*Mampfen* *Mampfen*
„Mm…“, Alex runzelte die Stirn und schloss die Augen. Er konnte leise hören, wie jemand heftig und mit großen Bissen auf etwas kaute.
Das Letzte, woran er sich erinnern konnte, war die Erkenntnis, dass sie ein Labyrinth voller toter Bestien betreten hatten. Und im nächsten Moment überkam sie eine sehr bedrückende und unwiderstehliche Kraft.
„Ah…!“ Plötzlich erinnerte sich Alex daran, eine riesige schwarze Bestie auf sich zukommen gesehen zu haben – und ihm wurde klar, warum er so plötzlich zu Boden gefallen war.
Er drehte langsam den Kopf und öffnete die Augen. Der Geruch von toten Kreaturen und Blut machte die Luft dick und trüb.
Alex kniff die Augen zusammen und versuchte, das Ding zu erkennen, auf das sein Blick fiel… nur um dann vor Schreck die Augen weit aufzurissen.
Auf einem Felsen saß ein Mann, der gerade an Marias leblosem Körper kaute, wobei seine scharfen Eckzähne in der Dunkelheit glänzten und eine lebensbedrohliche Kälte ausstrahlten.
Der Mann hatte langes schwarzes Haar und ein Paar weiß-graue Augen, die ein sehr unheimliches Gefühl vermittelten, obwohl sie nicht auf ihn gerichtet waren.
„Das … ist kein Mensch …“ Alex konnte die Seelenenergie anderer nicht lesen, aber auch ohne diese Fähigkeit konnte er erkennen, dass diese Person nicht menschlich war.
Als Alex zum Boden schaute, sah er, dass Vlad der Oberkörper fehlte und die untere Hälfte weggeworfen worden war, umgeben von einer Lache aus blutroter Flüssigkeit.
Eve war die Nächste in der Reihe, und als Alex seinen Kopf ein wenig neigte, konnte er die schwarzhaarige Protagonistin neben ihr liegen sehen.
„Verdammt … warum ist plötzlich ein Wolfsmensch hier aufgetaucht?!“ An seiner kräftigen Statur, den langen Ohren und dem übermäßig langen Haar erkannte Alex, dass es sich um einen Wolf handelte.
„Ich weiß, dass du wach bist.“
Die tiefe Stimme hallte wider, während der Wolf weiter fraß und ganz lässig redete.
Er hatte Alex nicht einmal angesehen, aber er wusste, dass er wieder bei Bewusstsein war. Wie war das möglich?
„Ich habe nicht einmal gezuckt …“ Alex biss die Zähne zusammen; seine einzige Chance für einen Überraschungsangriff war nun dahin.
Alex wusste, dass es unmöglich war, zu entkommen, ohne den Unmenschen zu verletzen. Nicht nur unmöglich, sondern schlichtweg unmöglich.
Nach dem, was Alex vom Körper des ehemaligen Besitzers erfahren hatte, waren Direwölfe die schnellste Spezies und physisch, ohne den Einsatz von Magie, auch die stärksten Wesen.
Eine Flucht ohne Konfrontation kam also nicht in Frage.
Alex ballte die Faust und wollte gerade aufstehen, als er plötzlich inne hielt und sah, wie Edric sich vom Boden erhob.
Alex wurde klar: Der Wolf hatte ihn gespürt, nicht Alex?
Edric blieb auf dem Boden knien, den Kopf zu Vlad gedreht, dann zu Maria, deren Arm aus dem Mund des Mannes ragte.
Edrics Augen blieben leblos, fast so, als wäre ihm egal, was mit ihnen geschah. Aber jemand, der ihn gut kannte, konnte erkennen, welche Wut in ihm brodelte.
„Du hast sie also getötet…“, sagte Edric mit leiser, heiserer Stimme.
