„Sollen wir hier einfach rumhängen und warten, bis das Ziel zu uns kommt?“
Diejenige, die das sagte, war eine Frau mit dunkler Haut und langen, feuerroten Haaren. Ihre goldenen Augen brannten vor stiller Mordlust, und ihre Stimme klang echt genervt. Sie saßen auf einem kleinen Hügel mitten in einer toten, leblosen Landschaft, umgeben von Stille und Staub.
Es war zwei Tage her, seit sie angekommen waren – geschickt auf eine Mission, um ein Wesen zu vernichten, das ihrem Meister ein Dorn im Auge war.
Ein Wesen, das von der Dunkelheit verdorben war.
Dieselbe Dunkelheit, die alles verschlingen konnte. Dieselbe Dunkelheit, die als Bote des Bösen bekannt war.
Sie hätten Angst haben sollen. Schließlich war der, den sie jagten, nicht irgendjemand. Er war einst unsterblich gewesen.
Ein mächtiger Krieger, der einst an der Seite ihres Meisters gestanden hatte.
Aber jetzt … jetzt war er geschwächt. An den Körper eines sterblichen Jungen gebunden. Er teilte sein einziges zerbrechliches Leben mit einem Kind.
„Wir warten“, sagte der Mann, der neben ihr saß. Er trug eine braune Kapuze, die sein Gesicht verdeckte, und drehte träge einen Dolch zwischen seinen Fingern. „Bis wir genau wissen, wo er ist.“
„Tsch“, spottete der Dritte und knackte mit den Fingerknöcheln. Er war riesig – größer als die beiden anderen, mit langen Stoßzähnen, die aus seinem Mund ragten, und einem Körper wie eine Kriegsbestie. „Warum zerstören wir nicht einfach ein paar Städte und warten, bis der kleine Held sich zeigt?“
Die anderen antworteten nicht. Das mussten sie nicht.
Der dicke schwarze Nebel, der sich vom Körper des großen Mannes löste, breitete sich bereits über das Land aus. Er vergiftete die Luft. Alle Lebewesen, die hier gelebt hatten, waren entweder längst geflohen oder versteckten sich weit weg, zu ängstlich, um in seiner Nähe auch nur zu atmen.
Das Mädchen blickte über den stillen Horizont. „Dieses Warten … macht mich unruhig, ich will etwas töten.“
Keiner von ihnen antwortete, und das Mädchen machte keine Anstalten, sich von der Gruppe zu entfernen.
Sie wussten, was kommen würde. Und selbst wenn ihre Beute in einer schwachen menschlichen Hülle gefangen war … konnten sie es sich nicht leisten, ihre Wachsamkeit zu verringern. Nicht gegen jemanden, der einst Seite an Seite mit ihrem Lehnsherrn gestanden hatte.
Nicht gegen den Abgesandten des Bösen.
In diesem Moment –
Shlink
Ein scharfer Schauer durchzuckte die Luft.
Alle drei zuckten gleichzeitig zusammen, ihre Pupillen verengten sich wie die eines Raubtiers, das seine Beute entdeckt hat.
Sie spürten es.
Diese Präsenz.
Diejenige, die sie finden und töten sollten.
Und sie war nah. Zu nah.
Es wurden keine Worte gesprochen. Das war auch nicht nötig. In vollkommener Stille bewegten sie sich.
Die Frau war die Erste, die losrannte, ihr Körper verschwamm fast, als sie ihre Klauen ausfuhr, und ein wildes Grinsen verzog ihre Lippen. Ihr Herz pochte vor Aufregung.
Sie konnte es fast schmecken – das Blut des Verfluchten.
Aber dann –
„Häh?“
Sie blieb wie angewurzelt stehen.
Die anderen beiden auch.
Ihre Körper versteiften sich, ihre Augen suchten das leere Land um sie herum ab.
Sie spürten es wieder.
Dieselbe verfluchte Präsenz.
Diesmal schwächer – aber definitiv real. Es war weiter weg, vielleicht ein oder zwei Meilen entfernt.
Kein Zweifel. Es war dasselbe Wesen. Derselbe Schatten, den sie gejagt hatten.
Zwei von ihnen?
Nein.
Das war kein Trick.
Er war es.
