„Große Schwester? Was ist los mit dir? Warum bist du so rot im Gesicht und siehst so schwach aus? Bist du krank oder so? Soll ich den Arzt rufen?“ Lewis, der Sylphy besorgt ansah, fragte sie und reichte ihr ein Glas Wasser.
Sylphy warf einen wütenden Blick auf den unsichtbaren Schuldigen hinter ihrer peinlichen Situation, bevor sie ein Lächeln erzwang und schnell das Thema wechselte. „Mir geht es gut. Ich war nur ein paar Stunden in der Sonne reiten, bevor ich hierherkam. Deshalb ist mein Gesicht rot. Keine große Sache. Wie auch immer, wie sieht’s aus?
Hast du deine Recherche zu den Erzen abgeschlossen?“
„Ja, alles erledigt“, antwortete Lewis und wurde emotional.
„Aber ich hätte nie gedacht, dass Myne so viele unbekannte Mineralien finden würde, die ich noch nie gesehen habe. Wenn er nur noch am Leben wäre, würde ich alles tun, um herauszufinden, woher er sie hatte.
Weißt du, all diese Mineralien sind nicht nur unglaublich stark und übertreffen jedes Metall, das wir derzeit kennen, sondern besitzen auch eine sehr hohe magische Energieleitfähigkeit, die sich perfekt für die Herstellung von magischen Gegenständen und sogar für diese …“
„Seufz, tut mir leid, Schwester. Ich hätte ihn nicht erwähnen sollen. Ich weiß, dass es nicht leicht für dich ist.“ Lewis‘ emotionaler Ausbruch war vielleicht auf den Verlust seines perfekten Schwagers zurückzuführen, der ihm helfen konnte, seinen Traum, der größte Alchemist der Welt zu werden, zu verwirklichen, oder vielleicht bedauerte er, dass er keine dieser einzigartigen und unbekannten Mineralien und Monster mehr bekommen konnte, und sprach bedauernd, während er den Kopf schüttelte.
In seiner emotionalen Verfassung bemerkte Lewis jedoch nicht, dass sich, sobald er zu Ende gesprochen hatte, ein grimmiger Ausdruck auf den Gesichtern von Sylphy, Myne und Elsa abzeichnete. Alle drei hatten Mitleid mit Lewis, aber das war auch alles. Im Vergleich zu Mynes zukünftiger Ruhe und Elsas glücklichem Eheleben hatte keiner von ihnen die Absicht, ihm die Wahrheit zu sagen.
„Ach, du musst dich nicht entschuldigen. Wir können nichts daran ändern, außer stark zu sein und die Zeit ihre Wunden heilen zu lassen …“ Piep! Piep! Piep!
Während Sylphy ihre Oscar-reife Schauspielkunst zum Besten gab und ohne mit der Wimper zu zucken Unsinn redete, alles unter den bewundernden Blicken von Myne und Elsa, ertönte plötzlich ein lautes Piepen unter dem Tisch.
„Scheiße! Ich bin erledigt …“, sagte Lewis mit zitternden Händen, zog den Arkanen Link heraus und eilte zu Sylphy. „Große Schwester, kannst du mir bitte helfen, nur dieses eine Mal? Bitte nimm den Anruf für mich an und rette mich. Ich bin bereit, alles für dich zu tun.“
„Alles?“ Sylphy hob eine Augenbraue und nahm den Arkanen Link nicht sofort entgegen.
„Ja, alles, bitte, Schwester! Verschwende keine Zeit und kümmere dich darum! Je länger wir sie warten lassen, desto gefährlicher wird es für uns“, flehte Lewis, schwitzend und drückte Sylphy das Arkane Verbindungsgerät in die Hand, als wäre es eine Zeitbombe.
„Vergiss es nicht“, sagte Sylphy mit einem verschmitzten Lächeln. Sie füllte den Arkanen Link mit ihrer Mana und aktivierte ihn. Doch sobald sie das tat, ertönte eine extrem laute und wütende Stimme aus dem Gerät, die alle dazu zwang, sich die Ohren zuzuhalten.
