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Kapitel 121: Korvan (3)

Kapitel 121: Korvan (3)

„Was… ist passiert?“

Meine Gedanken waren träge, verwirrt von dem Pochen in meinem Kopf und dem brennenden Schmerz, der jeden Zentimeter meines Körpers durchzog. Ich versuchte, zusammenzuflicken, was gerade passiert war, aber alles fühlte sich so weit weg an, so unzusammenhängend.

Ich blinzelte, um den Schleier vor meinen Augen zu vertreiben, aber alles, was ich sah, war rot. Blut verschmierte meine Augen und tropfte mir über das Gesicht.
Meine Brust pochte, jeder Atemzug war flach und unregelmäßig. In der Ferne knisterten Flammen, deren Hitze auf mich drückte, aber nichts davon ergab einen Sinn. Nichts.

Ich sah an mir herunter – Verbrennungen und Schnitte verunstalteten meine Haut, der Stoff meines Umhangs und meiner Rüstung war in Fetzen gerissen. Blut durchtränkte meine Kleidung und färbte alles dunkel. Mein Körper zitterte, meine Muskeln waren schwach und schrien vor Schmerz, und dann bemerkte ich es – meine Hand.
Die Hand, die einst selbstbewusst und entschlossen meinen Degen umklammert hatte, war jetzt zerfetzt, zerrissen und blutig. Meine Finger waren wund und zitterten unkontrolliert. Blut tropfte von meinen Fingerspitzen und spritzte auf den Boden unter mir.

„Wie …?“
Ich warf einen Blick auf meinen Estoc, den ich immer noch schwach in meiner zerbrochenen Hand umklammerte. Die Klinge, einst scharf und voller Sternenlicht-Mana, war jetzt mit Dutzenden von Rissen übersät, die sich wie ein Spinnennetz über die Oberfläche des Stahls zogen. Das Sternenlicht leuchtete nur noch schwach und flackerte, als würde die Waffe selbst kurz vor dem Zerbrechen stehen.

„Nein … nicht jetzt.“
Meine Sicht verschwamm erneut, der purpurrote Schleier verdichtete sich, während mein Kopf mit jedem Herzschlag pochte. Ich versuchte mich zu konzentrieren, um die Situation zu begreifen, aber alles fühlte sich falsch an. Der Boden unter mir schien zu wanken, und die Welt um mich herum verschwamm vor meinen Augen.
Kervans Stimme hallte in meinem Kopf wider, aber ich konnte mich nicht auf die Worte konzentrieren. Ich sah nur noch die Flammen. Ich spürte nur noch den Schmerz in meiner Brust, die Taubheit in meiner Hand und die Risse in meiner Klinge.

„Wie ist das passiert?“
Ich versuchte, meinen Körper zu bewegen, aber jeder Muskel schrie vor Schmerz. Mein Kopf drehte sich, meine Gedanken waren durcheinander. Das Rot und Schwarz vor meinen Augen verschmolzen, und ich konnte nicht sagen, ob das Blut mein eigenes oder das von Korvan war.

Alles fühlte sich so weit weg an. So fern.

Als alles um mich herum zu verschwimmen begann, spürte ich es – Kälte.
Es kroch langsam in mich hinein, zuerst nur ein leichter Schauer, der meine Haut streifte, aber dann wurde es stärker und durchdrang den Nebel aus Schmerz und Erschöpfung. Korvans Speer kam auf mich zu, brennend mit demselben Feuer, das kurz zuvor mein Fleisch versengt hatte. Doch jetzt schien die Welt langsamer zu werden, die Flammen tanzten in Zeitlupe und knisterten wie ein lebendes Wesen, das mich verschlingen wollte.
Und inmitten der Hitze war sie wieder da – die Kälte. Der eisige Griff des Todes, wie eine alte, vertraute Präsenz, die sich um meinen Körper schlang und ihren Griff verstärkte. Ich hatte es schon oft gespürt, immer und immer wieder, wie ich dieselbe kalte Energie aus meiner Umgebung aufnahm und sie in mich eindringen ließ, während ich mit dem Tod flirtete.
Jetzt stand ich wieder dem Tod gegenüber. Die Kälte drang in meine Knochen ein und machte alles schwer, fast lähmend. Das ist es, dachte ich, die Kälte drohte mich ganz zu verschlingen. Es war nicht nur das Gefühl, dass der Tod näher kam – es war etwas anderes, etwas in mir, das sich regte. Der gleiche dunkle Nervenkitzel, der zuvor in mir aufgestiegen war, die Aufregung, mein Leben aufs Spiel zu setzen, die Blutgier zu umarmen.
Aber jetzt war es schlimmer, stärker. Es kämpfte sich zurück an die Oberfläche, bereit, die Kontrolle zu übernehmen, genau wie zuvor.

