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Kapitel 193: Die eiserne Matrone (5)

Kapitel 193: Die eiserne Matrone (5)

„Ich bin nicht überrascht, dass er das in dir gesehen hat.“

Lucavion lachte leise, als Mariel ihre Geschichte beendete, aber das Lachen verstummte schnell, als er seine Gabel nahm und sich endlich dem Essen zuwandte, das größtenteils unberührt vor ihm stand. Er kaute nachdenklich, während die Wärme des Essens ihn erfüllte und die Bedeutung ihres Gesprächs noch in der Luft lag.
Zwischen den Bissen spülte er das Essen mit einem Schluck hinunter, den Blick immer noch auf Mariel gerichtet, und hörte ihr aufmerksam zu.

Eine Weile saßen sie in angenehmer Stille da – Mariel dachte still nach und Lucavion aß und warf ihr gelegentlich einen Blick zu. Erst als er fast fertig war, sprach Mariel wieder, ihre Stimme zögernd, aber voller Neugier.
„Es gibt etwas, das ich nie herausfinden konnte“, begann sie und sah ihm fest in die Augen. „Der Mann, der mir das Leben gerettet hat … Ich habe nie erfahren, wer er wirklich war. Ich habe Gerüchte gehört, aber niemand hat mir jemals eine klare Antwort gegeben. War er wirklich …?“
Ihre Worte verstummten, und einen Moment lang antwortete Lucavion nicht. Er legte einfach sein Besteck beiseite, wischte sich mit einer lässigen Bewegung des Handgelenks den Mund ab und lehnte sich dann in seinem Stuhl zurück. Seine verspielte Haltung war verschwunden und hatte einer stillen Ernsthaftigkeit Platz gemacht, die dem Ton der Unterhaltung entsprach.
Nach einer kurzen Pause nickte Lucavion und sagte mit leiser, fast ehrfürchtiger Stimme: „Sternenfluch Gerald“, sagte er leise, und der Name hing wie ein fernes Echo der Vergangenheit zwischen ihnen in der Luft.

Mariel stockte der Atem. Sie hatte es vermutet, aber als sie den Namen aus Lucavions Mund hörte, wurde ihr alles klar. Gerald.
Die Gestalt im Sternenlicht, die sie gerettet hatte, der ihr Leben verändert hatte. Sie hatte nie seinen Namen gewusst, ihm nie richtig für das danken können, was er getan hatte, und jetzt war es da – die Wahrheit, nach der sie so lange gesucht hatte.

„Er war es wirklich.“

Dieser Name.

Sternenfluch Gerald.

Das war kein Name, den man einfach so erwähnen konnte.
Starscourge Gerald.

Ein Name, der auf der ganzen Welt mit Ehrfurcht, Angst und Bewunderung ausgesprochen wurde. Er war nicht nur eine gewöhnliche mythische Figur – er war einer von denen, die fast den Gipfel der Menschheit erreicht hatten. Seine Stärke, sein Können, sein Wissen – sie waren so gewaltig, dass sie fast über das hinausgingen, was es bedeutete, ein Mensch zu sein.

„Ein Mann, der am Abgrund der Göttlichkeit stand.“
Die Erinnerungen an das, was sie über ihn gehört hatte, kamen mit überwältigender Wucht zurück.

Gerald,

dessen bloße Anwesenheit auf dem Schlachtfeld den Verlauf eines Krieges entscheiden konnte. Sein Name allein ließ selbst die mächtigsten Königreiche erzittern. Sein Sternenlicht-Mana glich einer göttlichen Kraft, die Armeen ins Wanken brachte und unter ihrem Glanz zusammenbrechen ließ. Und seine größten Taten … die waren Stoff für Legenden.
„Er konnte ganz allein den Verlauf von Schlachten verändern. Ganze Armeen, ganze Feldzüge wurden vereitelt, nur weil er ihnen im Weg stand.“

Ihre Gedanken wanderten zu den Geschichten über das

Arcanis-Imperium,

das Imperium, das die Herrschaft über weite Länder angestrebt hatte, über Nationen hinweg vorgerückt war und Königreiche gestürzt hatte. Und dann …

Starscourge Gerald
. Er allein hatte ihren Vormarsch immer wieder aufgehalten. Seine Macht war so groß, so unaufhaltsam, dass das Reich sich an seine bloße Existenz anpassen musste. Er stand wie eine Barriere, eine Kraft, die niemand überwinden konnte, und deshalb fürchteten sie ihn.

