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Kapitel 168: Wolkenhimmel

Kapitel 168: Wolkenhimmel

Valerias Gedanken schweiften ab, während sie überlegte, was sie essen sollte, und plötzlich tauchte sein Gesicht – das von Lucavion – in ihren Gedanken auf. Dieses nervige Grinsen, sein spöttischer Tonfall, die Art, wie er sie aufgezogen hatte, als wären all ihre Sorgen nur ein großer Witz für ihn.
„Warum ausgerechnet er?“, dachte sie und spürte, wie ihre Verärgerung wieder hochkam. Sein selbstgefälliges Gesicht schien sie immer im ungünstigsten Moment zu verfolgen, und die Tatsache, dass er sich irgendwie in ihre Gedanken eingeschlichen hatte, machte es noch schlimmer.

Sie schnalzte genervt mit der Zunge und beschleunigte ihre Schritte. „Warum denke ich überhaupt an ihn? Ausgerechnet jetzt …“
Ihre Fäuste ballten sich an ihren Seiten, als sie sich sein Grinsen vorstellte, das Grinsen, das den Eindruck erweckte, als hätte er alles im Griff, als wären ihre Probleme nichts im Vergleich zu seinem scheinbar unbeschwerten Leben. Sie hasste es.

Bevor sie es überhaupt bemerkte, hatten ihre Füße sie zum Eingang einer Gaststätte getragen. Ohne weiter nachzudenken, stieß sie die Tür mit mehr Kraft als nötig auf und stürmte hinein, ihre Laune schlechter denn je.
Doch dann, in dem Moment, als Valeria eintrat, schlug ihr der reichhaltige, duftende Geruch von Fleisch und Eintopf wie eine Welle entgegen. Die Mischung aus Gewürzen, langsam gegartem Gemüse und herzhafter Brühe erfüllte die Luft, und auf einmal verschwand die Wut, die in ihr brodelt hatte. Ihr Magen knurrte laut und erinnerte sie daran, wie hungrig sie war.
„Vielleicht war das doch keine so schlechte Idee“, dachte sie und verspürte ein Gefühl der Erleichterung, während ihr vor Vorfreude das Wasser im Mund zusammenlief.

Sie ging zur Theke, immer noch etwas gereizt von ihrer vorherigen Verärgerung, aber jetzt mehr auf die köstlichen Gerüche konzentriert. Die Wirtin, eine freundlich aussehende Frau mit einem warmen Lächeln, begrüßte sie mit einem Nicken.

„Was kann ich Ihnen bringen, Fräulein?“, fragte die Frau.
Valeria warf einen kurzen Blick auf die Speisekarte, obwohl sie bereits wusste, was sie wollte. „Eine Schüssel Eintopf, bitte“, sagte sie mit nun wieder beherrschter Stimme, da ihre Laune sich gebessert hatte. „Und einen Saft.“

Die Wirtin hob eine Augenbraue, sichtlich etwas überrascht von der Wahl. „Heute kein Alkohol, Mädchen? Du siehst alt genug aus, um ein Pint zu vertragen.“
Valeria schüttelte entschieden den Kopf. „Nein, danke. Nur den Saft.“

Die Frau sah sie neugierig an, drängte aber nicht weiter. Stattdessen deutete sie auf den Speisesaal. „Setz dich, wo du möchtest. Deine Bestellung kommt in ein paar Minuten.“
Valeria nickte und suchte sich eine ruhige Ecke am Fenster. Als sie sich setzte, spürte sie, wie die Anspannung von ihren Schultern fiel, die Wärme der Gaststätte und die Aussicht auf ein gutes Essen beruhigten endlich ihre Nerven. Sie musste unwillkürlich lächeln, als der Duft des Eintopfs den Raum erfüllte.
Als Valeria sich an ihren Platz am Fenster setzte, ließ sie ihren Blick durch die geschäftige Gaststätte schweifen. Das warme, goldene Licht der Laternen tauchte die Tische in einen sanften Schein und schuf trotz des lebhaften Stimmengewirrs eine gemütliche Atmosphäre. Sie lehnte sich leicht zurück und entspannte sich, während sie ihre Umgebung auf sich wirken ließ.
Ein paar Paare saßen zusammen und genossen in Ruhe ihr Essen, aber die meisten Gäste waren Erwachte – Krieger, Magier und Söldner, die alle wegen des bevorstehenden Turniers in der Stadt waren. Einige waren in Gespräche vertieft und diskutierten Strategien oder vergangene Schlachten, während andere einfach schweigend aßen und sich auf die bevorstehenden Herausforderungen konzentrierten.
Valerias Blick fiel auf eine Gruppe, die in der hinteren Ecke saß. Sie trugen alle die gleichen dunkelgrünen Roben mit einem auffälligen Wappen auf der Brust, das sie als Mitglieder derselben Sekte auswies. Sie wirkten diszipliniert, saßen aufrecht und bewegten sich selbst beim Essen effizient.
„Eine Sekte“, dachte sie und beobachtete sie interessiert. Sie hatte schon von verschiedenen Sekten gehört, die aus allen Ecken des Reiches anreisten, um an solchen Turnieren teilzunehmen. Jede hatte ihren eigenen Kampfstil, ihre eigenen Überzeugungen und ihre eigene Lebensweise.

