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Kapitel 175: Wiedersehen (2)

Kapitel 175: Wiedersehen (2)

„Na, na, wer hat denn da“, sagte Lucavion mit einem spöttischen Tonfall, der wie ein Messer durch die Menge schnitt. „Die große Valeria Olarion steht hier in der Schlange wie wir anderen Normalos. Das hätte ich nie gedacht.“

Valeria erstarrte, presste frustriert die Kiefer aufeinander und drehte dann langsam den Kopf in Richtung der Stimme.
Da stand er, mit demselben selbstgefälligen Grinsen im Gesicht, lässig an einen Pfosten gelehnt, als hätte er keine Sorgen auf der Welt.

Valeria kniff die Augen zusammen, als sie seine lässige Haltung und sein immer noch selbstgefälliges Grinsen sah. „Du“, wiederholte sie mit wachsender Erregung in der Stimme. „Was machst du hier? Bist du mir gefolgt?“
Lucavion hob eine Augenbraue und wirkte ehrlich überrascht von dem Vorwurf. „Dir folgen?“ Er schüttelte den Kopf und grinste noch breiter. „Oh nein, diesmal nicht. Ich hätte auch nicht erwartet, dich hier zu finden. Das ist reiner Zufall, ich schwöre.“

Valerias Misstrauen schwankte nicht. Sie verschränkte die Arme und sah ihn misstrauisch an. „Wirklich?“, fragte sie mit scharfer Stimme, die ihre Zweifel verriet.
Lucavion hob spielerisch die Hände, sein Grinsen verschwand nicht. „Wirklich. Ich bin dieses Mal unschuldig, versprochen. Ich war einfach zur falschen Zeit am richtigen Ort … oder vielleicht zur richtigen Zeit am falschen Ort, je nachdem, wie man es sieht.“
Valeria schnaubte, sichtlich unüberzeugt, aber bevor sie etwas erwidern konnte, wanderte Lucavions Blick zur Menge und dann zurück zu ihr, seine Augen funkelten amüsiert. „Allerdings ist mir etwas aufgefallen“, sagte er, nun wieder in neckendem Ton. „Du scheinst diesmal deine Ritter zurückgelassen zu haben.“
Sie presste die Kiefer aufeinander und rückte unruhig hin und her, weil es ihr unangenehm war, wie leicht ihm dieses Detail aufgefallen war. „Das geht dich nichts an“, antwortete sie knapp und kühl.

Lucavion lachte leise, und sein Lächeln wurde noch verschmitzter. „Empfindlich, empfindlich. Aber weißt du, das ist irgendwie beeindruckend. Ganz allein? Das ist ein großer Schritt für die Erbin der großen Familie Olarion.“
Valerias Augen blitzten vor Verärgerung, aber sie behielt ihre Fassung. „Ich brauche niemanden um Erlaubnis zu fragen, um meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Am allerwenigsten dich.“

„Oh, das sage ich ja nicht“, sagte er mit einem Achselzucken. „Ich weise nur darauf hin, dass es ein mutiger Schritt ist. Und ein riskanter dazu. Aber du gehst gerne Risiken ein, nicht wahr?“
Valerias Geduld war am Ende, und sie wollte ihm gerade das Wort abschneiden, als er mit einem verschmitzten Grinsen hinzufügte: „Ich respektiere das, weißt du. Aber andererseits … frage ich mich, was dein Vater von dieser Entscheidung halten würde.“
Bei der Erwähnung ihres Vaters verengten sich ihre Augen gefährlich, aber bevor sie antworten konnte, hob Lucavion erneut die Hände, diesmal mit einem Lachen. „Entspann dich, entspann dich. Ich mache nur Konversation.“ Er warf einen Blick auf die lange Schlange vor ihnen. „Wir werden schließlich eine Weile hier stehen.“
Valerias Augen verengten sich misstrauisch, als ihr plötzlich ein Gedanke durch den Kopf schoss. Wie konnte Lucavion einfach so hier auftauchen, sich an einen Pfosten lehnen und mit ihr plaudern? Sollte er nicht wie alle anderen in der Schlange stehen?

