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Kapitel 310: Veränderungen

Kapitel 310: Veränderungen

TAP! TAP! TAP!

Das rhythmische Klappern von Stiefeln auf dem Boden vermischte sich mit dem Chor des geschäftigen Treibens.

HOWL! Der Wind heulte endlos über die Ebene und ließ die Reisenden erschauern, die ihre Mäntel enger um sich zogen.

„Weiter!“, bellte eine Stimme, gefolgt vom hastigen Geschubse der Passagiere, die versuchten, Platz zu machen.

CREAK!
Die Holzräder einer Kutsche ächzten protestierend, als der Kutscher, hoch auf seinem Sitz, die Zügel riss.

„Deh!“ Ein rauer Schrei ertönte, als er seine Pferde antrieb, deren große Hufe über das Kopfsteinpflaster stapften.

Etwas im Inneren des Arcanis-Reiches lag die Stadt Halvath.
Es war eine Stadt voller Leben und Geschäftigkeit, eine riesige Stadt – würde man sie in die heutige Zeit versetzen, würde man sie ohne Weiteres als Metropole bezeichnen.

Hohe Steinmauern schützten das geschäftige Herz der Stadt, an ihren Oberflächen flatterten Fahnen im frischen Wind. Pferde, Kutschen, Händler und Fußgänger drängten sich auf der Straße, die zum Haupttor führte, und bildeten eine gewundene, endlos erscheinende Schlange, während die Reisenden darauf warteten, eintreten zu dürfen.
Die Schlange bewegte sich nur langsam voran. Die Menschen drängten sich zusammen, ihr Atem war in der kalten Luft sichtbar. Der Himmel war von dicken grauen Wolken bedeckt, und die Sonne schien kaum durch, sodass das Land in ein gedämpftes Licht getaucht war. Die Stimmen überlagerten sich und bildeten eine fast greifbare Wand aus Geräuschen – Kinder jammerten vor Müdigkeit, Händler stritten sich um den Preis für Getreide und Wachen riefen Anweisungen, um die Ordnung in der Schlange aufrechtzuerhalten.
„Der Nächste! Treten Sie vor!“, hallte die Stimme eines Wachmanns durch die Schlange. Er stand in voller Rüstung da, seine Hellebarde nach vorne gerichtet, und strahlte eine Autorität aus, der sich niemand zu widersetzen wagte. Die Reisenden schlurften vorwärts – eine Familie, die Taschen voller Waren umklammerte, ein einsamer Mann, dessen Gesicht von einer Kapuze verdeckt war, eine Frau, die die Zügel eines nervösen Pferdes hielt.
Vor ihnen ragten die Stadttore empor, und ein beeindruckender Torbogen war mit Schnitzereien verziert, die vergangene Siege des Arcanis-Reiches darstellten – Helden mit hoch erhobenen Schwertern, mythische Tiere, die unter ihren Füßen lagen. Das Tor selbst war aus verstärktem Eisen, robust und imposant, und wurde von zwei Reihen Soldaten bewacht, die stramm standen. Ihre Rüstungen glänzten matt im spärlichen Sonnenlicht, und ihre Augen suchten die Menge nach Anzeichen von Unruhe ab.
Die Pferde wieherten unruhig in der Kälte, ihr Atem bildete kleine Wölkchen in der Luft. Die Kutschen knarrten, während sie sich Zentimeter für Zentimeter vorwärts bewegten. Verkäufer, die ihre Waren auf dem Rücken oder auf Karren balancierten, riefen den wartenden Reisenden zu und versuchten, vor der Einfahrt noch einen letzten Verkauf zu tätigen.

„Frisches Brot! Warmes Brot! Nur ein Kupferstück für einen Laib!“, rief eine Frau, deren Stimme in dem Tumult fast unterging.
„Gewürze von den südlichen Inseln! Nur hier! Exotische Aromen zum Genießen!“, brüllte ein anderer, sein Gesicht rot vor Kälte.
Die lange Schlange, bestehend aus Menschen aus allen Gesellschaftsschichten – Händler, Bauern, Abenteurer – zog sich entlang der Hauptstraße, die nach Halvath führte. Jeder hatte seine eigene Geschichte, ihre Gesichter zeigten Müdigkeit, Hoffnung oder Ungeduld. Einige freuten sich auf eine warme Mahlzeit und ein Dach über dem Kopf, während andere mit Besorgnis auf die mächtigen Mauern blickten, unsicher, was sie darin erwarten würde.
Hinter dem Tor konnte man die weitläufige Stadt erahnen – gepflasterte Straßen schlängelten sich zwischen dicht gedrängten Gebäuden, hoch aufragenden Türmen und bunten Fahnen, die im Wind flatterten. Die Luft war erfüllt von der Verheißung neuer Möglichkeiten, einer Größe, die selbst aus der Ferne spürbar war. Die Stadt pulsierte, ihr Herzschlag war in der Hektik ihrer Bewohner zu spüren.
Plötzlich brach vor der Schlange ein Tumult aus. Ein Mann mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze diskutierte lautstark mit einem der Wachen und gestikulierte wild mit den Händen.