Es war faszinierend, darüber nachzudenken, wie sich das von ihrer eigenen Erziehung als Ritterin unterschied, bei der Ehre, Disziplin und Loyalität an erster Stelle standen.
Als ihr Blick weiter schweifte, fiel ihr eine weitere Gruppe auf, die noch viel bunter aussah. Sie trugen keine einheitlichen Roben, aber ihre Ausstrahlung zeigte, dass sie mächtig waren. Einer von ihnen, ein großer Mann mit einer massiven Axt auf dem Rücken, sah besonders furchteinflößend aus, während die anderen verschiedene Waffen hatten – Schwerter, Speere und sogar einen Bogen, der an der Seite einer Frau ruhte.
Wahrscheinlich Söldner. Ihre lauten Stimmen und ihr fröhliches Lachen erfüllten den Raum um sie herum.
Valerias Gedanken kehrten zum Turnier zurück. Das waren ihre Konkurrenten, die Leute, gegen die sie in den nächsten Tagen antreten würde. Sie musste konzentriert bleiben, auf ihre Fähigkeiten vertrauen und sich nicht nur ihrer Familie, sondern auch sich selbst beweisen.

Während sie über ihre nächsten Schritte nachdachte, kam die Wirtin mit ihrer Bestellung. „Bitte sehr, junge Dame. Eine Schüssel Eintopf und dein Saft. Guten Appetit!“

Valeria nickte dankbar, ihr lief schon das Wasser im Mund zusammen, als sie die dampfende Schüssel vor sich sah. Als sie den Löffel nahm und den ersten Bissen probierte, traf sie der volle Geschmack sofort und erfüllte sie mit Wärme und Geborgenheit.
Gerade als Valeria einen weiteren Löffel von ihrem Eintopf genießen wollte, flog die Tür der Herberge mit einem Schwall kühler Abendluft auf. Eine Gruppe von Mädchen, alle in identischen tiefblauen Roben, kam herein, ihre Stimmen lebhaft und voller Lachen. Sie bewegten sich wie eine Einheit, offensichtlich vertraut miteinander, und die Energie, die sie mitbrachten, war spürbar.
Valeria fiel sofort die Ähnlichkeit ihrer Kleidung auf: dieselben tiefblauen Roben, die am Saum mit komplizierten goldenen Mustern bestickt waren. Alle trugen ein Wappen auf der Brust – eine andere Sekte. Die Art, wie sie sich bewegten, selbstbewusst und synchron, ließ keinen Zweifel daran, dass sie gut ausgebildet waren.

Die Jüngste unter ihnen war kaum älter als Valeria selbst, während einige wenige etwas älter aussahen, vielleicht Anfang zwanzig.
„Senior Sister, du warst heute unglaublich!“, rief eines der jüngeren Mädchen, und ihre Stimme hallte durch die Gaststätte, als sie zu einem freien Tisch in der Mitte gingen.

„Ja, Senior Sister, deine Technik war makellos! Ich weiß nicht, wie du das so leicht aussehen lassen konntest!“, stimmte eine andere an, deren Bewunderung offensichtlich war, als sie fast neben ihrer älteren Begleiterin herhüpfte.
Die „ältere Schwester“, von der sie sprachen, ging mit einer ruhigen Selbstsicherheit. Sie hatte einen gelassenen Gesichtsausdruck, ihr dunkles Haar war zu einem ordentlichen Knoten zusammengebunden, und ihre Robe war etwas aufwendiger verziert als die der anderen, was auf ihren Rang innerhalb ihrer Sekte hindeutete. Trotz des lauten Lobes ihrer jüngeren Kolleginnen verhielt sie sich ruhig und diszipliniert, wie jemand, der solche Bewunderung gewohnt war.
Valeria kniff die Augen leicht zusammen, während sie sie beobachtete, den Löffel über ihrem Eintopf schwebend. Die Energie, die die Gruppe in das Gasthaus brachte, war unverkennbar – wettbewerbsorientiert, jugendlich und ehrgeizig. Sie konnte erkennen, dass sie aus dem gleichen Grund hier waren wie die meisten anderen in der Stadt: wegen des Turniers.
Gleichzeitig schlug ihr Instinkt, geschärft durch jahrelanges Training und Kämpfe, Alarm, während sie die Gruppe von Mädchen weiter beobachtete. Irgendetwas an ihnen kam ihr bekannt vor, auch wenn sie nicht genau sagen konnte, was es war.

