Und dann ging die Schlacht los.
Klingen klirrten. Magie flammte auf. Chaos brach aus, als Krieger aus allen Ecken auf die Mitte stürmten – na ja, die meisten jedenfalls.
Am Rand des Schlachtfeldes blieben drei Universen unbewegt. Genau wie die Bewohner von Nebula hatten sich auch die beiden anderen keinen Zentimeter bewegt.
„Worauf warten wir noch?“, knurrte eine der Bestien mit vor Ungeduld rauer Stimme.
Alex warf ihm einen überraschten Blick zu. Dass sich eine solche Kreatur zurückhielt, war fast beeindruckend. Er sah aus, als könnte er jeden Moment explodieren.
„Wenn du jetzt angreifst, wirst du überrannt“, sagte Natasha mit ruhiger, aber scharfer Stimme. Ihre scharfen Augen suchten das Schlachtfeld ab und versuchten, mit dem Wirbelwind der Bewegungen Schritt zu halten. Einige Kämpfe waren selbst für sie zu schnell, um ihnen folgen zu können.
„Schau“, sagte Edric und zeigte zum Himmel.
Eine Gestalt war hoch in die Luft geschleudert worden, zu hoch. Der Kämpfer flog fünfzig Fuß hoch, bevor er gegen etwas Unsichtbares prallte. Die Luft vibrierte. Eine Sekunde später wurde er wie eine Marionette mit durchtrennten Fäden zurück auf den Boden gerissen.
„Die Disqualifizierten … sie erscheinen dort“, sagte Rebecca und nickte in Richtung Tribüne. In einem Lichtblitz landeten zwei Körper dort, außerhalb des Kampfes, außerhalb der Schlacht.
„Da kommen sie!“, rief der einzige Elf der Gruppe und spannte bereits seinen Bogen. Sein Pfeil glänzte und zeigte auf die Bedrohung, die auf sie zuraste.
Alle drehten sich um – aber Alex spürte etwas anderes.
„Nein“, sagte er scharf. „Von vorne!“
Natasha drehte sich gerade noch rechtzeitig um.
BOOM!
Etwas Unscharfes krachte in sie hinein und schleuderte das Mädchen wie eine Stoffpuppe durch die Luft. Sie schaffte es gerade noch, sich mit gekreuzten Armen abzustützen, bevor sie durch die Luft geschleudert wurde.
„Natasha!“, schrie Rebecca und streckte ihre Hand aus. Ein purpurrotes Seil schoss aus ihren Fingern und verfing sich in Natashas Knöchel, während diese noch in der Luft war.
Dhak!
Die Vampirin schlug hart auf dem Boden auf, aber bevor jemand in Panik geraten konnte, hob sie ihren Daumen, blutig, aber erhoben. Sie war noch im Spiel.
Gerade noch so.
Rebeccas Augen verengten sich, als sie sich zu ihrem Angreifer umdrehte.
Ein Riese ragte vor ihr auf.
Muskeln wie Stein. Ein gezacktes Horn ragte aus seiner Stirn. Er stand da, die Arme verschränkt, ein grimmiges, grausames Grinsen auf den Lippen.
Und jetzt kam er auf sie zu.
„Ich übernehme ihn!“
Bevor Rebecca auch nur einen Schritt machen konnte, schoss Edric wie eine Kanonenkugel nach vorne. Seine Muskeln schwollen an, Fell sprießte entlang seiner Wirbelsäule und seine Gliedmaßen streckten sich unnatürlich, als er sich auf das riesige Biest stürzte.
Rebecca atmete aus, halb seufzend, halb frustriert, aber es war keine Zeit, sich zu entspannen.
Ein plötzliches Beben unter ihren Füßen.
„Shi …“
Der Boden explodierte. Eine Kreatur schoss nach oben, mit weit aufgerissenem Maul und tropfendem Speichel, direkt auf sie zu.
Rebecca drehte sich in der Luft, sprang rückwärts und landete in einer geduckten Haltung. Ihre Dolche waren bereits gezückt und glänzten im Licht.
Aus dem Staub erhob sich ein nagetierähnliches Monster, fast so groß wie sie, mit gezackten gelben Zähnen und verfilztem Fell. Es sah aus wie eine verdrehte Maus mit viel zu menschlichen Augen.
„Hehe … Lass mich dich fressen, Mädchen“, krächzte es. „Das wird ein köstliches Erlebnis.“
Rebeccas Augen verdunkelten sich. Ihre Tötungsabsicht stieg in ihr auf, schwer wie ein Sturm. Die Luft wurde dicht und der Boden unter der Kreatur barst auf.
Sie zitterte. Aber es war zu spät. Rückzug war keine Option mehr.
