Elowens Hände glitten seine Arme hinauf und tasteten die Festigkeit seiner Bizepsmuskeln und die Sehnen unter seiner Haut ab. Sie genoss den Kontrast zwischen ihren eigenen zarten, leicht kühlen Fingern und der Wärme seiner Muskeln. Die ganze Zeit über drückten sich ihre Zungen in einem langsamen, sinnlichen Tanz aufeinander und zogen sich wieder zurück, wobei jede Bewegung eine Frage war, die mit einem sanften Seufzer oder einer drängenden Veränderung der Körperhaltung beantwortet wurde.
Als sie ihre Zunge wagte, seine zu berühren, entfuhr ihr ein leises Stöhnen – ein unbewusstes Geräusch der Lust und Erleichterung. Es fühlte sich an, als würde sie eine Sprache der reinen Empfindung sprechen, ohne Worte, ohne Regeln.
Mikhailis antwortete mit einem leisen Stöhnen und zog sie mit einer Intensität an sich, die an Verzweiflung grenzte. Für einen Moment erinnerte sie sich an die unzähligen Abende, an denen sie vor Würdenträgern gesprochen, Verhandlungen geführt und die unangreifbare Maske der Monarchie getragen hatte. Diese Maske war nun verschwunden und durch eine Welle der Sehnsucht ersetzt worden, die ihre Wangen erröten ließ.
Ihre Münder trennten sich für einen Moment, nur durch das natürliche Bedürfnis nach Luft. Sie schnappte nach Luft und schlug die Augen auf, um seinen Blick zu treffen. Die Sehnsucht, die sie in Mikhailis‘ Augen sah, spiegelte ihre eigene wider – ungezügelt, ungezähmt, fast ehrfürchtig. Bevor sie Zeit hatte, wieder richtig zu Atem zu kommen, beugte er sich erneut vor und nahm ihre Lippen mit neuer Dringlichkeit in Besitz.
Diesmal erkundete er ihren Mund selbstbewusster, ihre Zungen verschlangen sich langsam, aber leidenschaftlich, ein stilles Versprechen, das von einer viel zu lange aufgestauten Sehnsucht sprach.
Zwischen den Küssen stockte Elowens Atem, als ihr Gewand weiter rutschte und der seidige Stoff an ihren Hüften hängen blieb.
Sie tat nichts, um das zu verhindern. Stattdessen konzentrierte sie sich auf das luxuriöse Gefühl seiner Handfläche auf ihrem Rücken, den leichten Druck, der sie tiefer in seine Wärme führte. Sie ließ ihre Hände wandern, verfing sich in seinem Haar im Nacken und spürte die leichte Feuchtigkeit seiner Haut. Jedes zarte Ziehen, jedes vorsichtige Streicheln seiner Kopfhaut mit ihren Fingernägeln ließ ihn kurz nach Luft schnappen, was ihr Selbstvertrauen stärkte.
Ihr Körper begann auf eine Weise zu reagieren, die wenig mit höflichen Manieren zu tun hatte, sondern vielmehr mit roher menschlicher Verbindung. Sie bog ihren Rücken sanft durch, sodass ihre Brust sich gegen seine presste, und sie genoss das leise Knurren, das er bei dieser Berührung von sich gab. Ihre Küsse wurden leidenschaftlicher, ihre Lippen öffneten sich und trafen sich in einem Rhythmus der Entdeckung. Elowens ganzes Wesen schien sich auf das Gefühl einzustimmen, das Mikhailis‘ Mund auf ihrem hinterließ.
Sie schmeckte sein leises Lachen, als ihr Gewand versehentlich eine Lampe streifte und diese gefährlich ins Wanken brachte. Der Beinahe-Unfall trug nur noch mehr zur Intimität des Augenblicks bei und erinnerte sie daran, dass sie etwas zutiefst Persönliches teilten, das dennoch von der Spontaneität des echten Lebens geprägt war. Nichts daran war perfekt inszeniert. Sie waren einfach zwei Menschen, die die einfache, großartige Erregung wiederentdeckten, sich einander ohne Angst hinzugeben.
Die Zeit dehnte sich und verzerrte sich, verlor jede Bedeutung. Jede Sekunde wurde zu einem endlosen Streicheln der Lippen und Wirbeln der Zungen, jede Minute zu einem unbestimmten Strudel aus Wärme und Nähe. Ein goldener Schein der Kerzen flackerte am Rande von Elowens Blickfeld und hob die muskulösen Linien von Mikhailis‘ Brust hervor, wo sein Hemd halb über seinen Arm gerutscht war.
