Anders als sonst ging Alex heute nicht mit Edric ins Fitnessstudio, um zu trainieren. Schließlich brauchte jeder etwas Zeit, um vor der Prüfung die Nerven zu beruhigen.
Alex streckte seinen Rücken, während seine Gedanken bei dem bevorstehenden Kampf waren. Der Großmeister hatte gesagt, dass die Gegner anhand ihrer Schwächen ausgewählt würden. Und Alex war schwach in Zaubersprüchen.
Die erste potenzielle Gegnerin, die Alex einfiel, war Amanda, da sie ein Wunderkind in Magie war und wenig Kampferfahrung hatte. Allerdings gab es auch noch Celestria und Mary aus der dritten Klasse, die sich in Magie auszeichneten, aber im Kampf schwach waren. Edric gehörte definitiv nicht in diese Kategorie, daher machte sich Alex keine Sorgen, gegen den Protagonisten antreten zu müssen.
„Alles wird dem König berichtet werden …“ Diese Einschätzung würde Adolf helfen, die zehn Champions auszuwählen, wenn die Zeit gekommen war. Daher war es für Alex umso wichtiger, diesen Wettbewerb zu gewinnen.
*Klopf* *Klopf*
Als er das Klopfen hörte, hob Alex die Augenbrauen, sprang auf und ging zur Tür.
„Wer ist da?“ Obwohl er einige Sekunden wartete, antwortete niemand.
Alex seufzte und fragte erneut: „Wenn du es mir nicht sagst …“
„Ich … ich bin es …“ Als er diese Stimme hörte, brauchte Alex keine Sekunde, um zu erkennen, dass auf der anderen Seite die Prinzessin des Landes stand.
*Klick*
Er öffnete die Tür und ließ sie herein, bevor jemand das verhüllte Mädchen sehen konnte, das geglaubt hatte, ihre Identität gut verborgen zu haben.
Allerdings war das auffälligste Merkmal einer Adligen, ihr goldblondes Haar, offen sichtbar.
Alex schloss die Tür, bevor er fragte: „Willst du, dass wir beide von der Schule fliegen oder was?“
Celestria hatte mit einer Standpauke gerechnet, doch sie sah ihn mitleidig an und entschuldigte sich: „Ich war nur nervös … und wollte dich sehen …“
Alex war echt überrascht von ihrem Verhalten in letzter Zeit. Dieses Mädchen hatte sich nach dem Vorfall so sehr verändert, dass sie Edric jetzt überhaupt keine Beachtung mehr schenkte, es sei denn, sie musste ihn etwas fragen, das mit Alex zu tun hatte.
Ihr Verhalten hatte sich drastisch verändert, und jetzt schien die Prinzessin mehr denn je von Alex angezogen zu sein.
War es Schuldgefühl? Oder Angst? Oder beides?
Alex wusste es nicht und wollte sich auch nicht darum kümmern, da er etwas Wichtigeres zu tun hatte.
„Bevor du mich bittest zu gehen, möchte ich dir etwas geben.“ Celestria sprach hastig, bevor sie ein umhülltes Schwert hervorholte, das sie in dem langen Schal versteckt hatte, den sie sich über die Schultern geworfen hatte.
Alex war überrascht, als er die feinen Details auf dem Griff der Klinge sah, als er ihr das Schwert abnahm, und hörte sie murmeln:
„Ehe~unsere Finger haben sich berührt …“
Er ignorierte das Mädchen, nahm das Schwert und zog es aus der Scheide. Die langsame Vibration des Schwertes war vielleicht nur seine Einbildung, aber er konnte nicht leugnen, dass er ziemlich aufgeregt war, als er dieses Kunstwerk in den Händen hielt.
„Oh mein …“
Alex betrachtete das zweischneidige Schwert mit der Gravur „PURGE“ an der Unterseite und seufzte bewundernd.
Er hob es mit einer Hand hoch und stellte fest, dass es an der Basis und an der Spitze perfekt ausbalanciert war. Er drehte es in seiner Handfläche und spürte, wie die Waffe in kürzester Zeit eins mit ihm wurde, auf seine Befehle hörte und mit seiner Seele verschmolz. Es war einfach … perfekt.
*Shlink*
Alex steckte das Schwert in die Scheide und fragte: „Wo hast du so ein Meisterwerk gefunden?“
Celestria strahlte über das ganze Gesicht, weil sie sich so freute, diesen zufriedenen Ausdruck in Alex‘ Augen zu sehen.
Auf seine Frage antwortete sie ganz locker: „Mein Vater hat es mir geschenkt, als ich nach Hause gereist bin. Nachdem ich dich in der Arena gesehen habe, dachte ich, ich sollte es dir geben.“
Alex nickte. Er wusste, dass so eine feine Handwerkskunst nicht in einer großen Schmiede hergestellt werden konnte. Die Arbeit eines guten Schmieds war an der Klinge zu erkennen. Stundenlange Geduld und harte Arbeit hatten zu etwas so Raffiniertem und Perfektem geführt. Schön und tödlich.
Nach einem kurzen Moment der Stille fragte Alex: „Sag mir, was es kostet. Ich kann es nicht sofort bezahlen, aber ich kann es sicher in Raten abbezahlen.“
Alex wollte niemandem etwas schulden. Und schon gar nicht diesem komplizierten Mädchen, dessen Gefühle und Gedanken er nicht mehr einschätzen konnte. Sie war unberechenbar. Wer weiß, was sie als Gegenleistung für das Schwert verlangen würde, also sollte er die Sache besser gleich erledigen.
