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Kapitel 166: Noch einer (4)

Kapitel 166: Noch einer (4)

Das Mädchen mit den schwarzen Haaren warf einen letzten Blick auf den Tumult draußen, wandte sich dann aber schnell wieder ab, mit kaltem, gleichgültigem Gesichtsausdruck. „Das geht uns nichts an“, murmelte sie mit leiser, entschiedener Stimme. Die Magd war zwar immer noch neugierig, nickte aber zustimmend und folgte ihrer Herrin in die Herberge.
Die Wärme der „Verdant Heart Inn“ empfing sie, ein krasser Gegensatz zur kalten Feuchtigkeit draußen. Drinnen war es ruhig und bescheiden, mit abgenutzten Holzmöbeln und ein paar Gästen, die verstreut saßen und für sich blieben. Der Geruch von Regen und Kaminfeuer vermischte sich in der Luft.
Hinter der Theke stand eine ältere Frau mit graumelntem Haar und trotz ihres Alters scharfen Augen. Sie blickte auf, als die beiden näher kamen, und musterte ihre fein gearbeiteten Reisemäntel und ihr gefasstes Auftreten.

„Willkommen im Verdant Heart Inn“, sagte sie mit einem warmen, aber vorsichtigen Lächeln. „Was kann ich für euch tun, Reisende?“

„Wir brauchen zwei Zimmer für die Nacht“, sagte die Magd und trat vor, um die Formalitäten zu erledigen.
Die Frau nickte, griff hinter den Tresen und holte ein großes, in Leder gebundenes Hauptbuch hervor. „Zwei Zimmer nur für eine Nacht?“, fragte sie und blätterte durch die Seiten.

„Ja“, bestätigte die Zofe.

Die Frau sah die beiden noch einmal an, ihre Augen verweilten einen Moment lang auf ihnen, als würde sie sie einschätzen, bevor sie nickte und ihre Namen in das Hauptbuch eintrug. „Das macht dann silber pro Zimmer“, sagte sie.
Die Magd griff in ihren Beutel, bezahlte ohne zu zögern und legte die Münzen auf den Tresen.

Die Wirtin nahm das Silber und schob zwei Schlüssel über den Tresen. „Ihre Zimmer sind oben, die zweite und dritte Tür links“, sagte sie in höflichem, aber geschäftsmäßigem Ton. „Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie noch etwas brauchen.“
Die Magd hielt einen Moment inne, beugte sich leicht vor und flüsterte fast, als sie der Wirtin eine weitere Silbermünze über den Tresen schob.

„Da wäre noch etwas“, sagte sie und kniff die Augen leicht zusammen. „Wir suchen jemanden. Einen Mann namens Lucavion. Hast du schon mal von ihm gehört?“
Das vorsichtige Lächeln der Wirtin verschwand fast, und ihre scharfen Augen huschten zwischen der Magd und dem Mädchen hin und her, das still, aber aufmerksam dastand. Die Frage schien sie zu überraschen, und für einen kurzen Moment wich die Herzlichkeit in ihrem Blick einer zurückhaltenderen Miene.
„Lucavion, sagst du?“, murmelte die Wirtin, jetzt mit zurückhaltenderer Stimme. Sie warf einen Blick auf die Silbermünze, die auf dem Tresen lag, und tippte leicht mit den Fingern darauf.

„Den Namen habe ich vielleicht schon mal gehört“, sagte sie langsam und wählte ihre Worte sorgfältig.

Ihre Finger trommelten leise auf dem Tresen, und sie kniff die Augen leicht zusammen, während sie die Magd und das Mädchen mit wachsendem Misstrauen musterte.
„Lucavion“, wiederholte sie mit leiser, vorsichtiger Stimme. „Darf ich fragen, warum du ihn suchst?“

Die Frage hing in der Luft, voller unausgesprochener Andeutungen. Die einst herzliche Miene der Wirtin war völlig verschwunden und hatte einer wachsamen Vorsicht Platz gemacht, als hätte allein die Erwähnung des Namens sie verunsichert.
Die Magd warf ihrer Herrin einen kurzen Blick zu, um ihre Reaktion zu beobachten. Die Frau mit dem glänzenden schwarzen Haar nickte leicht, obwohl ihr Gesichtsausdruck ruhig blieb, und bedeutete der Magd, fortzufahren.

„Wir haben etwas mit ihm zu besprechen“, antwortete die Magd ruhig und mit bedachter Stimme. „Es ist ziemlich dringend.“

Die Wirtin schien nicht überzeugt. Sie musterte die beiden Frauen von oben bis unten und hielt ihren Blick einen Moment länger auf dem Mädchen. Irgendwas an ihnen machte sie nervös, auch wenn sie nicht genau sagen konnte, was es war.

