Der Untergebene zögerte nicht und rannte los, als ginge es um sein Leben. Die anderen Söldner hielten Abstand, einige ließen ihre Waffen fallen, andere zogen sich an den Rand des Lagers zurück, weil sie ihr Glück nicht gegen den Mann versuchen wollten, der fünf von ihnen so locker erledigt hatte.
Minuten später kündigten schwere Schritte Zirkels Ankunft an. Der Anführer der Mad Dogs kam aus seinem Zelt, sein feuerrotes Haar und sein vernarbtes Gesicht waren unverkennbar. Er trug einen ärmellosen Lederwams, der seine muskulösen Arme enthüllte, und seine ungleichen Augen – eines scharf und bernsteinfarben, das andere milchig-weiß von einer alten Verletzung – musterten die Szene mit einer Mischung aus Verärgerung und Neugier.
„Was zum Teufel ist hier los?“, bellte Zirkel mit einer Stimme, die wie ein Peitschenhieb klang. Sein Blick fiel auf die Leichen, die über den Boden verstreut lagen, dann wanderte er zu dem Fremden, der inmitten des Gemetzels stand und sein schattenhaftes Schwert noch in der Hand hielt. Zirkels Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. „Na, na. Sieht so aus, als hätten wir einen Gast.“
Der Fremde steckte sein Schwert mit einer fließenden Bewegung in die Scheide, wobei die Flammen erloschen. Er hielt Zirkels Blick stand, ohne mit der Wimper zu zucken, seine Stimme war ruhig und fest. „Zirkel, Anführer der Mad Dogs. Ich bin hier, um dich und deine Männer für einen Auftrag anzuheuern.“
Zirkel lachte laut, seine breiten Schultern bebten. „Du hast echt Nerven, hier reinzukommen, meine Männer niederzumachen und dann um einen Gefallen zu bitten. Du bist entweder verrückt oder selbstmörderisch.“
„Weder noch“, antwortete der Fremde kühl. „Ich bin praktisch veranlagt. Ich verschwende keine Zeit mit Verhandlungen mit Hunden, die nicht zuhören können. Deine Männer hatten ihre Chance, sich wie Profis zu benehmen. Sie haben versagt.“
Zirkels Grinsen wurde breiter, und in seinen bernsteinfarbenen Augen blitzte Belustigung auf. „Und warum glaubst du, dass ich für jemanden arbeite, der glaubt, er kann in mein Lager spazieren und mit seinem Schwert herumfuchteln, als gehöre ihm der Ort?“
Der Fremde lachte leise, ein Grinsen umspielte seine Lippen, als er Zirkel fest in die Augen sah. „Warum nicht? Es ist ja nicht so, als würden du und deine Männer nicht genau auf so etwas stehen.“
Zirkels Grinsen verschwand ein wenig, seine bernsteinfarbenen Augen verengten sich, als er einen Schritt näher trat. „Und was genau meinst du damit?“
Der Fremde breitete die Hände aus, seine dunklen Augen blitzten amüsiert. „Du schwingst dein Schwert, als gehörst du hierher. Ist es nicht so, wie sich die Starken verhalten? Nennt man euch nicht deshalb die Mad Dogs? Weil ihr euch vor niemandem verbeugt, euch nehmt, was ihr wollt, und nach euren eigenen Regeln lebt.“
Zirkels ungleicher Blick verhärtete sich, seine Fäuste ballten sich an seinen Seiten. Die Wahrheit in den Worten des Fremden traf ihn ins Mark. Das war ihre Art – Chaos und Gewalt als Credo, Stärke als einzige Währung. Das war der Grund, warum es die Mad Dogs gab, warum sie gefürchtet waren und warum Zirkel sich an die Spitze gekämpft hatte, um sie anzuführen.
Aber Zirkels Stolz brannte heißer als jede Wahrheit. Er würde sich von diesem selbstgefälligen Bastard nicht ihre Philosophie vorhalten lassen, nicht, wenn die Leichen seiner Männer noch auf dem Boden lagen. „Du hast Mut, das muss ich dir lassen“, sagte Zirkel mit leiser, gefährlicher Stimme.
„Aber glaub nicht, dass du hier reinkommen und mich wie ein hochnäsiger Prediger belehren kannst. Du hast meine Männer abgeschlachtet, als wären sie nichts. Glaubst du, ich lass das einfach so durchgehen?“
Das Grinsen des Fremden verschwand nicht. „Wenn du jetzt schwankst, solltest du das vielleicht tun. Wie kannst du dich ihr Anführer nennen, wenn du dich nicht gegen jemanden verteidigen kannst, der stärker ist als du?“
Zirkels Kiefer presste sich zusammen und seine Knöchel knackten, als er die Fäuste ballte. Die Worte des Fremden waren nicht nur Sticheleien, sie waren eine Herausforderung. Eine Provokation.
