„Mm…“ Jullie hatte einen lauten Klingelknall im Kopf, als hätte jemand ihren Kopf gegen Beton geschlagen.
Obwohl ihr Verstand protestierte, öffnete sie langsam die Augen.
Das Letzte, woran sie sich erinnern konnte, war, dass etwas ihren Mund bedeckt hatte, und bevor sie reagieren konnte, verlor sie das Bewusstsein.
Und jetzt saß sie an einem unbekannten Ort.
*Klick*
Die Ketten an ihren Hand- und Fußgelenken schwangen bei jeder ihrer Bewegungen hin und her. Obwohl sie versuchte, sich zu bewegen oder ihre Seelenenergie einzusetzen, gelang ihr das überhaupt nicht. Es war, als wäre ihre gesamte Energie aus ihr gewichen.
Ganz zu schweigen von der tiefen Wunde in ihrem Bauch, aus der langsam Blut floss. Sie konnte erkennen, dass die Wunde frisch war, denn sonst wäre sie wahrscheinlich schon ohnmächtig geworden.
„Du wirst sterben, wenn er nicht in einer halben Stunde hier ist.“ Eine Stimme veranlasste Jullie, ihren Blick zu dem Mann zu heben.
Sie kniff die Augen zusammen, als sie erkannte, dass der Mann ihr bekannt war. „Du … bist Allen … derjenige, der gegen Alex verloren hat …“
Der Vampir-Herzog hatte versucht, die Saintess aus Grimland zu entführen, indem er die Sicherheit des Palastes komplett überwältigt hatte. Wäre da nicht die plötzliche Herausforderung und sein Kampf mit Alex an diesem Tag gewesen, hätte die Saintess vielleicht wirklich entführt werden können.
Allen sah gelangweilt aus, als er sagte: „Ich werde mich nicht beleidigt fühlen und hier eine voreilige Entscheidung treffen, also spar dir deine Worte.“
Jullie hob die Augenbrauen: „War einen Versuch wert.“ Sie sah sich um und stellte fest, dass sie sich in einer öden Gegend befand, die irgendwie wie ein Friedhof aussah. „Du hast mich hierher gebracht, weit weg vom Schloss, weil du weißt, dass du Alex im Schloss nichts anhaben kannst, oder?“
Allen, der auf einem Grabstein saß, zuckte mit den Schultern. „Dein kleiner Prinz versteckt sich hinter dem Monarchen – dem einzigen Wesen, das mir im Weg stehen könnte. Also habe ich natürlich alles aus seinem Einflussbereich entfernt.“
Jullie neigte den Kopf. „Aber bist du hier nicht auch in seinem Einflussbereich?“
Allen kniff die Augen zusammen. „Diese Worte bringen dir nichts, Frau. Also halt einfach den Mund und warte auf deinen Tod.“
°°°°°°
„Das ist dumm, warte auf Vater.“ Gerade als Alex aus dem Schloss treten wollte, rief Natasha ihm nach.
Der Vampirfürst war gegangen, um ein paar wichtige Gäste zu verabschieden, da es kürzlich Probleme im Schleier gegeben hatte. Deshalb schlug Natasha vor, auf ihn zu warten.
„Ich muss alleine dorthin. Dieser Psychopath ist zu allem fähig.“
„Aber weißt du überhaupt, wo der Friedhof ist?“, bellte Natasha genervt – nur um zusammenzuzucken, als Alex seinen eisigen Blick in ihre Richtung wandte.
„Sprich nur, wenn du helfen kannst.“ Der Klang seiner Stimme hallte durch das Schloss und ließ Natasha für einen Moment erstarren, bevor sie den Jungen noch einen Moment lang anstarrte und dann sagte:
„Ich bringe dich dorthin.“
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„Für wen arbeitest du? Sag mir nicht, dass das alles wegen Rache ist“, fragte Jullie, während sie weiter nach einem Weg suchte, sich aus ihren Fesseln zu befreien.
Sie spürte, wie ihr Bauch unaufhörlich blutete und ihre Seelenenergie von einer unbekannten Quelle blockiert wurde.
