Mikhailis schaute zu Lira hinüber und rückte seine Brille ein bisschen zurecht, als Rodion sich meldete.
„Lira scheint zu dem Schluss gekommen zu sein, dass sie während ihrer Arbeit tagträumte. Eine ziemlich bequeme Selbstzurechtweisung. Sie scheint sich innerlich dafür zu tadeln, dass sie unkonzentriert war. Was Serelith angeht … Sie sieht zufrieden aus, aber auch etwas träge. Du hast sie offenbar mehr erschöpft als erwartet.“
Mikhailis räusperte sich, und seine Stimme durchbrach die angespannte Stimmung im Raum. Serelith wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihm zu, ihre Bewegungen etwas langsamer, ein verschlafenes Lächeln auf den Lippen.
„Versuchen Sie noch einmal, die Magie in Ihrer Handfläche zu formen, Eure Hoheit“, sagte Serelith leise, ihre Stimme müde, aber ermutigend.
Mikhailis streckte seine Hand aus und konzentrierte sich auf die Energie, die er gerade zu spüren begonnen hatte. Die Magie schien nun in seinen Adern zu pulsieren, fast so, als wäre sie schon immer da gewesen und hätte nur darauf gewartet, freigesetzt zu werden. Seine Finger zuckten, als er sich noch stärker konzentrierte, und langsam, aber sicher begann eine kleine, dunkelgrüne Pflanze aus seiner Handfläche zu sprießen.
Ihre Blätter entfalteten sich sanft, und er konnte die Wärme ihrer Lebenskraft auf seiner Haut spüren.
Er starrte sie wie hypnotisiert an. Das war echte Magie – seine Magie. Und zum ersten Mal fühlte es sich einfach und natürlich an. Irgendetwas daran fühlte sich richtig an, als hätte er eine Schwelle überschritten. Er konnte es nicht genau beschreiben, aber etwas in ihm hatte sich verändert. Er spürte, wie seine Kraft wuchs und gegen eine unsichtbare Barriere drückte.
Er war nicht mehr nur ein Baron, er stand kurz davor, etwas Größeres zu werden.
„Herzlichen Glückwunsch“, sagte Serelith mit einem leisen Lächeln und halb geschlossenen Augen.
„Ihr habt Euren ersten richtigen Schritt in die Welt der Magie gemacht, Eure Hoheit. Und Ihr solltet stolz sein – es ist ziemlich selten, dass jemand so schnell Fortschritte macht.“
Mikhailis sah sie an, ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen.
„Das habe ich alles Deinem Unterricht zu verdanken, Serelith.“
Serelith lachte leise und kniff ihm spielerisch in den Arm. Sie beugte sich zu ihm hin und flüsterte neckisch:
„Das liegt daran, dass du heute meine Magie völlig erschöpft hast, aber ich nehme an, du hast mich dafür mit deinem Samen entschädigt.“ Sie räusperte sich, ihre Wangen färbten sich rosa.
„Ähm, also … Lass uns deinen Unterricht in drei Tagen fortsetzen. Von jetzt an gibt es jede Woche zwei Zauberstunden, also solltest du dich besser vorbereiten.“
Mikhailis stand auf, streckte seine Glieder und blickte auf Serelith hinunter, die noch immer saß. Nein, eher versuchte sie aufzustehen. Ihre Beine wackelten unter ihr und sie fand ihr Gleichgewicht nicht. Er hob amüsiert eine Augenbraue.
Serelith, die stets gelassene Hofmagierin, war in diesen Zustand versetzt worden.
Dann bemerkte er, wie spät es war. Es war fast Mittag. Lira, die unbeholfen an der Tür gestanden hatte, wirkte unruhig, wahrscheinlich wollte sie gehen und das Mittagessen für die Gruppe vorbereiten. Mikhailis wandte sich ihr zu und nickte.
„Ist schon gut, Lira. Geh ruhig und hol uns das Mittagessen“, sagte er mit einem Lächeln.
Lira zögerte einen Moment, blickte zwischen Mikhailis und Serelith hin und her und runzelte verwirrt die Stirn. Aber nach einem Moment verbeugte sie sich leicht.
„Ja, Eure Hoheit. Bitte wartet in Euren Gemächern. Ich bringe gleich das Mittagessen.“
Als Lira sich umdrehen wollte, traf ihr Blick kurz den von Serelith. In diesem Blick lag etwas Unausgesprochenes – ein stiller Austausch, ein kurzer Moment der Pattsituation –, bevor Lira ihn abbrach und aus dem Raum schlüpfte.
Als sich die Tür hinter ihr schloss, atmete Serelith tief durch und entspannte sich sichtlich, jetzt, wo sie allein waren. Sie sah Mikhailis an, ein verschmitztes Grinsen umspielte ihre Lippen, während ihr Gesicht rot wurde.
„Das war … eine aufregende Erfahrung, nicht wahr, Eure Hoheit?“, sagte sie mit unverkennbar verspielter Stimme.
Mikhailis seufzte und schüttelte leicht den Kopf.
„Du bist wirklich süchtig nach Adrenalin, nicht wahr?“ Er konnte erkennen, dass sie zu den Menschen gehörte, die den Nervenkitzel liebten, fast erwischt zu werden. Bevor Serelith jedoch antworten konnte, stieß sie einen kleinen, weiblichen Schrei aus.
