Das knisternde Lagerfeuer warf einen warmen Schein über die kleine Lichtung, und sein flackerndes Licht tanzte auf den Gesichtern der um ihn versammelten Menschen. Estella saß am nächsten an den Flammen, ihre Augen leuchteten vor Aufregung, während sie lebhaft mit den Händen gestikulierte. Sie hielt ein kleines Glas mit schimmernder Creme fest und neigte es, um das Feuerlicht einzufangen, das sich in einem perlmuttartigen Schimmer brach, der fast magisch wirkte.
Ihre Stimme sprudelte vor Begeisterung, stieg und fiel im Rhythmus ihrer Handbewegungen und machte sie zum unbestreitbaren Mittelpunkt der Gruppe.
„Das könnte alles verändern“, erklärte sie überzeugt und hielt das Glas hoch, als würde sie einen unbezahlbaren Schatz präsentieren. Das Funkeln in ihren Augen wurde von ihrem breiten Grinsen ergänzt, als würde sie sich bereits die unendlichen Möglichkeiten vorstellen, die ihre Entdeckung eröffnen könnte.
„Stell dir das vor: ein Produkt wie dieses auf dem Markt? Wir wären nicht mehr aufzuhalten.“
Lira, die elegant auf einem Baumstamm saß und ihren langen schwarzen Pferdeschwanz über die Schulter fallen ließ, hob eine Augenbraue.
„Nicht mehr aufzuhalten oder der Hexerei bezichtigt? Die Adligen sehen Dinge, die sie nicht erklären können, nicht gerade mit Wohlwollen.“
Estella winkte ab.
„Ach, komm schon. Die kaufen alles, wenn du den richtigen Preis draufschreibst. Glaub mir, ich hab das schon hundert Mal gesehen.“ Sie beugte sich näher zu Lira und grinste verschmitzt.
„Außerdem strahlst du. Sag mir nicht, dass du nicht versucht bist, ein bisschen damit anzugeben.“
Lira musterte ihre Hand mit gespielter Ernsthaftigkeit, ihr Gesichtsausdruck so gelassen wie immer.
„Versuchung ist nicht das Problem. Mit der Neid der anderen umzugehen, klingt nach viel zu viel Arbeit.“
Estella brach in Gelächter aus, lehnte sich zurück und hielt sich den Bauch.
„Das stimmt!“
Cerys saß etwas abseits der Gruppe und ließ ihren grünen Blick zwischen ihnen hin und her wandern. Ihr rotes Haar war wie immer zu einem praktischen Pferdeschwanz zusammengebunden, und ihre Haltung war so streng wie immer, aber ihr Gesichtsausdruck war etwas weicher geworden. „Ihr seid beide unerträglich“, murmelte sie, obwohl die leichte Wölbung ihrer Lippen ihre Belustigung verriet.
Vyrelda, die den ganzen Abend über die Unterhaltung belächelt hatte, verschränkte die Arme und lehnte sich gegen einen Felsen. Ihr scharfer Blick huschte kurz auf das Glas in Estellas Händen, bevor sie wegschaute.
„Lächerlich“, murmelte sie leise, doch ihr Blick verweilte einen Moment zu lange.
Estella bemerkte das und schlug zu.
„Oh, sag mir nicht, dass du jetzt interessiert bist! Lady Vyrelda, die ewige Skeptikerin, neugierig auf eine Schönheitscreme? Ich glaube, ich falle in Ohnmacht.“
Vyreldas Stirn runzelte sich noch mehr.
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„Ich bin nicht neugierig. Ich … beobachte nur.“
„Beobachtest du mich?“, neckte Estella und beugte sich mit einem verschmitzten Grinsen vor.
„Bist du sicher, dass du es nicht probieren willst? Nur ein kleines bisschen vielleicht?“
Vyreldas einzige Antwort war ein Blick, der die Flammen hätte gefrieren lassen können.
Mikhailis saß am Rand der Lichtung und beobachtete die Szene mit einem leichten Grinsen. Das Feuer spiegelte sich in seiner Brille und verbarg den scharfen Blick in seinen Augen. Äußerlich wirkte er entspannt, lehnte mit dem Rücken gegen einen Baum und hatte die Arme locker vor der Brust verschränkt. Innerlich war er jedoch alles andere als das.