Aber geteilt. Zerstreut. Als hätte sich der Fluch irgendwie … ausgebreitet.
Das Grinsen der Frau verschwand und machte einem langsamen, bedrohlichen Stirnrunzeln Platz.
„Was … zum Teufel ist hier los?“, murmelte sie leise, während ihre Krallen noch immer schwach leuchteten.
Die Luft fühlte sich plötzlich schwerer an. Und das nicht nur wegen des Miasmas.
Es war auch Angst zu spüren.
Eine andere Art der Jagd hatte gerade begonnen.
„Ich hole den anderen!“, knurrte der stämmige Mann, dessen Stoßzähne blitzten, als er sich abrupt umdrehte und auf die entfernte Gestalt zustürmte.
„Warte, Osthalf!“, rief der Mann mit der Kapuze, seine Stimme leise, aber eindringlich.
Zu spät.
Die Bestie war schon weg – raste wie ein tollwütiger Hund über das öde Land. Er würde nicht einmal einen Krümel von diesem verfluchten Ding zurücklassen.
Die Rothaarige machte einen Schritt vorwärts, dann erstarrte sie.
Ihre Pupillen verengten sich.
„Scheiße – noch einer!“, zischte sie und wirbelte herum. Ihre goldenen Augen brannten und fixierten etwas weit, weit weg. Auf der anderen Seite der Welt.
Der vermummte Mann biss die Zähne zusammen und sagte mit rauer Stimme: „Das ist eine Falle. Er will uns trennen.“
Jetzt ergab alles einen Sinn.
Der Fluch wusste Bescheid.
Er wusste, dass sie zu dritt waren.
Also teilte er sich auf – drei Körper, drei Köder.
„Um uns zu zerstreuen“, murmelte die Rothaarige und ihre Krallen zuckten. Sie konnte es spüren. Jede dieser Präsenzen trug dieselbe eindringliche Essenz in sich.
„Aber wir irren uns nicht“, fügte sie mit leiser Stimme hinzu. „Der da … ist er. Und der auch.“
Sie waren alle echt. Alle Teil desselben Wesens.
Ihr Körper sehnte sich danach, sich zu bewegen. Etwas zu zerreißen. Ihr Instinkt schrie sie an, denjenigen in ihrer Nähe zu jagen.
Aber wenn sie nur einen trafen, würde das nicht reichen.
Nicht dieses Mal.
Und nicht gegen dieses verfluchte Ding, das einst an der Seite ihres Lehnsherrn gewandelt war.
„Entweder wir jagen alle drei“, sagte sie und starrte auf den Horizont, „oder wir scheitern.“
Der verhüllte Mann ballte die Fäuste. Obwohl sie wussten, dass dies eine Falle war, konnten sie nichts tun!
Am Ende blieb ihm nichts anderes übrig, als sich umzudrehen und in die entgegengesetzte Richtung von Osthalf zu laufen.
Seine Gestalt verschwamm, als er sich auf den Ort zubewegte, an dem er es spüren konnte.
„Wir hätten ihn zuerst aufspüren sollen … jetzt sind wir getrennt und leicht zu besiegen.“
Es dauerte einen Moment, bis er endlich den Wald erreichte, der sich in einem anderen Gebiet befand.
Seine Schritte wurden langsamer, als er spürte, dass sich jemand näherte.
*Rascheln*
Er sprang über den Baum und landete auf einer Lichtung … und bot sich ihm ein Anblick, der ihn überraschte.
„Häh?“ Ein kleines Kind stand da und sah ihn mit großen, strahlenden Augen an.
Der verhüllte Mann kniff die Augen zusammen, ein Knurren entfuhr seiner Kehle, als er seinen Dolch nach dem Kind warf.
*SHLINK*
Doch plötzlich wurde das Mädchen von einem blendenden Licht umhüllt, und der Dolch wurde von jemandem abgelenkt, der anstelle des Mädchens stand.
„So begrüßt man doch kein Kind.“ Ein Junge mit silbernem Haar tauchte auf, grinste und drehte den Dolch zwischen seinen Fingern.
Die Aura des Mannes veränderte sich, Blutdurst überzog seinen Körper, als er sich auf den Kampf vorbereitete.
Die Jagd beginnt!
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A/N:- Danke fürs Lesen.