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Kapitel 210: Knödel

Kapitel 210: Knödel

Als Lucavion und Valeria weg waren, ging der Kampf in der Arena weiter.

Der Ort war voller Energie von der Menge, ein Meer von Gesichtern, die alle auf das nächste Spektakel warteten.

Der junge Mann stand im Ring, sein kleiner Körper in eine dunkle Kapuze gehüllt, die Schatten verbargen sein Gesicht vor den Zuschauern.
Um ihn herum war der staubige Boden von den Fußspuren unzähliger Krieger übersät, die bereits gekämpft hatten – und gefallen waren.

Ihm gegenüber stand sein Gegner, ein hochgewachsener Mann in Kettenrüstung, der ein gezacktes Schwert schwang und ihn verächtlich angrinste.

„Heh … Ich rieche hier einen Tiermenschen. Wie kannst du es wagen, dich hier zu zeigen, nach allem, was du getan hast?“
Der Junge versteifte sich bei den Worten des Mannes. Seine Kapuze war gerade so weit verrutscht, dass seine Ohren hervorblitzten – klein, behaart und leicht spitz, was ihn unverkennbar als einen der Tiermenschen auswies. Ein Raunen ging durch die Menge, und als die Leute erkannten, was er war, brodelte das vertraute Murmeln der Verachtung und des Ekels.

Der Mann grinste höhnisch und kniff verächtlich die Augen zusammen.
„Ausgerechnet hier ein dreckiges Tierwesen“, spuckte er mit verächtlicher Stimme. „Ihr Kreaturen kriecht durch den Dreck und glaubt, ihr könnt hier stehen? Unter Menschen?“

Der Junge ballte die Hände zu Fäusten, blieb aber still und verdunkelte den Blick, um seine Gefühle zu verbergen. Unter seiner stillen Gehorsamkeit brodelten jedoch seine Gedanken.

All das, was wir getan haben?
dachte er bitter und presste die Kiefer aufeinander.

Ihr Menschen habt unsere Heimat in Schutt und Asche gelegt und uns gezwungen, um unser Überleben zu kämpfen.

Aber seine Lippen blieben verschlossen. Seine Befehle waren klar: Tu, was dir gesagt wird, halte dich an den Plan und überstehe jede Runde. Er spürte die Last dieser Befehle, die ihn wie Ketten an das Schweigen fesselten. Jetzt konnte er nur noch kämpfen.
Der Mann lachte, seine Stimme übertönte das Murmeln der Menge. „Sieh dich an, du hast zu viel Angst, um zu antworten. Aber ich werde dafür sorgen, dass du dich hier nie wieder blicken lässt.“ Er hob sein gezacktes Schwert, dessen Klinge im Licht der Arena bedrohlich glänzte. „Schließlich wird niemand einen Tiermenschen vermissen.“
Der Junge blieb ausdruckslos und verriet nichts von seiner Wut. Er atmete langsam ein, konzentrierte sich, wie er es gelernt hatte, unterdrückte seine Wut und ließ nur seine Konzentration übrig. Dies war kein Kampf um Stolz. Er war hier, weil er musste, nicht weil er sich vor irgendjemandem beweisen wollte. Die Stimme seines Meisters hallte in seinem Kopf wider und erinnerte ihn daran, was ihn erwartete, wenn er versagte.
Mit einer langsamen, bedächtigen Bewegung ging er in eine Kampfhaltung, sein kleiner Körper bewegte sich kaum, sein Gleichgewicht war perfekt und wankte nicht. Der Mann, dessen imposante Gestalt einen Teil der Zuschauer versperrte, spottete über diesen Anblick und hielt die Regungslosigkeit für Angst.

„Mach dich bereit, Bestie“, spottete der Mann und stürmte vorwärts.
Die Augen des Jungen wurden scharf. Er wusste, dass er sich keinen Fehler leisten durfte. Nicht jetzt, wo alles auf dem Spiel stand.

Er wartete auf die Annäherung des Mannes, jeder Schritt vibrierte auf dem Boden unter seinen Füßen, jedes Geräusch verstärkte seine Sinne.

Als der Mann sein Schwert kraftvoll, aber ungezügelt nach unten schwang, bewegte sich der Junge. Er wich geschickt zur Seite aus und entging dem Schlag, als die Klinge auf den leeren Boden traf.
Er drehte sich um, verkürzte den Abstand und versetzte dem Mann einen präzisen Tritt gegen das Knie, sodass dieser stolperte.

