Die Höhle bebte heftig, der Boden unter Mikhailis‘ Stiefeln zitterte, als die Kristallschleier-Schlange ihre Verwandlung vollendete. Ihr Manakern pulsierte, ein strahlendes Herz aus Licht, das die nebelgefüllte Höhle in leuchtende Farben tauchte. Jeder Pulsschlag schien in der Luft widerzuhallen, ein stetiges Summen, das Mikhailis einen Schauer über den Rücken jagte.
Die kristallinen Schuppen, die ihren massiven Körper bedeckten, schimmerten wie polierte Diamanten, aber sie waren nicht mehr nur eine Rüstung – sie strahlten eine Aura roher Kraft aus, glatter und doch dichter, brummend vor ungenutztem Potenzial.
An ihren Seiten entfalteten sich neue Fortsätze wie groteske Blumen, die in Zeitlupe blühten. Lange, stachelige Ranken, die mit kristallinen Splittern besetzt waren, schwangen mit beunruhigender Präzision, als würden sie ihre Reichweite testen.
Der Schwanz der Schlange, ohnehin schon eine Waffe der Zerstörung, war nun mit einem gezackten, speerartigen Fortsatz versehen, der schwach leuchtete, wobei das Licht wie flüssiges Feuer an seinen Rändern tanzte. Sein Kopf neigte sich leicht, und sein massiger Rachen öffnete sich und enthüllte Reihen messerscharfer Kristallzähne, die wie Glasscherben glänzten.
Rodions Stimme durchdrang die bedrückende Atmosphäre, ruhig, aber mit einem Anflug von Dringlichkeit.
<Fähigkeitserweiterung: Das Wesen verfügt jetzt über die Fähigkeit „Kristallhagel“, mit der es einen weitreichenden Regen aus scharfen Splittern mit erheblicher Tödlichkeit entfesseln kann. Erhöhte Geschwindigkeit: Die zusätzlichen Gliedmaßen sorgen für mehr Beweglichkeit und Manövrierfähigkeit. Manaschild: Eine zweite äußere Schicht aus kristalliner Energie wehrt jetzt schwächere Angriffe ab und reduziert den effektiven Schaden durch nicht gezielte Schläge erheblich. Die Bedrohungsstufe wurde auf Schwierigkeitsgrad S erhöht.>
Mikhailis starrte mit heftig atmender Brust vor Anstrengung, seinen Atem zu beruhigen. Die Bewegungen der Bestie waren hypnotisch, eine furchterregende Mischung aus Anmut und Bedrohung. Wie soll man gegen so etwas überhaupt kämpfen? Die leuchtenden Augen der Schlange waren auf ihn gerichtet, voller Bosheit und Entschlossenheit, als würde sie ihn als ihre größte Bedrohung erkennen. Oder vielleicht nur als ihre nächste Mahlzeit.
Er zwang sich zu einem Grinsen, das sich jedoch hohl anfühlte. „Na toll. Jetzt ist es eine glitzernde Todesmaschine mit Tentakeln. Genau das, was ich gebraucht habe.“
„Konzentrier dich, Mikhailis. Leichtfertigkeit wird die aktuellen Überlebenschancen nicht verbessern.“
Ja, danke für die aufmunternden Worte, dachte er bitter und umklammerte die Hellebarde fester. Seine Finger schmerzten, Blut tropfte aus flachen Schnitten an seinen Knöcheln, aber er ignorierte den Schmerz. Er konnte sich keine Ablenkung leisten.
Der Manakern der Schlange pulsierte heller und dann bewegte sie sich.
Der Übergang von der Stille zur Bewegung war fast nicht wahrnehmbar.
In einem Moment ragte sie wie ein Berg aus Kristall empor, im nächsten stürmte sie mit erschreckender Geschwindigkeit vorwärts und schlug mit ihren Tentakeln in alle Richtungen um sich. Mikhailis‘ Instinkte schrien, und er tauchte zur Seite, gerade als sich eine kristalline Splitter in den Boden bohrte, auf dem er gestanden hatte. Die Schockwelle des Aufpralls schleuderte ihn zu Boden, seine Hellebarde fiel klirrend zu Boden.
