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Kapitel 162: Die Zwillingsfische (3)

Kapitel 162: Die Zwillingsfische (3)

Vitaliara spürte die subtile Veränderung in der Luft und ihre scharfen Augen blitzten auf. Die einst chaotischen Manaströme des Waldes, die von Geistern und anderen Bestien erfüllt waren, hatten sich beruhigt. Stattdessen begann etwas Tieferes, Mächtigeres um sie herum zu brodeln.

Sie stieß einen leisen Summton aus, ihre Stimme voller Verständnis. „Sie sind hier.“
Lucavion verlangsamte seine Schritte, hielt seinen Degen fest umklammert und suchte die dichten, schattigen Bäume vor ihnen ab. „Was spürst du?“

Vitaliaras Schwanz zuckte und ihr Blick wandte sich der dichter werdenden Dunkelheit zu. [Der Manastrom um uns herum … er ist jetzt anders. Kontrolliert. Es fühlt sich an, als würden sie den Weg öffnen.]

Lucavions Augen verengten sich. „Sie warten auf uns.“
„Genau“, antwortete sie. „Tiax und Laxa – Nyxaliths leben nicht von sinnlosem Blutvergießen. Davon haben sie in diesem Wald genug gesehen. Jetzt haben sie beschlossen, uns direkt zu begegnen. Keine Kreaturen werden uns mehr im Weg stehen.“
Lucavion nickte und spürte, wie sich die Atmosphäre veränderte. Es war, als würde der Wald selbst vor der Anwesenheit seiner Herrscher zurückweichen und sie ohne Widerstand passieren lassen. Das bedrückende Gefühl des Todes war noch immer präsent, aber es gab keine Feindseligkeit mehr, keine Wellen von Geistern oder schlangenartigen Bestien, die aus den Schatten hervorstürmten.
„Sie wollen kein Blut mehr vergießen“, murmelte Lucavion und verstand die Bedeutung dieses Augenblicks. „Sie laden uns ein, uns ihnen zu stellen.“

Vitaliaras Augen leuchteten, als sie den Weg vor ihnen musterte. „In gewisser Weise ist es eine Ehre, dass sie uns das gewähren. Aber das wird den Kampf nicht einfacher machen.“
Lucavions Lächeln war dünn, aber selbstbewusst.

„Es ist in Ordnung.“

Lucavions Blick blieb auf dem dunklen Blätterdach über ihm haften, während die Last vergangener Erfahrungen auf ihm lastete. „Wenn mein Gegner mir Gnade zeigt, kann ich das nur respektieren“, murmelte er leise. „Und in gewisser Weise sind sie wirklich würdige Herrscher.“
Seine Gedanken schweiften zurück zu seiner Zeit in der Armee, wo er alle möglichen Anführer gesehen hatte – Männer und Frauen, die andere durch Angst, Manipulation oder falsche Tapferkeit befehligten. Er hatte miterlebt, wie sie große Reden schwangen, nur um ihr Volk im Ernstfall im Stich zu lassen. Angesichts echter Widrigkeiten waren sie immer die Ersten, die sich zurückzogen, um ihr eigenes Leben zu retten, während andere fielen.
Lucavion hatte solche Anführer nie respektiert. Für ihn waren sie Feiglinge – Menschen, die ihr eigenes Überleben über die Ehre und Verantwortung stellten, die mit Macht einhergingen.

Aber diese beiden Nyxalithen, Tiax und Laxa, waren anders.

„Sie stehen immer noch hier“, murmelte er, und in seiner Stimme schwang seltene Bewunderung mit.
„Sie verstecken sich nicht vor uns und haben die Lebewesen ihres Waldes verschont und uns den Weg direkt gezeigt. Das erfordert Stärke. Sie kennen ihre Macht und haben keine Angst, sich uns zu stellen.“