Celestria öffnete den Mund, um zu sagen: „Du musst mir nichts bezahlen!“, aber dann hielt sie sich zurück.
Sie kann … alles fragen. Wirklich alles?
„Oh mein Gott …“ Ihr kamen unzählige Gedanken in den Sinn, die einen normalen Menschen wohl dazu gebracht hätten, vor Celestria davonzulaufen.
Alex spürte plötzlich, wie Dunkelheit die Prinzessin umgab, und ein sehr unheimliches Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. Ihr Blick war auf den Boden gerichtet und bewegte sich unruhig.
Mit gerunzelter Stirn rief er: „Celestria?“
„Ah, ja!“ Sie hob hastig den Blick, um ihm in die Augen zu sehen, bevor sie sprach: „Erinnerst du dich, wie wir immer unter einem Baum saßen, meinen Kopf auf deinem Schoß, und du mir eine Geschichte vorgelesen hast? Ich möchte das … bitte?“
Alex war sprachlos: „Du … willst eine Geschichte hören, als Gegenleistung für dieses Meisterwerk?“ Willst du mich verarschen?
Alex konnte nicht glauben, dass dieses Mädchen so verrückt war, ihm diese kunstvoll gefertigte Waffe für eine einfache Geschichte zu geben.
Celestria senkte schüchtern den Blick, und das Flattern ihrer Augen war so bezaubernd, dass Alex für einen einzigen Moment benommen war, als er sie sagen hörte: „Die Momente, die ich mit dir verbringe, sind für mich unbezahlbar. Also ja, ich will es.“
Alex seufzte und rieb sich die Augen, als er sagte: „Okay, gut, nach der Bewertung machen wir das.“
„Juhuuuu!!“ Celestria sprang vom Bett auf und ihre Augen wurden vor Freude zu Halbmonden.
Sie umarmte Alex kurz, bevor sie aus dem Zimmer rannte und dabei murmelte: „Date, Date! Es ist ein Date!“
Alex kratzte sich am Kopf, als er ihre Begeisterung sah, bevor er beschloss, sich zu konzentrieren und sich auf den Kampf vorzubereiten.
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Die Bewertung würde unter allen Schülern des dritten Jahres stattfinden, und die Kämpfe würden von allen Ausbildern, Professoren, Gästen aus der Hauptstadt und den anderen Schülern des zweiten und dritten Jahres beobachtet werden.
Die Indoor-Arena war ziemlich groß, und es würden gleichzeitig zehn Kämpfe stattfinden. Da einige Schüler nicht am intensiven Training teilgenommen hatten und ihre Ziele bereits feststanden, nahmen nur zweihundert Schüler an der Bewertung teil.
Jeder Kampf dauerte nur sechs Minuten, und basierend auf der Leistung, nicht auf den Ergebnissen, wurden die Schüler sofort einem Mentor zugewiesen.
Jeder Schüler musste in diesem Kampf sein Bestes geben, da die Richter nicht das Ergebnis, sondern die Leistung bewerteten.
Aus der königlichen Familie war auch der erste Prinz und Celestrias älterer Bruder, Ryan Grimhold, anwesend und saß neben Aborne.
Er saß gegenüber der zweiten Arena, in der zwei Schüler bereit zum Kampf standen.
Die anderen Ausbilder, wie Jullie und Hawk, beobachteten die anderen Arenen. Jede Arena hatte mindestens zwei Juroren und einen Schiedsrichter.
Mehr als sechshundert Schüler hatten sich versammelt und feuerten ihre Lieblingskämpfer an. Da Wetten in dieser Welt nichts Ungewöhnliches waren, wetteten sie sogar um Geld auf die Herausforderer.
Alex saß gerade im Warteraum, von wo aus man den ganzen Platz überblicken konnte. Der Warteraum war über den Tribünen gebaut und dank der raumhohen Spiegel hatte man einen perfekten Blick auf das Geschehen.
Alex beobachtete die laufenden Kämpfe mit unlesbarem Gesichtsausdruck. Im Warteraum waren noch ein paar bekannte Gesichter, aber keiner redete mit irgendwem.
Es waren keine Freunde oder Liebende zu sehen, die zusammen waren, da sie sich in wenigen Minuten in der Arena gegenüberstehen könnten.
Alex dachte nicht viel darüber nach, da er nicht so naiv war, seine Strategie gegenüber seinem Gesprächspartner preiszugeben. Aber natürlich wollte er die anderen nicht stören, während sie versuchten, sich zu sammeln.
„Es ist noch nicht einmal einen Monat her …“ Seit seiner Wiedergeburt hier hatte Alex nicht die Ruhe gefunden, nach der er suchte. Außer in der Krankenstation war er ständig in Bewegung, da er sich auf etwas Vorbereiten musste, das noch bedeutender und furchterregender war als dieser Wettkampf.
Er wusste nicht, ob er auf dem richtigen Weg war. Er wusste nicht, was die Gottheit von ihm verlangen würde, wenn die Zeit gekommen war. Er wusste nicht, warum er das Gefühl hatte, dass seine erste Liebe irgendwo in der Nähe war. Er wusste nicht, ob er am Aufstiegsturnier teilnehmen können würde.
Er hatte viele Fragen im Kopf und niemanden, der ihm helfen konnte. Aber Alex wusste, dass er das alles irgendwie schaffen würde.
„Wie immer …“
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A/N:- Danke fürs Lesen. Ratet mal, wer sein Gegner sein wird.