„Fuee?!“
Das lag daran, dass Mikhailis sie plötzlich hochgehoben und mühelos in die Luft gehoben hatte.
„W-Was machst du da?“, stammelte sie und wurde noch röter, während sie sich an ihm festhielt, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
„Du kannst wegen unserer ‚leidenschaftlichen Zaubersitzung‘ nicht mal stehen, oder? Dann bringe ich dich auf dein Zimmer. Keine Sorge“, antwortete Mikhailis mit einem frechen Grinsen.
Sereliths Augen weiteten sich und sie blickte nervös umher.
„Aber was, wenn uns jemand sieht?“
„Ist es nicht dein Job, dafür zu sorgen, dass das nicht passiert?“, neckte er sie.
„Du liebst doch den Nervenkitzel, fast erwischt zu werden, oder? Also versteck uns einfach mit einer deiner Illusionen oder so.“
Serelith konnte dieser Logik nichts entgegnen, ihr Gesicht glühte, als sie widerwillig mit der Hand winkte.
Ein dünner Schleier aus Magie schimmerte um sie herum und machte sie unsichtbar.
Mikhailis schritt selbstbewusst durch die Flure und wich mühelos allen patrouillierenden Wachen aus. Mit seinen Chimären-Ameisensoldaten, die vor ihm herliefen, war es ein Leichtes, sich unbemerkt zu bewegen. Sie machten sich auf den Weg zu Sereliths Gemächern, die Flure waren leer und still, als er sie durch das Schloss trug.
Als sie ihr Zimmer erreichten, flüsterte Serelith etwas, und die Tür öffnete sich mit einem leisen Klicken. Mikhailis stieß sie auf und trat ein, legte sie sanft auf ihr Bett. Sie sah mit einem kleinen Schmollmund zu ihm auf und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Du weißt wirklich, wie du mit mir umgehen musst, nicht wahr?“, murmelte sie und verzog die Lippen zu einem verschmitzten Lächeln.
Mikhailis zuckte mit den Schultern und grinste selbstzufrieden.
„Natürlich. Ich bin schließlich ein sehr fähiger Mann.“
Als er sich umdrehen wollte, um zu gehen, rief Serelith ihn zurück.
„Warte.“
Mikhailis blieb stehen und blickte über seine Schulter zurück.
„Hm?“
Serelith hob leicht ihr Kinn, ihre Lippen formten einen Schmollmund, ihre Augen waren weit aufgerissen und ihr Blick war einfach nur süß.
Sie wollte einen Kuss.
Mikhailis musste unwillkürlich lachen. Er ging zu ihr hinüber, beugte sich zu ihr herunter und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn.
Sie schnaubte und sah aus, als wolle sie protestieren, aber bevor sie etwas sagen konnte, nahm Mikhailis ihre Lippen in einem tiefen, leidenschaftlichen Kuss gefangen. Ihre Zungen tanzten miteinander, und für einen kurzen Moment verschwand die Welt um sie herum und ließ nur die beiden zurück.
Als er sich schließlich von ihr löste, sah Serelith atemlos aus, ihre Wangen waren gerötet und ihre Augen halb geschlossen, in denen noch immer Verlangen glänzte.
„Fertig“, sagte Mikhailis mit einem Grinsen und richtete sich auf.
Als er nach unten blickte, fiel sein Blick auf die Vorderseite ihrer Robe. Der Stoff war feucht – vorne und hinten, dank der beträchtlichen Menge an Samen, die er in ihr zurückgelassen hatte. Er grinste und hob eine Augenbraue.
Es war eine süchtig machende Befriedigung, zu sehen, wie die schöne Hofmagierin mit seinem Samen gefüllt war.
„Das solltest du besser sauber machen“, neckte er sie leicht.
„Bis später, Serelith.“
Damit drehte er sich um, verließ den Raum und machte sich mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht auf den Weg zurück in seine Gemächer.
Die Hallen des Schlosses waren still, als Mikhailis zurückging, seine Gedanken noch bei den Ereignissen des Tages.
Er hatte einen langen Weg zurückgelegt seit den Tagen, als er noch ein exzentrischer Prinz war, der von Insekten und Anime besessen war. Jetzt war er ein Mann, der kurz davor stand, sein volles magisches Potenzial zu entfalten. Seine Verbindung zu Serelith war tiefer geworden, und seine Kräfte wuchsen schneller, als er erwartet hatte.
Als er sein Zimmer erreichte, musste er unwillkürlich leise lachen.
„Ein ganz normaler Tag im Leben von Prinz Mikhailis Volkov“, murmelte er vor sich hin.
„Ein weiterer Tag voller rücksichtsloser Handlungen, kaum verhüllter Anspielungen und fragwürdiger Entscheidungen. Deine Fähigkeit, Chaos zu verursachen, kennt wirklich keine Grenzen, Mikhailis.“
Rodions Stimme hallte in seinen Ohren wider.
Mikhailis lachte und schüttelte den Kopf, als er sein Zimmer betrat.
„Komm schon, Rodion. Du weißt, dass du es liebst. Und ich habe damit nicht angefangen“, sagte er.