An einem anderen Ort fasste Natasha nach Rebeccas Rettung wieder Halt. Sie war kaum gelandet, als sich schon ein Schatten über ihr auftürmte.
Sie blickte nach oben.
Riesige Krallen. Scharf, schnell, tödlich – sie kamen direkt auf sie zu.
Ihre eigenen Klauen schossen mit einem Zischen hervor. Sie schlug nach oben.
*SHRRAKK!*
Die Luft zeriss. Blut spritzte, als die Krallen mitten im Sprung zerfetzt wurden.
*KHIEEEEK!*
Ein schriller Schrei entrang sich der Kehle der Bestie. Sie schlug wild mit den Flügeln und versuchte, in der Luft zu bleiben.
Von ihrem Rücken sprang ein Mädchen herunter und landete anmutig vor Natasha. Ihr silbernes Haar wehte hinter ihr her, und ihre Augen leuchteten unheimlich ruhig.
„Du hättest meinem Haustier nichts antun sollen“, sagte sie kalt.
Dunkle Ketten schossen aus ihren Händen, tropften vor Seelenenergie und schlängelten sich auf Natasha zu.
Aber die Vampirin zuckte nicht mit der Wimper.
Sie duckte sich tief, ihre blutroten Augen auf das Mädchen geheftet, die Krallen glänzend.
Kampfbereit. Unerschütterlich.
Das war noch lange nicht vorbei.
…
Am anderen Ende des Schlachtfeldes stand Alex endlich seinem ersten Herausforderer gegenüber.
Vor ihm stand ein dünner Junge, dessen Gesicht zur Hälfte unter einer hochgeschlossenen Jacke versteckt war. Nur seine durchdringenden dunkelblauen Augen waren zu sehen, die Alex mit beunruhigender Ruhe fixierten.
„Du hast Stil, Kumpel“, sagte der Junge mit einer Stimme, die sanft wie Seide und doch mit einer scharfen Note versehen war. „Du spielst den geheimnisvollen Helden, was?“
War das ein Kompliment oder eine Verhöhnung? Alex konnte es nicht sagen – und es war ihm auch egal.
Er zog sein Schwert mit einem Blitz aus der Scheide, dessen Stahl unter dem Himmel des Schlachtfeldes glänzte.
„Das musst du mir gerade sagen“, sagte er in amüsiertem Ton und trat einen Schritt vor.
Der Junge lachte leise. Mit einer schnellen Bewegung seiner Handgelenke schnappten zwei Stahlknüppel in seine Hände. Blaue Blitze zuckten über ihre Oberflächen und summten vor gefährlicher Energie.
Knack, knack!
Funken tanzten um seine Finger, als er die Waffen mühelos herumwirbelte.
Alex kniff die Augen zusammen.
Ja. Das wird wehtun, wenn es trifft.
Er umklammerte sein Schwert fester. Wenn er die Oberhand gewinnen wollte, musste er zuerst zuschlagen.
Und zwar schnell.
Ihre Blicke trafen sich.
Ein Herzschlag lang war es still.
Dann –
**SFOOO!**
Beide waren weg.
Alex schoss wie eine Kugel nach vorne, seine Gestalt verschwamm, als er „Quick Silver“ aktivierte. Der plötzliche Geschwindigkeitsschub überraschte seinen Gegner, dessen Augen weit aufgerissen waren.
Aber er reagierte trotzdem schnell. Mit einem Schrei schwang der Junge beide blitzgeladenen Schlagstöcke, und zwei blaue Lichtbögen schossen hervor und zischten auf Alex zu.
Alex biss die Zähne zusammen und drehte sich in der Luft, um dem Schlag auszuweichen. Er entkam den Blitzen nur knapp, die an seiner Seite vorbeizischten und seine Haut brannte.
Die Bewegung verlangsamte ihn – gerade genug.
„Hab dich!“, schrie der Junge.
Sein Umhang explodierte nach außen.
Das war kein Stoff. Das war nicht normal. Es bewegte sich, als wäre es lebendig – vier schattenhafte Ranken schossen hervor und umschlangen Alex‘ linkes Bein wie Schlangen. Sie rissen ihn mit aller Kraft zu dem Blitzwerfer hin.
Alex knurrte und drehte sein Schwert. Nahkampf war nicht ideal – nicht so. Er musste clever sein.
Als er herangezogen wurde, warf er seine Waffe mit einem Lichtblitz weg und griff in sein Inventar.
Der Junge grinste. „Ist das alles, was du drauf hast …“
**“Gaaahhh!“**
Alex sprühte ihm aus nächster Nähe ins Gesicht.
Pfefferspray.