„Ein einziger Mann … bereitete dem Arcanis-Reich endlose Kopfschmerzen und bremste seine Ambitionen. Wie oft hatte er ihnen den Weg versperrt? Wie viele Siege hatte er ihnen geraubt?“
Mariel konnte die Last dieser Erinnerungen spüren, als wären es ihre eigenen, obwohl sie sie nie selbst erlebt hatte. Die Legenden von Gerald waren allgegenwärtig, und doch war er für sie mehr als nur eine Geschichte –

er war derjenige, der ihr Leben gerettet hatte.

Und sie kannte nicht einmal seinen Namen.

Ihm gegenüber aß Lucavion mit fast meditativer Ruhe weiter, seine ganze Aufmerksamkeit auf sein Essen gerichtet.
Er schien von der Schwere des Gesprächs, das sie führten, unbeeindruckt zu sein, als wäre es nichts Besonderes, den Namen einer so legendären Figur in den Mund zu nehmen. Aber Mariel wusste es – sie wusste, dass der Mann, der sie gerettet hatte, den Lucavion Meister nannte, niemand war, dessen Name so beiläufig ausgesprochen werden durfte.

„Gerald, der Sternenfluch … dass ich ausgerechnet von jemandem wie ihm gerettet wurde. Und er – er hat etwas in mir gesehen. Warum?“
Die Frage schwirrte ungelöst in ihrem Kopf herum. Warum hatte Gerald, jemand so Mächtiges, sich die Mühe gemacht, sie zu retten, eine einfache Sterbliche, die damals in den Ruinen gegen ein Monster kämpfte, das ihre Fähigkeiten bei weitem überstieg?

Ihre Gedanken kreisten, als sie sich an Geralds Präsenz an diesem Tag erinnerte, daran, wie mühelos er eingegriffen hatte, wie beiläufig er ihr diesen Spitznamen gegeben hatte …

Kleiner Bär.

Damals hatte alles wie ein Traum gewirkt. Aber jetzt, wo Lucavion vor ihr saß und seinen Namen aussprach, wurde alles real.

Mariel beobachtete Lucavion schweigend, während er weiter aß, ganz entspannt, als wäre das für ihn ein ganz normaler Tag. Sie beneidete ihn um diese Ruhe, um seine Fähigkeit, die Last dieses Wissens so leicht zu tragen.
Er nahm einen Schluck von seinem Getränk, völlig gelassen, während sie sich bemühte, die Tragweite dessen zu begreifen, was ihr offenbart worden war.

Aber da war auch etwas an Lucavion – etwas in seinem Verhalten, in der Art, wie er von seinem Meister sprach. Mariel konnte es spüren. Dieser junge Mann hatte mehr zu bieten, als man auf den ersten Blick sah. Er mochte sich hinter seinem verspielten Lächeln und seiner unbekümmerten Art verstecken, aber darunter lag eine Tiefe, die sie so sehr an Gerald erinnerte.
„Er ist seinem Meister ähnlicher, als er zugeben will. Ich kann es sehen … dieselbe Ruhe, dieselbe stille Kraft.“

Lucavion blickte endlich von seinem Essen auf, traf ihren Blick und schenkte ihr ein schwaches, wissendes Lächeln, als könne er ihre Gedanken lesen. Er sagte nichts, aber sein Blick sagte ihr alles, was sie wissen musste. Er verstand, was sie dachte – er hatte es selbst erlebt, gefühlt.
Und Mariel fühlte zum ersten Mal seit langer Zeit wieder etwas.

