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Kapitel 311: Halvath

Kapitel 311: Halvath

Die Stadt Halvath war wie ein lebendiges, atmendes Monster aus Stein und Fleisch. Die Straßen waren voller Leben, vom Klappern der Hufe auf dem Kopfsteinpflaster bis zu den Rufen der Händler, die auf den belebten Marktplätzen ihre Waren anpriesen. Der Rauch aus den Schmiedeschmieden vermischte sich mit dem Duft von gebratenem Fleisch und frisch gebackenem Brot und schuf einen Geruch, der einzigartig für Halvath war – eine Mischung aus Industrie, Handel und Überleben.
Durch die verwinkelten Gassen ging ein junger Mann namens Kaelen Drast, seine Schritte waren fest, aber nicht gehetzt. Mit zwanzig war er noch neu in der Welt der Söldner, seine Rüstung glänzte noch wie neu, sein Schwert hing etwas zu perfekt an seiner Seite und verriet seine Unerfahrenheit.
Doch seine Schritte zeigten Entschlossenheit, einen Hauch von dem Feuer, das ihn dazu getrieben hatte, sein ruhiges Dorf zu verlassen und sein Glück unter den hartgesottenen Kämpfern und Söldnern von Halvath zu suchen.
Die Stadt hatte ihn angezogen wie ein Licht die Motten. Halvath war bekannt für seine Söldner, ein Ort, an dem Krieger, Abenteurer und Söldner zusammenkamen. Die niedrigen Steuern auf Söldnerverträge, der ständige Strom von Handelskarawanen und der fast unendliche Bedarf an Schutz und Muskelkraft machten die Stadt zum perfekten Ort für einen jungen, hoffnungsvollen Mann wie Kaelen.
Als er durch die überfüllten Straßen ging, konnte Kaelen nicht anders, als die Eindrücke um ihn herum zu bestaunen. Söldner aller Formen und Größen lungerten in Tavernen herum, ihre zusammengewürfelten Rüstungen und Waffen zeugten von ihren vielen Schlachten. Veteranen saßen an Tischen und tauschten übertriebene Heldengeschichten aus, ihr Gelächter übertönte den Lärm der Straße.
Andere schärften ihre Klingen mit grimmigen, konzentrierten Gesichtern, während jüngere Söldner wie er zu den Aushängen der Gilde eilten, um sich ihren nächsten Auftrag zu sichern.

„Pass auf, Junge!“, bellte ein grauhaariger Zwerg und verschüttete fast seinen Bierkrug, als Kaelen einem mit Fässern beladenen Karren auswich. Der junge Mann murmelte eine Entschuldigung, errötete leicht und setzte seinen Weg fort.
Vor ihm ragte die Söldnergilde empor, ein großes, festungsähnliches Gebäude mit im Wind flatternden Fahnen, auf denen jeweils das Wappen einer gekreuzten Schwert und Feder zu sehen war. Das Gebäude war Halvaths Stolz und ein Zeugnis seiner einzigartigen Rolle als Zufluchtsort für Söldner. Im Inneren wurden Verträge geschlossen, Streitigkeiten beigelegt und Reputationen aufgebaut – oder zerstört.
Kaelen rückte den Riemen seiner Tasche zurecht und straffte den Rücken, als er sich dem prächtigen Eingang der Gilde näherte. Die aus schwerem Eichenholz geschnitzten Türen waren mit aufwendigen Reliefs berühmter Söldner im Kampf verziert, deren Taten in Holz verewigt waren. Mit einem tiefen Atemzug stieß er eine der Türen auf und trat ein.
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Im Inneren herrschte reges Treiben, erfüllt von Stimmen, dem Klirren von Münzen und dem leisen Kratzen von Federkielen auf Pergament. Die Gildenhalle war riesig, mit hohen Decken, die von dicken Holzbalken getragen wurden. Eine massive Tafel dominierte eine Wand und war mit Aushängen und Verträgen bedeckt, die von Karawanenbegleitung bis zur Monsterbekämpfung reichten. Söldner drängten sich darum herum, einige zeigten auf Aushänge, andere stritten sich darum, wer das Recht hatte, einen Auftrag zu übernehmen.
Kaelen zögerte einen Moment und nahm alles in sich auf. Er war bisher nur einmal hier gewesen – um sich als Mitglied einzutragen. Heute jedoch war er hier, um seinen ersten richtigen Auftrag zu bekommen.