„Sie sind in der Tat Herrscher“, stimmte Vitaliara nachdenklich zu. „Viele würden sich hinter ihren Armeen verstecken und ihre Untergebenen benutzen, um uns zu schwächen. Aber diese beiden nicht.“
Lucavion nickte und sein Gesichtsausdruck wurde entschlossen. „Genau. Sie stellen sich uns ohne Vorbehalte. Das macht sie respektabel. Ich habe zu viele sogenannte Anführer gesehen, die ihr Volk in der Gefahr im Stich gelassen haben. Tiax und Laxa … sie verkörpern, was es bedeutet, zu führen.“
Er umklammerte seinen Degen fester, der sich wie eine Verlängerung seines Willens anfühlte. „Wenn sie bereit sind, mir mit solcher Integrität entgegenzutreten, dann werde ich ihnen den Respekt zollen, den sie verdienen. Aber ich werde mich nicht zurückhalten.“

Vitaliara sprang zurück auf seine Schulter, ihre Augen funkelten. [Das solltest du auch nicht. Die wahre Schlacht beginnt jetzt.]
Als Lucavion und Vitaliara tiefer in das Herz des Wraithshade Forest vordrangen, begann die bedrückende Schwere der umgebenden Dunkelheit nachzulassen und wurde durch eine andere Art von Energie ersetzt. Die Luft fühlte sich dichter an, fast lebendig, als würde der Boden unter ihnen von uralter Kraft summen.

Der Wald öffnete sich und gab den Blick auf einen ruhigen See frei, dessen Oberfläche das schwache Leuchten des Mondes und das pulsierende Leben um ihn herum widerspiegelte.
Auf der einen Seite des Sees blühten Blumen in allen erdenklichen Farben, ihre Blütenblätter strahlend und voller Lebenskraft, während auf der anderen Seite die Pflanzen verwelkt, grau und abgestorben waren und die Luft schwer nach Verwesung roch.

Es war ein krasser Kontrast – Leben und Tod existierten in perfekter Harmonie und teilten den See in zwei unterschiedliche Hälften.
Lucavions Blick schweifte über die Szene, seine Sinne waren in höchster Alarmbereitschaft, als ihm die Bedeutung dieses Ortes bewusst wurde. Dies war kein gewöhnlicher See – es war das Herzstück des Wraithshade Forest, das Reich von Tiax und Laxa. Der See schien vor Energie zu pulsieren, die Kräfte von Leben und Tod waren miteinander verflochten und doch klar voneinander getrennt und spiegelten das Gleichgewicht wider, das die Nyxaliths verkörperten.
Vitaliara bewegte sich leicht auf seiner Schulter und kniff die Augen zusammen, während sie die Szene in sich aufnahm. „Das ist es“, flüsterte sie. „Das Herz ihres Reiches.“

Während sie dort standen, wurde die Stille des Sees von einem Geräusch unterbrochen – einem tiefen, hallenden Summen, das aus dem Wasser selbst zu kommen schien. Das Geräusch war nicht auf Lucavion gerichtet, sondern auf Vitaliara, und vibrierte wie ein ferner Ruf durch die Luft.

Vitaliara spitzte die Ohren und schaute aufmerksam in die Richtung, aus der das Geräusch kam. „Sie wissen, dass wir hier sind“, sagte sie leise, und ihre Stimme klang ein bisschen aufgeregt.

Lucavion kniff die Augen zusammen. „Was sagen sie?“
„Sie rufen mich“, antwortete sie mit ernster, aber ruhiger Stimme. Dann sprang sie über ihn hinweg und landete auf dem Boden. Sie ging zum See, ihre Schritte strahlten eine seltsame Arroganz und Stolz aus.

Dann blieb sie am See stehen, ihr weißes Fell schimmerte leicht. Lucavion verstand, dass sie etwas tat, das mit ihrem Gespräch zu tun hatte. Es war sogar möglich, dass sie ihre Autorität oder ihre alte Präsenz demonstrierte.
Allerdings hatte er vorerst keine Möglichkeit, dies zu wissen, außer die Energien um sie herum zu lesen.

Lucavion schloss für einen Moment die Augen und konzentrierte sich auf die subtilen Veränderungen in den Energien um sie herum. Er konnte die deutliche Präsenz von Leben und Tod spüren, deren gegensätzliche, aber ausgeglichene Kräfte durch die Luft wirbelten. Die Energie, die vom See ausging, schwankte, aber sie war nicht feindselig.
Sie wirkte eher gedämpft, als würden sich die mächtigen Kräfte im Inneren zurückhalten und ihre Wachsamkeit verringern.