Ihre Roben, ihre Haltung – es rührte etwas in ihrer Erinnerung, aber sie konnte den Zusammenhang nicht herstellen. Ihr Blick blieb auf der „Senior Sister“ hängen, die mit Leichtigkeit den Respekt ihrer jüngeren Mitschwestern zu genießen schien.
Etwas an ihrer Ausstrahlung machte Valeria nervös.

„Wer ist sie?“, dachte Valeria und schärfte ihren Blick. Die Art, wie sich das Mädchen bewegte, wie mühelos sie die Aufmerksamkeit ihrer Umgebung auf sich zog – das war mehr als nur natürliche Selbstsicherheit. Es war etwas Tieferes, etwas Gefährliches, obwohl Valeria nicht genau sagen konnte, warum sie dieses Gefühl hatte.
Sie widmete sich wieder ihrem Essen, aber ihre Gedanken waren immer noch abgelenkt. Ihr Instinkt täuschte sie selten, und er sagte ihr jetzt, dass diese „Senior Sister“ jemand war, vor dem man sich in Acht nehmen musste. Aber es gab keine eindeutigen Beweise, nur ein Gefühl, das an ihr nagte.
Während Valeria darüber nachdachte, öffnete sich die Tür der Herberge erneut und eine weitere Gruppe kam herein. Diesmal waren es Jungen, die mit gemessenen Schritten und einer ruhigen, aber souveränen Ausstrahlung hereinkamen. Sie bewegten sich mit einer Anmut und Haltung, die nur von einer adligen Erziehung zeugte, und jeder von ihnen strahlte eine ruhige Selbstsicherheit aus. Ihre Kleidung war schlicht, aber hochwertig, und die Qualität des Stoffes spiegelte ihren Status wider.
Valeria beobachtete sie beim Eintreten und ließ ihren Blick von einem zum anderen wandern. Der Raum, der zuvor noch von lebhaftem Geplapper der Mädchen erfüllt war, wurde plötzlich still. Die Mädchen aus der Sekte, die gerade noch gelacht und geredet hatten, richteten ihre Aufmerksamkeit sofort auf die Jungen, als diese eintraten. Die „ältere Schwester“ blieb gelassen, aber Valeria bemerkte, wie sich ihr Blick kaum merklich verschärfte.
Eine Spannung erfüllte den Raum, subtil, aber unverkennbar.

Die Jungs setzten sich an einen Tisch in der Nähe, ihre Bewegungen waren bedächtig. Doch dann grinste einer von ihnen, ein großer Junge mit dunklem Haar und scharfem Kinn. Es war kein lautes Geräusch, eher ein leises Spottlachen, aber es durchschnitten die nun stillen Atmosphäre wie ein Messer.
Die Mädchen tauschten Blicke aus, und eine der jüngeren, die eindeutig hitzköpfiger war, drehte sich auf ihrem Stuhl um und kniff die Augen zusammen. „Wen verspottest du da?“, fragte sie mit einer Stimme, die gerade genug Schärfe hatte, um Aufmerksamkeit zu erregen.

Die Spannung stieg sofort.

Valerias Blick wanderte zwischen den beiden Gruppen hin und her, ihr Instinkt schlug wieder Alarm. Was auch immer passieren würde, es würde nicht nur mit Worten enden.
Der Junge, der gespottet hatte, lehnte sich in seinem Stuhl zurück, immer noch mit spöttischem Gesichtsausdruck, während sein Blick träge über die Gruppe von Mädchen wanderte. „Ich beobachte nur“, sagte er in beiläufigem Ton, aber in seiner Stimme lag deutliche Verachtung. „Wusste gar nicht, dass die [Wolkenhimmel-Sekte] dieses Jahr Kinder zum Turnier schickt.“

Als Valeria den Namen hörte, spitzte sie sofort die Ohren.
Die Cloud Heavens Sect war schließlich eine berühmte Sekte.

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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