, ihre Stimme war nur ein Flüstern, das von der Stille getragen wurde. „Absorbier ihn.“
Lucavions Lippen verzogen sich zu einem leichten Grinsen, und in seinen dunklen Augen blitzte der bekannte Schalk auf. „Direkt auf den Punkt, was?“ Aber seine Stimme klang nicht wirklich scherzhaft. Er verstand genau, was sie meinte. Die Energie, die durch Vaelrics Körper strömte, war mächtig – roh, ungenutzt und das Ergebnis jahrelanger Kultivierung. Sie durfte nicht verloren gehen.
Ohne zu zögern hob er seinen Estoc, dessen Klinge mit einem Aufleuchten schwarzen Sternenlichts wieder zu lodern begann. Die [Flamme der Tagundnachtgleiche] schlängelte sich entlang der Klinge und war bereit, mit ihrer doppelten Natur – einem Gleichgewicht aus Leben und Tod – die letzten Reste von Vaelrics Macht zu verschlingen.
Die Flamme flackerte, bevor sie nach außen schoss und sich wie eine lebende Ranke nach den Überresten ausstreckte. Als sie Kontakt aufnahm, explodierten die Manareste in einem roten Lichtblitz, dem letzten Widerstand von Vaelrics schwindendem Willen.
Die Energie wich zurück, bevor sie erlag und unaufhaltsam von den hungrigen Flammen verschlungen wurde. Lucavion spürte die Welle der Kraft in dem Moment, als sie in ihn eindrang – ein Rausch von Lebenskraft, vermischt mit der Essenz des Todes, reichhaltig und mächtig. Sein Atem stockte, als sein Körper sie aufnahm, und die Intensität von Vaelrics Kraft aus dem mittleren 4-Sterne-Reich überwältigte ihn für einen kurzen Moment.
„Diese Energie …“, dachte er, sein Grinsen verschwand, als sich seine Konzentration schärfte. Sie war berauschend, fast lebendig, strömte durch seine Adern und drang tief in sein Innerstes ein. Es war nicht nur rohe Kraft – sie trug das Gewicht von Vaelrics Kämpfen, seiner Grausamkeit, seiner Ambitionen.

Der Rausch war sowohl ein Geschenk als auch ein Fluch, eine Erinnerung daran, was es kostete, in einer so gnadenlosen Welt Stärke zu erlangen.
Vitalairas Flammen stiegen neben seinen empor, und ein schwacher Schimmer ätherischen Lichts ergänzte die Szene. Sie beobachtete den Vorgang mit unlesbarem Gesichtsausdruck, und ihre Stimme drang erneut in seine Gedanken.

„Du wusstest, was er war. Du kanntest den Wert seines Todes.“

Lucavion nickte leicht, ohne seinen Blick von den wirbelnden Flammen abzuwenden. „Natürlich wusste ich das.
Ein Kultivierender der mittleren 4-Sterne-Reichsebene kommt nicht jeden Tag vorbei.“ Sein Tonfall verriet ruhige Zuversicht, doch darunter lag die scharfe Kante der Berechnung. „Deshalb habe ich die Söldner mitgebracht. Ohne sie, die seine Kräfte aufgeteilt haben, hätte ich einen harten Kampf hinter mich bringen müssen, um hierher zu gelangen. Ein Risiko, das es wert war, eingegangen zu werden … aber eines, das mit meinem Tod hätte enden können.“
Er ballte die Faust, als die Flammen erloschen und ihre Energie in ihm zusammenfloss. Sein Körper pulsierte vor neu gewonnener Kraft, die Essenz von Vaelrics Tod stand ihm nun zur Verfügung. Das Gefühl war sowohl befriedigend als auch ernüchternd – eine Erinnerung an den Preis der Macht.

