Lucavion stand vor der pulsierenden Plattform und kniff die Augen zusammen, während er die riesige Kammer musterte. Die Energie aus der kleinen Grundader vibrierte in der Luft, dick und greifbar, und verstärkte das Mana im Raum. Er konnte die Kraft spüren, die aus dem Kern der Kammer strahlte, wie ein riesiger Ozean, der darauf wartete, angezapft zu werden.
Sein Herz pochte in seiner Brust, nicht vor Angst, sondern vor Vorfreude auf das, was kommen würde.
„Es ist Zeit“, flüsterte er sich selbst zu, sein Atem ruhig trotz der Unermesslichkeit des Augenblicks.
Er trat näher an die Plattform heran, das Leuchten der Energie warf ein blasses Licht auf seine Gesichtszüge. Vitaliara saß neben ihm, ihre katzenhaften Augen ruhten ununterbrochen auf ihm. Obwohl ihre Ehrfurcht einer ruhigen Gelassenheit gewichen war, konnte Lucavion immer noch spüren, dass sie die Situation sehr aufmerksam wahrnahm. Dies war ein entscheidender Moment – einer, der seinen weiteren Weg bestimmen würde.
Lucavion schloss die Augen und konzentrierte sich ganz auf seinen Kultivationskern. Die Technik des [Sternenfressers] vibrierte tief in ihm, das wirbelnde Sternenlicht-Mana schlängelte sich wie ein aufziehender Sturm in seinem Körper. Er hatte unermüdlich trainiert, um diesen Punkt zu erreichen, und sein Kern war bereits fast an seiner Grenze angelangt. Jetzt, da die Kraft der Ader alles um ihn herum verstärkte, würde er den letzten Sprung wagen.
Er ließ sich auf die Plattform sinken, schlug die Beine übereinander und legte die Hände leicht auf die Knie. Das Summen des Manas aus der Ader wurde lauter, als könne es den bevorstehenden Durchbruch spüren. Lucavion ließ seinen Atem langsamer werden, seine Sinne schärften sich, als er begann, das Mana aus der Ader anzusaugen. Es strömte auf ihn zu, ein Fluss aus reiner Energie, der seinen Körper überflutete.
Vitaliara beobachtete ihn von ihrem Platz aus, ihre Augen funkelten sowohl vorsichtig als auch vertrauensvoll. „Bist du bereit?“, fragte sie mit leiser Stimme in seinem Kopf.
Lucavion antwortete nicht sofort, seine ganze Aufmerksamkeit galt der wirbelnden Energie, die sich um ihn herum verdichtete. Sein ganzer Körper fühlte sich an wie ein Gefäß, das sich mit Sternen füllte, während sich die Kraft zu einer kritischen Masse aufbaute.
Er konnte jeden einzelnen Mana-Strang in sich spüren, jeden Pulsschlag des Sternenlichts, das sich in seinem Innersten sammelte und verdichtete.
Die Technik des „Sternenfressers“ war genau dafür entwickelt worden – die Energie um ihn herum aufzunehmen, zu verfeinern und mit seiner eigenen Essenz zu verschmelzen, um seine Kraft zu steigern.
„Ich bin bereit“, murmelte er schließlich, seine Stimme ein ruhiger Kontrast zu dem Sturm der Kraft, der in ihm brodelte.
Damit leitete Lucavion die letzte Phase seines Durchbruchs ein. Das in ihm gewundene Sternenlicht-Mana begann sich zu bewegen, wirbelte durch seinen Körper und verschmolz mit der Energie aus der kleinen Grundader. Es fühlte sich an, als würde seine Seele gedehnt und erweitert, als würden die Grenzen seines derzeitigen Kultivierungskerns zerbrechen, während die neue Kraft in ihn strömte.
Sein Atem wurde tiefer, seine Brust hob und senkte sich im Rhythmus des Manas, das durch ihn hindurchströmte. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn, aber er blieb konzentriert, sein Wille unerschütterlich.
Während die Energie durch Lucavions Körper floss, wandte er seinen Geist nach innen und konzentrierte sich auf die Sterne, die er in den vorherigen Phasen seiner Kultivierung geformt hatte. Drei leuchtende Sterne – jeder einzelne ein Zeugnis seiner bisherigen Reise – strahlten in seinem Kultivierungskern, ihr Licht war gleichmäßig und konstant.
Sie waren die Grundlage seiner Kraft, aber um nun die nächste Stufe zu erreichen, musste er die Technik des „Sternenfressers“ auf eine komplexere Stufe bringen.