„Nein … Nicht schon wieder.“
Der Gedanke drang kaum zu mir durch, während ich mich bemühte, es abzuwehren, mich gegen die Flut dieser überwältigenden Empfindung zu stemmen. Meine Hände zitterten, meine Sicht verdunkelte sich, und für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl, mich völlig darin zu verlieren. Das Biest in mir brüllte, bereit, sich zu befreien und alles in seinem Weg zu verschlingen.

Doch dann, durch die erstickende Kälte hindurch, durchdrang eine Stimme den Sturm in meinem Kopf, klar und scharf.
„Deine Waffe ist eine anmutige Waffe. Ein Estoc ist eine Klinge der Präzision, der Finesse. Er ist zum Stechen gedacht, um Lücken in der Rüstung zu finden, um mit Eleganz zuzuschlagen. Aber die Art, wie du kämpfst … ist alles andere als anmutig. Du schwingst diese Klinge wie eine Bestie, voller roher Kraft und Blutdurst. Es gibt kein Gleichgewicht, keine Harmonie zwischen dir und deiner Waffe.
Es ist, als würde das Schwert selbst gegen deine Art, es zu benutzen, schreien.“

Die Stimme war ruhig und fest, aber ihre Worte durchbohrten mich mit brutaler Klarheit. Mein Herz pochte in meiner Brust, während ich zuhörte und nach einer Bedeutung suchte.

„Zum Führen einer Klinge gehört mehr als nur zu wissen, wie man tötet. Ein wahrer Schwertkämpfer versteht das Gleichgewicht zwischen Kraft und Anmut, zwischen der Klinge und der Hand, die sie führt.
Du hast das Können, Junge, aber dir fehlt das Verständnis. Du lässt die Bestie in dir das Schwert kontrollieren, anstatt die Bestie zu beherrschen und das Schwert zu einer Verlängerung deiner selbst werden zu lassen.“

Das waren die Worte, die sowohl Harlan als auch der Meister zu mir gesagt hatten.

Damals fiel es mir schwer, die Bestie zu erkennen, von der sie sprachen.

Aber jetzt konnte ich es spüren.

Die Art, wie ich gerade gekämpft hatte – es ging nicht um Geschicklichkeit oder Präzision. Ich war leichtsinnig gewesen, getrieben von der Lust am Tod, vom Bedürfnis, um jeden Preis zu überleben.

Mein Estoc – meine Waffe – war ein Präzisionswerkzeug, aber ich hatte ihn wie ein stumpfes Instrument behandelt, wie ein wild auf seine Beute einschlagendes Tier.
Ich schaute wieder auf meinen Estoc, dessen Oberfläche von Rissen durchzogen war und dessen Klinge in meiner zerbrochenen Hand zitterte. Ich hatte nicht nur meinen Körper verletzt, sondern auch meine Waffe, das einzige, worauf ich mich verlassen hatte. Es waren nicht nur meine Verletzungen, die mich an den Rand der Niederlage gebracht hatten, sondern auch mein Versagen, das Gleichgewicht zwischen mir und der Klinge wirklich zu verstehen.
Die Bestie in mir knurrte und drängte mich, weiterzukämpfen, mich der Blutgier hinzugeben. Aber die Stimme – die Stimme erinnerte mich an etwas Tieferes.
Die Flammen wirbelten auf mich zu, Korvans Speer war nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt und brannte mit der Intensität eines Raubtiers, das kurz davor ist, seine Beute zu erledigen. Die Hitze war überwältigend, die Luft war schwer vom Gewicht des Todes. Mein Herz pochte in meiner Brust, und für einen Moment konnte ich es sehen – das Ende. Seine Worte hallten in meinen Ohren wider, grausam und endgültig:

WIRBEL!

