Als Vitaliara die Lebenskraft des Waldes aufnahm, begann der einst strahlende Glanz von Tiax – dem Nyxalith, der das Leben symbolisiert – zu verblassen. Die Energie, die einst von der Kreatur ausging, begann zu schwinden, und ihre leuchtenden Schuppen verloren ihren Glanz. Das einst so strahlende Licht in Tiax flackerte, als er langsam seine Lebenskraft aufgab und sie bereitwillig für Vitaliaras Genesung opferte.
Die Blumen und Pflanzen am Seeufer, die unter dem Einfluss von Tiax aufgeblüht waren, begannen leicht zu welken, als ihre Energie in Vitaliara gezogen wurde.
Lucavion konzentrierte sich unterdessen intensiv auf seine eigene Aufgabe. Er konnte spüren, wie die Welle der Todesenergie seinen Körper überflutete und mit überwältigender Kraft in sein Innerstes strömte. Seine Manatechnik „Flamme der Tagundnachtgleiche“ wurde aktiviert und begann, die dichte Todesenergie in seinem Körper zirkulieren zu lassen.
Dabei brannte die Flamme in ihm heller, aber die schiere Menge an Todesenergie war weitaus größer als die Lebensenergie, die Vitaliara aufnahm.
Es dauerte nicht lange, bis Lucavion die ersten eisigen Auswirkungen spürte. Sein Innerstes, das nun bis zum Rand mit Todesenergie gefüllt war, begann zu gefrieren. Die Kälte breitete sich rasch aus und bewegte sich wie eine unaufhaltsame Welle durch seine Meridiane. Sein Atem wurde flach, als Frost seine Adern durchdrang und drohte, seine Manakanäle zu blockieren.
Seine Gliedmaßen wurden taub, und es fühlte sich an, als würde sein Körper von innen heraus mit Eis überzogen.
Trotz der starken Schmerzen und dem eisigen Gefühl, das seinen Körper durchströmte, biss Lucavion die Zähne zusammen und weigerte sich, sich von diesem Ungleichgewicht aufhalten zu lassen. Die Kälte war erdrückend, der Schmerz brennend, aber er wusste, dass er keine Wahl hatte. Wenn er jetzt schwankte, wäre alles, wofür sie gearbeitet hatten, umsonst gewesen.
„Noch nicht“, murmelte er mit zusammengebissenen Zähnen, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
Mit jeder Faser seines Willens zwang sich Lucavion weiterzumachen. Er schickte seine Mana durch seine gefrorenen Meridiane und ließ die Technik der [Flamme der Tagundnachtgleiche] zirkulieren, obwohl die Kälte ihn von innen zu zerreißen drohte. Sein Innerstes zitterte unter dem Druck, aber er hielt durch, ertrug die eisigen Schmerzen und absorbierte weiter die Todesenergie.
Seine Flamme der Tagundnachtgleiche brannte heißer und heller und versuchte, die überwältigende Kälte auszugleichen, aber es war ein langsamer und qualvoller Prozess.
Doch Lucavion gab nicht auf. Er konnte nicht. Er musste durchhalten und weitermachen, egal was es ihn kostete.
Auf der anderen Seite spürte Vitaliara, dass etwas nicht stimmte. Obwohl sie die Lebensenergie absorbierte, schwang sie nicht so mit ihr mit, wie sie es erwartet hatte. Der Fluss fühlte sich gestört an, und sie wusste, dass ein erheblicher Teil der Energie verloren gehen würde, wenn es so weiterging.
Ihr Blick wanderte zu Lucavion. Er ertrug immense Schmerzen, während er die Todesenergie absorbierte, und sein Körper hatte sichtlich Mühe, mit dem Ungleichgewicht fertig zu werden. Da kam ihr eine Idee. Vitaliara verstand, dass ihre Verbindung als Vertraute und Meisterin tiefer ging als bloße Kampfsynergie – zwischen ihnen bestand etwas Größeres, eine Harmonie, die sie noch nicht vollständig erschlossen hatten.
Ohne zu zögern, traf sie eine Entscheidung.
