„Ich weiß es nicht, Chef. Aber er ist jung und hat diese Narbe über dem rechten Auge.“
Für einen Moment war es still im Raum. Lothar runzelte die Stirn und beugte sich vor, sichtlich genervt von der vagen Beschreibung. „Was interessiert mich so ein Punk mit einer Narbe?“, knurrte er mit erhobener Stimme.
Der Untergebene schluckte schwer und senkte seine Stimme fast zu einem Flüstern. „Weil, Chef … er hat schon Ruckus, Jake und Ronan umgebracht.“
Lothar erstarrte und seine Augen weiteten sich ungläubig. Die Schwere dieser Namen hing einen Moment lang in der Luft, als könne er nicht begreifen, was er gerade gehört hatte.
„Er … hat meine Männer getötet?“, wiederholte Lothar langsam, seine Stimme kaum unterdrückend, während Wut in ihm aufstieg.
Der Untergebene nickte schnell und machte einen Schritt zurück, als würde er jeden Moment Lothars Zornesausbruch erwarten. „Ja, Boss. Ruckus, Jake und Ronan – er hat sie umgebracht. Wir haben ihre Leichen außerhalb des Dorfes gefunden.“
Lothar schlug mit der Faust auf den Tisch, sodass die Krüge und Teller klirrten. „Du willst mir erzählen, dass irgendein vernarbt aussehender Junge einfach hereinspaziert ist und drei meiner besten Männer umgebracht hat?“ Seine Stimme war jetzt ein Brüllen, sein Gesicht war vor Wut gerötet.
Bevor der Untergebene antworten konnte, quietschte plötzlich die Tür der Taverne. Alle Blicke richteten sich auf den Eingang, wo das schwache Licht von draußen einen langen Schatten auf den Boden warf.
Eine Gestalt stand in der Tür, ihr schlanker Körper zeichnete sich gegen das schwindende Tageslicht ab.
Der Raum schien den Atem anzuhalten, als die Gestalt einen Schritt nach vorne machte und den kalten, berechnenden Blick eines jungen Mannes enthüllte. Sein rechtes Auge war vernarbt, eine gezackte Linie zog sich über sein Gesicht, und ein kaum wahrnehmbares Grinsen spielte um seine Lippen, als er Lothars Blick begegnete.
„Ohh … Du hast dir hier ganz schön was aufgebaut“, sagte der junge Mann in einem leichten, lockeren Ton, während er sich langsam im Raum umsah. Sein Blick wanderte über die verstreuten Becher, das weggeworfene Essen und die halb betrunkenen Männer, die nun vor Schock erstarrt waren. Er grinste, nahm Lothars brodelnden Ausdruck in sich auf, bevor sein Blick auf die beiden Frauen fiel, die zu beiden Seiten des Banditenanführers hingen.
„Nicht schlecht“, fuhr der junge Mann fort, wobei seine Stimme einen Hauch von Belustigung verriet. „Sieht aus, als hättest du dich hier richtig amüsiert, was? Der Ort ist gar nicht so schlecht. Eine nette kleine Höhle der Ausschweifungen, die du dir hier eingerichtet hast. Gutes Essen, gute Getränke …“ Sein Blick huschte zu den Frauen. „Und offensichtlich auch gute Gesellschaft.“
Lothars Gesicht verzog sich vor Wut, seine Fäuste ballten sich auf dem Tisch, aber der junge Mann schien unbeeindruckt. Er trat ein paar Schritte näher, bewegte sich mit beunruhigender Leichtigkeit und ließ Lothar nicht aus den Augen. Im Raum herrschte Stille, alle beobachteten die Szene, als würden sie auf die unvermeidliche Explosion von Gewalt warten.
Der junge Mann blieb am Rand von Lothars Tisch stehen und streifte mit den Fingern beiläufig einen Obstteller. Er beugte sich leicht zur Seite, pflückte eine einzelne Traube vom Teller, warf sie in den Mund und kaute langsam, als würde er den Geschmack genießen.
„Mmm“, sagte er, immer noch in einem leichten, fast spielerischen Tonfall. „Gar nicht schlecht. Du hast dir hier wirklich eine schöne Position aufgebaut. Schade, dass alles bald zusammenbrechen wird.“ Sein Grinsen wurde etwas breiter, als er erneut Lothars Blick begegnete, und die Spannung im Raum war so dick, dass man sie mit einem Messer hätte schneiden können.
Lothar konnte seine Wut kaum zurückhalten, seine Stimme war ein leises, gefährliches Knurren. „Für wen hältst du dich eigentlich, dass du hier reinkommst, als gehörst du hierher?“
Der junge Mann hob eine Augenbraue, sein Grinsen wurde breiter, während er nachdenklich auf der Traube kaute. „Für wen halte ich mich?“, wiederholte er in fast spöttischem Ton. „Ist das wirklich wichtig?“
Lothars Augen verengten sich, seine Fäuste ballten sich auf dem Tisch. Die Männer um ihn herum bewegten sich unruhig, die Spannung im Raum war greifbar. Lothars Blick blieb auf dem Gesicht des jungen Mannes haften, sein Stolz und seine Wut vermischten sich zu einem gefährlichen Cocktail.
„Es ist wichtig“, knurrte Lothar mit drohender Stimme. „Denn wenn ich großzügig bin, schreibe ich vielleicht deinen Namen auf dein Grab.