Die Menge schnappte nach Luft, überrascht von der Schnelligkeit des Jungen, aber der Junge reagierte nicht. Er war ganz auf sein Ziel konzentriert, seine stille Entschlossenheit trieb ihn voran, seine Gedanken folgten einem gleichmäßigen, unnachgiebigen Rhythmus.

Ich darf nicht verlieren,

ermahnte er sich.

Für sie muss ich gewinnen.
*******

Während Valeria und Lucavion durch die belebten Straßen von Andelheim schlenderten, herrschte eine seltene Stille zwischen ihnen.

Einige Zuschauer unterhielten sich über das Turnier, und Musiker spielten fröhliche Melodien, doch keiner von beiden schien das Bedürfnis zu haben, die Stille zu brechen.

Valerias Gedanken schweiften zurück zu ihrem letzten Duell, zu dem Respekt, den ihr Gegner ihr mit seinen Abschiedsworten entgegengebracht hatte.
Sie hatte nicht damit gerechnet, dass ihre Identität so schnell aufgedeckt werden würde, und seine respektvolle Kapitulation hatte sie überrascht.

War sie so leicht zu durchschauen?

Oder gab es etwas Subtileres, das sie verriet, ein Zeichen von Adel, das sie nicht verbergen konnte? Ihr Blick wanderte zu den Menschen, die sich um sie drängten, die nichts von den inneren Fragen ahnten, die ihre Gedanken überschatteten.
Neben ihr blieb Lucavion wie immer ruhig, aber sein Schweigen deutete auf eine für ihn ungewöhnliche Zurückhaltung hin. Er schien es ihr zu lassen, ihren Gedanken nachzuhängen, ohne sie mit aufdringlichen Bemerkungen oder scherzhaften Kommentaren zu unterbrechen. Das war seltsam – und ehrlich gesagt war Valeria sich nicht sicher, wie sie sich dabei fühlte.

Seine üblichen Scherze zwangen sie oft, sich zu verteidigen oder ihre Sichtweise zu überdenken, was sie widerwillig zu schätzen gelernt hatte.
Ein flüchtiges Bild von ihm, wie er an der Säule der Arena lehnte, kam ihr in den Sinn – entspannt, völlig unbeeindruckt von der Intensität ihres Duells. Sie musste unwillkürlich an das wissende Funkeln in seinen Augen denken, als hätte er bereits gewusst, wie der Kampf ausgehen würde.

Seine nervige Selbstsicherheit, so leichtsinnig und doch unerschütterlich, kam ihm irgendwie öfter zugute, als es eigentlich sollte.

Vor ihr wehte der warme Duft von Gewürzen und gebratenem Fleisch aus einem Imbissstand herüber und unterbrach ihre Gedanken.

Sie bemerkte, dass Lucavion in die gleiche Richtung blickte, wobei sein lässiges Auftreten sein Interesse an dem Essen nicht ganz verbergen konnte.

Aber irgendetwas war anders.
Er starrte – nicht jemanden Bestimmten, sondern das Essen selbst, als hätte es ihn persönlich beleidigt. Sie blinzelte und beobachtete ihn genauer. Es war seltsam, ihn so zu sehen; normalerweise war er so entspannt, immer mit einem Grinsen auf den Lippen und einem verschmitzten Blick in den Augen. Aber jetzt war nichts von seiner üblichen Verspieltheit zu sehen. Seine Augen waren zu Schlitzen verengt, was sie fast erschreckte.

„Hmm?“
Valeria folgte seinem Blick und sah zu dem Stand, der seine Aufmerksamkeit so sehr auf sich gezogen hatte. Ihr Blick fiel auf ein Tablett mit dampfenden, fein gewürzten Teigtaschen, die mit einer würzigen Sauce serviert wurden.

Lirith-Teigtaschen

– eine seltene Delikatesse aus dem Loria-Reich.
Das Gericht war bekannt für seine zarte Fleischfüllung und den aromatischen Geschmack der Gewürze aus Loria. Auch wenn es im Arcanis-Reich ebenfalls zubereitet wurde, gehörte es nicht zur lokalen Küche.

Aber das war nicht der springende Punkt. Es war nicht gerade etwas, das normalerweise eine solche Reaktion hervorgerufen hätte. Sie runzelte leicht die Stirn, und ihre Neugierde wuchs.
„Stimmt etwas mit den Knödeln nicht?“, fragte sie und versuchte, einen lässigen Ton anzuschlagen, während sie seinen ungewöhnlich intensiven Blick beobachtete.