„Seltsam“, dachte Lucavion und runzelte leicht die Stirn. „Es ist fast so, als würden sie sich … unterwerfen?“

Die Energien von Leben und Tod prallten nicht aufeinander, wie er erwartet hatte. Stattdessen flossen sie harmonisch und beugten sich Vitaliaras Präsenz. Was auch immer für ein Einfluss von ihr ausging, er war unbestreitbar.
Die beiden Wesen im See, Tiax und Laxa, schienen auf eine Weise auf sie zu reagieren, die er nicht erwartet hatte.

Vitaliara stand am Ufer des Sees, ihr Fell leuchtete schwach im Mondlicht. Ihre Haltung strahlte eine ruhige Selbstsicherheit aus, eine Autorität, die Respekt einflößte. Sie warf Lucavion einen Blick zu, ihr Gesichtsausdruck war unlesbar, aber ihre Augen glänzten verständnisvoll.
Lucavion trat näher, seine Stimme ruhig, aber neugierig. „Was haben sie gesagt?“

Vitaliara drehte sich zu ihm um und wedelte träge mit dem Schwanz. „Sie zeigen mir Respekt“, antwortete sie ruhig, ihre Stimme voller Bedeutung. „Tiax und Laxa erkennen, wer ich bin, und sie haben beschlossen, sich nicht zu widersetzen. Sie sind bereit, ohne Widerstand an meiner Genesung mitzuwirken.“
Lucavion hob eine Augenbraue, beeindruckt und leicht überrascht. „Also lassen sie es einfach geschehen?“

[Heh … Als ich damals jung war … haben diese Kerle ziemlich viel von mir profitiert.]

Während sie das sagte, sah sie zu den beiden Fischen, die sich nun im Wasser gezeigt hatten und ihn ansahen.
Lucavion richtete seinen Blick auf das Wasser, neugierig darauf, endlich die beiden Nyxaliths zu sehen – Kreaturen, denen er einen erbitterten Kampf erwartet hatte. Doch statt Feindseligkeit zeigten sie nun stille Ehrfurcht.

Der erste Fisch, Tiax, schimmerte unter der Oberfläche, sein Körper leuchtete in einem ätherischen Licht. Seine Schuppen waren lebhaft, fast durchscheinend, als würde die Essenz des Lebens selbst durch sie fließen.
Die Flossen auf seinem Rücken waren zart und strahlend und sendeten sanfte Energieimpulse aus, die die Blumen und Pflanzen am Ufer noch heller erblühen ließen.

Tiax war die Verkörperung der Lebenskraft, seine Anwesenheit ließ alles um ihn herum gedeihen. Seine Augen, hell und voller zeitloser Weisheit, ruhten einen Moment lang auf Lucavion, bevor sie sich mit einer Art Ehrfurcht wieder Vitaliara zuwandten.
Neben Tiax schwamm Laxa, sein Gegenstück, das ebenso auffällig war, aber auf ganz andere Weise. Während Tiax Leben ausstrahlte, verkörperte Laxa die Stille des Todes. Seine Schuppen waren dunkel, fast obsidianfarben, und schimmerten schwach wie der letzte Lichtstrahl vor der völligen Dunkelheit.
Schattenranken zogen hinter ihr her, und wo immer sie vorbeikam, welkten die einst so lebendigen Pflanzen und kehrten zur Erde zurück. Laxa bewegte sich langsam und bedächtig, ihre Augen waren tief und leer wie der Abgrund, der am Ende auf alle Dinge wartete. Doch es lag keine Bosheit in ihr – nur die kalte Unausweichlichkeit des Todes, über den Laxa mit derselben ruhigen Autorität herrschte wie Tiax über das Leben.
Lucavion beobachtete mit stiller Ehrfurcht, wie die beiden Nyxaliths in perfekter Balance schwebten, jeder für seine jeweilige Kraft, doch vereint in ihrem Ziel. Hier gab es keinen Grund für einen Kampf – nur Verständnis.

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Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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