„Verstehe“, sagte die Wirtin mit kälterer Stimme. „Dann seid ihr bei der falschen Person.“
Die Augen des Mädchens verengten sich, und ein scharfer Ausdruck von Verärgerung huschte über ihr Gesicht. Es war nicht nur die Weigerung zu antworten – der Tonfall der Wirtin hatte etwas Abweisendes, als würde sie den Mann, den sie suchten, absichtlich beschützen. Eine einfache Wirtin, die versuchte, ihn zu schützen? Allein dieser Gedanke löste eine Welle der Wut in ihr aus.
Die Magd bemerkte die Veränderung im Verhalten ihrer Herrin, trat einen Schritt zurück, als die Spannung in der Luft zunahm.

Das Mädchen mit dem glänzenden schwarzen Haar trat vor, ihre Haltung war steif, ihre Augen verdunkelten sich vor kaum unterdrückter Wut. „Ist das so?“, fragte sie mit leiser, heiserer Stimme, in der sich eine gefährliche Schärfe bemerkbar machte.
Ohne auf eine Antwort zu warten, ließ sie ihre Mana aufblitzen, und die Luft um sie herum wurde schwer von spürbarem Druck. Zuerst war es nur subtil, aber dann wurde es stärker und breitete sich wie eine Welle durch die Taverne aus. Die Wirtin erstarrte sichtlich, ihre Augen weiteten sich vor Angst, als die bedrückende Kraft sie einzuschließen schien, auf ihre Brust drückte und ihr das Atmen erschwerte.
„Du beschützt ihn“, sagte das Mädchen, ihre Stimme durchdrang die dicke Luft, jedes Wort triefte vor kaum unterdrückter Wut. „Warum?“

Die Wirtin, die jetzt zitterte, versuchte, ihre Fassung zu bewahren, aber die Intensität der Präsenz des Mädchens machte es ihr fast unmöglich.
Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn, als sie um Worte rang. „Ich … ich weiß nicht, was du meinst“, stammelte sie, ihre Stimme brach unter dem Druck.

Die Augen des Mädchens brannten vor kalter Wut, als sie noch näher trat, das Gewicht ihrer Mana war jetzt fast erdrückend. „Sag es mir. Wo ist Lucavion?“
Die Wirtin zitterte noch stärker, aber ihre Lippen blieben fest verschlossen, ihre Angst war offensichtlich, doch sie weigerte sich, auch nur ein Wort über Lucavion zu sagen. Ihr Schweigen schürte die Wut des Mädchens nur noch mehr, und der Druck in der Luft wurde noch erdrückender. Die Flammen ihrer Wut flackerten knapp unter der Oberfläche und waren bereit zu explodieren.
Doch dann, mitten in ihrer Wut, nahm das Mädchen plötzlich etwas wahr – eine Präsenz. Nein, nicht nur eine, sondern mehrere. Menschen näherten sich der Herberge, ihre Schritte waren fest und entschlossen und durchdrangen die regnerische Nacht.

Für einen kurzen Moment weiteten sich ihre Augen. Sie hatte einen Fehler gemacht. Dies war nicht ihr Revier, nicht ihre Heimatstadt, wo sie sich frei bewegen konnte.
Rackshore war ein unbekannter Ort, und sie konnte es sich nicht leisten, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen – noch nicht.

Mit einem scharfen Ausatmen zog sie ihre Mana zurück, und die bedrückende Last hob sich aus dem Raum. Die Wirtin schnappte erleichtert nach Luft, ihre Beine gaben fast nach, als sie sich am Tresen festhielt, aber sie sagte nichts.
Das Mädchen warf einen Blick auf ihre Zofe, die verständnisvoll nickte. Beide wussten, dass sie zu weit gegangen waren.

In diesem Moment schwang die schwere Holztür der Gaststätte mit einem lauten Knarren auf. Das Klirren von Rüstungen erfüllte den Raum, als die Ritter von draußen hereinstürmten, ihre Blicke scharf und misstrauisch. Es war dieselbe Gruppe, die zuvor die junge Frau befragt hatte.
Einer der Ritter, ein großer Mann mit graumelntem Bart und scharfen Augen, trat vor. Sein Blick huschte zu dem Gastwirt, der immer noch sichtlich zitterte, bevor er auf das Mädchen mit den schwarzen Haaren fiel.