Sein Atem wurde langsamer, während er sich den nächsten Schritt vorstellte, den Kern des Durchbruchs – die Sterne miteinander zu verflechten. Jeder Stern hatte für sich genommen immense Kraft, aber sie waren isoliert und nicht miteinander verbunden. In der nächsten Phase der Technik „Verschlinger der Sterne“ musste er diese einzelnen Sterne in eine perfekte Umlaufbahn bringen und sie so miteinander verbinden, dass ihre Energie harmonisch floss.
Lucavion runzelte die Stirn, weil er wusste, wie schwer das werden würde. Die Sterne mussten verbunden werden, aber nicht mit Gewalt, sondern indem ihre Energien so genau aufeinander abgestimmt wurden, dass sie sich ganz von selbst anziehen würden. Er durfte nichts überstürzen, sonst hätte er die Sterne, die er schon gebildet hatte, wieder durcheinanderbringen können.
Er stellte sich den ersten Stern vor, dessen Energie im Rhythmus seines Atems pulsierte. Langsam streckte er seine Mana aus und webte sie vorsichtig um die Oberfläche des Sterns. Der Stern reagierte und wurde heller, als er die Mana aufnahm, die er ihm zuführte. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf den zweiten Stern.
Seine Mana streckte sich wie ein zarter Energiefaden aus und begann, den zweiten Stern auf die gleiche Weise zu umhüllen.
Die Herausforderung bestand darin, die Energie zwischen ihnen auszugleichen und sicherzustellen, dass sich die beiden Sterne nicht gegenseitig abstoßen, sondern in eine harmonische Umlaufbahn geraten. Sein Körper zitterte leicht, als er das Mana vorsichtig manipulierte und den subtilen Widerstand zwischen den beiden Kräften spürte.
Ein leises Summen hallte in ihm wider, die beiden Sterne begannen sich zu bewegen und wurden in eine langsame, bedächtige Umlaufbahn umeinander gezogen. Ihr Licht flackerte, als sie sich synchronisierten, der erste Schritt der Verflechtung war abgeschlossen. Lucavion atmete langsam aus, wohl wissend, dass dies erst der Anfang war.
„Zwei Sterne“, murmelte er, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern, die Augen immer noch geschlossen, während er sich auf seine Aufgabe konzentrierte.
Der dritte Stern wartete darauf, verbunden zu werden. Er leuchtete hell, aber Lucavion konnte die Spannung spüren. Den dritten Stern in die Umlaufbahn zu ziehen, würde noch mehr Präzision erfordern, da die drei Sterne perfekt ausbalanciert sein mussten. Der kleinste Fehltritt könnte den gesamten Prozess stören, die Sterne zum Zusammenprall bringen und den Durchbruch zunichte machen.
Er streckte seine Mana erneut aus, diesmal vorsichtiger. Seine Energie floss von dem ersten und zweiten Stern aus und streckte sich dem dritten entgegen. Die drei Energien pulsierten zusammen und vibrierten mit zunehmender Intensität, während der Abstand zwischen ihnen schrumpfte. Lucavions Herz pochte, während er sich konzentrierte und alle drei in perfektem Gleichgewicht hielt.
Der dritte Stern zögerte einen Moment und widerstand dem Sog der anderen. Lucavion biss die Zähne zusammen, steckte noch mehr Willenskraft in die Technik und lockte den Stern nach vorne, ohne ihn zu zwingen. Allmählich ließ der Widerstand nach, und der dritte Stern begann sich zu bewegen und richtete sich langsam nach den beiden anderen aus.
Dann, mit einem leisen, fast unhörbaren Klicken, rasteten die drei Sterne ein und bildeten ein perfektes Umlaufsystem in seinem Kern.
Lucavions ganzer Körper zuckte, als die Energien verschmolzen, und seine Brust zog sich zusammen, als hätte ihn eine mächtige Gravitationskraft erfasst. Die Sterne drehten sich umeinander, ihr Licht wurde intensiver, während ihre Energie nahtlos zwischen ihnen floss.
„Hoooooooh…“
Er holte tief Luft, das Gewicht seines Durchbruchs lastete noch schwer auf seinen Schultern, aber er wusste, dass dies nicht das Ende war. Er hatte diesen Ort nicht nur gewählt, um das 4-Sterne-Reich zu erreichen, sondern aus einem weitaus wichtigeren Grund: Stabilisierung und Expansion.
Im Gegensatz zu den meisten anderen benötigte sein Kern eine außergewöhnlich große Menge an Mana, um seine komplexe Struktur aufrechtzuerhalten, und die kleine Grundader war der Schlüssel dazu.
Die drei Sterne drehten sich nun in perfekter Harmonie in seinem Kern, aber Lucavion spürte die unterschwellige Instabilität. Aufgrund seiner einzigartigen Beschaffenheit war sein Kern viel unbeständiger als der anderer.