Ihr Gesicht war blass vor Blutverlust. Wäre sie nicht eine Kriegerin, die schon zahlreiche Schlachten geschlagen hatte, hätte sie vielleicht schon längst das Bewusstsein verloren.
„Ja, es geht mir nicht um Rache. Ich will Alex einfach nur in Stücke reißen, seinen Kopf abhacken und ihm die Augen ausstechen. Ich will ihn so schlachten, dass sogar meine toten Brüder bei diesem Anblick erschaudern würden.“ In seinen Augen war nichts als pure Erregung zu sehen. Keine Blutgier oder Rachegelüste. Nur pure Erregung.
Jullie schluckte schwer, als sie endlich ihre Wunde mit einem Stück ihres Kleides bedeckte, das sie zerrissen hatte.
„Das wird nichts bringen. Du bist jetzt verflucht, und dein Blut wird weiter fließen, bis mich jemand tötet.“ Allen sagte das, ohne sie auch nur anzusehen.
Jullie wusste, dass er nicht log. Nichts half, und sie verlor immer mehr Blut.
Als jemand, der nicht depressiv war und sein Leben und seine Arbeit liebte, konnte Jullie jetzt nur noch beten, dass Alex so schnell wie möglich kam.
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Natasha wusste, dass das Wesen, das ein paar Meter hinter ihr rannte, die Essenz ihres Vaters besaß.
Das Wesen, das alle als Fluch betrachteten, war dasselbe Wesen, das sie geboren hatte.
Und nicht nur sie, es gab noch einige andere, die dieselbe Essenz wie sie hatten.
Allerdings konnte Natasha nicht akzeptieren, dass Alex und ihr Vater dieselben Wesen waren. Zwar war seine Präsenz in Alex spürbar … aber sicherlich konnte er eine andere Essenz von ihm sein, oder?
„Wie weit noch?“, fragte Alex plötzlich. Er hatte ein ungutes Gefühl in der Magengrube, das ihm sagte, dass bereits etwas Schlimmes passiert sein könnte.
„Der riesige Turm.“ Natasha zeigte nach vorne, und zu ihrer großen Überraschung verschwamm Alex‘ Gestalt, bevor er aus ihrem Blickfeld verschwand.
„Er könnte schneller gewesen sein …?“
°°°°°°
*Blink*
Allen öffnete die Augen, als er es spürte.
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Die kochende Wut. Die ungezügelte Blutgier. Das Tempo eines Jägers, der sich auf seine Beute zubewegt.
Allen knurrte, seine Reißzähne glänzten im Mondlicht, als er über dem Grabstein stand und auf seine Ankunft wartete.
„Endlich … dein Prinz ist da“, sagte Allen und drängte Jullie, die kaum die Augen offen halten konnte, nach vorne zu schauen.
„Alex …“, murmelte sie, als sie die Gestalt eines vertrauten Teenagers vor sich sah.
In dem Moment, als Alex‘ Blick auf Jullie fiel, musste er tief durchatmen, sonst hätte er den Blutsauger sofort angegriffen.
Alex sah den Mistkerl an und sagte mit zusammengebissenen Zähnen: „Lass sie los, und ich verspreche dir, dass ich nicht gehe, bevor einer von uns tot ist.“
Allen ließ sich auf den Stein fallen und sagte lässig: „Was bringt das, wenn sie nur gerettet werden kann, wenn du mich umbringst?“
Alex kniff die Augen zusammen, bevor er sich wieder Jullie zuwandte.
Etwas Unheimliches fraß sich langsam durch ihr Fleisch, und es war eindeutig etwas Lebendiges.
„Das ist ein Wurm, den ich kontrollieren kann. Ich kann den Prozess beschleunigen und seine Anzahl erhöhen. Wenn du also nicht willst, dass deine geliebte Frau stirbt, kämpfe gegen mich.“
Alex ballte die Faust, seine Augen wurden trüb, als sich ein Schwert in seiner Hand materialisierte. Seine Stimme war leise, aber die Wucht dahinter war unüberhörbar.
„Na gut.“
Für einen kurzen Moment war es still.
Dann waren beide Figuren weg.