„Frischfleisch, was?“ Eine Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er drehte sich um und sah einen großen, schlanken Mann, der lässig an einer Säule lehnte. Die Rüstung des Mannes war zerkratzt und verbeult, sein kurzgeschnittenes Haar war trotz seines jugendlichen Gesichts von grauen Strähnen durchzogen.
„Du siehst ganz schön aufgeregt aus. Dein erster Job?“

Kaelen nickte und versuchte, seine Nervosität nicht zu zeigen. „Ja. Hast du irgendwelche Tipps?“

Der Mann lachte leise, seine scharfen blauen Augen blitzten. „Jede Menge, aber du würdest nicht auf die Hälfte davon hören. Lies dir einfach das Kleingedruckte in den Verträgen genau durch. Die Gilde wird dir nicht den Arsch retten, wenn du dich für etwas verpflichtest, das deine Fähigkeiten übersteigt.“
„Danke für den Rat“, sagte Kaelen, lächelte kurz und ging zur Tafel. Er überflog die Aushänge, sein Herz pochte, während er jeden einzelnen las. Einige waren einfach – Karawanen bewachen oder Nachrichten überbringen. Andere waren gefährlicher und beinhalteten die Jagd auf Banditen oder den Kampf gegen Bestien, die in den nahe gelegenen Wäldern ihr Unwesen trieben.

Schließlich fiel sein Blick auf einen Aushang, der machbar schien: Begleitschutz für eine Handelskarawane auf dem Weg nach Valford. Sieben Tage Reisezeit.
Bezahlung: 20 Silberstücke bei sicherer Ankunft. Es war nicht glamourös, aber es war ein Anfang.

Kaelen griff nach dem Aushang, doch seine Hand wurde von einer anderen abgefangen – einem stämmigen Mann mit dichtem Bart und einer Narbe, die sich über seine Wange zog. Der Mann verzog die Lippen zu einem Grinsen, als er den Aushang von der Tafel nahm.

„Tut mir leid, Junge. Zu langsam.“
Kaelen ballte die Fäuste, zwang sich aber, ruhig zu bleiben. „Ich war zuerst da.“

Kaelen presste die Kiefer aufeinander, während er den stämmigen Mann anstarrte, der nun triumphierend den Vertrag in der Hand hielt. Sein erster Impuls war, zu streiten und sein Recht auf den bereits ausgewählten Auftrag einzufordern, aber sein Blick wanderte zu der Tätowierung auf dem Unterarm des Mannes, die teilweise unter dem hochgekrempelten Ärmel zu sehen war.
Ein knurrender Hundekopf, in Schwarz und Rot tätowiert, zierte seine Haut – ein Symbol, das so berüchtigt war wie der Mann selbst. Es war das Zeichen der Mad Dogs, der gefährlichsten Söldnergruppe in Halvath.

Sie waren berüchtigt für ihre Skrupellosigkeit und ihre völlige Missachtung jeglicher Gesetze und Regeln. Während die meisten Söldner auf eigene Faust arbeiteten, waren die Mad Dogs eine eng verbundene Gruppe, deren Stärke und Zusammenhalt es ihnen ermöglichte, Aufträge zu dominieren, Rivalen einzuschüchtern und mit Taten davonzukommen, für die andere aus der Gilde ausgeschlossen worden wären – oder Schlimmeres.
Kaelens Entschlossenheit schwankte. Er kannte ihren Ruf. Das tat jeder. Das waren keine Leute, mit denen man sich anlegen sollte, wenn man nicht wollte, dass sich sein Leben schlagartig zum Schlechten wendete. Selbst die Gilde mit all ihren Regeln und Vorschriften schien nicht bereit, sie zu zügeln. Gerüchten zufolge war jedes Mitglied der Mad Dogs stark genug, um ein eigenes Team anzuführen, aber sie hatten sich entschieden, sich zusammenzuschließen, was sie zu einer Macht machte, die nur wenige zu herauszufordern wagten.
Der stämmige Mann bemerkte Kaelens Zögern und grinste. Es war das Grinsen von jemandem, der genau wusste, welche Wirkung seine Anwesenheit auf andere hatte. „Was ist los, Junge? Hat dir etwas ins Auge gestochen?“
Kaelen warf einen Blick auf die Tätowierung und wandte dann schnell den Blick ab. Sein Herz pochte, eine Mischung aus Wut und Frustration kochte in seiner Brust. Er wollte etwas sagen, sich behaupten, aber seine praktische Seite schrie ihn an, sich zurückzuziehen. Einen Kampf mit einem Mad Dog wegen eines einfachen Begleitauftrags anzufangen, war nicht nur dumm – es war Selbstmord.

