Lin Mu hatte keine Ahnung, wovon Duan Ke redete, und guckte sie verwirrt an. Es schien, als gäbe es eine Verbindung zwischen den beiden und dem Händler Jingming Shang. Er fragte sich, was das sein könnte, denn im Moment sah es definitiv nicht so aus, als würde Duan Ke den Mann mögen.
Jing Wei bemerkte Lin Mus fragenden Blick und wusste, dass es keine Rolle spielte, wenn er darüber sprach. Sie waren schon eine Weile zusammen und er hatte das Gefühl, dass es okay war, Lin Mu davon zu erzählen.
~Seufz~
„Du weißt, warum ich ihn damals retten musste. Wir waren in Not und zu diesem Zeitpunkt schien er die einzige Möglichkeit zu sein. Außerdem steht Jingming Shang jetzt in unserer Schuld, weil wir ihn gerettet haben. Sonst wäre unser Aufenthaltsort längst bekannt geworden, wenn wir mit anderen Händlern wie ihm zu tun gehabt hätten.
Obwohl der Mann ein gewiefter Geschäftsmann ist, hat er dennoch Ehrgefühl und wird sein Versprechen halten“, sagte Jing Wei in ruhigem Ton.
„Wenn du das sagst, Großvater“, sagte Duan Ke unbewusst.
Jing Wei sah Lin Mu an und sagte: „Ich weiß, dass du etwas fragen möchtest, nur zu, es ist in Ordnung.“
„Ich wollte nur etwas über Jingming Shang fragen. Nach deinen Worten scheint es, als hättest du ihn gerettet?“, fragte Lin Mu.
„Das habe ich in der Tat. Das war vor einigen Jahren, und wir hatten keine Möglichkeit, Waren zu verkaufen und zu kaufen. Wir konnten nichts offen tun, da dies dazu geführt hätte, dass unsere Identität und unser Aufenthaltsort bekannt geworden wären.
Damals waren wir durch das Reich gereist und stießen auf eine Gruppe von Leuten, die einen Mann verfolgten, der niemand anderes als Jingming Shang war.
Er hatte offenbar die falschen Leute verärgert, indem er ihnen ihre Gewinne weggenommen hatte, woraufhin sie ihn ins Visier nahmen und jagten. Wir beschlossen, ihm zu helfen und schlugen seine Angreifer in die Flucht. Daraufhin versprach er uns, uns sein Leben zu schulden.
Als wir herausfanden, dass er ein Händler war, haben wir einen Deal gemacht. Er wird mit uns handeln und dabei unsere Identität geheim halten. Er weiß zwar nicht, wer wir wirklich sind, aber er verrät unseren Aufenthaltsort auch nicht an andere“, antwortete Jing Wei.
„Ich verstehe …“, nickte Lin Mu.
„Anscheinend bin ich nicht der Erste, dem sie bisher geholfen haben“, dachte Lin Mu bei sich.
~Ähem~
Duan Ke hustete leise, um die Aufmerksamkeit wieder auf das Thema zu lenken.
„Es sieht nicht so aus, als hätten wir bisher irgendwas Konkretes in Bezug auf einen Verdächtigen. Obwohl der wahrscheinlichste Verdächtige wahrscheinlich ein wandernder Kultivierender ist, wie wir zuvor vermutet haben“, sagte Duan Ke.
„Moment mal, war nicht auch der Älteste der Sky Precepts-Sekte verletzt? Könnte es sein, dass sie es waren?“, unterbrach Lin Mu ihn.
„Nein, dieser Älteste war vom Sternenfänger-Gipfel, also ist das nicht möglich“, antwortete Jing Wei.
„Warum ist das unmöglich? Was hat es mit dem Sternenfänger-Gipfel auf sich?“, fragte Lin Mu.
~Huu~
Jing Wei holte tief Luft, bevor er sprach.
„Der Sternenfänger-Gipfel ist eine besondere Existenz in der Sekte der Himmelsgebote. Selbst in den anderen Top-Sekten ist sein Ruf bekannt.
Sie sind anders als die anderen Gipfel und Abteilungen der Sekte. Sie beschäftigen sich ausschließlich mit der Sternenfangformation. Das ist eine spezielle Formation, die die Barriere der Welt überwachen und mit ihr interagieren kann. Sie kann auch räumliche Störungen und Schwankungen wahrnehmen, die auf dem gesamten Kontinent Great Zhou auftreten.
Alle Mitglieder dieses Gipfels sind daran beteiligt und verlassen den Gipfel nur selten, geschweige denn die Sekte. Es ist unmöglich, dass sie mit dem toten Kultivierenden gekämpft haben. Außerdem sind sie auf Formationen spezialisiert und nicht auf den Kampf“, erklärte Jing Wei.
Lin Mu war von dieser Information fasziniert, aber nicht lange, da Xukong plötzlich in Lin Mus Gedanken sprach.
„Die Sternenfänger-Formationsanordnung!? Was? In einer Welt wie dieser auch noch …“, sagte Xukong überrascht.
„Was ist los, Senior?“, fragte Lin Mu besorgt.
„Ich erkläre es dir später, wenn du diesen Ort verlassen hast. Aber du musst wissen, dass wir vielleicht bald einige Änderungen vornehmen müssen“, sagte Xukong geheimnisvoll.
Lin Mu brummte nur leise und hakte nicht weiter nach. Er wusste, dass wenn Senior Xukong sich so verhielt, es bestimmt etwas sehr Wichtiges gab, das hier nicht besprochen werden sollte.
„Na gut, da wir im Moment zu keinem Ergebnis kommen, sollten wir es wohl besser dabei belassen. Vielleicht erfährst du später mehr darüber?“, sagte Lin Mu, um das Gespräch zu beenden.
„Ja, das werden wir tun. Den beschädigten Ring kannst du bei mir lassen. Ich werde dir über den Kommunikationsjade-Stein Bescheid geben, wenn sich etwas ergibt oder wenn der Ring repariert ist“, antwortete Jing Wei.
Lin Mu bedankte sich mit einer Handbewegung und verließ den Laden, um nach Hause zu gehen.
Als Lin Mu weg war, sah Duan Ke ihren Großvater etwas verwirrt an.
„Bin das nur ich, oder schien es, als wollte er dringend gehen? Normalerweise hätte er angesichts seines bisherigen Verhaltens noch ein paar Fragen gestellt“, meinte Duan Ke.
„Hmm, das scheint mir auch so. Aber wir könnten uns auch irren. Der Junge macht schnelle Fortschritte, und ich weiß nicht, wie weit er es bringen kann. Er hat auf jeden Fall einen starken Antrieb und sicherlich eigene Ziele.
Schließlich würde der Wille der Welt nicht einfach irgendjemanden aus der Masse auswählen.“ Jing Wei antwortete mit ruhiger Stimme.
***
Zurück im Haus betrat Lin Mu gerade das Schlafzimmer und wurde sofort von der Braunbuschkatze begrüßt.
~Nyaa~
Lin Mu kniete sich hin und streichelte sanft den Kopf des Tieres.
„Hast du Hunger?“, fragte Lin Mu.
„Hungrig“, spürte Lin Mu in seinem Geist.
„Okay, dann lass uns was machen. Es ist sowieso bald Zeit fürs Abendessen“, antwortete Lin Mu, bevor er in die Küche ging.
Dort bereitete er etwas Fleisch zum Kochen vor, während er die braune Buschkatze ansah.
„Hmm, ich sollte dir jetzt einen Namen geben, oder?“