Der offene Ausschnitt gab ihr einen Blick auf seine schlanken Muskeln, ein äußeres Zeichen für den Mann, der tagelang in der Werkstatt verbracht hatte, um seine Zauber zu perfektionieren, und dabei zweifellos vergessen hatte, zu essen oder zu schlafen. In diesem Moment, so dachte sie, konnte sie durch ihre Fingerspitzen mehr über ihn erfahren als durch unzählige nächtliche Gespräche.
Die Anspannung, die normalerweise in ihr brodelte – geboren aus Diplomatie, Pflichtbewusstsein und dem Zwang, immer zehn Schritte voraus sein zu müssen – begann sich zu lösen und wurde durch ein Gefühl der Dankbarkeit für dieses flüchtige Gefühl der Hingabe ersetzt. Jeder Kuss, jeder sanfte Biss auf seine Unterlippe erinnerte sie daran, dass sie noch immer in der Lage war, etwas zu empfinden, das über das berechnende Selbstbewusstsein einer Herrscherin hinausging. Sie war noch immer in der Lage, sich fallen zu lassen.
Ihr Herzschlag passte sich seinem an und schlug im synkopischen Rhythmus ihrer Begierde.
Die Illusionen von Größe außerhalb dieser Mauern spielten keine Rolle mehr, überschattet von der elementaren Wahrheit von Haut auf Haut. Ein leises Keuchen entfuhr ihr, als er seinen Mund von ihrem löste, nur um eine Reihe von Küssen entlang ihres Kinns zu hinterlassen. Sie spürte seinen Atem auf ihrer Kehle, der ein köstliches Zittern über ihren Rücken jagte. Sie neigte ihren Kopf, um ihm besseren Zugang zu gewähren, ihre Augen flatterten erneut zu, und sie gab sich dem Augenblick hin.
Ihre eigenen Küsse veränderten sich – sie hob sein Kinn mit einer leichten Berührung an, damit sie mit ihren Lippen seine Wange streifen konnte, um dann wieder zu seinem einladenden Mund zurückzufinden. Er kam ihr entgegen, ihre Zungen berührten sich auf eine Weise, die sie beide schwindelig machte. Diesmal war der Kuss fast spielerisch, aber unter der Oberfläche brannte das Verlangen.
Ihre Gedanken schwirrten in der Wärme dieses Kusses, dem Druck seines Oberkörpers gegen ihren, dem leisen Rauschen des Blutes in ihren Ohren, sodass sie nur noch ihren eigenen Puls hören konnte, der im Takt des Augenblicks pochte.
Keiner von beiden sagte etwas. Welche Worte hätten die Intensität dieses Augenblicks beschreiben können?
Sie hatten so lange in Protokollen und Politik gefangen gewesen, dass jedes Wort den Zauber hätte brechen können. Stattdessen pressten sich ihre Körper noch enger aneinander, und die sich verschiebenden Stofffalten um sie herum boten kein Hindernis für ihr wachsendes Verlangen nach Nähe. Im Hinterkopf wurde Elowen klar, dass sie mehr wollte – mehr von seinem Herzschlag, mehr von seinem Atem, der sich mit ihrem vermischte, mehr von diesem zerbrechlichen, schimmernden Augenblick, in dem sie nicht nur eine Königin war, sondern eine Frau, die sich nach etwas sehnen durfte.
Doch als ihre Finger über Mikhailis‘ Nacken glitten und sich in sein Haar krallten, spürte sie, wie er sich leicht anspannte. Nicht aus Unbehagen oder Widerwillen, sondern aus dem gesteigerten Bewusstsein heraus, dass alles so tiefgreifend real geworden war. Seine Lippen verharrten einen einzigen, zitternden Moment lang auf ihren, als wolle er das genießen, was sie in diesen gestohlenen Minuten erreicht hatten.
Sie öffnete die Augen und sah, dass er sie ansah, das Kerzenlicht beleuchtete die unverhüllte Hingabe in seinem Blick.
Dann klopfte es an der Tür – scharf und abrupt, wie ein Trompetenruf mitten in einem Wiegenlied.
Beide erstarrten. Ihre Augen weiteten sich, und die private Welt, die sie geschaffen hatten, zerbrach, als die Realität zurückkehrte.
Elowens erste Reaktion war ein Anflug von Frust, gefolgt von einem flüchtigen Schuldgefühl, dass sie als Königin solche Störungen erwarten musste. Aber das konnte die Adrenalinwelle, die durch ihre Adern rauschte, nicht unterdrücken.