<Angriff von links.>
Er drehte sich blitzschnell weg und entging nur knapp einer weiteren Ranke, die an ihm vorbeischoss und eine gezackte Spur in die Felswand riss. Staub und Trümmer füllten die Luft, und Mikhailis hustete, während er versuchte, wieder Halt zu finden, als der Kopf der Schlange sich zurückzog und zum Schlag ansetzte. Das Leuchten aus ihrem Inneren wurde intensiver, und der Nebel um sie herum schien sich zu verdichten und bildete messerscharfe Fragmente, die bedrohlich in der Luft schwebten.
„Meinst du?“, murmelte er, während Adrenalin durch seinen Körper schoss und er sich vom Boden abstieß, um zu einer Gruppe zerklüfteter Felsen zu sprinten. Der Kopf der Schlange schnappte nach unten und entfesselte einen Hagel aus Kristallsplittern, die wie ein tödlicher Sturm herabregneten und mit verheerender Kraft in den Boden einschlugen. Mikhailis sprang über einen Felsbrocken hinweg, wobei ihn die erhöhte Geschwindigkeit seiner Frog-Variant-Stiefel gerade noch außer Reichweite brachte.
Die Splitter schlugen um ihn herum ein, ihre scharfen Kanten schnitten durch den Stein und hinterließen zerklüftete Krater.
Er schlug auf dem Boden auf und rannte los, wobei er sich mit verzweifelter Präzision durch das Chaos schlängelte. Aber die Schlange war unerbittlich und schlängelte sich mit beunruhigender Geschwindigkeit hinter ihm her. Eine weitere Ranke schlug nach ihm, und er schaffte es gerade noch, darunter wegzuspringen, wobei der scharfe Wind, den sie hinterließ, sein Haar streifte.
„Mikhailis, eine anhaltende Flucht ist keine langfristige Strategie.“
„Sag mir etwas, das ich nicht weiß“, fauchte er, seine Stimme trotz des Brennens in seiner Lunge scharf. Seine Stiefel rutschten leicht auf dem unebenen Boden, als er sich abrupt umdrehte und nach einer Lücke suchte. Aber die Schlange ließ ihm keine.
Sie schlug erneut zu, ihr massiver Schwanz peitschte mit einer Geschwindigkeit um sie herum, die ihrer Größe widersprach. Mikhailis hob instinktiv die Hellebarde und bereitete sich auf den Schlag vor, aber der Aufprall war knochenbrechend. Die Wucht schleuderte ihn durch die Luft, sein Rücken schlug mit einem widerlichen Knacken gegen die Höhlenwand. Schmerz durchzuckte seinen Körper und er sank zu Boden, nach Luft ringend.
„Ja … gib mir nur eine Sekunde“, stöhnte er und schleppte sich auf die Knie. Blut rann ihm über die Schläfe, und seine Sicht verschwamm. Die Schlange ragte in der Ferne auf, ihr leuchtender Kern pulsierte stetig, während sie sich auf einen weiteren Schlag vorbereitete.
Ist es soweit? fragte er sich und umklammerte die Hellebarde mit zitternden Händen. Werde ich wirklich in einer gottverlassenen Höhle sterben, im Kampf gegen eine glitzernde, übergroße Schlange?
In diesem Moment spürte er es – ein kommes Gewicht in seiner Hand. Seine Finger streiften etwas Glattes und Dünnes, und als er nach unten schaute, sah er mehrere leuchtende Talismane, die er fest umklammerte. Sie strahlten eine leichte Wärme aus, ihre Runen pulsierten sanft mit einer Energie, die ihm fremd und doch vertraut vorkam.
„Benutz sie, Mikhailis. Jetzt.“
Rodions Stimme klang schärfer als je zuvor, fast verzweifelt. Mikhailis blinzelte, kurz erschrocken. Hatte Rodion gerade besorgt geklungen? Das sollte doch nicht möglich sein. Er hatte die KI so programmiert, dass sie pragmatisch und effizient war. Distanziert. Es gab keinen Platz für … was auch immer das war.
„Rodion, bist du …“
„Mikhailis, jetzt ist nicht die Zeit für Fragen. Benutz sofort die Talismane.“
Ein weiteres Zischen der Schlange riss ihn zurück in die Realität. Ihr Kopf hob sich, die Tentakel flackerten, als sie sich zum Schlag bereitmachte. Die Höhle füllte sich mit dem Summen aufstrebender Energie, und Mikhailis wurde klar, dass er nur Sekunden Zeit hatte, um zu handeln.