Vorausgesetzt, ich bin gerade gut drauf.“
Der junge Mann lachte leise und schüttelte den Kopf, als fände er Lothars Drohung eher amüsant als einschüchternd. „Dein Humor ist nicht schlecht, das muss ich dir lassen“, antwortete er, ohne dass seine Stimme ihre spielerische Note verlor. „Aber wir wissen beide, dass das nicht damit enden wird, dass du in großzügiger Stimmung bist.“
Lothar konnte sich keinen Reim auf die Situation machen. Die Arroganz dieses Jungen, der hier hereinspazierte, als hätte er keine Sorgen auf der Welt, der beiläufig Beleidigungen ausstieß und sein Essen verzehrte, als wäre das nur ein Spiel. Aber mehr noch, irgendetwas stimmte nicht – Lothar konnte nichts von ihm spüren. Keine Kultivierung, keine Aura, nichts.
Als 3-Sterne-Erwachter war Lothar es gewohnt, seine Gegner einzuschätzen, um ihre Stärke zu messen. Aber dieser junge Mann? Er war wie ein unbeschriebenes Blatt, eine völlige Leere. Das konnte nur eines bedeuten: Er war mindestens ein 4-Sterne-Erwachter, weit über Lothars Niveau. Aber das konnte nicht sein. Jemand mit dieser Kraft und so jung?
Es war unmöglich, dass jemand wie er hier in einer abgelegenen Spelunke wie dieser auftauchte.
Lothars Gedanken rasten, während er versuchte, sich einen Reim auf die Situation zu machen, aber je länger er auf das ruhige, selbstbewusste Lächeln auf dem Gesicht des jungen Mannes starrte, desto unruhiger wurde er.
„Da ist etwas … Da ist etwas an diesem Kerl …“
Ein beunruhigendes Gefühl.
Es war, als ob dieser Kerl vor ihm etwas Dunkles an sich hatte, etwas, das er nicht ganz verstehen konnte.
Obwohl er nichts sehen oder spüren konnte, verursachte ihm dieser Kerl eine Gänsehaut.
Bevor Lothar seine aufkommende Wut ausleben konnte, knurrte einer seiner Männer, ein stämmiger Bandit, der direkt hinter dem jungen Mann stand, frustriert und zog sein Schwert. Ohne zu zögern schwang er die Klinge in einem wilden Bogen und zielte auf den Hals des jungen Mannes.
Doch in dem Moment, als das Schwert herabfiel, bewegte sich der junge Mann. Seine Hand schoss zur Seite und in einer flüssigen, fast unmöglich schnellen Bewegung zog er sein eigenes Schwert.
Das Geräusch von Stahl, der durch die Luft schnitt, war klar, gefolgt von dem feuchten, widerlichen Geräusch von Fleisch, das durchtrennt wurde.
SHING!
Die Augen des Banditen weiteten sich vor Schock, als das Schwert des jungen Mannes sauber durch seinen Hals schnitt. Blut spritzte in einem heftigen Bogen in die Luft und färbte die Wände der Taverne blutrot, während der Kopf des Banditen von seinen Schultern fiel und mit einem dumpfen Schlag auf den Boden aufschlug.
Für einen Moment herrschte absolute Stille in der Taverne, nur das leise Tropfen von Blut auf den Dielen war zu hören. Der junge Mann stand in der Mitte, sein Schwert glänzte noch vom frischen Blut, und ein kleines, amüsiertes Lächeln spielte um seine Lippen.
„Nun“, sagte er mit ruhiger Stimme, unbeeindruckt von dem Gemetzel. „Ich denke, das war genug Gerede, meinst du nicht auch?“
Lothar starrte auf den kopflosen Körper seines Mannes und versuchte zu begreifen, wie schnell und präzise der Mord geschehen war. Im Raum waren seine Männer angespannt, ihre Hände griffen instinktiv nach ihren Waffen, aber nach dem, was sie gerade gesehen hatten, zögerten sie – sie hatten sogar Angst.
„FICK DICH!“
Doch die Spannung löste sich einen Moment später, als einer der anderen Banditen, getrieben von Wut oder Panik, einen Kampfschrei ausstieß und sich auf den jungen Mann stürzte, gefolgt von zwei weiteren Männern aus Lothars Gefolge. Ihre Schwerter blitzten auf, als sie angriffen, entschlossen, den Fremden zu überwältigen.
Das Lächeln des jungen Mannes wurde etwas breiter, als er dem ersten Angriff mit müheloser Anmut auswich, sein Schwert eine verschwommene Bewegung.
KLANG! KLANG!
Stahl traf auf Stahl, aber die Schläge wurden mit solcher Leichtigkeit pariert, dass es fast wie eine Verhöhnung wirkte.
SCHNITT!
Innerhalb eines Herzschlags durchschlug der junge Mann den ersten Angreifer, seine Klinge schnitt sauber durch die Brust des Banditen. Blut spritzte erneut, als der Bandit leblos zu Boden sank.
STICH!
Der zweite Angreifer hatte kaum Zeit zu reagieren, bevor das lange Schwert des jungen Mannes seinen Bauch durchbohrte und ihn mit einem präzisen Stoß aufspießte.
SCHNITT!
Der dritte Bandit zögerte, Angst blitzte in seinen Augen auf, aber es war zu spät. Mit einer schnellen, fast spielerischen Bewegung seines Handgelenks führte der junge Mann sein Schwert in einem tödlichen Bogen nach unten und trennte dem Mann den Arm ab.
„AAAAAAARGHK!“
Der Bandit schrie vor Schmerz, aber der Schrei verstummte, als die Klinge des jungen Mannes seine Kehle traf und ihn für immer zum Schweigen brachte.
Innerhalb weniger Sekunden lagen drei weitere Leichen leblos auf dem Boden.
Der junge Mann stand regungslos da, sein Gesichtsausdruck unverändert, fast so, als hätte ihn das Ganze keine Mühe gekostet. Er warf einen Blick auf die übrigen Männer im Raum, seine Augen funkelten vor Belustigung.
„Na?“, fragte er mit lässiger, fast gelangweilter Stimme. „Sonst noch jemand?“
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