„Dankbarkeit.“

Sie würde vielleicht nie die Gelegenheit haben, Gerald richtig zu danken, aber als sie Lucavion gegenüber saß, wurde ihr etwas Wichtiges klar.

„Vielleicht … reicht es, ihm zu danken.“
Während Mariel dort saß, warf sie erneut einen Blick auf Lucavion. Er hatte gerade seine Mahlzeit beendet und wischte sich lässig die Hände ab, mit derselben ruhigen Haltung, die ihn geheimnisvoll erscheinen ließ. Trotz der starken Verbindung, die er zu Gerald hatte – dem Mann, der ihr Leben geprägt hatte –, wurde ihr plötzlich klar, dass Lucavion selbst noch

nur ein junger Mann
.

„Auch wenn er Geralds Schüler ist, ist er doch noch so jung.“

Dieser Gedanke weckte etwas Neues in ihr. Trotz all der Kraft und Weisheit, die er von seinem Meister geerbt haben mochte, stand eine unbestreitbare Wahrheit vor ihr. Lucavion war hier, allein.
Keine legendäre Gestalt stand an seiner Seite, kein Mentor, der ihn anleitete. In gewisser Weise war er genau wie sie vor all den Jahren – er versuchte, sich in einer Welt zurechtzufinden, die mehr von ihm verlangte, als die meisten jemals erfahren würden.

Wie ist er hierher gekommen?“,

fragte sie sich und sah ihn mit sanftem Blick an.

„Welche Reise hat er hinter sich? Und wie ist jemand wie Gerald auf diesen Jungen gestoßen?“
Sie nahm einen weiteren Schluck von ihrem Getränk, dessen Wärme sich in ihr ausbreitete, aber ihre Gedanken waren weit weg von der Gegenwart. Sie dachte an die Geschichten, die Legenden von Starscourge Gerald – dem Mann, der zwischen den Welten wandelte und dessen Einfluss das Schicksal ganzer Königreiche bestimmen konnte. Wie war dieser Junge, Lucavion, einer solchen Persönlichkeit begegnet? Wie hatte sein Leben vor dieser schicksalhaften Begegnung ausgesehen?
„Wenn du etwas fragen möchtest, kannst du das gerne tun. Es macht mir nichts aus.“

Lucavion sprach plötzlich.

Mariel blinzelte und wurde durch Lucavions Worte in die Gegenwart zurückgeholt. Seine Stimme war ruhig, ohne Eile, doch in seinem Ton lag eine Offenheit, die sie etwas überraschte. Sie hatte nicht erwartet, dass er ihre Gedanken so direkt ansprechen würde.
Für einen kurzen Moment fragte sie sich, ob er die Tiefe ihrer Neugier gespürt hatte oder ob er sich einfach daran gewöhnt hatte, dass die Leute mehr über ihn wissen wollten.

„Natürlich“,

dachte sie und stellte ihr Glas vorsichtig ab.

„Warum Zeit mit Grübeln verschwenden?“
Mariel war nicht jemand, der sich mit Unsicherheiten aufhielt oder um Fragen herumredete. Der Ruf der „Eisernen Matrone“ beruhte auf ihrer Entschlossenheit, ihrem Vermögen, den Lärm zu durchschauen und zum Kern der Dinge vorzudringen. Und jetzt, wo sie jemandem gegenüber saß, der so geheimnisvoll war wie Lucavion, war es ihr Instinkt, direkt zu sein. Sie hatte immer daran geglaubt, den Dingen direkt zu begegnen, und diese Situation war nicht anders.
Sie beugte sich leicht vor, ihr Blick war scharf, aber nicht unfreundlich, und sie sprach mit fester Stimme. „Wie haben Sie Herrn Gerald kennengelernt?“

Kein Zögern, keine sanfte Einleitung – nur die Frage, klar und auf den Punkt gebracht.

————A/N————

Ihr könnt mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. Ich werde versuchen, auf Fragen zu antworten, obwohl ich mit dem College etwas beschäftigt bin.

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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