Eine Chance. Ein Versuch.
„Na gut“, murmelte er und zwang sich, aufzustehen. Er umklammerte die Talismane fester, deren Runen heller leuchteten, als würden sie auf seine Entschlossenheit reagieren. „Mal sehen, was du drauf hast.“
Er erhob seine Stimme und schrie mit aller Kraft, die er noch hatte.
„[Ausrüsten!]“
Die Reaktion kam sofort. Die Talismane entzündeten sich in einem Lichtblitz, und ihre Energie strömte wie eine Flutwelle durch seinen Körper. Für einen Moment verschwand der Schmerz und wurde durch ein Gefühl überwältigender Kraft ersetzt. Seine Sicht verschwamm, als die Chimären-Ameisen-Varianten um ihn herum Gestalt annahmen und sich in Lichtströme auflösten, die sich um seine Gliedmaßen, seinen Oberkörper und seinen Kopf wickelten.
Die erste Veränderung, die er spürte, war die Froschvariante, die sich nahtlos mit seinen Beinen verband und sich in schlanke, kraftvolle Stiefel verwandelte, die eine Energie der Beweglichkeit und Präzision ausstrahlten. In dem Moment, als sie sich festigten, spürte er eine fast übernatürliche Verbindung zum Boden, jeder Schritt strotzte vor kontrollierter explosiver Kraft. Aber das war noch nicht alles.
Während die Verwandlung weiterging, stieg eine Energiewelle in seinen Armen auf und formte Handschuhe, die mit einer faszinierenden Dualität aus feuriger Hitze und eisigem Frost leuchteten. Das Gefühl war intensiv – eine perfekte Balance aus sengender Kraft und eiskalter Kontrolle, als ob seine Hände sowohl Zerstörung als auch Stille befehlen könnten.
Seine Brust zog sich zusammen, als eine halbflüssige Form über seinen Oberkörper glitt und sich zu einer chitinartigen Rüstung verhärtete, die sich bei jeder seiner Bewegungen mit ihm verbog und verschob. Sie fühlte sich lebendig an und passte sich ihm an, als wäre sie eine zweite Haut. Auf seinem Rücken verschmolz ein wirbelnder Schatten zu einem eleganten Umhang, dessen Ränder mit einem überirdischen Schimmer flackerten.
Jede Bewegung sandte subtile Wellen durch die stoffähnliche Form und strahlte eine majestätische Bedrohung aus. Über seinem Kopf materialisierte sich eine ätherische Krone, deren zarte Spitzen schwerelos schwebten und im Rhythmus seines Herzschlags leicht pulsierten. Und dann war da noch die Waffe – ein schlanker Dolch, der vor nekromantischer Energie zu summen schien und dessen scharfe Kanten ein schwaches, unheilvolles Licht ausstrahlten, während er ganz natürlich in seiner Hand lag.
Die Verwandlung gipfelte in einem plötzlichen Kraftausbruch, und Mikhailis spürte, wie er sich leicht vom Boden hob. Er schnappte nach Luft, als sich sturmblaue Flügel aus seinem Rücken entfalteten, deren Spannweite ebenso majestätisch wie furchterregend war. Jede Feder schimmerte wie polierter Kristall und strahlte eine Aura der Kontrolle und Wildheit aus. Für einen Moment schwebte er dort, in der stillen Luft der Höhle, sein Spiegelbild in den glänzenden Augen der Schlange.
Seine Stimme brach in ein ironisches Lachen aus, seine Brust hob und senkte sich vor Aufregung.
„Was … was zum Teufel ist das?“, murmelte er, doch sein Grinsen wurde breiter, als er seine Finger in den Handschuhen bewegte und die abwechselnde Hitze und Kälte sofort auf seine Gedanken reagierten.
„Sieht so aus, als hätte ich doch noch ein bisschen Kampfgeist in mir.“
Die Verwandlung vollendete sich mit einem Lichtblitz, und Mikhailis taumelte leicht, während er nach Luft schnappte und seine neue Gestalt in sich aufnahm. Flügel breiteten sich von seinem Rücken aus, ihre sturmblauen Farbtöne schimmerten im schwachen Licht der Höhle. Er blickte auf seine Hände, deren Handschuhe abwechselnd Hitze und Kälte ausstrahlten, und musste grinsen.
„Oh, verdammt ja. Was zum Teufel ist das …“