„LEWIS! DU MISTKERL! WO ZUM TEUFEL BIST DU? WARUM BIST DU NOCH NICHT IM PALAST? HAST DU EINE AHNUNG, UNTER WELCHEM DRUCK ICH GERADE STEHE? DIESE ALTEN KNACKER WOLLEN MICH WÖHLER LEBENDIG FRESSEN …
„HUFF! HUFF! HUFF!“
„Ich bin schon wieder ruhig, Pen, es sind nur ein paar Leute, die mich nicht glücklich sehen wollen. Ach, Lewis, hat Mutter dir nicht die Situation erklärt? Ich stecke schon bis zum Hals in Arbeit! Wie zum Teufel kann Vater nur so viel Arbeit haben? Was macht er eigentlich den ganzen Tag?“
„Scheiße! Schau mal, diese Bitte um Hilfe kam vor zwei Wochen rein, aber wegen anderer unerledigter Arbeit wurde sie einfach so beiseite gelegt. Wer weiß, wie viele Menschen gestorben sind, nur weil wir ihre Bitte nicht früher gesehen und Hilfe geschickt haben!“
BANG!
„Scheiße! Wie kann Vater das tun? Es gibt tatsächlich Anzeichen für eine Dämoneninvasion in unserem Königreich, aber so wichtige Infos wurden in einem unzureichenden Bericht beiseite gelegt! Was ist los mit dem alten Mann? Verdammt! Lewis, ich will nichts von deinem Mist hören.
Ich will dich in zwei Stunden vor mir sehen, sonst werde ich meine Autorität nutzen, um deinen verdammten Clan zu schließen!“
„Pen! Ruf diesen Glatzkopf Morg an! Warum zum Teufel hat dieser Bastard bei so wichtigen Neuigkeiten nichts unternommen? Wenn er mir keine zufriedenstellende Antwort gibt, werde ich ihn bei lebendigem Leib häuten.“
Bang!
…
„Tut mir leid, Lewis“, sagte Sylphy mit einem Schulterzucken, als sie ihm den Arkanen Link zurückgab. „Wie du siehst, konnte ich nichts machen. Aniue hat mir keine Chance gegeben, was zu sagen. Aber wenn du meinen Rat willst, solltest du ihn besser nicht noch mehr verärgern. Lauf lieber schnell zu ihm.
Sonst würde es mich in seinem momentanen Zustand nicht wundern, wenn er das nächste Mal Dutzende königliche Ritter schickt und dich mit Gewalt mitnimmt.“
Lewis, dessen Gesicht aussah, als hätte man ihn gezwungen, Scheiße zu essen, nickte ebenfalls.
Er erkannte die Ernsthaftigkeit der Lage und steckte den Arkanen Link in seine Tasche. Dann holte er einen kleinen goldenen Ring hervor, dessen Oberfläche mit Runen verziert war und in dessen Mitte ein Smaragd saß, reichte ihn Sylphy und schob hastig die restlichen Papiere auf seinem Schreibtisch in eine Kiste unter dem Tisch.
„Was ist das?“, fragte Sylphy, die sich auf den ersten Blick in den goldenen Ring verliebt hatte, mit überraschtem Gesichtsausdruck.
„Das ist eine neue Erfindung unseres Clans“, erklärte Lewis. Vor Aniues Anruf hätte er vielleicht voller Begeisterung und Energie von seiner neuen Arbeit erzählt, aber jetzt klang seine Stimme sehr niedergeschlagen, als hätte ihm jemand seine Kindheit geraubt. Nur die Götter wussten, wie sehr er es hasste, etwas anderes zu tun, als seltsame Apparate zu konstruieren.
„Man könnte es einen Aufbewahrungsring nennen. Es ist eine verbesserte Version eines Aufbewahrungsbeutels. Derzeit fasst er zwar nur zehn Kubikmeter, aber mit den Mineralien, die du mitgebracht hast, sind wir zuversichtlich, dass wir das Fassungsvermögen innerhalb weniger Monate auf fünfzig Kubikmeter erhöhen können. Übrigens habe ich dein Geld bereits hineingelegt. Schau es dir an.
