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Kapitel 203: Echt

Kapitel 203: Echt

Nach Valerias Sieg brodelte die Aufregung unter ihrer ruhigen Oberfläche. Sie hielt ihren Zweihänder selbstbewusst in den Händen, dessen glänzende Klinge im Licht der Arena noch immer schimmerte. Sie senkte ihn, warf einen letzten Blick auf ihren besiegten Gegner und suchte dann in der Menge nach dem vertrauten Grinsen, in der festen Erwartung, Lucavions Gesicht irgendwo in der riesigen Zuschauermenge zu entdecken.
Aber er war weg. Der Platz, an dem er noch vor wenigen Augenblicken gesessen hatte, war nun auffällig leer, als hätte er sich spurlos in Luft aufgelöst.
Valeria spürte ein leichtes Aufbrausen von Verärgerung, das sie jedoch ebenso schnell wieder unterdrückte, wie es gekommen war. Typisch für ihn, dachte sie und presste die Lippen zusammen. Immer tauchte er auf, wenn es ihm passte, und verschwand wieder, nie dort, wo sie ihn erwartete – und doch nie ganz aus ihren Gedanken, selbst wenn sie sich wünschte, er wäre es.
Sie drehte sich wieder zum Ausgang um, und die Anspannung des Streits ließ allmählich nach. Mit jedem Schritt, den sie sich von der Arena entfernte, konzentrierte sie sich wieder und fand zurück in ihren gewohnten Atemrhythmus. Der heutige Tag hatte ihr gezeigt, dass sie in der Lage war, ihre eigenen Kämpfe zu kämpfen und sich ohne die Unterstützung anderer zu behaupten – sogar ohne die still wütende Anwesenheit dieses Mistkerls Lucavion.
Dann trat sie in die Umkleidekabine und ließ die schwere Tür mit einem dumpfen Schlag hinter sich fallen.

Die Stille im Raum stand in krassem Gegensatz zum tosenden Lärm der Arena draußen und gab ihr einen Moment Zeit, endlich durchzuatmen. Sie zog ihre Rüstung Stück für Stück aus, ihre Finger summten noch von den Nachwirkungen des Kampfes.

Sie legte ihre Hand ein letztes Mal auf den Griff ihres Zweihänders, bevor sie ihn ablegte.
Das Gewicht der Klinge war ihr vertraut und gab ihr Halt, während sie ihre kampfesversehrte Kleidung auszog und sich in bequemere Sachen verwandelte.

Ihre Tunika und ihre Hose fühlten sich wie eine Befreiung von der einengenden Rüstung an und ließen sie sich frei bewegen, unbelastet von der Schwere von Stahl und Leder.
Als sie ihren Gürtel festzog, konnte sie das leise Ärgernis nicht ignorieren, das unter der Oberfläche brodelte. Es ging nicht um den Kampf oder die herabwürdigenden Bemerkungen ihres Gegners – damit hatte sie schon oft zu tun gehabt. Nein, es war etwas anderes, eine Frustration, die an ihren Gedanken nagte, und das alles wegen eines bestimmten fehlenden Zuschauers.

„Natürlich ist er vor dem Ende gegangen“,
dachte sie und strich sich die letzten Strähnen aus dem Gesicht, die sich während des Kampfes gelöst hatten. Ihre Verärgerung stieg wieder, als sie sich an Lucavions entspanntes Grinsen erinnerte, an den Blick, den er ihr von der Tribüne aus mit dieser ärgerlich amüsierten Miene zugeworfen hatte. Er schien so sicher zu sein, dass er sie durchschaut hatte, so überzeugt von seiner Einschätzung – fast so, als würde er darauf warten, dass sie einen Fehler machte.
Aber dann war er einfach verschwunden. Typisch.

„Er geht vor dem Finale“, murmelte sie leise und befestigte ihr Schwert an ihrer Seite. „Anscheinend ist er genauso ungeduldig wie selbstgefällig.“

Sie schüttelte den Gedanken mit einem leisen Seufzer ab und konzentrierte sich stattdessen auf die Befriedigung ihres jüngsten Sieges. Sie hatte sich bewiesen, und nichts – nicht einmal Lucavions Unberechenbarkeit – konnte das schmälern.
Gerade als sie die Tür aufstieß, drangen Stimmen durch den schmalen Flur, deren ruhiger Rhythmus ihr vertraut war, aber dennoch eine subtile Intensität in sich trug. Sie erkannte sie fast sofort – die Schüler der Wolkenhimmel-Sekte.