„Was geht hier vor sich?“, fragte er mit strenger Stimme. „Wir haben hier Mana verbraucht …“

Die Zofe trat instinktiv vor und schirmte ihre Herrin ganz leicht ab, obwohl es nur eine subtile Bewegung war.
„Nichts, mein Herr“, antwortete die Magd ruhig und gelassen. „Wir haben dem Wirt lediglich eine Frage gestellt. Vielleicht waren wir etwas zu … hartnäckig.“

Der Ritter kniff die Augen zusammen, sichtlich unüberzeugt, aber er ließ das Thema nicht sofort fallen. Stattdessen wandte er seine Aufmerksamkeit der Wirtin zu. „Ist hier alles in Ordnung?“

Die Wirtin, die ihre Fassung wiedergewonnen hatte, als der bedrückende Druck der Mana der jungen Frau nachließ, holte tief Luft. Noch sichtlich erschüttert, blickte sie zwischen den beiden Frauen hin und her, bevor sie sich mit zittriger, aber fester Stimme an den Ritter wandte.
„Diese Leute … sie haben nach jemandem gefragt. Dann haben sie plötzlich angefangen, mich mit Mana unter Druck zu setzen“, sagte sie mit einer Stimme, die vor Empörung bebte, aber von anhaltender Angst gedämpft wurde.

Der Ritter kniff bei dieser Enthüllung die Augen zusammen. Sein Blick wurde stählern, als er das Mädchen und ihre Zofe ansah und offensichtlich die Schwere der Situation abwog. Es wurde still im Raum, die anderen Gäste verstummten und beobachteten die Szene.
Bevor die Spannung weiter eskalieren konnte, trat das Mädchen mit dem glänzenden schwarzen Haar vor, ihre Bewegungen bedächtig und ruhig. Sie hob die Hand, nahm ihre Kapuze ab und ließ ihr schwarzes Haar herabfallen, sodass ihr Gesicht zum ersten Mal vollständig zu sehen war.

Ihre markanten Züge waren nun deutlich zu erkennen – scharf, aber unbestreitbar schön, ihre edle Haltung unverkennbar.
Ihre dunklen Augen, die immer noch hart waren, wurden etwas weicher, als sie den Ritter direkt ansprach.

„Ich entschuldige mich für mein Verhalten“, sagte sie mit fester Stimme, die jedoch einen Hauch von Reue verriet. „Ich habe einen Fehler gemacht. Ich habe mich von meinen Emotionen überwältigen lassen. Wir sind schon lange unterwegs, und ich fürchte, meine Geduld ist am Ende.“
Der Ritter war zwar immer noch auf der Hut, schien aber von ihrem plötzlichen Verhaltenswechsel überrascht zu sein. Er musterte sie und bemerkte ihre fein gearbeitete Kleidung und die unverkennbare Aura von Adel, die sie umgab. Dies war keine gewöhnliche Reisende – sie hatten es mit jemandem von bedeutendem Stand zu tun. Sein scharfer Blick wurde etwas milder, da er die heikle Situation erkannte.
Er tauschte einen kurzen Blick mit seinen Mitrittern, bevor er sich wieder ihr zuwandte, sein Gesichtsausdruck vorsichtig, aber nicht mehr konfrontativ.

„Wir wissen deine Ehrlichkeit zu schätzen“, sagte der Ritter in gemessenem Ton. „Aber sei dir bewusst, wo du bist. Rackshore mag zwar an der Grenze liegen, aber das bedeutet nicht, dass wir solches Verhalten tolerieren, selbst von Personen von edler Geburt.“

Das Mädchen nickte und verstand die subtile Warnung in seinen Worten. „Es wird nicht wieder vorkommen.“
Der Ritter war zufrieden, dass die Situation nicht eskalierte, und nickte kurz. Sein Blick huschte ein letztes Mal zur Wirtin, als wolle er sich vergewissern, dass ihr nichts passiert war, bevor er zurücktrat und seinen Männern ein Zeichen gab.

„Gehen wir“, murmelte er seinen Mitrittern zu. „Wir sollten hier nicht länger bleiben.“
Ohne ein weiteres Wort drehten sich die Ritter um und verließen die Herberge, wobei sich die Spannung im Raum löste, als sie durch die Tür verschwanden.

Als sich die Tür hinter ihnen schloss, blieb das Mädchen einen Moment lang regungslos stehen, ihr Gesichtsausdruck unlesbar. Die Magd, die die Gedanken ihrer Herrin erriet, trat leise an ihre Seite.
„Wir sollten jetzt auf unser Zimmer gehen“, sagte die Magd leise.

Das Mädchen nickte einmal und warf einen kurzen Blick auf den Wirt, der immer noch hinter der Theke stand.

Mit einem letzten Blick auf die Frau drehten sich die beiden um und gingen nach oben, ließen den Tse Momt zurück, aber …

„Er war hier.“

Die Tatsache, dass Lucavion hier gewesen war und die Gerüchte über ihn sich bestätigt hatten, war erschütternd.

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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