Durch das schwache Leuchten seiner Brille überlagerte Rodions Interface sein Sichtfeld und versorgte ihn mit einem kontinuierlichen Strom von Informationen.
Der gefangene Agent des Radiant Order war an einem abgelegenen Ort des Lagers sicher festgehalten und wurde von den Scurabons und dem Hypnoveil bewacht. Das facettenreiche Sehvermögen der Ameisen zeigte jedes Detail – den bewusstlosen Körper des Agenten, das schwache Leuchten des zerbrochenen Sonnenemblems an seinem Handgelenk und die unheimliche Stille des umliegenden Waldes.
Glatt wie Seide, dachte Mikhailis und grinste noch breiter. Die Operation war ohne Probleme gelaufen, die verwirrende Aura des Hypnoveils hatte dafür gesorgt, dass die Festnahme schnell und leise ablief. Die Mädels, die sich in ihrem Geplänkel verloren hatten, hatten nichts bemerkt.
<Mikhailis. Die Überwachung zeigt keine weiteren Aktivitäten in der unmittelbaren Umgebung. Ich empfehle, mit der Befragung und Analyse des Agenten fortzufahren.>
Immer so förmlich, Rodion, dachte Mikhailis. Laut murmelte er: „Ja, ja. Ich bin dran.“
Er stand auf und strich sich den Mantel glatt. „Ich brauche frische Luft“, sagte er lässig und streckte sich, während er sich zum Rand des Lagers wandte.
Estella sah kaum auf, zu beschäftigt damit, etwas Creme auf Cerys‘ Hand zu tupfen.
„Geh nicht zu weit weg. Wir würden unseren Hausgenie nur ungern verlieren.“
„Würdest du das wirklich?“, gab Mikhailis mit leichtem Tonfall zurück. Er winkte ihnen zu und verschwand in den Schatten.
____
Die abgelegene Lichtung war von einer unheimlichen Stille umgeben, die nur durch das leise Rascheln der Blätter unterbrochen wurde, die von einer kühlen Nachtbrise bewegt wurden.
Der gefangene Agent lag flach auf dem feuchten Boden, seine Handgelenke und Knöchel waren fest mit einem schimmernden, halb organischen Material gefesselt, das bei jeder Bewegung des Mondlichts zu glitzern schien. Das zerbrochene Sonnenemblem an seinem Handgelenk strahlte einen sanften, rhythmischen Puls aus, dessen gezackte Linien mit einer unnatürlichen Energie leuchteten, die die umgebenden Schatten lebendig erscheinen ließ.
Mikhailis kauerte in der Nähe und kniff seine scharfen Augen hinter seiner Brille zusammen, die schwache Datenströme von Rodions Schnittstelle reflektierten. Jedes Detail des gefesselten Agenten wurde genauestens untersucht – die Anspannung in seinen Muskeln, das kaum wahrnehmbare Heben und Senken seiner Brust und das beunruhigende Leuchten des Emblems, das ihn mit seiner stillen Drohung zu verspotten schien.
Mikhailis kauerte neben dem bewusstlosen Agenten, während das Leuchten des zerbrochenen Sonnenemblems an dessen Handgelenk unheimliche Muster auf den feuchten Boden warf. Seine Brille reflektierte schwache Datenströme, während Rodion ihm eine Flut von Echtzeitanalysen lieferte. Er atmete langsam ein, sein Geist war klar und methodisch, wie der eines Chirurgen, der sich auf eine kritische Operation vorbereitet.
„Rodion, was sehe ich hier?“, fragte er mit leiser, konzentrierter Stimme.
„Analyse läuft. Das Emblem hat zwei Funktionen. Primäre Funktion: Ortung. Sekundäre Funktion: Auslösen eines Sicherheitsmechanismus bei Verrat oder Gefangennahme. Wahrscheinlichkeit der Auslösung: 72 %, wenn daran manipuliert wurde.“
Mikhailis schnalzte leise mit der Zunge. „Na toll. Hoher Einsatz und keine Anleitung. Da müssen wir wohl improvisieren.“
Das Zeichen auf dem Handgelenk des Agenten war geradezu faszinierend. Es war nicht nur ein grob zusammengeflickter Peilsender mit einfacher Magie oder Alchemie. Nein, das war ein Meisterwerk technomagischer Genialität. Das zerbrochene Sonnenemblem mit seinen nach außen strahlenden gezackten Linien pulsierte schwach, als hätte es einen eigenen Herzschlag.