Aber Zirkel war kein Mann, der sich leicht einschüchtern ließ, und er würde nicht zulassen, dass ein Außenstehender seine Autorität in Frage stellte. Es gab einen Grund, warum er die Mad Dogs anführte, einen Grund, warum sie ihm trotz ihrer widerspenstigen, gewalttätigen Natur folgten.
Nicht, weil er der Lauteste oder Grausamste war – sondern weil er der Stärkste war, derjenige, der die Leine festhalten und bei Bedarf zupacken konnte.
Zirkel lachte kurz auf, und sein Grinsen kehrte zurück. „Du hast Nerven, Schwertdämon. Aber wenn du glaubst, du kannst hier einfach reinspazieren, Blut vergießen und mich zu deinem Schoßhund machen, bist du noch verrückter, als ich dachte.“
„Das habe ich schon oft gehört.“
Zirkels Grinsen wurde breiter, sein feuerrotes Haar fing das Licht der Lagerfeuer ein, während er den Fremden anstarrte. „Du wurdest schon oft verrückt genannt, was? Das macht Sinn. Nur ein Irrer würde so etwas tun, wie du es gerade getan hast.“
Der Schwertdämon lachte leise und trocken. „Da ist etwas Wahres dran.
Zirkels Grinsen verwandelte sich in eine Grimasse, sein feuerrotes Auge glühte vor Wut, als er einen Schritt nach vorne machte und sein imposanter Körper einen langen Schatten auf den Fremden warf. Das Murmeln im Lager verstummte vollständig und alle Augen richteten sich auf ihren Anführer. Die Spannung in der Luft verdichtete sich wie vor einem aufziehenden Sturm.
„Du hast gezeigt, was du kannst“, knurrte Zirkel mit leiser Stimme, die jedoch vor unterdrückter Wut bebte. „Und du glaubst, das reicht? Du glaubst, weil du ein paar meiner Männer getötet hast, bist du unantastbar?“
Der Fremde neigte leicht den Kopf, seine ruhige Haltung stand in krassem Gegensatz zu Zirkels wachsender Wut. „Nicht unantastbar. Nur stark genug, um dich zu unterwerfen.“
Die Worte hingen in der Luft wie ein Funke in der Nähe von trockenem Reisig. Für einen Moment herrschte Stille, während die versammelten Söldner über die Bedeutung der Worte nachdachten. Dann stieß Zirkel ein dröhnendes Lachen aus, ein harter, spöttischer Laut, der durch das Lager hallte.
„Unterwerfen? Dir?“ sagte Zirkel, und sein Lachen verstummte in einem höhnischen Grinsen. „Was soll dieser Unsinn? Glaubst du etwa, wir beugen unseren Kopf, nur weil jemand stark ist? Hat dir das deine goldene Kindheit beigebracht?“
Die Augen des Fremden verengten sich leicht, aber sein Grinsen blieb. „Heh … Ganz schön mutig von dir, anzunehmen, dass ich mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurde.“
Zirkels Lachen verstummte und wurde durch einen scharfen, skeptischen Blick ersetzt. Er beugte sich vor und kniff seine bernsteinfarbenen Augen zusammen, während er den Fremden musterte. „Wenn du nicht mit einem goldenen Löffel geboren wurdest, was dann? Wie sonst erklärst du dir, dass du hier hereinspazierst und dich benimmst, als gehöre dir dieser Ort?“
Die Menge der Söldner wurde unruhig, ihre Aufmerksamkeit schwankte zwischen ihrem Anführer und dem Fremden, dessen ruhiges Auftreten nicht ins Wanken geriet.
„Ich habe schon viele Männer wie dich gesehen“, fuhr Zirkel fort, seine Stimme triefte vor Verachtung. „Arrogante, selbstgefällige Bastarde, die glauben, die Welt sei ihnen etwas schuldig, nur weil sie Macht haben.
Die meisten von ihnen sind reich geboren und geben damit an, als hätten sie es verdient. Und du? Du bist nicht anders. Ob stark oder nicht, du stinkst innerlich genauso nach Verwesung.“
Das Grinsen des Fremden verschwand, doch seine dunklen Augen blieben scharf, fast amüsiert über Zirkels Worte. Er verschränkte die Arme vor der Brust, seine Haltung war entspannt, trotz der Spannung, die in der Luft lag.