Mikhailis holte zittrig Luft, seine Brust hob sich gegen sie, dann machte er einen halben Schritt zurück. Sein Gesicht war gerötet, seine Lippen leicht geöffnet, und sein Blick brannte vor einer Mischung aus Sehnsucht und Verärgerung.
„Noch zehn Sekunden“, murmelte er mit tiefer, emotionsgeladener Stimme, „und ich hätte demjenigen, der das war, den Krieg erklärt.“ Seine sonst so gelassene Haltung war verschwunden und hatte Platz gemacht für die rohe Wut von jemandem, dem plötzlich ein Moment verwehrt worden war, nach dem er sich so sehr gesehnt hatte.
Elowen lachte leise und rauchig. Sie hob die Hand, um sich eine lose silberne Strähne hinter das Ohr zu stecken, ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. „Pass auf“, sagte sie. „Ich hätte mich dir vielleicht angeschlossen. Wäre das nicht ein Spektakel gewesen? Ein königlicher Erlass, der sie als Verräter der Krone brandmarkt, bestraft mit dem Verpassen eines entscheidenden Moments.“
Mikhailis hätte fast gegrinst, aber da klopfte es erneut – diesmal etwas höflicher. Das Geräusch hallte durch die ruhige Suite, als wolle es sie daran erinnern, dass sich das Schicksal nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt aufschieben lässt. Mit einem widerwilligen Seufzer rückte Elowen ein paar Zentimeter weiter von ihm weg. Sie strich sich mit den Fingerspitzen über das Haar und ließ sie dann über die Vorderseite ihres Kleides gleiten, um alle verräterischen Falten zu glätten.
Mit dieser einzigen Geste gewann sie ihre königliche Haltung zurück – ihr Rücken wurde gerade, ihre Schultern straff, und die sorgfältig aufgesetzte Maske der Gelassenheit kehrte zurück. Auch Mikhailis atmete langsam aus und fuhr sich mit einer Hand durch sein zerzaustes Haar, um seinen rasenden Puls zu beruhigen.
Eine gedämpfte Stimme hinter der Tür räusperte sich. „Verzeiht, Eure Majestäten“, sagte die Person – wahrscheinlich ein Diener oder Adjutant.
„Prinz Laethor bittet um Eure Anwesenheit. Das formelle Abendessen wird gleich beginnen.“
Elowen warf Mikhailis einen letzten Blick zu, ihre Augen voller bedauernder Belustigung. Sie beide wussten, dass die Pflicht immer dann auftauchte, wenn es am wenigsten passte. „Es scheint, als wären wir gerufen worden“, murmelte sie, wobei sich die Ruhe der Königin wieder in ihrer Stimme breitmachte.
Mikhailis verzog das Gesicht, als hätte ihn die Tür persönlich beleidigt. Er fuhr mit einem Finger über den Rand seines lockeren Kragens und schüttelte den Kopf. „Laethors Timing ist – makellos“, sagte er trocken, obwohl in seinem Blick noch ein Funken Sehnsucht zu sehen war, als er zu Elowen zurückblickte. „Ich hatte gehofft, wir könnten noch ein wenig länger hierbleiben.“
Elowen berührte seinen Arm, und diese kurze Berührung war ein unausgesprochenes Versprechen. „Wir machen später weiter“, flüsterte sie und ließ ihre Stimme die Stille zwischen ihnen streicheln. Es war weder eine Frage noch ein Vorschlag. Es war die Gewissheit, dass dieser Moment ihnen beiden gehörte, egal wie viele formelle Abendessen oder königliche Erlasse noch auf sie warteten.
Damit drehte sie sich weg und nahm mühelos eine geübte Haltung ein. Ihr Spiegelbild in dem hohen Spiegel neben der Tür war das Bild von königlicher Anmut – ihr silbernes Haar war ordentlich frisiert, ihre Schultern waren mit dem Gewand bedeckt, das sie zurechtzog. Innerhalb von Sekunden hatte sie sich von der ungeschützten Frau in Mikhailis‘ Armen in die königliche Gestalt verwandelt, die der Hof zu sehen erwartete.
Selbst die leichte Röte auf ihren Wangen, die vor einem Moment noch so verräterisch gewesen war, sah nun wie ein Teil eines raffinierten Errorns aus, das einer Königin angemessen war, die bereit war, ihre Gäste zu empfangen.