Sie bewegten sich in leiser Unterhaltung den Flur entlang, jeder Schritt zeugte von der gemeinsamen Anmut ihrer disziplinierten Ausbildung. Ihre dunkelblauen Roben, die mit goldenem Faden bestickt waren, fingen das Licht ein, während sie gingen, und verliehen ihnen das Ansehen ihrer Sekte.
Valeria straffte die Schultern, als sie ihren Blicken begegnete, und hielt ihren eigenen Gesichtsausdruck zurück. Sie hatte zuvor eine Einladung ihres älteren Schülers zum Essen abgelehnt, eine Entscheidung, die ihr ein ungutes Gefühl hinterlassen hatte. Nun stieg dieselbe Unruhe wieder in ihr auf, als sie ihnen erneut gegenüberstand.
Eine jüngere Schülerin trat mit zurückhaltender Anmut vor und neigte leicht den Kopf. Ihr Blick war höflich, doch in ihren Augen blitzte Bewunderung auf.

„Miss Valeria“, begann sie in respektvollem, aber ernstem Ton. „Ich hatte die Ehre, Ihren Kampf zu beobachten. Sie waren … außergewöhnlich.“

Valeria nickte und nahm das Lob mit einer leichten Verbeugung an. „Danke“, antwortete sie in neutralem Ton.
Komplimente waren ihr vertraut, doch die Ehrerbietung in den Worten dieser Schülerin fühlte sich schwer an, fast so, als ob sie eine Erwartung enthielt.

Das Mädchen fuhr fort, ihren Blick fest auf Valeria gerichtet. „Unsere Senior-Schülerin hat erwähnt, dass sie Ihnen angeboten hat, Sie zum Essen zu begleiten“, sagte sie mit sanfter, aber forschender Stimme. „Sie dachte, Sie würden ihre Hilfe bei der Orientierung hier in der Stadt vielleicht zu schätzen wissen … und dass das Angebot noch gilt.“
Valeria presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. Das Angebot klang harmlos genug, und die Schülerin wirkte aufrichtig. Doch es lag etwas in der Luft – eine leise Beharrlichkeit, als wollten sie mehr als nur Gesellschaft.
Die Schülerin lächelte sanft, fast schüchtern, und ihr Ausdruck zeigte eine Spur von Wärme, die ihr gefasstes Auftreten milderte. „Wenn es Ihnen recht ist, Miss Valeria“, fuhr sie mit leiser, bescheidener Stimme fort, „würde ich Sie wirklich gerne besser kennenlernen. Es gibt nicht viele Kriegerinnen wie uns – vor allem außerhalb der Cloud Heavens Sect. Es wäre … es wäre schön, wenn wir zusammenhalten könnten.“
Valeria dachte über die Worte des Mädchens nach und wägte die Möglichkeiten ab. Die Schülerin hatte Recht: Starke Kriegerinnen waren in der Tat selten, und Allianzen – selbst lose Verbindungen – konnten sich auf lange Sicht als wertvoll erweisen.

Normalerweise hätte Valeria die Gelegenheit begrüßt, Kameradschaft mit anderen zu pflegen, die denselben Weg gingen wie sie, und Trost in ihren ähnlichen Kämpfen und Bestrebungen gefunden, da sie auf ihren Reisen vielen jungen Mädchen geholfen hatte.

Die Aufrichtigkeit des Mädchens war offensichtlich, und Valeria konnte sehen, dass sie sie wirklich bewunderte.

Zumindest sah es so aus.

„Irgendwas …“

Und doch hielt sie etwas zurück – ein leiser, aber unnachgiebiger Instinkt, der am Rande ihres Bewusstseins aufblitzte und sie zur Vorsicht mahnte.

„Warum fühle ich mich so?“
Es war subtil, aber eindringlich, eine Warnung, die sich direkt unter ihren Gedanken festgesetzt hatte und ein unerklärliches Unbehagen in ihr auslöste. Sie hatte dieses Gefühl schon einmal gehabt, als sie die Gruppe zum ersten Mal getroffen und ihre Einladung abgelehnt hatte. Jetzt kehrte dieses Gefühl zurück, ein leichtes Kribbeln entlang ihrer Wirbelsäule, das ihr etwas flüsterte, das sie nicht genau zuordnen konnte.

