Switch Mode

Kapitel 307: Die Kleinen

Kapitel 307: Die Kleinen

Die Taverne war voller Leben, die Luft war erfüllt von Stimmengewirr und dem Klirren von Krügen. Abenteurer, Händler und Zuschauer des gerade zu Ende gegangenen Turniers drängten sich an den Tischen, ihre Stimmen vermischten sich zu einem chaotischen Gemisch aus Gelächter, Prahlereien und hitzigen Debatten über die Kämpfe. Das warme Licht der Laternen fiel auf die Holzwände und tauchte die lebhafte Szene in einen goldenen Schein.
Mitten im Trubel huschte Liora zwischen den Tischen hin und her, ihre fröhliche Stimme übertönte den Lärm.

„Kommt sofort! Zwei Bier und eine Wildschweineplatte!“, rief sie und balancierte gekonnt ein Tablett mit Getränken und Tellern. Sie schlängelte sich wie ein Fisch durch die Menge, ihr Grinsen trotz der vielen Bestellungen unerschütterlich.
Auf der anderen Seite des Raumes war Sena damit beschäftigt, leere Krüge und Teller von einem anderen Tisch abzuräumen. Dank ihrer zierlichen Statur konnte sie sich mit überraschender Geschicklichkeit zwischen den Gästen hindurchschlängeln. Sie schenkte einer Gruppe ausgelassener Abenteurer ein höfliches Lächeln, während sie vorsichtig deren Geschirr einsammelte.

„Das machst du toll, Sena!“, ermutigte Liora sie, als sie mit einem Krug Bier in der einen Hand und einem Korb mit Brot in der anderen an ihr vorbeihuschte.
Sena strahlte und ihre Wangen glühten vor Aufregung. „Danke, Miss Liora! Das macht Spaß!“
Entdecke versteckte Geschichten im Imperium

„Spaß, ja?“ Liora lachte. „Warte, bis du das hundert Mal gemacht hast. Dann erzähl mir, wie viel Spaß es macht.“
Währenddessen stand Mariel Farlon mit verschränkten Armen in der Nähe der Bar und ihr scharfer Blick durchdrang den Lärm wie ein Messer. Ihre imposante Präsenz stand in krassem Gegensatz zu dem lebhaften Chaos um sie herum. Sie konzentrierte sich auf Riken, der steif auf einem Hocker in der Nähe saß und unter ihrem intensiven Blick leicht den Kopf gesenkt hatte.
„Riken“, sagte Mariel mit leiser, aber fester Stimme, „wie oft habe ich dir das schon gesagt? Wenn du helfen willst, musst du dich auch so anstellen.“

„Ich – ich habe es versucht“, murmelte Riken mit defensivem, aber gedämpftem Tonfall. Seine krallenartigen Hände umklammerten die Kante des Hockers, während er ihrem Blick auswich.
„Versuchst ist nicht gut genug“, erwiderte Mariel mit unnachgiebigem Blick. „Wenn so viel los ist, haben wir keine Zeit für halbe Sachen. Du bist stark genug, um drei Fässer auf einmal zu tragen, aber du tust so, als wäre es eine Strafe, eins anzuheben. Was ist los? Bist du zu stolz, um Anweisungen zu befolgen?“
„Ich bin nicht stolz“, murmelte Riken und legte die Ohren leicht an. „Ich will nur … nichts vermasseln.“

Mariels scharfer Blick milderte sich – nur ein wenig. Sie beugte sich näher zu ihm und senkte die Stimme. „Riken, niemand erwartet Perfektion. Aber wenn du nicht dein Bestes gibst, enttäuschst du dich selbst. Verstehst du?“
Riken nickte widerwillig und ließ die Schultern hängen. „Ja, Ma’am.“

„Gut.“ Mariel richtete sich auf und nahm wieder ihre strenge Haltung ein. „Jetzt beweg dich. Die Fässer stapeln sich nicht von selbst.“

