Lin Mu sagte nichts und hörte einfach zu. Er wollte sich nicht einmischen und sehen, wie Wu Hei darauf reagieren würde. Er schaute Wu Hei aus den Augenwinkeln an und sah, dass sich sein Gesichtsausdruck nicht veränderte.
Aber als er seine Aura spürte, konnte er die Unruhe wahrnehmen. Lin Mu bekam auch zum ersten Mal einen richtigen Einblick in seine Kultivierungsbasis. Aber es schien, als würden andere das nicht spüren, nur Lin Mus empfindlicher Geistessinn nahm es wahr.
„Hätte nicht gedacht, dass er auch im Kernkondensationsreich ist … aber in welcher Stufe ist er?“ fragte sich Lin Mu.
Er konnte zwar die Schwankungen eines Kultivierenden im Kernkondensationsreich wahrnehmen, aber er konnte die genaue Stufe nicht bestimmen, da sie nicht stark genug waren. Aber wenn er es anhand von Hei Yingjies Kultivierung als Experte im mittleren Kernkondensationsreich schätzte, musste Wu Hei mindestens gleichwertig oder höher sein als er.
„Ha ha! Das hatte ich auch vor, aber ich war mit einigen Forschungen beschäftigt. Aber keine Sorge, ich habe jetzt Zeit und wir können uns bald treffen. Schick einfach eine Nachricht in meine Villa, wenn der Spitzenmeister Zeit hat, ich werde auf jeden Fall vorbeikommen“, sagte Wu Hei mit einem Lächeln.
„Er ist gut … aber er muss noch üben, seine wahren Absichten zu verbergen. Für diese Leute reicht es vielleicht schon“, analysierte Xukong.
Lin Mu sagte nichts und beobachtete weiter.
„Natürlich, natürlich! Ich werde den Spitzenmeister informieren“, antwortete Quan Hong ebenfalls mit einem Lächeln.
„Bitte, meine Herren, setzen Sie sich“, sagte Lord Cai.
Alle setzten sich und die Diener begannen, ihnen Wein einzuschenken.
„Ich schlage einen Toast vor! Auf alle hier anwesenden Männer und auf unsere glorreiche zukünftige Beziehung!“, sagte Lord Cai und hob seinen Becher.
„Auf eine glorreiche zukünftige Beziehung!“, stimmten alle ein, aber Lin Mu reagierte etwas langsam.
Er war solche Dinge nicht gewohnt und hatte nicht damit gerechnet. Als er sah, wie alle ihre Becher nahmen, schaute er auf den, der vor ihm stand.
„Komm schon, nimm ihn, du musst dich an bestimmte Etikette halten“, sagte Xukong.
Lin Mu nahm den Becher und führte ihn an seine Lippen, bevor er den Wein in einem Zug hinunterstürzte. Zuerst spürte er nichts. Aber eine Sekunde später breitete sich der starke, brennende Geschmack des Weins in seinem Mund aus. Der Wein floss in seinen Magen und eine Wärme erfüllte ihn.
Er hätte gewürgt, wenn er sich nicht mit aller Kraft beherrscht hätte.
„Ugh! Daran muss ich mich erst gewöhnen …“, dachte Lin Mu.
Alle stellten ihre Becher ab und der Diener schenkte allen noch eine Runde ein. Lin Mu schaute mit einer leichten Abneigung darauf.
„Ah, Bruder Mu Lin hier bevorzugt Tee“, unterbrach Wu Hei.
„Oh! Ist das so? Bitte bring Herrn Mu Lin unseren besten Tee“, befahl Lord Cai.
Eine Minute später wurde eine frische Kanne duftenden Tees gebracht und für Lin Mu eingeschenkt. Er nickte der Dienerin zu, die daraufhin kicherte.
~Schluck~
„Guter Tee…“, murmelte Lin Mu.
Als er sah, dass Lin Mu zufrieden war, nickte Lord Cai anerkennend.
„Also, ich denke, du weißt schon von der Zusammenarbeit zwischen meiner Einrichtung und dem Spitzenmeister. Und da Lord Wu Hei auch hier ist, frage ich mich, ob du vielleicht auch Interesse an diesem Vorhaben hast?“, fragte Lord Cai schließlich, was er wirklich wollte.
Ein leichtes Grinsen huschte über Wu Heis Gesicht, da er das erwartet hatte.
„Warum nicht, ich denke, es könnte für uns alle von Vorteil sein. Außerdem haben Lord Mu Lin und ich noch ein paar Dinge mit dir zu besprechen“, erklärte Wu Hei.
Ein breites Grinsen zeigte sich auf dem Gesicht des alten Mannes, als er die Antwort hörte. Er hatte wirklich nicht erwartet, dass er das so direkt sagen würde, und hatte schon viele Pläne im Kopf, um ihn zu überzeugen. Lord Cai hatte sich sogar ein paar Möglichkeiten überlegt, Wu Hei zu drohen, aber es schien, als wären seine Vorbereitungen umsonst gewesen.
„Hah! Was für eine Verschwendung? Das ist einfach nur Glück. Wenn ich meine Mühe jedes Mal so verschwenden würde, würde ich es ohne Reue tun“, dachte Lord Cai.
„Hahaha! Gut, gut, Lord Wu Hei hat ein gutes Gespür für Geschäfte. Ich verspreche dir, dass dies eine der besten Entscheidungen sein wird, die du je getroffen hast“, sagte Lord Cai.
„Ich bin einverstanden … aber was ist mit dem Spitzenmeister?“, fragte Wu Hei und nahm einen Schluck Wein.
„Wir sind einverstanden … eigentlich würden wir uns freuen, wenn eine weitere gute Partei mitinvestieren würde. Außerdem hätte der Spitzenmeister nichts dagegen, ihr werdet schließlich eine Familie sein“, antwortete Fa Lao.
„Na dann ist alles klar“, bestätigte Lord Cai mit einem Klatschen und sah dann Lin Mu an.
„Lord Wu Hei sagte, dass du und Lord Mu Lin etwas mit mir zu besprechen habt. Darf ich wissen, worum es geht?“, fragte Lord Cai.
Lin Mu drehte sich ruhig um, um zu sehen, wie Wu Hei das anstellen würde.
„Nun, weißt du, Bruder Mu Lin hat ein kleines Problem. Eine bestimmte Gruppe von Leuten hat ihn beleidigt, und das letzte, was er von ihnen gehört hat, war hier in dieser Region“, antwortete Wu Hei.
Lord Cai hob die Augenbrauen, während die Schüler interessiert weiter zuhörten.
„Und wer wäre so unglücklich, Lord Mu Lin zu beleidigen?“, fragte Lord Cai.
Er kannte zwar nicht den Hintergrund von Lin Mu, wusste aber, dass er kein einfacher Mensch sein konnte, wenn Wu Hei mit ihm befreundet war. Und angesichts der Stärke von Lin Mu fragte er sich umso mehr, wer hinter ihm steckte. Das bedeutete aber auch, dass die Leute, die ihn beleidigt hatten, ebenfalls nicht schwach sein konnten.
„Ich weiß nicht, ob Lord Cai schon mal von der ‚Gu-Legion‘ gehört hat“, verriet Wu Hei.
Als sie diese beiden Worte hörten, wurden alle ernst, und die Diener wurden angespannt, weil sich die Stimmung im Raum verändert hatte.
„Was …“, flüsterte Yue leise.