Der Schrei des Jungen hallte durch das Chaos. Er ließ die Schlagstöcke fallen und hielt sich die Augen. „Meine Augen!! Was zum Teufel?“
Der Griff um Alex‘ Bein lockerte sich sofort.
Ohne eine Sekunde zu verlieren, sprang Alex zurück und stieß sich in einem sauberen Bogen vom Boden ab, aber nicht bevor er einen Dolch aus seinem Gürtel gezogen und nach vorne geworfen hatte.
**Thwack!**
Die Klinge versenkte sich in der Brust des Jungen, knapp über dem Herzen. Sein Körper zuckte, sein Mund öffnete sich – aber es kam kein Ton heraus.
Er taumelte und sackte dann zu Boden.
Regungslos.
Alex landete und atmete scharf aus, während Dampf von seinem Rücken aufstieg.
„Einer weniger“, murmelte er und suchte bereits nach der nächsten Bedrohung, als plötzlich –
„Guh –!“
Alex riss die Augen auf, als sich etwas Kaltes und Festes um seine Kehle schlang.
Ein Tentakel.
Es riss ihn mit brutaler Gewalt zurück und hob seine Füße vom Boden. Er schnappte nach Luft und krallte seine Finger in die Umklammerung.
Der Junge – nein, das Ding – stand wieder auf, den Rücken gekrümmt und den Körper unnatürlich zuckend. Seine Augen waren blutunterlaufen, und um seine Arme knisterte ein schwacher Blitz.
„Du dachtest, du hättest mich losgeworden … einfach so?“, krächzte die Stimme.
Alex blinzelte. Der Mund des Mannes hatte sich nicht bewegt.
Die Jacke – diese verfluchte Jacke – war nicht mehr nur Stoff. Sie wand sich wie ein lebendes Tier, ihre Tentakel schlängelten sich und bewegten sich, einer um Alex‘ Kehle, ein anderer hob sich defensiv.
Er versuchte, sich zu wehren. Ein Dolch blitzte in seiner Hand auf, und er schleuderte ihn direkt auf die Brust des Jungen.
KLANG!
Ein Splitter der Jacke verschob sich und blockte den Dolch ab, wie eine Rüstung, wie aus Instinkt.
„Dieses Ding ist kaputt …“, dachte Alex, während seine Sicht langsam verschwamm.
Der Druck auf seinen Hals wurde stärker. Sein Körper zuckte.
„Du bist jetzt ein toter Mann“, flüsterte die Stimme erneut, fast direkt in sein Ohr.
Alex spürte, wie sein Herzschlag langsamer wurde. Der Sauerstoff wurde knapp. Seine Glieder zitterten. Sein Griff wurde schwächer.
Er drehte den Kopf leicht, gerade so weit, dass er seine Kameraden sehen konnte, die in ihren eigenen heftigen Kämpfen gefangen waren. Niemand sah, was geschah.
Er hätte Rebecca über ihre Verbindung rufen können.
Aber er tat es nicht.
Er hatte sich zurückgehalten und der Macht des Fluchs widerstanden. Nicht weil er Angst davor hatte, sondern weil es zu viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte, wenn er sie genutzt hätte.
Aber dies war nicht der Moment, auf Nummer sicher zu gehen.
Es ging ums Überleben.
Seine Fingerspitzen zuckten. Die schwarze Tinte unter seiner Haut regte sich.
Na gut, dachte er und seine Augen wurden scharf.
Wecken wir es auf … nur ein bisschen.
Ein wirbelnder Feuersturm brach aus seiner Fingerspitze hervor und war gerade dabei, den Jungen zu verschlingen, als plötzlich –
„Häh?“
Alex erstarrte … und die anderen auch, aber sie waren buchstäblich wie erstarrt.
Das Feuer kam ebenfalls zum Stillstand, ebenso wie die Bewegungen der Tentakel.
Alex befreite sich als Erster aus dem Griff und ließ sich auf den Boden fallen.
Jedes einzelne Wesen in der Arena war wie erstarrt … aus irgendeinem Grund. Als ob die Zeit stehen geblieben wäre.
Alex fragte sich, was los war, als plötzlich der Fluch flüsterte:
„Alex … schau nach oben …“
Er klang unnatürlich nervös, aber Alex konzentrierte sich nicht auf seine Stimme und schaute nach oben, nur um mit großen Augen die Wesen zu sehen, die ihn anstarrten.
Alle Gottheiten beobachteten ihn gerade mit großen Augen … aber diejenigen, die seine Aufmerksamkeit auf sich zogen, waren …
„… sind das nicht deine Eltern?“
°°°°°°°°
A/N:- Danke fürs Lesen.