Das Licht war nicht statisch, sondern veränderte sich subtil, fast rhythmisch, als würde es sich mit unsichtbaren Kräften in der Umgebung synchronisieren.
Mikhailis duckte sich und fixierte das komplizierte Muster mit scharfem Blick. Ein leichtes Grinsen umspielte seine Lippen.
Wer auch immer das entworfen hatte, war nicht nur geschickt, sondern geradezu besessen. Dieses Ding war nicht nur funktional, es war Kunst.
Das Zeichen faszinierte ihn nicht nur wegen seines Zwecks, sondern auch wegen der schieren Komplexität seines Designs. Es war nicht nur ein grobes Ortungssymbol, das dem Agenten aufgeklebt worden war – es war ein Meisterwerk technomagischer Handwerkskunst. Zackige Linien, die wie gebrochene Sonnenstrahlen nach außen strahlten, pulsierten schwach mit einer Energie, die fast lebendig wirkte. Das schwache, rhythmische Leuchten schien sich mit dem Atem des bewusstlosen Agenten zu synchronisieren, was ihm eine beunruhigend organische Qualität verlieh.
Mikhailis kniff die Augen zusammen, beugte sich näher heran und die schwache Datenreflexion schimmerte auf seiner Brille, während Rodion jedes winzige Detail analysierte.
„Das ist nicht nur ein Peilsender“, murmelte er mit einer Mischung aus Bewunderung und Vorsicht. „Das ist ein ganzes System, selbstversorgend und wahrscheinlich anpassungsfähig. Wer auch immer das gemacht hat, war nicht nur gut – er war besessen.“
<Beobachtung: Das Emblem enthält technomagische Matrizen, die in bioreaktive Filamente eingewoben sind. Zweck: Doppelfunktion zur Ortung und Verhaltenssteuerung. Hohe Wahrscheinlichkeit einer eingebauten Sicherheitsvorrichtung. Manipulationsrisiko: 72 %.>
„Ja, kein Druck“, murmelte Mikhailis trocken. Er griff in seinen Mantel und holte mit der Leichtigkeit eines Mannes, der das schon hundert Mal gemacht hatte, ein kompaktes Werkzeugset hervor.
Der Koffer sprang mit einem befriedigenden Klicken auf und gab den Blick frei auf eine Reihe von Miniaturinstrumenten, die ordentlich angeordnet waren und im schwachen Mondlicht glänzten. Feine Sonden, Schraubendreher mit feinen Spitzen und kleine alchemistische Fläschchen lagen wie die Pinsel eines Künstlers bereit für ein Meisterwerk – oder eine Katastrophe.
Der Hypnoveil schwebte lautlos in der Nähe, seine durchsichtigen Ranken schwankten sanft, als wären sie lebendig. Sein schwaches, geisterhaftes Leuchten passte sich automatisch an und tauchte das Handgelenk des Agenten in ein sanftes Licht. Das Gerät schien fast seine Absichten zu lesen, seine Bewegungen waren synchron mit seinen eigenen, als wäre es eine Verlängerung seines Willens.
Mikhailis wählte eine feine Sonde, deren Spitze so scharf war, dass sie Haare spalten konnte, und begann, die schwachen Rillen des Emblems nachzuzeichnen. Die Linien schimmerten schwach und widerstanden seiner Berührung mit einem subtilen, fast unmerklichen Puls. Es war auf eine Weise lebendig, die er noch nicht ganz verstehen konnte – und das faszinierte ihn. Er arbeitete mit geübter Präzision, seine Finger waren ruhig, als er den Winkel der Sonde anpasste, um die komplizierten Runen nicht zu aktivieren.
<Empfehlung: Nutze den Hypnoveil, um falsche Anweisungen zu implantieren, bevor du dich um die Sicherheitsvorrichtung kümmerst. Das verringert die Wahrscheinlichkeit, dass der Agent bei seiner Rückkehr zum Radiant Order entdeckt wird.>
„Das ist wohl meine beste Chance“,