Die Käfige waren aus hartem Holz gemacht, das man überall im Wald finden konnte. Ein normaler erwachsener Mann oder sogar ein Teenager mit ein bisschen Körperkultivierung hätte den Käfig leicht aufbrechen können, aber für Kinder war so was unmöglich.
Lin Mu konnte sehen, dass die Käfige schon oft benutzt worden waren, und es gab sogar Kratzspuren an den Käfigen, die darauf hindeuteten, dass die Gefangenen sich heftig gewehrt hatten.
Er streckte seine geistigen Sinne aus und entdeckte zwei weitere Käfige im Inneren der Zelte. Aber diese Käfige waren nicht leer. In jedem Käfig war ein Kind gefangen, beides Jungen im Alter von etwa sechs oder sieben Jahren.
An ihrer Kleidung konnte Lin Mu erkennen, dass es sich wahrscheinlich um Bauernkinder handelte, und aufgrund ihrer gebräunten Haut waren sie wahrscheinlich aus dieser Region, da sie hier mehr Sonnenlicht bekamen als im Norden.
„Sieht so aus, als wären sie von diesen Banditen entführt worden, um als Sklaven verkauft zu werden …“, murmelte Lin Mu vor sich hin, während er die Banditen im Auge behielt.
Der vernarbte Mann, der den Sack mit dem Kind trug, stellte ihn ab und öffnete ihn, sodass das bewusstlose Mädchen darin zum Vorschein kam. Sie schien etwa fünf Jahre alt zu sein, trug aber bessere Kleidung als die beiden Jungen.
„Sie sieht nicht wie eine Bäuerin aus … vielleicht ist sie die Tochter eines Kaufmanns oder Geschäftsmannes?“, überlegte Lin Mu.
Lin Mu handelte nicht sofort, da er wissen wollte, was diese Banditen mit den anderen Kindern gemacht hatten. Selbst wenn er diese drei Kinder jetzt retten und die Banditen töten könnte, würde ihm die Information über die anderen Kinder fehlen.
Er hätte sie auch verhören können, aber auf diese Weise würde er nur wenig erfahren. Er ging davon aus, dass er durch heimliches Belauschen genügend Hinweise auf den Verbleib der anderen erhalten würde.
„Heute war ein guter Tag, wir werden einen guten Preis für dieses Mädchen bekommen. Schau sie dir an, sie hat eine schöne Haut und ein hübsches Gesicht, in ein paar Jahren wird sie das Zehnfache ihres Preises wert sein“, sagte einer der banditen mit der Narbe.
„Du hast recht. Aber wann kommen die Leute, die sie kaufen wollen?“, fragte ein anderer kleiner Bandit.
„Die kommen jede Woche, also vielleicht heute oder in ein paar Tagen. Das sollte kein Problem sein, wir müssen sie nur ein bisschen beobachten und hier behalten“, sagte der Bandit mit den Narben.
„Wer hätte gedacht, dass der sicherste Ort für uns in der Nähe des Territoriums einer Kultivierungssekte ist“, meinte ein anderer Bandit.
„Um welche Sekte handelt es sich denn?“, fragte ein jüngerer Bandit.
„Frag das lieber Ba Lian, er ist der Einzige hier, der Kultivierender ist“, antwortete der kleine Bandit.
Der Bandit mit dem vernarbten Gesicht hieß offenbar Ba Lian. Er öffnete eine Flasche, die in der Nähe stand, und nahm einen Schluck. Der stechende Geruch von billigem, unraffiniertem Wein stieg ihm in die Nase.
„Ah~ guter Wein… Die Kultivierungssekte? Sie heißt Tri Cauldron Peony Sekte, sie ist ziemlich groß im Königreich und hat heutzutage das Sagen. Anscheinend gehorcht sogar der König ihren Befehlen und sie hat auch großen Einfluss auf die anderen Sekten“, antwortete Ba Lian.
„Warum lassen sie uns dann hier operieren? Ich meine, sind die Sekten nicht ‚gerecht‘?“
fragte der jüngere Bandit neugierig.
~klaps~
Der kleine Bandit schlug dem jüngeren Banditen auf den Hinterkopf, während die anderen Banditen vor Vergnügen kicherten.
„Auf welcher Seite stehst du, Little Bo? Du bringst uns Unglück, wenn du so etwas sagst“, sagte der kleine Bandit.
„Pah! Was weißt du schon, diese Sekten sind genau wie wir alle, schmutzig. Sie können es nur besser verbergen, aber hinter ihren ‚Masken‘ sind sie alle gleich.“ Sagte Ba Lian.
„Jetzt verdirb nicht die Stimmung und hol das Essen. Ich bin hungrig nach all der Arbeit. Nimm etwas von dem Geld und kauf morgen, wenn du rausgehst, noch mehr Sachen, und vergiss nicht, den Wein zu holen, den ich so mag.“
Ba Lian sprach.
Die anderen Banditen äußerten ebenfalls ihre Wünsche, während der kleine Bo sich bemühte, sich alles zu merken, obwohl es ihm sichtlich schwerfiel. Einer der Banditen sah das entführte Mädchen an und sprach.
„Schau mal, sie wacht auf. Steckt sie auch in den Käfig.“ Der Bandit gab den Befehl.
Little Bo konnte nichts anderes tun, als den Befehlen zu gehorchen. Er war neu hier und musste wie jeder Neuling niedere Aufgaben für seine Vorgesetzten erledigen, bis ein anderer Neuling hinzukam. Er konnte nichts anderes tun, als die Zähne zusammenzubeißen und seine Arbeit zu erledigen. Zumindest verdiente er als Bandit gutes Geld, viel mehr als auf der Farm seines Vaters.
Er hob das Mädchen auf und sperrte sie in einen der leeren Käfige draußen. Als er zurückkam, wurde er zum Essenmachen geschickt, während die anderen Banditen rumhingen.
Lin Mu kniff die Augen zusammen, als er die Entfernung zwischen den Banditen und den Käfigen, in denen die Kinder festgehalten wurden, überprüfte. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Entfernung ausreichte, beschloss Lin Mu zu handeln.
Er versenkte sich mit Hilfe von „Phase“ im Boden und tauchte unter der Gruppe von Banditen auf. Sie bemerkten ihn überhaupt nicht und scherzten herum, als plötzlich ein schmatzendes Geräusch zu hören war.
~splatter~
„XI LAO!“, schrien die Banditen, als sie plötzlich die Beine eines Banditen regelrecht explodieren sahen.
„AAAAAAA!!!!“, schrie der Bandit namens Xi Lao vor Schmerz.
Xi Lao saß ganz hinten, sodass die anderen nicht gesehen hatten, was passiert war. Aber sie mussten sich nicht lange wundern, denn es passierte noch einmal.
~splatter~
Und noch einmal.
~Spritzer~
Und noch einmal.
~Spritzer~
„Was zum Teufel ist das?“, rief Ba Lian, ohne die Ursache zu kennen.
„Ich … ich … ich glaube, ich habe eine Hand gesehen …“, stammelte ein anderer Bandit.
„Was?“, fragte Ba Lian erneut.
„Eine Hand kam aus dem Boden!“