„Auf Wiedersehen, Junge.“

Aber dann machte es klick.
In diesem Bruchteil einer Sekunde, kurz bevor die Flammen mich verschlingen konnten, verstand ich. Die Worte von Harlan, die Lektionen meines Meisters, alles, was ich zuvor nicht sehen konnte – plötzlich ergab alles einen Sinn. Beherrsche das Biest in dir. Damals hatte ich es nicht verstanden, aber jetzt, als die Welt um mich herum langsamer zu werden schien, konnte ich es spüren.
Die Bestie war nicht nur die Blutgier, der Rausch des Kampfes mit rücksichtsloser Hingabe. Sie war ich. Meine Instinkte, meine Begierden, meine Angst vor dem Tod – all das war die Bestie, die mich angetrieben hatte. Aber ich hatte mich von ihr kontrollieren lassen, anstatt sie zu beherrschen. Ich hatte wie ein in die Enge getriebenes Tier gekämpft und mich ohne nachzudenken, ohne Kontrolle in den Kampf gestürzt.
Jetzt hatte ich die Wahl: mich von der Bestie verschlingen zu lassen oder die Harmonie zu finden, die mir gefehlt hatte.

Mein Körper versank in einer unheimlichen Ruhe. Das Brüllen der Flammen, der Druck des Kampfes – alles verschwand. Die Welt um mich herum verschwand, und in diesem Moment gab es nur noch mich und mein Schwert.
Ich schaute auf meinen Estoc hinunter. Die Risse, die sich über seine Oberfläche zogen, die einst scharfe, makellose Klinge, die nun durch meine Rücksichtslosigkeit beschädigt war. Aber als ich ihn umklammerte, konnte ich sein Gewicht spüren, seine Präsenz in meiner Hand. Diese Waffe hatte mich durch unzählige Schlachten begleitet. Sie war nicht nur ein Werkzeug – sie war eine Verlängerung meiner selbst. Ich hatte sie wie ein stumpfes Instrument behandelt, getrieben von Verzweiflung und rohem Instinkt.
Aber jetzt, als die Flammen näher kamen, war ich ruhig.

Die Blutlust, die in mir aufgestiegen war, war immer noch da, aber ich ließ mich nicht mehr von ihr leiten. Mein Geist war klar. Ich umklammerte den Estoc fester und spürte, wie sich die Waffe in meiner Hand festigte, als hätte sie auf diesen Moment gewartet – darauf, dass ich sie endlich mit Absicht und Verständnis führte.
Und dann, inmitten dieser Gelassenheit, spürte ich, wie sich die Kraft in mir regte. Der Wirbel in meinem Körper, der zweite Kern, den ich so lange verschlossen gehalten hatte, pulsierte vor Energie. Er war immer da gewesen und hatte darauf gewartet, entfesselt zu werden, aber ich war zu sehr auf das Überleben konzentriert gewesen, um ihn richtig einzusetzen.

Aber jetzt war ich bereit.
Ich öffnete den Damm in mir und setzte die Kraft der Flamme der Tagundnachtgleiche frei. Sie strömte durch meinen Körper, ein perfektes Gleichgewicht zwischen Leben und Tod. Die Flamme umhüllte mich, aber sie war keine chaotische Kraft mehr. Sie war kontrolliert, harmonisch, ein Spiegelbild des Verständnisses, das ich in diesem Moment gewonnen hatte. Die Flammen des Lebens und des Todes umhüllten meinen Estoc, stärkten ihn und flickten die Risse.
Ich konnte spüren, wie das kalte Feuer des Todes und die warme Flamme des Lebens verschmolzen, mich umgaben und eins mit meiner Klinge wurden.

Und dann, in der Stille, flüsterte ich die Worte, die ich verstanden hatte.

„So muss mein Schwert sein.“

Mit einer einzigen Bewegung setzte ich mich in Bewegung.
Die Welt, langsam und verschwommen, schien sich um mich herum zu krümmen, als ich einen Schritt nach vorne machte. Korvans Speer, der gerade noch wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt gewesen war, schien nun weit entfernt, als wäre er in der Zeit eingefroren. Die Flammen um ihn herum flackerten, aber sie berührten mich nicht. Mein Estoc, der mit der vereinten Kraft von Leben und Tod glühte, durchschnitten die Luft mit Präzision und Entschlossenheit.
Es gab kein Zögern, keine Angst, keine Verzweiflung. Nur Klarheit.

Die Spitze meiner Klinge fand ihr Ziel und durchschnitten den Raum zwischen uns. Es war nicht nur ein Schlag – es war Vernichtung, eine vollständige Trennung der Distanz, der Kraft und des Feuers, die mich von meinem Feind trennten.

In diesem Moment zerbrach die Welt.

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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