Vitaliara konzentrierte ihre Energie und verband ihren Lebensenergiefluss mit dem von Lucavion. Sie ließ die Lebensenergie in seine Meridiane fließen, wo sie zusammen mit der Todesenergie, die er absorbierte, durch seinen Körper zirkulierte. Während die Lebensenergie durch ihn strömte, kühlte sie sich durch die Kälte der Todesenergie etwas ab. Durch diesen Prozess stabilisierte sich die Lebensenergie und floss harmonischer zwischen ihnen.
Lucavion spürte die plötzliche Veränderung. Der eisige Griff der Todesenergie brannte immer noch in seinem Innersten, aber jetzt gab es eine Wärme, die dem entgegenwirkte, die die tödliche Kälte kühlte und milderte. Er erkannte das Gefühl – es war Vitaliaras Energie, die mit seiner verbunden war und die Kräfte in ihm ausglich.
Der intensive Schmerz, den er empfunden hatte, begann nachzulassen, als die beiden Energien, Leben und Tod, eine fragile Harmonie in ihm fanden.
Vitaliara wiederum spürte, wie die Lebensenergie jetzt, da sie Lucavion durchströmt hatte, deutlicher in ihr mitschwang. Der Prozess war reibungsloser und effizienter geworden, da die Kälte der Todesenergie die von ihr aufgenommene Lebensenergie verfeinerte. Ohne es zu wissen, hatten sie gemeinsam einen perfekten Kreislauf geschaffen, in dem sich ihre Energien ausglichen.
„Das ist besser“, flüsterte Vitaliara leise, und ihre Stimme hallte in Lucavions Kopf wider. „Wir schaffen das zusammen.“
Lucavion nickte, seine Konzentration war wieder da, und der überwältigende Schmerz war jetzt erträglich. „Weitermachen“, flüsterte er.
Mit der Wärme von Vitaliaras Lebensenergie, die jetzt durch seine Meridiane floss, wurde Lucavions Konzentration schärfer. Die einst überwältigende Kälte der Todesenergie wurde erträglicher, das Gleichgewicht zwischen Leben und Tod in ihm schuf einen chaotischen, aber harmonischen Fluss. Seine [Flamme der Tagundnachtgleiche] schwoll mit neuer Intensität an, das Feuer in seinem Innersten loderte, während es sich von der Energie nährte, die ihn erfüllte.
Die Todesenergie, jetzt vermischt mit der Lebensenergie, die Vitaliara ihm gab, bildete eine dynamische und mächtige Kraft. Es war, als würden zwei gegensätzliche Feuer in ihm brennen, die sich gegenseitig drängten, aber statt aufeinander zu prallen, verschmolzen sie zu einem perfekten Tanz. Lucavion nutzte diese immense Kraft, um sein Innerstes zu formen und die Energie in präzise, kontrollierte Ströme zu lenken.
In seinem Inneren erwachte die [Flamme der Tagundnachtgleiche] zum Leben. Der erste Wirbel, der sich bereits gebildet hatte, drehte sich stetig und zeugte von seiner Stärke. Der zweite Wirbel, der sich gebildet hatte, nachdem er Koran getötet und seine Energie absorbiert hatte, wirbelte heftig in ihm herum und näherte sich seiner Vollendung. Jetzt lieferte die riesige Menge an Energie, die um sie herum wirbelte, genau das, was er brauchte, um weiterzumachen.
Er spürte, wie die immense Kraft durch ihn hindurchströmte, mehr als genug, um den dritten Wirbel zu vollenden. Es war gefährlich – die Energie war übermäßig, sogar mehr als nötig –, aber Lucavion wusste, dass er sie kontrollieren musste, sonst würde er überwältigt werden.
„Jetzt ist es soweit“, dachte Lucavion, seine Konzentration unerschütterlich. Vorsichtig lenkte er die Energie des Todes und des Lebens in sein Innerstes, um die Bildung des dritten Wirbels zu stabilisieren.
Die wirbelnde Energie begann sich zu verdichten und nach innen zu ziehen, während das chaotische Feuer von Leben und Tod sein Zentrum fand.
Der Druck in ihm stieg, der Wirbel drehte sich schneller und zog die Kraft sowohl aus der Lebens- als auch aus der Todesenergie an. Sein Körper fühlte sich an, als stünde er in Flammen, aber nicht auf die gleiche schmerzhafte Weise wie zuvor. Dies war die läuternde Hitze der Schöpfung, das Schmieden von etwas Mächtigen und Neuem.