„Nichts“, murmelte Kaelen und presste die Worte durch zusammengebissene Zähne.
„Gut“, sagte der Mann, sein Grinsen wurde breiter, als er den Vertrag zusammenfaltete und ihn in seinen Gürtel steckte. „Bleib dabei. Ich will nicht, dass du dir mehr aufhalst, als du verkraften kannst.“

Kaelen trat zurück und schluckte seinen Stolz hinunter, während der Mann weg ging und seine schweren Stiefel gegen den Holzboden schlugen. Um sie herum schauten andere Söldner zu, einige neugierig, andere mit wissendem Grinsen.
Es war nicht das erste Mal, dass ein Neuling von den Mad Dogs herumgeschubst wurde, und es würde sicher auch nicht das letzte Mal sein.

Der schlanke Mann von vorhin – Dain – kam wieder auf Kaelen zu, sein Blick mitfühlend, aber vorsichtig. „Pech gehabt, Junge. Aber du hast das Richtige getan.“

Kaelen drehte sich zu ihm um, seine Frustration brodelte. „Wie kann es richtig sein, klein beizugeben? Das war mein Vertrag!“
„Weil du noch atmest“, sagte Dain unverblümt und verschränkte die Arme. „Die Mad Dogs spielen nicht fair. Wenn du darauf bestanden hättest, hättest du Glück gehabt, wenn du hier mit einer gebrochenen Nase davongekommen wärst.“

„Aber warum lässt die Gilde das zu?“, fragte Kaelen mit leiser, aber erhitzter Stimme. „Sie soll doch für die Einhaltung der Regeln sorgen.“
Dain seufzte und sah sich um, um sicherzugehen, dass niemand zuhörte. „Hör mal, die Gilde ist nicht blind. Sie wissen genau, wie die Mad Dogs sind. Aber die Sache ist die: Sie liefern Ergebnisse. Wenn ein Auftrag für alle anderen zu gefährlich ist, nehmen sie ihn an. Wenn ein Job chaotisch ist und jemand gebraucht wird, dem Kollateralschäden egal sind, wenden sich die Leute an sie.“
„Das rechtfertigt nicht, dass sie machen können, was sie wollen“, widersprach Kaelen mit geballten Fäusten.

„Das tut es nicht“, stimmte Dain zu und milderte seinen Ton. „Aber Macht spricht, Junge. Und davon haben sie jede Menge. Die Gilde will sie nicht riskieren, also drücken sie ein Auge zu, solange die Dogs nicht zu weit gehen.“
Kaelen schaute zurück zur Tafel und spürte nun mehr denn je das Gewicht seiner Unerfahrenheit. Er war hierhergekommen, um sich zu beweisen, um seinen ersten Schritt als Söldner zu machen, aber schon zeigte die Welt der angeheuerten Kämpfer von Halvath ihre Zähne.
Dain klopfte ihm auf die Schulter und riss ihn aus seinen Gedanken. „Lass dich davon nicht unterkriegen. Diese Stadt ist hart, aber es gibt immer einen neuen Auftrag. Und nächstes Mal wählst du vielleicht nicht denselben Auftrag wie einer von denen.“

Kaelen nickte knapp, obwohl seine Frustration unvermindert blieb.

„Ich wünschte … ich wünschte, jemand würde ihnen eines Tages zeigen, wo ihr Platz ist!“

Genau wie er es sich gewünscht hatte, öffnete sich die Tür.

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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