Obwohl du nach meinen Berechnungen mit dem angebotenen Preis mehr als zufrieden sein solltest, kannst du mir, falls du irgendwelche Probleme hast, jetzt, solange ich noch hier bin, ruhig sagen. Nach meiner Rückkehr in den Palast wirst du mich wohl so schnell nicht wieder sehen.“
Sylphy, die von dem Ring fasziniert war, goss ihr Mana in ihn, sobald Lewis zu sprechen aufgehört hatte, und sah sich in einem kleinen, komplett weißen Raum wieder, der etwa zehn Kubikmeter groß war und in dem sich vor ihr ein kleiner Berg aus Platinmünzen türmte.
„Meine Güte! Wie viele Münzen hast du mir diesmal gegeben? Es wird Tage dauern, sie alle zu zählen!“ Gerade als Sylphy sich Gedanken über die gewaltige Aufgabe machte, die Münzen zu zählen, strömte eine Welle unsichtbarer Energie aus ihr heraus. Im nächsten Moment tauchte eine Reihe von Zahlen in ihrem Kopf auf:
[ 3.500 Platinmünzen ]
„So viele?“, rief Sylphy aus, ungläubig. „Was für Mineralien hat Myne mir denn gegeben? Wie können die so wertvoll sein?“ Sie ignorierte die besondere Eigenschaft des Aufbewahrungsrings völlig, zog ihre mentale Kraft aus dem Ring zurück und fragte dann.
Lewis, der bereits seine Sachen gepackt und seinen Mantel angezogen hatte, lachte leise. „Du unterschätzt den wahren Wert dieser Mineralien. Sie sind völlig neu und in unserer Welt noch nie gesehen worden. Natürlich sind sie unglaublich wertvoll. Ganz abgesehen von ihren magischen Eigenschaften – allein ihr Forschungswert reicht aus, um eine Prinzessin vor Neid erblassen zu lassen.“
„Okay, große Schwester. Ich sage es nur ungern, aber ich glaube, es ist Zeit für dich zu gehen. Als Nächstes muss ich mit Elsa über einige Clanangelegenheiten sprechen, die dich sicher nicht interessieren. Also, bis später? Oh, und denk daran, wenn ihr wieder etwas Seltsames oder Unbekanntes findet, kommt unbedingt zu mir.
Meine Tür steht immer offen“, sagte Lewis mit einem gezwungenen Lächeln, während er seine Schutzbrille zurecht rückte. Mit der klaren Absicht, sie hinauszuwerfen, führte Lewis Sylphy sanft, aber bestimmt zur Tür seines Büros.
„Na gut, dann gehe ich“, gab Sylphy genervt nach. „Vielen Dank noch mal für deine Großzügigkeit.
Bis bald, Lewis, ich hoffe, du überlebst die Arbeit unter Aniue“, sagte Sylphy, als sie einen Klaps auf die Schulter bekam und Lewis leicht umarmte, bevor sie weg ging.
„Häh? Elsa, was ist los mit dir? Bist du wieder krank geworden? Ich habe dir doch gesagt, du sollst nicht die ganze Zeit arbeiten, aber du hörst mir nie zu. Seufz, du bist auch ein hoffnungsloser Fall. Hier, trink das.
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Das wird dir gut tun“, klagte Lewis, ohne zu wissen, dass seine zukünftige Frau gerade keinen Trank brauchte, sondern sein kleiner Bruder, dank Myne’s geheimer Tat. Daraufhin reichte er ihr unter Elsas bedauernden Blicken eine Flasche mit einem Trank, bevor er sich wieder seiner Arbeit widmete.
Seufz, dachte Elsa und warf Lewis einen sehnsüchtigen Blick zu.
Ich hoffe, Lord Myne und Eure Hoheit können mir helfen, Lewis bald für mich zu gewinnen. Das wird langsam unerträglich. Aber warum werde ich immer so geil, wenn ich mit Lord Myne zusammen bin?