…
**KLIRR**
Stahl traf auf Stahl, als Alex‘ erster Schlag von Allens Nägeln abgewehrt wurde – scharf wie Klingen, glänzend im schwachen Licht. Bevor Alex reagieren konnte, traf ihn ein Fuß hart am Hinterkopf.
**KNACK**
Sein Schädel klirrte. Seine Sicht verschwamm. Der Geschmack von Eisen füllte seinen Mund, als er auf dem Boden aufschlug, aber er blieb nicht liegen.
*SWISH*
Er stieß mit seinem Schwert vor, zerschnitt die Luft und zielte darauf, Allens Kopf von seinen Schultern zu trennen.
Der Vampir neigte kaum seinen Kopf.
Eine dünne rote Linie bildete sich auf seiner Wange.
Ein langsamer Blutstropfen rann herunter.
Allens Grinsen wurde breiter. „Schärfer als zuvor. Nicht schlecht.“
Alex verschwendete keine Zeit mit Worten. Er drehte sich mitten in der Bewegung und schleuderte sein Schwert mit einer brutalen Drehung – Tempest Dart!
Die Klinge wurde zu einem tödlichen Wirbelwind, der auf Allen zuschoss.
Der Vampir duckte sich.
Drei Dolche folgten, in schneller Folge geworfen.
Allen grinste und schlug sie wie Fliegen beiseite. „Immer noch auf billige Tricks angewiesen?“
Und dann bewegte er sich blitzschnell.
Alex registrierte die Bewegung kaum, bevor –
*SCHNITT*
Schmerz durchzuckte seinen Oberkörper. Blut spritzte auf den Boden, als Allens Klauen eine tiefe Wunde in sein Fleisch rissen.
Alex biss die Zähne zusammen. Keine Zeit, langsamer zu werden.
*SCHNITT*
Er konterte sofort, wich gerade noch rechtzeitig zur Seite aus und versetzte Allen einen horizontalen Hieb in die Mitte des Oberkörpers.
**SCHLURF**
Die Klinge versank tief in ihm.
Allen lachte.
Ein langsames, unheimliches, markerschütterndes Lachen.
Alex drehte sich der Magen um. Irgendetwas stimmte hier nicht.
Sein Schwert – es verfaulte.
Dunkle Adern breiteten sich über das Metall aus und zerfraßen es mit unmenschlicher Geschwindigkeit. Die Waffe zerbrach und zerfiel in nutzlose Fragmente.
„Scheiße!“
Keine Zeit zu zögern. Alex sprang zurück und schleuderte drei Metallkugeln direkt auf Allen.
Allen wich mühelos aus, sein Grinsen unbeeindruckt.
Tempest Dart war einst gefürchtet. Jetzt? Der Vampir zuckte nicht einmal mit der Wimper.
Alex‘ Herz pochte. „Ich kann diesen Bastard nicht nach den Feinden beurteilen, die ich in der Welt der Menschen bekämpft habe.“
Ihre Blicke trafen sich.
Einer in der Luft. Einer am Boden.
Allens Grinsen wurde breiter.
Etwas daran ließ Alex‘ Haut kribbeln.
Genug.
Seine Lippen verzogen sich zu einem Knurren.
„Okay, Fluch – hilf mir.“
Dunkle Markierungen schlängelten sich über seine Haut und pulsierten wie lebende Adern. Sein platinweißes Haar stand unnatürlich ab. Seine Pupillen brannten rot, ein Abgrund von etwas Monströsem.
Die Luft um ihn herum verdrehte sich. Der Boden unter seinen Füßen barst auf.
Allens Augen glänzten vor Aufregung. „Ja! Das ist es! Gib dich dem Chaos hin!“
**DHAK**
Alex krachte auf den Boden, die Wucht seines Aufpralls spaltete die Erde unter ihm. Sein ganzer Körper strahlte unheilvolle Kraft aus.
Kein Zögern. Keine Zurückhaltung.
Der echte Kampf beginnt jetzt.
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A/N:- Ich werde den Kampf wahrscheinlich im nächsten Kapitel beenden. Ich will meine Leser nicht langweilen. Hinterlasst mir einen Kommentar.