Er stand auf, klopfte sich den Staub von den Kleidern und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Der Wolf rülpste laut, nachdem er Marias Unterkörper weggeworfen hatte, und fragte dann: „Magst du den Geruch von Blut?“
Edric schwieg und zog ganz ruhig seine Stahlknöchel an. Es sah fast so aus, als würde er sich auf einen lockeren Kampf mit dem Unmenschen einlassen, aber nur Alex wusste, was jetzt passieren würde.
Er musste erst mal weg von hier.
Er streckte die Hand aus, packte Valarie und machte sich bereit.
Die unmenschliche Kreatur leckte seine Hand und sagte: „Der Geruch von Blut ist für mich nicht mehr notwendig. Aber es macht mir Spaß, Maden abzuschlachten. Zu sehen, wie sie kriechen und um ihr Leben betteln … das erfüllt mich einfach mit einer Welle der Erregung.“
Der Wolf teilte seine Hobbys und seine Vorliebe für das Töten von Menschen.
Edric blieb jedoch still. Er hielt seine emotionale Stabilität fest im Griff, sonst hätte das böse enden können.
Obwohl seine Freunde getötet worden waren und weitere in Gefahr schwebten, geriet er nicht in Panik. Er kannte seine Aufgabe und war fest entschlossen, sie zu erfüllen.
Er musste dieses Ding töten.
Edric ballte die Fäuste, seine stählernen Knöchel glänzten im schwachen Licht. Er stürmte vorwärts und schlug mit voller Wucht auf die Brust des Wolfsmenschen ein. Doch der Mann, der immer noch saß, hob einen dicken Arm und schlug den Schlag beiseite, als wäre es nichts. Die Wucht des Schlags erschütterte Edric, aber er blieb standhaft.
„Habt ihr einen Eid geschworen, eure Vorgesetzten zu enttäuschen?“
Edric war nicht überrascht, dass seine Fähigkeit, Magie zu löschen, nicht funktionierte, da der Wolf körperlich ziemlich stark war.
Edric kniff die Augen zusammen und öffnete seine linke Hand. Er drückte seinen Daumen auf den Rücken seines Mittelfingers, drückte ihn mit Gewalt nach unten und brach sich mit einem Knacken den Finger – woraufhin ein seltsames Muster auf seiner Hand erschien, das wie Ranken aussah.
„Hm? Elfenmagie?“ Der Wolf neigte überrascht den Kopf.
Dann schlug Edric mit seiner unverletzten Hand auf seine beiden Brustplatten, und schon bald wölbten sich seine Muskeln, sodass er fast doppelt so groß wirkte wie zuvor.
Der Wolf war jetzt neugierig: „Das Erbe dieser Affenclans?“
Edric holte tief Luft und richtete seinen Blick auf seinen Feind, der nicht mehr sitzen blieb, sondern nun über dem Felsbrocken stand, bevor er sich nach vorne warf.
In einem Lichtblitz verschwand Edric und tauchte direkt hinter dem Wolf wieder auf, sein Bein über den Kopf gehoben.
Der Wolf grinste, bevor er sich herumwirbelte und den Schlag direkt auf den Kopf bekam.
**BOOOOOOOOM**
Das Labyrinth bebte, die Oberfläche sackte ein und der Felsbrocken, auf dem der Wolf gestanden hatte, wurde in Stücke zerschmettert.
Alex nutzte die Gelegenheit, um Valarie und Eve wegzubringen. Innerlich konnte er nicht leugnen, dass er von der Kraft und Schnelligkeit, die Edric gerade gezeigt hatte, mehr als beeindruckt war.
„Wächter der Hoffnung … der richtige Titel für diesen Kerl …“
Der Staub legte sich, nicht auf natürliche Weise, sondern durch einen extremen Sprung aus der Wolke, als Edric gerade wegsprang, als der Wolf mit seinem nun bedrohlich ausgestreckten Maul Edrics Bein zerreißen wollte.
Edric hielt inne, drehte sich auf den Füßen und sah seinen Feind an, der seine Tiergestalt angenommen hatte.