Als Riken vom Hocker rutschte und zum Lagerraum schlurfte, tauchte Liora neben Mariel auf, jonglierte mit einem leeren Tablett und grinste verschmitzt. „Sie sind streng mit ihm, Frau Matrone.“
„Das braucht er“, antwortete Mariel knapp. Ihr Blick folgte Riken, der im Hinterzimmer verschwand. „Dieser Junge trägt mehr als nur Fässer, und damit meine ich nicht das Gewicht des Bieres.“

Lioras Lächeln wurde sanfter. „Er wird es schon schaffen. Sena blüht schon auf, und er wird es auch. Er braucht nur etwas mehr Zeit.“
Mariel grunzte zustimmend und ließ ihren scharfen Blick durch den Raum schweifen. „Apropos Sena, sie sollte sich besser nicht von diesem Tisch voller Betrunkener ausnutzen lassen.“

Aber Sena, die immer aufmerksam war, war bereits einen Schritt voraus. Geschickt wich sie dem ungeschickten Versuch eines Gastes aus, ihren Rock zu greifen, und wandte sich mit entschlossenem Blick an den Tisch. „Bitte nehmen Sie Ihre Hände weg, mein Herr. Dies ist ein Ort der Arbeit.“
Der Mann erstarrte, seine Begleiter lachten über seinen missglückten Versuch. Mariel beobachtete das Geschehen aus der Ferne, und ein Anflug von Zustimmung huschte über ihr Gesicht.

„Kluges Mädchen“, murmelte sie.

In diesem Moment tauchte Riken wieder auf und trug zwei Fässer auf seinen Schultern. Seine Bewegungen waren ruhig, aber vorsichtig, und er konzentrierte sich ganz darauf, seine Last nicht fallen zu lassen. Liora, die mit einem weiteren Tablett vorbeikam, konnte sich einen Kommentar nicht verkneifen: „Sieh gut aus, Riken! Pass auf, dass du nicht stolperst und jemanden platt machst!“

Rikens Gesicht wurde rot, als er seinen Griff korrigierte, entschlossen, nicht zu stolpern.
Mariel grinste leicht, sagte aber nichts und ließ ihn seinen Rhythmus finden.

Im Laufe des Abends zeigte das Chaos in der Taverne keine Anzeichen, nachzulassen, aber die neuen und alten Mitarbeiter hielten alles am Laufen. Lioras ansteckende Energie beflügelte Senas Enthusiasmus, während Mariels ruhige Hand dafür sorgte, dass sogar Riken seinen Platz inmitten des Trubels fand.
Mariel lehnte sich mit verschränkten Armen an die Bar und ließ ihren scharfen Blick über das geschäftige Treiben vor ihr schweifen. Die Taverne war voller Energie, ein chaotischer Wirbelwind aus Gelächter, klirrenden Krügen und sich überschlagenden Stimmen. Sie hatte diesen Ort schon unzählige Male bis auf den letzten Platz gefüllt gesehen, aber heute Abend fühlte es sich … anders an.