„Moment mal“, sagte sie mit scharfem Tonfall. „Warum stehst du hier rum? Solltest du nicht wie wir anderen in der Schlange stehen?“
Lucavions selbstgefälliges Grinsen verschwand für einen kurzen Moment und eine Schweißperle bildete sich auf seiner Stirn. „Ah, nun, lustig, dass du das sagst“, sagte er und kratzte sich am Hinterkopf. „Das habe ich mich gerade auch gefragt … weißt du, ich habe nur … äh, die Lage beobachtet.“

Valeria verschränkte die Arme und kniff die Augen noch weiter zusammen. „Beobachtet? Wirklich?“
Lucavion lachte nervös. „Okay, okay. Hör mal, ich wollte nur fragen, wie es dir geht. Lange Schlangen und so, weißt du?“ Er deutete vage auf die Menschenmenge. „Aber hey, da wir schon dabei sind … wie wäre es, wenn ich einfach neben dir bleibe?“

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Valeria presste die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen. „Nein“, sagte sie knapp.

Lucavion blinzelte, offensichtlich nicht auf eine so deutliche Ablehnung gefasst. „Nein?“

„Du darfst dich nicht vordrängeln“, sagte sie bestimmt. „Wenn du dich anmelden willst, stellst du dich wie alle anderen hinten an.“
Lucavions Gesicht nahm einen übertrieben flehenden Ausdruck an, seine Stimme sank in einen vorgetäuscht verzweifelten Ton. „Komm schon, bitte? Wenn ich mich hinten anstelle, schaffe ich es nicht rechtzeitig und verpasse die Anmeldung. Du willst doch nicht dafür verantwortlich sein, dass ich nicht am Turnier teilnehmen kann, oder?“
Valeria spürte, wie sich ihre Mundwinkel trotz ihrer Bemühungen nach oben verzogen. Ihn so zu sehen – hilflos, flehend – war seltsam befriedigend. Ausnahmsweise war der selbstgefällige, selbstbewusste Lucavion ihr ausgeliefert. Es fühlte sich fast wie Gerechtigkeit an. Sie konnte die leichte Panik hinter seiner spielerischen Haltung erkennen, und das gab ihr das Gefühl, dass er nach all den Sticheleien endlich seine gerechte Strafe bekam.
Ihre Arme blieben verschränkt, und sie neigte den Kopf leicht, um ihn von oben bis unten zu mustern. „Oh? Hast du Angst, dass du es nicht rechtzeitig schaffst?“, fragte sie in einem leichten, aber amüsierten Tonfall.

Lucavion nickte energisch. „Genau. Es wäre echt schade, wenn all meine Talente wegen einer Zeile verschwendet würden. Findest du nicht auch?“

Valeria hob eine Augenbraue, tat so, als würde sie über sein Angebot nachdenken, und beobachtete, wie Lucavions Augen vor Hoffnung leicht aufleuchteten. Doch dann wurde ihr Gesichtsausdruck ebenso schnell wieder ernst, und sie schüttelte entschieden den Kopf. „Nein. Du kommst trotzdem nicht vor.“
Der Ausdruck purer Enttäuschung auf Lucavions Gesicht war fast schon komisch, und für einen kurzen Moment hätte Valeria fast gelacht. Sie hatte schon lange nicht mehr so viel gelächelt, und obwohl sie nicht die Absicht hatte, ihn vorzulassen, war es für sie mehr als genug Befriedigung für diesen Tag, ihn zappeln zu sehen.

Lucavion seufzte dramatisch und legte eine Hand auf sein Herz. „Ah, du verletzt mich, Lady Valeria. Wirklich.“
Valeria grinste und ihre Stimme klang jetzt neckisch. „Gut.“ Sie drehte ihm den Rücken zu, fest entschlossen, das Gespräch zu beenden, aber innerlich konnte sie das kleine Flackern der Rücksichtnahme, das sie zuvor verspürt hatte, nicht leugnen. Aber ihn einfach so davonkommen lassen? Nein, er hatte es verdient, die Konsequenzen seines leichtsinnigen Verhaltens zu spüren.
Lucavion stand noch einen Moment da und überlegte offensichtlich, wie er es anders angehen könnte. „Na gut“, sagte er schließlich, „dann werde ich wohl … mich hinten anstellen. Wie alle anderen auch.“ Sein Tonfall war voller gespielter Tragik, als er sich zum Ende der Schlange schlurfte und einen letzten hoffnungsvollen Blick über die Schulter warf.
Valeria rührte sich nicht von der Stelle, und als er merkte, dass sie ihre Meinung nicht ändern würde, seufzte er erneut, besiegt.