Die glänzenden Augen des Wolfes durchdrangen den Nebel, erfassten die geringste Bewegung von Edric und stürzten sich dann auf ihn. Mit gefletschten Zähnen schloss er augenblicklich die Distanz, doch Edric, der sich nun in einem tranceähnlichen Zustand befand, wich mit brutaler Präzision aus und versetzte der Bestie mit seiner seelengeladenen Hand einen vernichtenden Schlag gegen die Rippen.
KNACK!
Der Wolf wurde gegen die Steinwand des Labyrinths geschleudert, deren Oberfläche beim Aufprall barst. Aber das Biest ließ sich nicht beirren. In einer flüssigen Bewegung sprang es von der Wand ab und konterte mit ausgestreckten Klauen, die auf Edrics Brust zielten.
Edric wehrte den Schlag mit seinem Unterarm ab, wurde aber von der Wucht zurückgeschleudert. Er rutschte aus und hinterließ tiefe Furchen im Boden. Seine Muskeln schwollen noch mehr an, sein rasender Zustand verstärkte jede Bewegung, aber sein Atem ging unregelmäßig. Er hatte nicht viel Zeit.
Mit einem kehligen Brüllen stürmte er erneut auf den Wolf zu, diesmal schneller als je zuvor. Seine Faust traf den Schädel des Wolfes, und für einen kurzen Moment wurde das Knurren der Kreatur von einem schockierten Grunzen abgelöst. Das gesamte Labyrinth bebte von der Wucht des Aufpralls, lose Steine fielen von der Decke und staubten die Luft.
Jedes Mal, wenn Edrics Hand den Wolf berührte, wurde ihm eine ordentliche Menge Seelenenergie entzogen. Allerdings hatte das keinerlei Auswirkungen auf die Angriffskraft der Kreatur.
Die Kreatur schoss hinter Edric, das Maul weit aufgerissen, die Reißzähne entblößt, aber Edric drehte sich gerade noch rechtzeitig auf dem Absatz um, und das rankenartige Muster auf seiner Hand leuchtete unheilvoll.
Er rammte seine Hand in die Seite des Wolfes, und das Muster flammte auf und entzog der Bestie einen Teil ihrer Seelenenergie.
Das Fleisch des Wolfes brodelte, als die Seelenenergie durch sein Fleisch sickerte und von Edric absorbiert wurde, doch als Reaktion darauf zeigte der Wolf nur ein Grinsen.
*Griff*
Edrics Augen weiteten sich, als der Wolf plötzlich seine Hand packte.
„Scheiße!“
Mit brutaler Geschwindigkeit schlug das Tier zu und biss Edric in den Arm. Blut spritzte über die zerbrochenen Felsbrocken. Edric knurrte, hörte aber nicht auf und schlug mit seiner anderen Faust wiederholt auf die Schnauze des Wolfes.
Der Boden unter ihnen barst erneut, die Schockwellen ihres Kampfes erschütterten das gesamte Bauwerk, aber Edric wusste, dass er schnell Schluss machen musste. Seine Berserkerkraft ließ nach, und der Wolf zeigte keine Anzeichen von Schwäche.
Mit einem letzten Kraftakt rammte Edric seinen Fuß in das Maul des Wolfes und schlug ihn von sich.
Der Wolf flog durch das Labyrinth und prallte gegen die Wand.
Edric kehrte zu seiner ursprünglichen Größe zurück, während seine Brust heftig auf und ab ging.
Staubwolken stiegen auf, aber Edric glaubte nicht einen Moment lang, dass der Kampf vorbei war.
Und während er dachte:
„Haa~hat mich gerade aus der Fassung gebracht…“,
knackte der Wolf mit dem Nacken, kehrte in seine menschliche Gestalt zurück und ging lässig auf Edric zu, bereit, das zu beenden, was er begonnen hatte.
**SQUELCH**
Doch unter den erstaunten Blicken von Edric und dem Wolf durchbohrte etwas die Brust der Bestie, als sie inne hielt.
Das Schwert kam Edric bekannt vor, und er schrie:
„ALEX?!“
———–***———-
A/N:- Danke fürs Lesen.