Mikhailis brauchte etwas länger, um sich zu fassen. Ein letzter Seitenblick auf die zerwühlte Bettdecke – wo die beiden fast einen Moment der reinen Geborgenheit gefunden hatten – ließ ihn leise seufzen. Er zog sein Hemd über die Schulter zurück und strich den Stoff glatt über seinen Oberkörper.
Das Gefühl der Sehnsucht war nicht geringer geworden, aber er hatte keine andere Wahl, als es hinter Höflichkeit zu verbergen. Bald würde sich die Tür öffnen und eine Schar von Höflingen würde sie in einen Strudel aus höflichen Bemerkungen, Walzern und strategischen Allianzen hineinziehen.
Sie drehten sich ein letztes Mal zueinander um und standen Seite an Seite vor demselben Spiegel. Er beugte sich vor, um seine Stirn an ihre zu drücken, schloss die Augen und hielt einen Moment der Stille in einer Welt fest, die niemals aufhörte, Forderungen zu stellen. Er atmete den zarten Duft ihres Haares ein – etwas Blumiges mit einem Hauch von Würze – und versuchte, ihn sich einzuprägen, als könnte er ihn so während des gesamten Banketts festhalten.
„Ich werde mich daran erinnern“, flüsterte sie, ihre Stimme kaum hörbar in der Stille, wie ein Schwur, der im Schatten der Elfenbeinsuite besiegelt wurde.
„Das solltest du“, murmelte er zurück, ebenso aufrichtig wie neckisch. Mit bedachter Sorgfalt drückte er ihr einen letzten, federleichten Kuss auf die Schläfe.
Sie trennten sich und traten jeweils einen kleinen Schritt zurück. Als würden sie eine unsichtbare Rüstung anlegen, setzten sie ihre geübten Lächeln und höflichen Mienen auf. Vor der Tür wartete zweifellos der Diener, um sie in eine Nacht sorgfältig inszenierter Formalitäten zu begleiten.
Schließlich öffnete Elowen mit einem entschlossenen Nicken die Tür. Der von verzierten Wandleuchtern beleuchtete Flur tauchte ihren gemütlichen Zufluchtsort in ein greller Licht.
Zwei königliche Wachen standen stramm. Der Diener verbeugte sich tief. In diesem Moment bemerkte Mikhailis, wie sich sein Herzschlag beruhigte, doch die Erinnerung an Elowens Berührung blieb wie glühende Kohle zurück. Er warf ihr einen Seitenblick zu und sah in der flüchtigen Wölbung ihrer Lippen dieselbe Erinnerung in ihren Augen.
Verbunden durch ein unsichtbares Band gemeinsamer Vertrautheit, traten sie vor und gingen Seite an Seite den Korridor entlang. Beide hielten den Kopf hoch, ihre Körper waren in anmutiger Übereinstimmung aufeinander abgestimmt, bereit, sich dem Bankett zu stellen. Der polierte Boden und das Echo ihrer Schritte erinnerten sie an ihre Verantwortung – sie, die Königin, deren bloße Anwesenheit die politische Landschaft eines Reiches verändern konnte; er, der Prinzgemahl, dessen Innovationen die Fantasie des Hofes beflügelt hatten.
Doch unter dem Puder und den eleganten Gewändern schlugen ihre Herzen ein wenig schneller als sonst. Das raue Summen unausgelebter Begierde und halbfertiger Geständnisse schwebte wie ein privates Geheimnis zwischen ihnen. Es verlieh ihrer Haltung eine gewisse Wärme, und sogar das Palastpersonal schien die Veränderung in der Atmosphäre zu spüren und verbeugte sich noch tiefer als zuvor, als die beiden näher kamen.
In wenigen Augenblicken würden sie zu den Formalitäten und höfischen Spielchen zurückkehren.
Sie würden Prinz Laethor mit den entsprechenden Gesten begrüßen, am rituellen Ablauf des Abendessens teilnehmen und möglicherweise weitere neugierige Fragen zu neuen magischen Kosmetika abwehren. Aber sie trugen auch die Erinnerung an diesen fast vergessenen Moment in der Elfenbeinsuite mit sich – die Stille, den Geschmack des Atems des anderen, das Verständnis, dass sie hinter der vergoldeten Zeremonie zwei Menschen blieben, die sich liebten und sich nicht von der Last der Kronen ihrer Menschlichkeit berauben lassen wollten.
Bereit, sich dem Bankett mit gepuderter Eleganz und immer noch leise klopfenden Herzen zu stellen.