Lucavion biss die Zähne zusammen und drückte die letzte Energiewelle in sein Innerstes. Der dritte Wirbel begann sich zu bilden, das chaotische Feuer stabilisierte sich zu einer stetigen, mächtigen Kraft. Sein ganzes Wesen pulsierte vor Energie, das Gleichgewicht zwischen Leben und Tod war wiederhergestellt, die Kraft der [Flamme der Tagundnachtgleiche] war stärker als je zuvor.
Mit einem letzten Kraftakt verfestigte sich der dritte Wirbel, und Lucavion spürte, wie der immense Druck in ihm nachließ und die Energie nun in perfekter Harmonie durch seinen Kern floss.
„Es ist geschafft“, flüsterte er mit einer Stimme, die sowohl von Erschöpfung als auch von Triumph erfüllt war. Der dritte Wirbel war vollendet, und die Kraft der [Flamme der Tagundnachtgleiche] hatte eine neue Stufe erreicht.
In diesem Moment hatte er endlich das 3-Sterne-Reich der [Flamme der Tagundnachtgleiche] erreicht.
Als Lucavions Kraft anschwoll und sich der dritte Wirbel in seinem Innersten vollständig stabilisierte, überkam ihn ein neues Gefühl. In dem Moment, in dem er mit seiner [Flamme der Tagundnachtgleiche] das 3-Sterne-Reich erreicht hatte, spürte er instinktiv die Fähigkeit, seine Mana außerhalb seines Körpers zu manifestieren.
Die Flammen des Lebens und des Todes, die in ihm gewirbelt hatten, breiteten sich nun nach außen aus und bildeten eine sichtbare Aura um ihn herum.
Das chaotische Feuer der Lebens- und Todesenergie wirbelte harmonisch und reagierte auf seinen Willen.
Er konnte die Todesenergie in der Luft spüren, als wäre sie jetzt ein Teil von ihm, ohne dass er sich konzentrieren musste, um sie aufzunehmen. Das Gefühl, die Energie um sich herum kontrollieren zu können, war sowohl berauschend als auch kraftvoll.
Gerade als er über diese neu gewonnene Kraft nachdachte, setzten sich die beiden Nyxalithen Tiax und Laxa in Bewegung. Laxa, die Aufseherin des Todes, schwamm anmutig durch das Wasser auf Lucavion zu, während Tiax, die Verkörperung des Lebens, sich Vitaliara näherte.
Lucavion kniff die Augen zusammen, als er die Nyxaliths näher kommen sah. Ohne Vorwarnung sprangen die beiden uralten Kreaturen aus dem See und schwebten mit schimmernden Körpern durch die Luft. In einem atemberaubenden Spiel aus Licht und Schatten tauchte Laxa direkt in Lucavions Körper ein, während Tiax dasselbe mit Vitaliara tat.
Ein mächtiger Ruck durchfuhr Lucavion, sein Innerstes vibrierte vor Energie, als Laxa sich auflöste und seine Essenz mit der [Flamme der Tagundnachtgleiche] verschmolz. Die Todesenergie in ihm wurde stärker, blieb aber unter seiner Kontrolle, im Einklang mit der Lebensenergie, die Vitaliara mit ihm geteilt hatte. Er konnte die uralte Kraft der Nyxaliths spüren, die nun mit seinem Wesen verschmolzen war.
Vitaliara, die in der Nähe stand, erlebte dasselbe Gefühl, als Tiax‘ Lebensenergie in sie floss. Ihr Fell leuchtete mit neuer Vitalität, ihre Verbindung zur Lebensenergie war jetzt stärker als je zuvor.
Lucavion atmete langsam aus und verarbeitete die immense Kraft, die durch ihn strömte. Er sah auf seine Hände hinunter und spürte die Stärke und das Potenzial, das jetzt in ihm wohnte.
„Sie können bei uns bleiben“, murmelte Lucavion mit leiser Stimme, die jedoch von ruhiger Akzeptanz erfüllt war. „Wenn es das ist, was sie wollen.“
In gewisser Weise erwiesen diese Wesen ihm nur ihre letzte Ehre und baten ihn um das Letzte, was sie von ihm wollten.
Er kam dieser Bitte gerne nach und erwiderte die Gunst.
Und so hatte Lucavion innerhalb von nur zwei Tagen seinen zweiten Durchbruch erzielt.
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