Aber was sollte sie tun?
Wenn sie noch einmal ablehnen würde, wäre das eine klare Missachtung der Wolkenhimmel-Sekte. Aber gleichzeitig wollte sie das wirklich nicht.

„Wirklich … Warum ausgerechnet jetzt?“

Ihr Blick verweilte auf dem hoffnungsvollen Gesicht des Schülers, und sie zwang sich zu einem höflichen Lächeln. „Ich fühle mich durch die Einladung geehrt“, sagte Valeria langsam.
Und gerade als sie erneut den Mund öffnete, immer noch unsicher, wie sie antworten sollte, spürte sie plötzlich eine Wärme an ihrer Seite, und ein Arm legte sich um ihre Schultern und zog sie an sich. Die Bewegung war so schnell und so unerwartet, dass sie kaum Zeit hatte, das Gefühl wahrzunehmen, geschweige denn zu reagieren. Ein Hauch von vertrautem Sandelholz und Minze kitzelte ihre Sinne, und sie verkrampfte sich augenblicklich.
„Entschuldigt, meine Damen“, sagte die sanfte, ruhige Stimme neben ihr mit einem Hauch von mühelosem Charme.
Lucavions Tonfall war genau die richtige Mischung aus Höflichkeit und Spott, als er die Jüngerinnen ansah. „Aber ich fürchte, sie ist bereits vergeben – sie hat sich freundlicherweise bereit erklärt, mich für den Rest des Abends zu begleiten.“ Er schenkte ihnen ein unaufrichtiges Lächeln, das seine völlige Missachtung ihrer möglichen Einwände zum Ausdruck brachte.
Valerias Blick schoss zu ihm, unter ihrer ansonsten gelassenen Miene brodelte Ärger. Er drückte ihr unauffällig und wissend die Schulter, als wolle er sie daran erinnern, still zu bleiben, während sein Blick weiterhin auf die Jünger gerichtet blieb.

Ihre Reaktionen waren unterschiedlich: Die junge Jüngerin senkte leicht den Kopf, Enttäuschung huschte über ihr Gesicht, während die anderen sich Blicke zuwarfen, sichtlich unsicher, wie sie auf diese unerwartete Unterbrechung reagieren sollten.
Aber gleichzeitig war da noch etwas anderes.

„Ekel?“

Es war nur ein kurzer Moment, aber Valeria sah es.

Ein deutlicher Ausdruck von Ekel auf den Gesichtern der Jünger.

Die höfliche Maske, die das Mädchen trug, verzog sich, als sie ein kleines Lächeln erzwang, aber ihr Tonfall hatte eine Schärfe, die zuvor nicht da gewesen war.
„Und wer bist du?“, fragte sie und warf Lucavion einen Blick zu, der kaum verhüllte Verachtung verriet. „Was genau hast du mit Miss Valeria zu tun?“

Lucavion neigte den Kopf zur Seite und ließ eine kleine, dramatische Pause entstehen. Er machte ein leichtes, übertriebenes

„Tsk
, als würde er wirklich überlegen, wie er am besten antworten sollte, und sah dann das Mädchen mit einem Grinsen an, das man nur als fröhlich herablassend bezeichnen konnte.

„Das ist eine gute Frage“, antwortete er mit einem leichten Achselzucken, sein Gesichtsausdruck forderte sie auf, weiter nachzuhaken. „Aber sag mir, warum sollte ich dir antworten?“ Sein Tonfall war sanft, fast beiläufig, doch in seiner Stimme lag eine unverkennbare Herausforderung.
Die Augen der Schülerin verengten sich, und eine leichte Röte stieg ihr in die Wangen. „Miss Valeria wurde von unserer Sekte eingeladen“, sagte sie kühl. „Es ist nur natürlich, dass wir uns um die Menschen in ihrer Umgebung sorgen.“

Lucavions Grinsen wurde nur noch breiter, und er ließ seinen Arm mit absichtlicher Gelassenheit von Valerias Schulter gleiten und trat gerade so weit vor, dass das Mädchen zu ihm aufschauen musste.
„Besorgt, ja?“, fragte er mit leiser, spöttischer Stimme. „Oder vielleicht ist es etwas ganz anderes. Ich habe da hinten einen kleinen Ausdruck bemerkt. Einen, der darauf hindeutet, dass du weit weniger ‚besorgt‘ bist und viel mehr …“ Er ließ seine Worte ausklingen, sein Blick funkelte vor verschmitzter Belustigung. „Voreingenommen.“

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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