Vitaliaras goldene Augen huschten zu ihm, ihr Schwanz rollte sich leicht ein, während sie seine Gedanken aufnahm. „Du bist immer am Berechnen, nicht wahr? Selbst jetzt.“
Lucavion lachte leise und senkte seinen Degen, als die letzten Reste von Vaelrics Energie in ihm verschwanden. „Berechnend? Das würde ich nicht sagen. Praktisch? Auf jeden Fall. Wenn ich das nicht gewesen wäre, würden wir jetzt nicht hier stehen.“
Ihr Blick ruhte noch einen Moment lang auf ihm, bevor sie sich wieder den schwelenden Überresten zuwandte. „In gewisser Weise ist es passend“, sagte sie leise. „Dass die Kraft, mit der er so viel zerstört hat, nun die Grundlage für etwas Größeres ist.“

Lucavions Grinsen kehrte zurück, seine Zuversicht gemildert durch einen seltenen Anflug von Nachdenklichkeit. „Passend oder ironisch … Ich nehme es so oder so.“

THUD!

In diesem Moment bewegte sich jemand.

Lucavions Grinsen verschwand und machte einem scharfen, berechnenden Ausdruck Platz, während das Geräusch durch den Raum hallte. Er drehte sich in Richtung des Geräusches, den Degen fest in der Hand. Vitaliara setzte sich wieder auf seine Schulter, ihr ätherischer Körper angespannt, das Leuchten in ihren goldenen Augen flackerte unruhig.
Die Quelle der Störung war nun klar – eine Gestalt, die schwer gegen eine zerfallene Säule am anderen Ende des Raumes lehnte. Ihre Silhouette war trotz ihres Zustands beeindruckend. Langes schwarzes Haar fiel ihr in einem wirren Durcheinander über den Rücken, ihre Figur war üppig, aber von unzähligen Prellungen und Narben gezeichnet. Ihre Kapuze verdeckte teilweise ihr Gesicht, aber ihre grauen Augen waren unverkennbar, stumpf und hohl, wie Fenster zu einer zerbrochenen Seele.
Lucavion näherte sich ihr langsam, das Echo seiner Stiefel war das einzige Geräusch. Vitaliaras Stimme zitterte in seinem Kopf: „Gabriela?“ Ihre Ungläubigkeit war geprägt von Erkenntnis und Trauer, aber auch von Zögern, als könne sie es nicht ertragen, zu bestätigen, was ihre Augen sahen.
Lucavion blieb knapp vor der Frau stehen und kniff die Augen zusammen. Er konnte das leichte Heben und Senken ihrer Brust sehen, das mühevolle Atmen von jemandem, der weit mehr als sein Maß an Leid ertragen hatte. Sie regte sich leicht, ihr Kopf neigte sich ihm entgegen, mit einer Anstrengung, die sie ihre letzten Kraftreserven zu kosten schien.

„Ah …“
Die Lippen der Frau namens Gabriela öffneten sich, und ein leises Geräusch entwich ihr, während sich ihr Blick immer klarer fokussierte. Ihr Blick wanderte an Lucavion vorbei und blieb auf Vitaliara haften, die neben ihm stand und deren himmlisches Fell schwach leuchtete, als würde es auf die Anwesenheit der Frau reagieren.

„Lady Vitaliara …“, sagte Gabriela mit heiserer, angestrengter Stimme, und jedes Wort schien aus den Tiefen ihrer Erschöpfung zu kommen.
Trotz ihrer Schwäche lag eine leise Ehrfurcht in ihrem Tonfall, ein Hauch dessen, was sie einst gewesen war.