„Ah …“ Dann schien Lucavion wieder zu sich zu kommen, als er ihr in die Augen sah.
Sein Blick wurde etwas weicher, und er schnaubte, obwohl es sich wie eine Tarnung anfühlte. „Nichts“, antwortete er leicht, aber sein Blick blieb noch einen Moment länger auf dem Essen, bevor er sich wieder ihr zuwandte und sein vertrautes Grinsen wieder auftauchte, als wäre nichts gewesen.

„Wirklich?“ Sie neigte den Kopf, ohne ihm ganz zu glauben.

Top of Form

Bottom of Form

„Ja. Ich habe nur an etwas gedacht, das ist alles.“
Valeria hielt seinen Blick einen Moment lang fest und musterte ihn mit derselben Schärfe, die sie vielleicht einem Sparringspartner entgegengebracht hätte. Sie zweifelte an seiner nonchalanten Antwort; seine heftige Reaktion war viel zu instinktiv gewesen, um so einfach abgetan zu werden. Aber wie immer begegnete Lucavion ihrem Blick mit unbeeindruckter Gelassenheit, ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, als würde er sie herausfordern, weiter nachzuhaken.
Schließlich seufzte sie resigniert und trat vor, um sich in die Schlange einzureihen. Wenn er nicht darüber reden wollte, dann war das okay. Aber die Knödel hatten eindeutig etwas in ihm ausgelöst, auch wenn er es nicht zugeben wollte.

Gerade als sie den ersten Schritt machte, legte er seine Hand fest um ihren Arm.

„Nicht“, murmelte er mit leiser, aber fester Stimme.
Sie hob eine Augenbraue und sah auf seine Hand auf ihrem Arm. „Hm?“

Lucavion ließ sie mit einem kurzen Nicken los, und sie bemerkte einen flüchtigen Ausdruck von Unbehagen in seinem Gesicht, der jedoch fast sofort wieder verschwand. „Lass uns zu Miss Iron Matron gehen“, sagte er, und seine Stimme klang wieder so locker wie zuvor. „Ich habe plötzlich Lust auf richtiges Fleisch.“
Valeria kniff die Augen zusammen und versuchte, seine plötzliche Richtungsänderung zu verstehen. Er hatte seit ihrem Besuch vor einigen Tagen nicht mehr von der Wirtin gesprochen, aber jetzt schien er beschlossen zu haben, dass ihre Taverne ihr nächstes Ziel sein sollte.

Mit einem leichten Seufzer gab sie nach. „Dann geh voran. Aber wir gehen nicht, bevor du mir erklärt hast, was das alles sollte.“
Lucavion lachte leise und winkte ihr mit seiner üblichen Gelassenheit ab. „Ahaha … es ist wirklich nichts, worüber du dir Gedanken machen musst“, antwortete er, wobei seine lockere Art nichts von der scharfen Intensität verriet, die sie gerade noch an ihm bemerkt hatte.

Valeria schnaubte und verschränkte die Arme, während sie weitergingen. „Nichts, worüber ich mir Gedanken machen muss? Warum hast du dann so reagiert – als hättest du einen Geist gesehen?“
Er warf ihr einen Seitenblick zu, und ein fast schelmischer Glanz kehrte in seine Augen zurück. „Und was wäre, wenn ich einen Geist gesehen hätte?“, fragte er, sein Tonfall neckisch, aber mit einem Unterton von etwas Rätselhaftem. „Was dann, meine Lady Valeria?“
Sie machte einen kleinen Schritt zurück, um den Abstand zwischen ihnen zu vergrößern, und sah ihn misstrauisch an. „Dann würde ich mir Sorgen um deine geistige Gesundheit machen“, antwortete sie mit einem leichten Lächeln und einer Spur von gespielter Besorgnis in der Stimme.

Lucavion verzog die Lippen zu einem Lächeln und kniff spielerisch die Augen zusammen. „Vielleicht solltest du das“, antwortete er mit einem Achselzucken, sein Tonfall abweisend und seltsam aufrichtig zugleich.
Valeria hob eine Augenbraue und suchte seinen Blick. Seine üblichen Scherze wirkten heute anders – vielschichtig, ausweichend. Sie passte sich seinem lockeren Gang an und hielt ihre Skepsis vorerst zurück, obwohl ihre Neugier unter der Oberfläche brodelte.

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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