Nach einer gefühlten Ewigkeit näherte sich Valeria endlich dem Anfang der Schlange. Die Menge hatte sich langsam gelichtet, und während die Vorfreude sie zuvor wach gehalten hatte, machte sich nun Langeweile breit. Sie fühlte sich seltsamerweise müder als erwartet, der ständige Lärm der Stadt und das endlose Warten lasteten schwer auf ihr.
„Dieser Mistkerl Lucavion geht mir echt auf die Nerven“, dachte sie und schüttelte frustriert den Kopf. Obwohl es ihr Spaß gemacht hatte, ihn abzuweisen, fühlte sie sich nach dieser Begegnung seltsam ausgelaugt. Jetzt wollte sie nur noch die Anmeldung hinter sich bringen und sich auf das Turnier vorbereiten.
Endlich war sie an der Reihe. Der Angestellte, ein Mann mittleren Alters mit müden Augen und einer Feder in der Hand, sah von seinem Schreibtisch auf und bedeutete ihr, näher zu treten. Valeria reichte ihm ihren Ausweis und begann mit dem Anmeldeverfahren.

„Name?“, fragte der Angestellte mit monotoner Stimme.

„Valeria Olarion.“
Seine Feder kratzte über das Pergament, während er schrieb, seine Bewegungen waren schnell und geübt. „Zugehörigkeit?“

„Keine formelle Zugehörigkeit“, antwortete sie. „Ich nehme nur als Teilnehmerin teil.“

Der Mann nickte abwesend und füllte weiter die erforderlichen Formulare aus. „Waffen oder Kampfkunststil?“

„Schwert“, sagte Valeria knapp und hielt ihre Antworten kurz. „Ritterausbildung.“
„Ritterausbildung, hm?“, murmelte der Sachbearbeiter, ohne jedoch nach weiteren Details zu fragen. Nach ein paar weiteren Fragen und Notizen auf dem Pergament gab er ihr den Ausweis zurück und stempelte das Anmeldeformular mit dem offiziellen Siegel des Turniers ab.

„Alles erledigt. Weitere Details zu deinem Kampf erhältst du morgen früh. Schau in deiner Herberge vorbei oder komm zur Hauptarena, um dich auf dem Laufenden zu halten.“
Valeria nickte, nahm ihre Unterlagen und trat mit einer Mischung aus Erleichterung und Langeweile vom Anmeldeschalter zurück. Endlich war sie fertig, aber das Warten hatte sie mehr erschöpft, als sie gedacht hatte. Die Aufregung über die Teilnahme am Turnier war noch da, aber nach den Stunden in der Schlange fühlte sie sich eher wie ein fernes Summen im Hinterkopf.
Als sie weg ging, konnte sie nicht umhin, sich in der Menge umzusehen, in der Hoffnung, den Typen zu entdecken.

„Heh … Er wartet bestimmt noch.“

Valeria blickte zum Himmel, wo die Sonne fast ihren höchsten Stand erreicht hatte. „Fast Mittag“, dachte sie. „Vielleicht schafft er es wirklich nicht.“
Ein leichtes Grinsen huschte über ihre Lippen, als sie sich vorstellte, wie Lucavion immer noch ganz hinten in dieser unglaublich langen Schlange stand und mit jeder verstreichenden Sekunde verzweifelter wurde.

Doch gerade als sie sich ganz dieser befriedigenden Vorstellung hingeben wollte, hörte sie eine vertraute Stimme – gedämpft, aber unverkennbar.

„Das war eine gute Entscheidung!“

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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