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Kapitel 131: Erlösung 2

Kapitel 131: Erlösung 2

„Du musst für deine Taten bezahlen.“

Als Lucavion das sagte, umhüllte Ragna plötzlich ein Druck. Es war etwas Urtümliches, etwas, das er schon mal erlebt hatte.

Das gleiche Gefühl, als dieser junge Mann vor ihm zum ersten Mal aufgetaucht war.

Blutdurst.

„Haaaaah… Haaaaaah…“
Mit jeder Sekunde fiel ihm das Atmen schwerer, als würde seine Lunge zerquetscht werden. Aber genauso plötzlich, wie es gekommen war, verschwand das Gefühl wieder.

„Haaaah…“

Lucavion ignorierte Ragnas schweres Atmen und fuhr fort.

„Der Schaden, den du angerichtet hast – insbesondere Menschen wie Greta – kann nicht einfach vergeben werden, nur weil du Zeit zum Nachdenken hattest.“
Ragnas Augen flackerten unbehaglich, seine Schultern spannten sich leicht an, als Greta erwähnt wurde. Er wusste, worauf Lucavion anspielte, und die Last seiner vergangenen Taten schien schwer auf ihm zu lasten.
Lucavion ließ seinen Blick nicht weich werden. „Du hast Leute schikaniert, deine Macht missbraucht und denen Schaden zugefügt, die sich nicht wehren konnten. Wenn du es wirklich wieder gutmachen willst, musst du es mit deinen Taten zeigen. Du musst den Schaden, den du angerichtet hast, wieder gutmachen – vor allem den emotionalen Schaden. Leute wie Greta und andere in dieser Stadt haben unter deiner Arroganz gelitten.“
Ragna schluckte schwer und wurde leicht blass. Er hatte eine kalte Ablehnung erwartet, vielleicht sogar eine gewisse Erleichterung, aber Lucavions Worte trafen ihn tiefer, als er gedacht hatte. Es gab kein Entkommen vor den Konsequenzen seiner Taten, und Lucavion hatte nicht vor, ihn so einfach davonkommen zu lassen.

„Ich … ich verstehe“, murmelte Ragna mit leicht zitternder Stimme. „Ich werde tun, was ich kann, um alles wieder in Ordnung zu bringen.
Ich habe nie begriffen …“

„Du wusstest es“, unterbrach Lucavion ihn mit fester Stimme. „Es war dir einfach egal. Aber jetzt, wo sich deine Lage geändert hat, glaubst du, eine Entschuldigung reicht. Das reicht nicht. Du musst dich beweisen, nicht mir, sondern den Menschen, denen du Unrecht getan hast. Und wenn du auch nur eine Sekunde lang glaubst, ich würde dein Verhalten weiterhin tolerieren, irrst du dich.“
Der drohende Unterton in Lucavions ruhiger Stimme war unüberhörbar. Ragna spürte das Gewicht seiner Worte, die unausgesprochene Warnung, die in der Luft lag. Er wusste, dass Lucavion nicht zögern würde, einzugreifen, wenn er noch einmal schwankte.

„Ich werde es tun“, sagte Ragna mit leiser, aber entschlossener Stimme. „Ich werde alles tun, um Wiedergutmachung zu leisten.“
Lucavion lehnte sich leicht zurück, sein Gesichtsausdruck war immer noch unlesbar, aber die Spannung im Raum war spürbar. „Dann fang sofort an.“

„Sofort?“

„Sofort“, wiederholte Lucavion mit unnachgiebiger Stimme. Er bewegte sich nicht, sein Blick ruhte unverwandt auf Ragna, aber die Schwere seiner Forderung war klar.
Ragna stockte der Atem, als Lucavion fortfuhr. „Du wirst vor Greta niederknien. Du wirst deinen Kopf auf den Boden legen und dich entschuldigen. Eine echte Entschuldigung, die zeigt, dass du den Schaden, den du angerichtet hast, wirklich verstanden hast.“
Die Farbe wich aus Ragnas Gesicht, seine Augen weiteten sich vor Schock. Für einen Moment zeigte sich Ungläubigkeit in seinem Gesichtsausdruck, gefolgt von einem kurzen Aufblitzen von Wut. „Knie dich hin? Du verlangst von mir, dass ich …“ Seine Stimme war vor Empörung wie verstopft, und seine Augen blitzten wild und gefährlich.