„Ich hab dir doch gesagt, ich hab in der Stadt was zu erledigen!“, sagte er mit einer Spur von Verzweiflung in der Stimme.

Der Wachmann schüttelte den Kopf und schaute streng. „Keine Papiere, kein Einlass. Die Regeln sind klar.“

Der Mann fluchte leise und drehte sich wütend um, während die Leute hinter ihm unruhig wurden. Die Wachleute blieben unbeeindruckt, diszipliniert gingen sie weiter ihrer Arbeit nach und regelten den Durchgang.
Der Wind heulte erneut und trug den Duft der Stadt mit sich – den verlockenden Geruch von gebratenem Fleisch, einen Hauch von Gewürzen und das entfernte Lachen und Geschwätz der Menschen, die es bereits ins Innere geschafft hatten. Für die Wartenden war es eine Erinnerung daran, was jenseits der Tore auf sie wartete – Wärme, Essen und die Chance, der beißenden Kälte des Nordwinds zu entkommen.
Langsam bewegte sich die Schlange vorwärts, jeder Schritt brachte die Reisenden näher an das geschäftige Leben und die Möglichkeiten, die sie in der großen Stadt Halvath erwarteten.

Da die Schlange lang war, diskutierten viele Leute über aktuelle Themen – Nachrichten über Banditenüberfälle auf den umliegenden Straßen, Gerüchte über eine neue Steuer und Flüstereien über Spannungen in den südlichen Provinzen.
Bald ging es um die Söldner, die in der Gegend ihr Unwesen trieben. „Die Typen müssen sich mal zurückhalten“, murmelte jemand genervt. „Die gehen in letzter Zeit echt zu weit“, meinte jemand anderes und schüttelte frustriert den Kopf. Alle nickten und waren sich einig, dass das Verhalten der Söldner nicht okay war.
Da kam das Gespräch auf ein aktuelles Ereignis, das viele beschäftigt hatte – ein Kampfsportturnier im benachbarten Gebiet des Marquis Ventor. „Hast du von dem Turnier in Ventors Land gehört?“, fragte ein älterer Mann mit neugieriger Stimme. „Man sagt, ein junger Kampfsportler habe sich einen Namen gemacht. Sie nennen ihn sogar den ‚Schwertdämon‘.“
Die meisten Leute lachten darüber und winkten ab. „Schwertdämon? Für einen Jungen?“, fragte eine Frau ungläubig. „Die übertreiben wie immer. So ein großer Name für einen Jungen, der wahrscheinlich noch nie echte Not gesehen hat.“
Ein anderer stimmte ein: „Genau! Die Leute überschätzen die Jungen heutzutage einfach. Sie können mit den harten Bedingungen in unserem Land nicht umgehen. Sie denken, ein paar coole Moves in einem Turnier machen sie zu Legenden.“

Ein Chor der Zustimmung folgte, und die älteren Reisenden schüttelten verächtlich den Kopf über die Vorstellung, dass jemand so jung einen so hohen Titel verdienen könnte.
Es wurde still, als das Gespräch eine düstere Wendung nahm. Die Erwähnung der Wolkenhimmel-Sekte löste eine Unruhe unter den Reisenden aus, deren zuvor abweisender Tonfall einer leisen Besorgnis wich.

„Hast du die Gerüchte über die Wolkenhimmel-Sekte gehört?“, flüsterte ein Mann mittleren Alters und beugte sich vor, als könnte schon das Aussprechen ihres Namens Ärger bedeuten.
„Gerüchte?“, schnaubte ein anderer Mann mit leiser, aber wütender Stimme. „Das sind keine Gerüchte. Das ist die Wahrheit. Sie wurden entlarvt – sie benutzen Kinder als Öfen, um ihre sogenannte Reinheit zu kultivieren.“

Ein kollektiver Schauer durchlief die Gruppe, und eine Frau schnappte nach Luft und hielt sich die Hand vor den Mund. „Kinder? Als Öfen? Das ist grauenhaft. Wie kann eine so verehrte Sekte so tief sinken?“
„Macht“, murmelte der ältere Mann, der das Turnier als Erster erwähnt hatte. Er starrte mit grimmigem Gesichtsausdruck auf die Stadttore, seine Stimme voller Abscheu. „Es geht immer nur um Macht. Ihre Ältesten und sogenannten Vorbilder kümmerten sich mehr um ihre Kultivierung als um ihre Menschlichkeit.“
Ein jüngerer Mann in einem geflickten Umhang spottete mit bitterer Stimme: „Menschlichkeit? Das ist doch zum Lachen. Die Wolkenhimmel-Sekte ist seit Jahren korrupt. Sie haben es nur hinter ihren goldenen Roben und selbstgerechten Lächeln versteckt.“
Die Gruppe verstummte, während die Bedeutung dieser Enthüllungen langsam sank. Nur das Knarren der sich langsam vorwärts bewegenden Schlange und der entfernte Lärm der Stadt füllten für einen Moment die Stille.