Ihr Blick folgte Sena, die sich geschickt zwischen den Tischen hindurchmanövrierte, ihre kleinen Arme mit leeren Krügen beladen.
Senas Gesicht war vor Anstrengung gerötet, aber ihr Lächeln blieb unverändert. Die Energie des Mädchens war ansteckend und hellte sogar die mürrischsten Gäste auf. Und dann war da noch Riken, der mit zwei Fässern auf den Schultern aus dem Lagerraum zurückkam, seine Bewegungen vorsichtig, aber sicher. Er strahlte immer noch diese zurückhaltende Anspannung aus, aber in seinen Augen lag eine Entschlossenheit, die zuvor nicht da gewesen war.
Mariel atmete leise aus, ein Geräusch zwischen einem Seufzer und einem Summen. Es war Lucavions Idee gewesen, die beiden in ihre Obhut zu nehmen, und sie war sich zunächst nicht ganz sicher gewesen. Kinder aufzunehmen – diese Fuchsjungen – gehörte nicht gerade zu ihren üblichen Aufgaben. Ihr Gasthaus war schon immer ein Zufluchtsort für Reisende, Söldner und Abenteurer gewesen, nicht aber ein Zufluchtsort für junge und verlorene Menschen.
Aber etwas an Lucavions Beharrlichkeit und die stille Verzweiflung in den Augen der Kinder hatten sie überzeugt.
Damals dachte sie, es wäre nur eine vorübergehende Lösung – ein paar Wochen, höchstens einen Monat. Doch nun, drei Tage nach dem Turnier, waren sie immer noch da, und nicht nur das, sie blühten regelrecht auf. Sena mit ihrer grenzenlosen Begeisterung und ihrer schnellen Anpassungsfähigkeit hatte sich in den Alltag der Herberge eingefügt wie ein Fisch ins Wasser. Und sogar Riken, trotz seiner grüblerischen Art und seiner rauen Manieren, fand langsam seinen Platz.
Mariels Blick blieb auf Riken haften, der vorsichtig die Fässer neben der Bar abstellte. Seine Bewegungen waren bedächtig, als würde er jeden Schritt genau berechnen, um keine Fehler zu machen. Er bemerkte ihren Blick und wandte schnell die Augen ab, wobei er die Ohren leicht anlegte. Mariel verzog die Lippen zu einem kaum wahrnehmbaren Lächeln.
„Armer Junge“, dachte sie und spürte, wie sich ihre Brust mit einem Gefühl zusammenzog, das sie nicht genau benennen konnte. „Er gibt sich so viel Mühe.“

Ihre Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf Sena, die gerade einem anderen Gast ausgewichen war, der ungeschickt versucht hatte, ihren Schwanz zu packen. Die entschlossene, aber höfliche Reaktion des Mädchens ließ Mariel kurz amüsiert lächeln. „Heh … Nicht schlecht“, murmelte sie leise.
Es war seltsam. Mariel hatte den größten Teil ihres Lebens mit Abenteurern verbracht – Männern und Frauen, die von Kämpfen gezeichnet waren und deren Gesichter von der Straße gezeichnet waren. Sie war es gewohnt, mit rowdyhaften Betrunkenen umzugehen, Befehle zu erteilen und bei Bedarf für Disziplin zu sorgen. Aber sich um diese beiden zu kümmern … das war etwas anderes. Es war auf eine Weise unerwartet bereichernd, die sie nicht erwartet hatte.
Sie richtete sich auf und kniff die Augen leicht zusammen, als eine Erinnerung auftauchte – Lucavion stand genau an dieser Stelle, mit seinem üblichen Grinsen im Gesicht, als er gesagt hatte: „Sie brauchen nur einen Ort, an dem sie sich sicher fühlen können. Das kannst du doch, oder, Miss Little Bear?“
Damals hatte sie wie immer über den Spitznamen gemeckert, aber jetzt, wo sie Sena zwischen den Tischen hin und her huschen und Riken mit ruhiger Entschlossenheit Fässer schleppen sah, konnte sie nicht leugnen, dass Lucavion Recht gehabt hatte. Diese Kinder hatten etwas Neues in die Herberge gebracht – etwas, von dem sie nicht gewusst hatte, dass es fehlte.

„Miss Matron!“
Senas fröhliche Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Das Mädchen tauchte an der Theke auf und balancierte ein leeres Tablett auf einer Hüfte. „Kann ich noch was für dich tun?“

Mariel musterte sie einen Moment lang und nahm die Röte auf ihren Wangen und das Funkeln in ihren Augen wahr. „Du hast genug getan“, sagte sie schroff, obwohl ihr Tonfall alles andere als hart war. „Hol dir was zu trinken und mach eine Pause.“
Sena zögerte und runzelte leicht die Stirn. „Aber ich bin nicht müde …“

„Das war keine Frage“, unterbrach Mariel sie und sah sie eindringlich an. „Geh schon.“

Sena zuckte mit den Ohren, nickte aber gehorsam, stellte das Tablett ab und huschte in die Küche. Mariel sah ihr nach und ihr Blick wurde weicher.
Das Geräusch von Schritten lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich, und sie drehte sich um und sah Riken auf die Bar zukommen, seine Bewegungen immer noch vorsichtig, aber weniger zögerlich als zuvor. Er stellte einen Becher auf die Theke und warf ihr einen unsicheren Blick zu.