Lucavion lehnte sich in seinem Stuhl zurück, ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. „Ich frag dich nicht, Ragna. Ich sag’s dir. Wenn du es wirklich ernst meinst mit deiner Wiedergutmachung, wenn du wirklich ein besserer Mensch werden willst, wie du behauptest, dann knie dich vor ihr hin und zeig es ihr. Zeig mir, ob du die Kraft hast, dich deinen Taten zu stellen.“
Ragna presste die Kiefer aufeinander und ballte die Fäuste. Sein Stolz, der ohnehin schon am seidenen Faden hing, wurde mit Füßen getreten. Er starrte Lucavion an, die Wut brodelte unter der Oberfläche. „Muss ich das wirklich tun?“, fragte er mit leiser, fast knurrender Stimme, als wolle er sich an das letzte bisschen Würde klammern, das ihm noch geblieben war.
Lucavions Lächeln wurde breiter, aber es war keine Wärme darin. Sein Blick bohrte sich mit einer ruhigen Intensität in Ragnas Augen, die weit beunruhigender war als jeder Ausbruch es hätte sein können. „Natürlich“, sagte er leise, seine Stimme voller stiller Drohung. „Nur so weiß ich, dass du es ernst meinst. Wie sonst kannst du deine Aufrichtigkeit beweisen? Oder ist dir dein Stolz wichtiger als alles wieder in Ordnung zu bringen?“
Ragnas Atmung wurde wieder schwer, das erdrückende Gewicht von Lucavions Gegenwart lastete erneut auf ihm. Seine Wut kämpfte mit der Angst, die ihn durchströmte, aber es waren die nächsten Worte, die seine Entschlossenheit endgültig erschütterten.
„Was glaubst du, wie Greta sich gefühlt hat“, sagte Lucavion mit eiskalter Stimme, „als du sie an all diesen Stellen berührt hast? Wie ekelhaft muss das für sie gewesen sein, wie unangenehm, wie machtlos sie sich gefühlt haben muss. Glaubst du wirklich, dass eine Entschuldigung das wieder gutmachen kann?“

Ragna zuckte bei der Erwähnung seiner Taten sichtlich zusammen.
Sein Gesicht verzog sich zu einer Mischung aus Scham und Wut, aber er sagte nichts, seine Fäuste zitterten an seinen Seiten. Die Wahrheit in Lucavions Worten war unbestreitbar, und die Spannung in der Luft war erdrückend.

„Du willst Wiedergutmachung leisten?“, fuhr Lucavion fort, ohne seinen Blick abzuwenden. „Dann knie dich hin. Zeig ihr, dass du verstehst, wie tief du sie verletzt hast, wie viel du ihr genommen hast.“
Die Spannung im Raum war unerträglich, die Stille zog sich hin, während Ragnas innerer Kampf tobte. Schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, sackten Ragnas Schultern zusammen, der Kampf verließ ihn und er senkte den Blick zu Boden.

„Ich werde es tun“, murmelte Ragna mit heiserer, gebrochener Stimme.
„Gut“, sagte Lucavion mit ruhiger, aber kalter Stimme. „Dann mach es jetzt.“

Ragnas Knie schlugen mit einem lauten Knall auf den Boden, und das Geräusch hallte in dem stillen Raum der Herberge wider. Greta stand wie erstarrt hinter der Theke und sah mit großen, verwirrten Augen den Mann an, der sie einst gequält hatte und nun vor ihr kniete.
Zuerst zitterte Ragna und ballte die Fäuste so fest, dass seine Knöchel weiß wurden. Die Scham, die Demütigung – es war alles zu viel für ihn und lastete wie eine erdrückende Kraft auf ihm. Er senkte den Kopf, sein Gesicht berührte fast den Boden.
„Es tut mir leid“, begann Ragna mit leiser, emotionsgeladener Stimme. „Für alles.“

Er hielt inne, die Worte blieben ihm im Hals stecken, aber er zwang sich, weiterzusprechen. „Ich habe aus einer Laune heraus gehandelt. Ich dachte, ich wäre jemand Wichtiges – ein hohes Tier, jemand, der alles machen kann, nur weil er ein bisschen Macht hat.“ Er presste die Augen zusammen, sein Körper zitterte immer noch, während das Gewicht seines Geständnisses auf ihm lastete.
„Aber ich habe mich geirrt“, sagte er mit immer festerer Stimme. „Ich war nichts als ein Frosch im Brunnen, der dachte, die Welt drehe sich nur um ihn. Ich habe Menschen ausgenutzt, meine Position missbraucht, um andere klein zu machen … um dich klein zu machen.“

Greta hörte mit zitternden Händen zu und blickte unentschlossen zwischen Ragna und Lucavion hin und her, unsicher, was sie tun sollte.
Lucavion stand schweigend da und beobachtete die Szene, sein Gesichtsausdruck unlesbar, aber seine Augen scharf, jedes Detail beobachtend.

„Es tut mir leid, Greta“, fuhr Ragna fort, sein Zittern langsam nachlassend, während die Worte aus ihm herausflossen. „Ich habe dir wehgetan. Ich habe dir das Gefühl gegeben, dass du keine Macht hast, keine Kontrolle. Ich weiß, dass eine Entschuldigung nicht ungeschehen machen kann, was ich getan habe, aber … ich möchte es wieder gutmachen. Irgendwie.“
Es folgte eine lange Pause, in der die Luft von der Schwere seiner Worte erfüllt war. Greta schwieg, ihr Gesicht war eine Mischung aus Ungläubigkeit, Angst, aber auch einem Anflug von etwas anderem, vielleicht Erleichterung.
Als Ragna weiterredete, bemerkte Lucavion die Veränderung. Das Zittern, das Ragna zu Beginn überwältigt hatte, war verschwunden und durch eine bisher unbekannte Gelassenheit ersetzt worden. Seine Stimme klang zwar immer noch angespannt, aber aufrichtig. Es war keine Arroganz mehr in ihm, kein Stolz.