„Sie haben sich immer so aufgespielt, als wären sie besser als alle anderen“, sagte die erste Frau mit zitternder Stimme. „Sie haben sich selbst als Vorbilder der Tugend bezeichnet! Sie haben Disziplin und Rechtschaffenheit gepredigt, während sie Kinder für ihren eigenen Vorteil geopfert haben.“

Ein anderer Mann, jünger, aber genauso müde, spuckte auf die Pflastersteine. „Die haben alle reingelegt. Die Leute haben ihre Kinder zu dieser Sekte geschickt, weil sie dachten, sie wären da sicher und hätten eine Zukunft. Stattdessen haben sie sie den Flammen zum Fraß vorgeworfen.“
Ein leises Murmeln der Zustimmung ging durch die Gruppe. Es war nicht nur Wut – sie sprachen mit dem Schmerz des Verrats. Die Wolkenhimmel-Sekte war für viele ein Symbol der Hoffnung und Macht gewesen, ein Leuchtfeuer der Stabilität in einer turbulenten Welt. Ihre wahre Natur zu entdecken, fühlte sich an wie ein Schlag gegen das Fundament des Vertrauens.
„Ich habe gehört, dass es jemand aus dem Turnier war, der das aufgedeckt hat“, fügte ein anderer Reisender zögernd hinzu und warf einen Blick auf die anderen. „Man sagt, ein einzelner Schwertkämpfer habe die Sekte entlarvt. Einige behaupten, er sei einer der Teilnehmer gewesen, dieser ‚Schwertdämon‘, von dem alle reden.“
„Dieser Junge?“ Der ältere Mann runzelte skeptisch die Stirn. „Wie sollte jemand so jung die Mittel haben, es mit einer solchen Sekte aufzunehmen? Egal, wie korrupt sie sind, ihre Macht ist nicht zu unterschätzen.“
„Ist es wichtig, wie er das gemacht hat?“ Die Frau von vorhin verschränkte die Arme und sprach mit fester Stimme. „Wichtig ist, dass jemand den Mut hatte, sich ihnen entgegenzustellen.“

Der jüngere Mann in dem geflickten Umhang nickte. „Mut oder Wahnsinn, es hat funktioniert. Weißt du nicht, dass Marquis Ventor und Graf Olarion ein Dekret erlassen haben und nun die Mitglieder der Cloud Heavens Sekte jagen?“
„Natürlich …“, murmelte der ältere Mann, seine Stimme schwer von Verständnis und Unbehagen. „Es war ein radikaler Schritt, aber welche Wahl hatten sie? Eine Sekte, die so mächtig und so tief in Korruption verstrickt war – sie musste ausgerottet werden.“
Die Frau, die ihr Kind immer noch fest umklammerte, flüsterte: „Aber um welchen Preis? Diese Art von Säuberung … sie hört nie bei den Schuldigen auf.“

Ihre Worte hingen in der Luft, als die Gruppe weiterging und ihre Schritte auf der steinernen Straße hallten. Sie bogen um eine Ecke, wo der Wind auffrischte und einen scharfen, beißenden Geruch mit sich trug. Vor ihnen bot sich ein grauenvoller Anblick.
Ein hölzernes Kreuz ragte über die Straße, seine raue Oberfläche war vom Wetter verdunkelt und mit roten Streifen befleckt. Drei leblose Körper hingen an den Armen des Kreuzes und schwankten leicht im unerbittlichen Wind. Die Gesichter der Toten waren verdeckt, aber die Menge kannte ihre Identität – oder zumindest das, was ihnen vorgeworfen wurde.
„Hexen müssen sterben …“, murmelte jemand grimmig, wobei die Worte ein leises Echo eines Gesangs waren, der seit Monaten durch die Region hallte.

Der jüngere Mann in dem geflickten Umhang zog seine Kapuze enger um sich und wandte den Blick ab. „Also hat die Hexenjagd auch hier Einzug gehalten“, murmelte er. „Seit fast zwei Monaten schon, und es wird immer schlimmer.“

In der Tat …
Es war zwei Monate her, seit ein Erlass erlassen worden war …

Und vier Monate seit dem Turnier …

PAT! PAT! PAT!
Weitere Kapitel findest du unter „Empire“

Und unter dem langsam fallenden Nieselregen lief ein wunderschönes Pferd weiter …

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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