Wenn er es jetzt nicht stabilisieren würde, wäre der Durchbruch unvollständig und er wäre in Zukunft verwundbar. Und dann kam der nächste Schritt – die Grenzen seines Kerns zu erweitern, seine Manakapazität zu erhöhen, um die immense Kraft zu bewältigen, die er zu nutzen suchte.
Er schloss wieder die Augen, beruhigte seinen Atem und konzentrierte sich nach innen. Die Sterne drehten sich in ihrer Umlaufbahn, ihr Licht wirbelte in seinem Kern, aber jetzt musste er sie weiter vorantreiben. Die Rotationskraft der Sterne war nicht nur ein Nebenprodukt der Verflechtung – sie war genau das Werkzeug, mit dem er seinen Kern erweitern würde.
Langsam begann Lucavion, Mana aus der Luft um sich herum zu ziehen und spürte, wie die dichte Energie der kleinen Grundader durch seinen Körper pulsierte. Die Kraft strömte in ihn hinein, fast überwältigend, aber er blieb konzentriert. Er ließ das Mana in seinen Kern fließen und sättigte die Sterne, während sie ihre Bahn fortsetzten.
Während das Mana hereinströmte, passte Lucavion die Geschwindigkeit der Sternenrotation an und beschleunigte ihr Tempo. Die Energie, die sie durch ihre Bewegung erzeugten, wurde stärker und erzeugte eine Zentrifugalkraft, die gegen die Grenzen seines Kerns drückte. Das Drehmoment, das durch ihre Drehung erzeugt wurde, war nicht nur rohe Kraft – es war der Schlüssel, um die Grenzen seiner Manakapazität zu erweitern.
Sein Kern widerstand zunächst und wurde durch den Druck der wachsenden Energie stark beansprucht, aber Lucavion gab nicht nach. Er wusste, dass dies der entscheidende Moment war – der Punkt, an dem sein Kern entweder expandieren oder zerbrechen würde. Sein Herz pochte in seiner Brust, als er mehr Mana in die sich drehenden Sterne fließen ließ und spürte, wie das Drehmoment mit jeder Sekunde zunahm.
„Bleib ruhig …“, flüsterte er, seine Stimme kaum hörbar, während er noch mehr Kraft aufwandte.
Der Druck in ihm stieg rapide an, die Sterne drehten sich schneller, das Mana wirbelte und strömte mit ihnen. Lucavion biss die Zähne zusammen, Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn, als die Anstrengung fast unerträglich wurde. Sein Körper zitterte unter der immensen Kraft, aber er konnte jetzt nicht aufhören. Er musste die Grenzen seines Kerns erweitern, ihn größer und stärker machen.
Mit einem scharfen Ausatmen lenkte Lucavion die Kraft nach außen und drückte sie gegen die Ränder seines Kerns. Die Sterne drehten sich wie Zahnräder in einem riesigen Motor, ihre Rotationsenergie verstärkte den Druck auf die Grenzen des Kerns. Er spürte den ersten Riss in der Barriere, eine kleine Spalte, die einen Ruck durch seinen ganzen Körper schickte. Es war noch nicht genug – er brauchte mehr.
Er sog mehr Mana aus der Ader, jetzt schneller, und flutete seinen Körper mit der rohen, ungefilterten Energie des Dungeons. Die kleine Grundader summte als Antwort, ihre Kraft floss wie ein Fluss in Lucavion und nährte den wachsenden Sturm in ihm. Sein Kern spannte sich an, die Grenzen zitterten unter dem zunehmenden Druck.
„Fast geschafft“, murmelte er mit angespannter, aber entschlossener Stimme.
Die Sterne drehten sich schneller, die Drehkraft stieg auf ein Niveau, das Lucavion noch nie zuvor gefühlt hatte. Die Grenzen seines Kerns zitterten und widerstanden der Ausdehnung, aber er konnte spüren, wie sie schwächer wurden und sich Risse ausbreiteten. Er drückte noch stärker, sein Wille unnachgiebig, während er alles, was er hatte, in den Prozess steckte.
–KNACK!
Dann, mit einem tiefen, hallenden Knacken, zerbrachen die Grenzen seines Kerns. Der Druck, der sich in ihm aufgebaut hatte, explodierte nach außen, und für einen kurzen Moment fühlte sich Lucavion, als würde er schwerelos im Weltraum schweben, während sich sein Kern ausdehnte. Die Sterne in ihm leuchteten hell auf und füllten den neuen, größeren Raum mit ihrer Energie.
„Es ist vorbei.“
Der schwierige Teil war nun geschafft.