„Also, wie hast du sie genannt?“, fragte Xukong neugierig.
„Die Form, in der die Lebensenergie eingesetzt wird, heißt ‚Felsbrocken-Faust: Erste Form – Aufprall‘.
Die Form, die das spirituelle Qi nutzt, heißt ‚Felsbrocken-Faust: Zweite Form – Durchbohrer‘.
Und die letzte Form, die beides kombiniert, heißt ‚Felsbrocken-Faust – Verwüster‘.
Das habe ich beschlossen“, antwortete Lin Mu.
Nachdem er Lin Mus Worte gehört hatte, war Xukong zufrieden und fand die Namen passend, sodass er nichts daran auszusetzen hatte. Letztendlich waren es nur Namen, die keinen Einfluss auf die Technik selbst hatten. Selbst wenn Lin Mu sie anders genannt hätte, hätte es ihm nichts ausgemacht.
„Die sind gut“, lobte Xukong.
„Das finde ich auch, Senior“, antwortete Lin Mu und war stolz auf seinen Sinn für Namen.
Lin Mu sah sich noch einmal um und hatte das Gefühl, dass er jetzt gehen sollte, bevor jemand anderes hierherkam und ihn fand. Das wäre zwar kein großes Problem für ihn gewesen, aber es wäre ihm dennoch zu lästig gewesen, anderen eine Erklärung zu geben.
Nachdem er darüber nachgedacht hatte, beschloss er zu gehen.
„Hmm, der Tag sollte jetzt länger werden. Wir sollten mehr Tageslicht haben“, murmelte Lin Mu vor sich hin, während er zum relativ klaren Himmel hinaufblickte.
Der Winter war nun zu Ende und es hatte auch aufgehört zu schneien. Der einzige Ort, an dem Lin Mu derzeit noch Schnee sehen konnte, war weit entfernt auf den nördlichen Gipfeln und in den Tiefen des Waldes. Es war zwar immer noch kalt, aber nicht mehr so bitterkalt wie zuvor.
Bald würden die Bauern mit der Feldarbeit beginnen und sich auf den Frühling vorbereiten. In der Region zwischen den vier Satellitenstädten von Wu Lim war allerdings nur die östliche Stadt auf die Landwirtschaft spezialisiert und produzierte den Großteil des Getreides.
Die südliche Stadt war hauptsächlich ein Militärstützpunkt, aber es gab noch einige Bauern, die auf kleinen Parzellen Getreide anbauten. Es war nicht viel, aber es reichte trotzdem aus, um den Bedarf der Stadt zu decken.
In der östlichen Stadt wurde jedoch eine viel größere Menge angebaut.
So viel, dass etwa fünfundneunzig Prozent davon in die anderen Städte und nach Wu Lim exportiert wurden, wobei ein kleinerer Teil auch in andere Regionen ging.
„Ich frage mich, ob die Jäger diesmal die Frühlingsjagd organisieren werden“, murmelte Lin Mu vor sich hin, während er ging.
„Frühlingsjagd?“, fragte Xukong interessiert.
„Ah ja, Senior. Bevor die Feldarbeit beginnen kann, organisieren die Jäger eine große Jagd, um die Wildbestände zu dezimieren, die vom Winter übrig geblieben sind. So können die Bauern ohne Angst vor wilden Angriffen ihrer Arbeit nachgehen und die Jäger verdienen nach dem Winter ein bisschen Geld“, erklärte Lin Mu.
„Das klingt vernünftig. Aber warum die Unsicherheit?“, fragte Xukong.
„Es ist nur so, dass jetzt Söldner im Wald jagen und ich mich frage, ob die Jäger überhaupt eine Chance zum Jagen haben werden“, antwortete Lin Mu.
„Hmm, das ist ein bisschen besorgniserregend für die Stadtbewohner, aber für dich sollte das jetzt keine Rolle mehr spielen. Du bist kein einfacher Bürger mehr.“ Xukong sprach mit ruhiger Stimme.
Lin Mu hatte ein seltsames Gefühl der Erkenntnis, nachdem er die Worte des Älteren Xukong gehört hatte. Die ganze Zeit über war er, obwohl er ein Kultivierender geworden war, immer noch aus der Perspektive eines einfachen Bürgers gedacht und hatte sich unwissentlich Gedanken und Sorgen über Dinge gemacht, die ihn nicht mehr betrafen.
„Anscheinend habe ich mich noch nicht ganz an meine neue Identität gewöhnt“, sagte Lin Mu mit leicht verlegenem Tonfall.
„Keine Sorge, du wirst dich bald daran gewöhnen.
Unabhängige Kultivierende haben oft Schwierigkeiten, sich mit ihrer neuen Identität zurechtzufinden, im Vergleich zu Kultivierenden, die sich einer Sekte anschließen“, erklärte Xukong.
„Ich verstehe, Senior“, antwortete Lin Mu mit einem leichten Lächeln.
Doch gerade als er dies sagte, roch er etwas, das ihn innehalten ließ.
„Hm? Rauch? Ist jemand in der Nähe?“, dachte Lin Mu, bevor er zu einem Baumwipfel blinzelte.
Dann sah er sich um und entdeckte Rauch, der aus einer Gegend in seiner Nähe aufstieg.
„Das ist seltsam, die Jäger kommen nicht so tief in den Wald, zumindest nicht zu dieser Zeit, dafür ist es zu früh. Sind es vielleicht die Söldner? Nein … die sollten weiter im Wald sein, in dieser Gegend finden sie nicht viele Geisttiere“, überlegte Lin Mu.
„Warum gehst du nicht einfach mal nachsehen?“, schlug Xukong vor.
Lin Mu brummte als Antwort und machte sich in Richtung des Rauchs auf den Weg. Als er ein paar Minuten später näher kam, roch er etwas Ungewöhnliches.
„Kocht da jemand etwas? Was ist das … ~Schnüffel~ Fisch?“, murmelte Lin Mu, als er näher kam.
Lin Mu erreichte bald die Stelle, von der der Rauch kam, und war überrascht, als er die Szene sah.
„Was?“, rief er überrascht.
Vor Lin Mu brannte ein Haufen Stöcke und getrockneter Blätter, der aussah, als würde er jeden Moment erlöschen. Sie waren ziemlich chaotisch aufgeschichtet, und es schien, als hätte die Person, die das Feuer gemacht hatte, keine Erfahrung darin, ein Lagerfeuer zu entfachen.
Das war aber nicht das Überraschendste, sondern vielmehr der Fisch, der über dem kaum brennenden Feuer gegart wurde. Der Fisch war auf einen Stock gespießt und in einem sehr flachen Winkel über das Feuer gehalten. Aber er schien an einem Busch oder etwas anderem befestigt zu sein, das hinter einem Busch versteckt war, da Lin Mu es aus diesem Winkel nicht sehen konnte.
„Was ist das, hat jemand hier ein Lager aufgeschlagen und ist weggegangen?“, fragte sich Lin Mu, bevor er näher herantrat.
Er sah, dass der Stock, an dem der Fisch aufgespießt war, aus irgendeinem Grund wackelte, aber als er sich zur Seite drehte und sah, was sich hinter dem Busch versteckte, war er, gelinde gesagt, schockiert.
„Die Braune Buschkatze … kocht sie etwa?“