Lucavion runzelte die Stirn, als er Vitaliara ansah, und sein Verstand arbeitete bereits fieberhaft daran, die Fäden dieser unerwarteten Begegnung zusammenzufügen. „Kennst du sie?“, fragte er mit ruhiger, aber neugieriger Stimme.
Vitaliaras goldene Augen funkelten, ihr Schwanz krümmte sich eng um ihren kleinen Körper. „Ja“, antwortete sie mit leiser, aber emotionsgeladener Stimme. Sie trat näher an Gabriela heran, ihre Bewegungen bedächtig, als würde sie sich einer heiligen Erinnerung nähern. „Sie ist … oder war … Gabriela Ailthane, Sektenmeisterin der Azure Blossom Sect. Meine Assistentin.“
Lucavion neigte leicht den Kopf und musterte Gabriela mit einem leichten Stirnrunzeln. „Diese Sekte?“ Sein Tonfall war neutral, aber sein Blick wurde schärfer, als er über die Auswirkungen nachdachte. Eine Kriegerin mit vier Sternen, die so zugerichtet war – das war sowohl ein Beweis für ihre Stärke als auch eine düstere Erinnerung an die Verwüstung, die Vaelric angerichtet hatte.
Gabrielas Atem stockte bei der Erwähnung von Vaelric, ihr Körper zitterte leicht. Sie krallte sich an den Rand ihres zerfetzten Umhangs, ihre Finger waren schwach, aber entschlossen. „Du … du hast ihn getötet?“, krächzte sie und suchte mit ihren grauen Augen Lucavions Gesicht, als würde sie nach Bestätigung suchen.
Lucavion nickte, sein Grinsen kehrte zurück, wenn auch gedämpft durch die Ernsthaftigkeit der Lage. „Er ist weg. Für immer. Du hast mein Wort.“

Ein flüchtiger Funken Erleichterung blitzte in Gabrielas Augen auf, wurde aber schnell von einer Welle des Schmerzes überschattet. Sie sank weiter gegen die Säule, ihre Kräfte schwanden.
Vitaliara sprang zu ihr, schmiegte sich an Gabrielas Arm und streichelte ihn mit einer Zärtlichkeit, die Lucavion selten an ihr sah. „Ruh dich aus, Gabriela. Du bist jetzt in Sicherheit.“

Lucavions scharfer Blick ruhte unverwandt auf Gabriela, die zitternd an der Säule lehnte. Trotz Vitaliaras Versuch, sie zu trösten, schienen die Bemühungen des himmlischen Wesens in der bedrückenden Stille verpuffen.
Gabrielas graue Augen starrten ausdruckslos an ihnen vorbei, ohne Licht, ohne Hoffnung, ohne jede Verbindung zur Welt um sie herum.

Lucavion trat einen Schritt zurück, sein Gesichtsausdruck verhärtete sich. „Ich verstehe …“, murmelte er mit leiser, bedächtiger Stimme. Er musterte sie aufmerksam und bemerkte die völlige Leere in ihrem Blick. Ihr Körper blieb nur aus Gewohnheit aufrecht, aber ihr Geist – ihr ganzes Wesen – war verschwunden.
Ihre Augen verrieten ihm alles. Es waren die Augen von jemandem, der alles verloren hatte, jemandem, dem der Wille zu kämpfen, zu träumen, zu leben genommen worden war. Lucavion kannte diese Augen nur zu gut; er hatte sie in unzähligen Seelen gesehen, die unter der Last einer grausamen Welt zerbrochen waren.

„Du bist fort“, flüsterte er, seine Worte schwer von Verständnis und Endgültigkeit.
Gabriela reagierte nicht. Sie zuckte nicht, nahm seine Anwesenheit nicht wahr. Sie blieb eine zerbrechliche Hülle, ein Geist ihrer selbst. Ihr Schweigen bestätigte nur, was Lucavion bereits wusste.

Seine Finger umklammerten den Griff seines Degen. Langsam, bedächtig zog er die Klinge aus der Scheide, deren dunkles Metall das schwache Licht der Kammer reflektierte.
Die [Flamme der Tagundnachtgleiche] flackerte schwach an der Klinge, ein leises Summen von Leben und Tod, das sich harmonisch miteinander verband.

„Dann“, sagte Lucavion mit fester Stimme, die jedoch von Trauer untermalt war, „werde ich dir das Ende gewähren, nach dem du dich so sehr sehnst.“

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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