„Glaubst du das wirklich?“, fragte er mit ruhiger, fast gesprächiger Stimme. „Dass Macht immer aus Privilegien kommt? Dass jeder, der stark genug ist, in deine Höhle zu kommen und dich herauszufordern, alles auf dem Silbertablett serviert bekommen hat?“
Zirkels Stirn runzelte sich, seine Fäuste ballten sich. „Red nicht mit mir, als wäre ich ein Idiot. Ich habe mich aus der Gosse hochgekämpft und mit aller Kraft darum gekämpft, diese Männer anzuführen. Ich kenne den Unterschied zwischen verdienter Stärke und der Art, die man sich kauft oder stiehlt. Du magst zwar talentiert sein, Schwertdämon, aber deine Einstellung stinkt nach Anspruchsdenken.“
Der Fremde lachte leise, mit einer tiefen, trockenen Stimme, als hätten Zirkels Worte einen wunden Punkt getroffen, aber nicht ganz. „Du hast dir deinen Weg hierher erkämpft. Gut. Das bedeutet, dass du weißt, was es heißt, zu überleben. Aber wenn du glaubst, ich hätte nicht dasselbe getan, irrst du dich gewaltig.“
Zirkel hob eine Augenbraue, seine Neugier war geweckt. „Ach ja? Dann klär mich auf. Wenn du nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurdest, wo zum Teufel kommst du dann her?“
„Willst du es sehen? Dann machen wir es auf deine Art. Und da Verrückte an Orten wie diesem offenbar gut gedeihen, komme ich gleich zur Sache. Ich fordere den Eisernen Kreis heraus.“
In dem Moment, als die Worte seinen Mund verließen, weiteten sich Zirkels Augen.
„Der Eiserne Kreis.“
Im Lager wurde es still. Ein Raunen ging durch die versammelten Söldner, deren Gesichter von Neugierde zu Schock wechselten. Der Eiserne Kreis war selbst unter den hartgesottensten Kämpfern keine leichtfertig ausgesprochene Herausforderung.
Zirkel kniff seine bernsteinfarbenen Augen zusammen, in seinem Blick blitzten Misstrauen und Neugier auf. „Der Eiserne Kreis? Du bist wirklich verrückt. Du weißt doch, was das bedeutet, oder?“
„Ja“, sagte der Fremde ruhig. „Eine Waffe, ein Kreis und kein Platz zum Ausweichen. Nur Geschicklichkeit, Kraft und Willensstärke. Ist es nicht das, was du respektierst?“
Zirkels Grinsen kehrte zurück, diesmal mit einem dunklen Unterton – Vorfreude. „Du hast echt Nerven … Aber glaub bloß nicht, dass ich dich schon wegen deinem coolen Spitznamen schonen werde.“
Der Fremde trat vor, seine Haltung entspannt, aber seine Ausstrahlung strahlte eine ruhige Intensität aus. „Ich würde nichts anderes erwarten.“
Zirkel lachte erneut laut auf und wandte sich an seine Männer. „Macht Platz in der Mitte!
Bildet einen Kreis! Dieser Bastard will den Eisernen Kreis, also zeigen wir ihm, was es heißt, gegen einen Mad Dog zu kämpfen.“
Die Söldner beeilten sich, seinem Befehl zu folgen, und machten in der Mitte des Lagers Platz. Mit der flachen Seite eines Schwertes kratzte einer von ihnen einen großen Kreis in den Boden, dessen Radius der Länge von Zirkels Schultern und der schweren Streitaxt, die er trug, entsprach.
Zirkel trat in den Kreis und ragte mit seiner massigen Gestalt über den Fremden. Sein feuerrotes Haar glänzte im Schein des Feuers, als er seine Axt auf die Schulter hob. „Du hast deine Waffe besser sorgfältig ausgewählt, Schwertdämon. Du bekommst keine zweite Chance.“
Der Fremde legte seinen Umhang ab und enthüllte einen schlanken, aber muskulösen Körper und einen langen Degen, der an seinem Körper befestigt war. Mit einer fließenden Bewegung zog er ihn aus der Scheide, und die polierte Klinge glänzte.
Seine Bewegungen waren präzise, jede Geste bewusst und ruhig.
Der Schiedsrichter, ein drahtiger Mann mit einer Narbe auf der Wange, trat vor. „Die Regeln des Eisernen Kreises sind einfach“, verkündete er. „Jeder Kämpfer bekommt eine Waffe seiner Wahl. Der Kreis ist euer Schlachtfeld – wer ihn verlässt, hat verloren. Keine Magie, keine Tricks. Kämpft, bis einer von euch nicht mehr stehen kann.“