„Er hat sich verändert“, dachte Lucavion bei sich.

Anfangs war er skeptisch gewesen und dachte, Ragnas Handlungen kämen aus Angst oder Verzweiflung, aber jetzt … jetzt verstand er, dass Ragna etwas anderes gesehen hatte.

„Der Kampf mit den Banditen, die Nahtoderfahrungen … Das muss ihn viel gelehrt haben.“

Und genau wie er gedacht hatte, war es auch so. Ragna kämpfte zwar nicht gegen die Leutnants oder Korvan, aber er nahm an der Schlacht teil.
Und dabei hätte er fast sein Leben verloren. In diesem Moment konnte er nichts tun. Früher hatte er sich für stark gehalten, aber als er erneut den Tod nahen spürte, genau wie seine Kameraden aus der Garnison, wurde ihm klar:

Er war dumm gewesen.

Es gab unzählige Menschen, die ihn töten konnten: die Stadtwache, auf die er sich verlassen hatte, der Anführer der Wachen, Roderick …
Keiner von ihnen konnte ihm etwas anhaben. Er war nur ein Niemand in dieser Welt.

Vitaliaras sanfte Stimme hallte in seinem Kopf wider. „Er ist gebrochen, aber manchmal müssen Menschen erst gebrochen werden, bevor sie sich ändern können.“

Lucavions Blick blieb auf Ragna gerichtet. Der ehemalige Tyrann kniete immer noch mit gesenktem Kopf und wartete auf eine Antwort.
Lucavion brauchte keine weiteren Worte; die Aufrichtigkeit von Ragnas Entschuldigung sprach für sich.

Schließlich machte Greta einen kleinen Schritt nach vorne und umklammerte fest die Ränder ihrer Schürze. „Ich … ich …“

Sie konnte nichts sagen. Sich der Person zu stellen, die sie so oft terrorisiert hatte, war selbst für sie nicht leicht.
„Es tut mir leid! Bitte, ich werde für meine Fehler bezahlen … Bis du mir vergibst, sag mir einfach ein Wort!“

Greta stand wie erstarrt da, ihre Finger zitterten, als sie sich fest an den Stoff ihrer Schürze klammerte. Die Last des Augenblicks lastete schwer auf ihr, und die Worte, die sie sagen wollte, schienen ihr in der Kehle stecken zu bleiben. Ragnas Bitte um Vergebung hing in der Luft und hallte mit einer Verzweiflung wider, die sie von ihm nie erwartet hätte.
Sie hatte diesen Mann so lange gefürchtet, aber jetzt, wo er vor ihr kniete, gebrochen und um eine Chance bittend, etwas wieder gut zu machen, regte sich etwas in ihr – ein Funken Mut, den sie schon lange nicht mehr gefühlt hatte. Dennoch konnte der Schmerz, den er ihr zugefügt hatte, nicht einfach verschwinden, und die Angst blieb in den Winkeln ihres Geistes zurück.
Langsam nickte Greta, presste die Lippen zusammen und schluckte schwer. Sie brachte es nicht über sich zu sprechen, noch nicht, aber ihr Nicken reichte aus – eine stille Bestätigung, dass sie ihn gehört hatte, dass sie seine Reue verstand.
Lucavion beobachtete den Austausch aufmerksam, seine scharfen Augen bemerkten die Veränderung in Gretas Verhalten. Ihre Angst war nicht ganz verschwunden, aber jetzt war da noch etwas anderes – eine stille Stärke, ein kleines, aber sichtbares Zeichen dafür, dass sie begann, die Kraft zurückzugewinnen, die sie unter Ragnas Qualen verloren hatte. Es war nicht viel, aber für den Moment reichte es.
Vitaliaras Stimme schnurrte leise in Lucavions Kopf. [Sie findet langsam ihren Weg. Das ist der erste Schritt.]

Lucavion nickte leicht und stimmte ihr zu. Es spielte keine Rolle, dass Greta noch keine Worte finden konnte. Die Tatsache, dass sie dort stand, dem Mann gegenüber, der sie terrorisiert hatte, mit etwas höher erhobenem Kopf, war an sich schon ein Sieg.
„Das reicht fürs Erste“, sagte Lucavion ruhig und wandte seinen Blick wieder Ragna zu. „Du hast dich entschuldigt, aber es wird Zeit brauchen, bis du das Vertrauen zurückgewinnen kannst. Zeig weiterhin, dass du dich geändert hast, nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten.“

Ragna senkte erneut den Kopf. „Das werde ich. Ich verspreche es.“

„Jetzt lass uns über den wahren Grund reden, warum du hier bist.“

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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