„War ich … okay?“, fragte er leise, seine Stimme war kaum über den Lärm hinweg zu hören.

Mariel hob eine Augenbraue und verzog die Lippen zu einem leichten Grinsen. „Du hast doch nichts fallen lassen, oder?“

Riken schüttelte den Kopf und zuckte nervös mit den Ohren. „Nein, Ma’am.“

„Dann hast du alles richtig gemacht“, sagte sie einfach, mit fester, aber nicht unfreundlicher Stimme. „Jetzt geh und schau im Lager nach. Stell sicher, dass wir genug Bier für die Nacht haben.“
Riken nickte und eilte davon, seine Schultern etwas weniger gebeugt als zuvor. Mariel sah ihm nach, wie er im Hinterzimmer verschwand, und ein leises Gefühl von Stolz stieg in ihr auf.

Mariels Blick blieb an der Stelle hängen, an der Riken verschwunden war, und ihr Gesichtsausdruck wurde weicher. Um sie herum herrschte weiterhin das geschäftige Treiben der Gaststätte, aber für einen Moment erlaubte sie sich, einfach nur dazustehen und die Wärme dieser Szene in sich aufzunehmen.
Dieser Ort, diese Kinder … sie waren zu etwas geworden, das sie nie erwartet hätte.

Ein leises Rascheln riss sie aus ihren Gedanken. Ihr scharfer Blick huschte zu einem der Fenster, das einen Spalt offen stand, um die kühle Nachtluft hereinzulassen. Etwas Kleines und Flinkes schlüpfte mit fließender Anmut durch die Lücke und landete lautlos auf der Theke.

Eine Katze.
Ihr makellos weißes Fell glänzte im Schein der Laterne, ihre schlanke Gestalt strahlte natürliche Eleganz aus. Aber was Mariel am meisten auffiel, waren ihre Augen – durchdringend und intelligent, viel zu wissend für ein bloßes Tier. Die Katze saß da, ihren Schwanz ordentlich um die Pfoten gewickelt, und betrachtete sie mit einem ruhigen, fast königlichen Blick.

Mariel presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen und verschränkte die Arme.
„Lucavion“, murmelte sie leise, ihr Tonfall irgendwo zwischen Verärgerung und Belustigung.

Die Katze neigte leicht den Kopf, als würde sie sie begrüßen. Dann öffnete sie mit bedächtiger Präzision das Maul und ließ ein kleines Stück gefaltetes Papier auf den Tresen fallen. Das Geräusch, als das Papier auf das Holz fiel, war kaum zu hören, aber für Mariel hätte es genauso gut ein Trommelschlag inmitten des Lärms um sie herum sein können.
„Miau.“ Die Stimme der Katze war leise, aber eindringlich, als würde sie nicht nur mit dem Zettel, sondern mit ihrer ganzen Präsenz eine Botschaft übermitteln.

Mariel hob eine Augenbraue und beugte sich vor, um den Zettel aufzuheben. Die Katze rührte sich nicht und beobachtete sie mit unbeweglichen Augen, während sie das Papier entfaltete. Die Handschrift war ordentlich, aber hastig, und sie erkannte sie sofort.

„Miss Little Bear,
…“

Der Inhalt des Zettels …

irgendwie zauberte er ein Lächeln auf ihr Gesicht …

Dieser Mann kam wie ein Sturm …

und hinterließ einen noch größeren …

Einen Wind der Veränderung …

Das waren Flüstern …

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

Comment

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Options

not work with dark mode
Reset