Mikhailis stand dem riesigen Earthshaker Bear gegenüber, dessen schiere Größe ihn überragte. Die Spannung in der Luft war greifbar, und jeder Atemzug fiel Mikhailis schwer, fast so, als würde der Boden selbst auf ihm lasten. Er konnte das Leuchten in den Augen des Bären sehen, zwei geschmolzene Kugeln, die vor purer Wut zu brennen schienen.
Der Boden unter ihm bebte, als die Krallen des Bären sich in die Erde gruben, und er stieß ein Brüllen aus, das die Luft erschütterte und Vibrationen durch Mikhailis‘ Knochen sandte.
Er holte tief Luft und konzentrierte sich. Die Verwandlung, die er durchgemacht hatte, war noch neu für ihn, sein Körper hatte sich noch nicht ganz an die Kraft gewöhnt, die durch seine Adern floss. Aber er konnte sie spüren – die Kraft, die rohe Energie, die seine Muskeln vor Vorfreude zucken ließ. Diese Kraft hatte er noch nie zuvor erlebt, und sie gab ihm einen Vorteil, den er in einem Kampf wie diesem dringend brauchte.
Der Bär machte einen Schritt nach vorne, jede Bewegung bewusst, und Mikhailis hielt seinem Blick stand und weigerte sich, zurückzuweichen. Er verlagerte sein Gewicht, senkte seine Haltung und ballte die Finger, während er sich auf den Zusammenprall vorbereitete. Hier geht es nicht nur um Stärke, dachte er und kniff die Augen zusammen. Es geht um Kontrolle. Um Intelligenz. Der Bär brüllte erneut, und für einen kurzen Moment konnte Mikhailis das Feuer in seinen Augen sehen, den Instinkt, zu dominieren.
Der Earthshaker Bear stürmte plötzlich los, seine massiven Pfoten schlugen auf den Boden und die Wucht der Schläge sandte Schockwellen über die Lichtung. Mikhailis grinste – es war Zeit, zu sehen, was sein neuer Körper konnte. Mit einem Sprint sprang er zur Seite und wich knapp dem ersten Schlag des Bären aus.
Die Pfote des Bären schlug auf den Boden, wo Mikhailis gerade noch gestanden hatte, und der Aufprall verursachte Risse, die sich wie ein Spinnennetz ausbreiteten.
„Okay, Großer, lass uns tanzen“, murmelte Mikhailis, seine Stimme kaum hörbar über dem wütenden Knurren des Bären.
Mikhailis bewegte sich schnell und nutzte die Techniken, die er in seinem früheren Leben als Mensch gelernt hatte.
Er erinnerte sich an die fließenden Bewegungen des Jeet Kune Do, daran, wie er trainiert hatte, um wie Wasser zu werden, sich anzupassen und jedes Hindernis zu umfließen. Diese Prinzipien wandte er jetzt an und wich den Angriffen des Bären mit schnellen, geschickten Bewegungen aus. Der Bär schlug erneut mit seiner Pranke zu, und Mikhailis duckte sich darunter weg, wobei sein Körper sich mit einer natürlichen Anmut bewegte, die sogar ihn selbst überraschte.
Er konterte mit einem tiefen Tritt, der gegen das Knie des Bären schlug. Der Bär grunzte vor Schmerz, sein Bein knickte leicht ein, aber er erholte sich schnell und kniff vor Wut die Augen zusammen. Er schlug erneut zu, diesmal mit mehr Kraft, und die Luft zischte, als die massive Klaue in einem Bogen auf Mikhailis zuschoss. Er rollte sich zur Seite und wich dem Schlag knapp aus, wobei die Wucht des Schlags Schmutz und Steine durch die Luft schleuderte.
Mit roher Gewalt werde ich nicht gewinnen, dachte Mikhailis und kniff die Augen zusammen, während er den Bären musterte. Er musste die Größe des Bären gegen ihn verwenden, seinen Schwung und sein Gewicht zu seinem Vorteil nutzen. Er musste taktisch denken.
Der Bär brüllte erneut, stellte sich auf die Hinterbeine und warf seinen Schatten über Mikhailis. Das Tier ragte über ihm auf, seine schiere Größe war einschüchternd.
Mikhailis biss die Zähne zusammen, seine Gedanken rasten. Er musste etwas tun – irgendetwas –, um das Blatt zu seinen Gunsten zu wenden. Er stürmte vorwärts und verringerte den Abstand zwischen ihnen. Der Bär schlug mit seiner massiven Pranke zu, aber Mikhailis war schon in Bewegung, duckte sich unter seinem Arm hindurch und rammte seine Schulter in die Brust des Bären.
Es war, als würde er gegen eine Wand schlagen, aber Mikhailis nutzte das Gewicht des Bären gegen ihn, veränderte seine Haltung und versuchte mit einer Judotechnik, das Tier aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er hakte seinen Arm um das Vorderbein des Bären, zog mit aller Kraft daran und drückte gleichzeitig gegen seine Brust.
Für einen Moment spürte er, wie der Bär das Gleichgewicht verlor und sein Körper leicht kippte, aber das Tier war zu schwer, zu stark. Es stieß ein wütendes Brüllen aus, schlug mit der Pranke aus und traf Mikhailis an der Seite.
Die Wucht des Schlags schleuderte Mikhailis durch die Luft, sein Körper rutschte über den Boden. Er stöhnte und spürte, wie der Schmerz in seinen Rippen ausstrahlte. Er zwang sich aufzustehen, seine Sicht verschwamm für einen Moment.
Ich muss schlauer sein, dachte er und schüttelte den Kopf.
Der Bär war nicht nur stark – er war unerbittlich. Er musste ihm einen Schritt voraus sein.
Der Earthshaker Bear knurrte und ging wieder auf alle viere. Seine Augen waren voller Wut auf Mikhailis gerichtet. Er stampfte auf den Boden und Mikhailis spürte, wie die Erde unter ihm zu beben begann. Risse breiteten sich über den Boden aus, die Erde brach auf und verschob sich unter seinen Füßen. Er konnte die Kraft der Fähigkeit des Bären spüren – „Ground Tremor“ – die das Schlachtfeld erschütterte.
Mikhailis sprang in die Luft, seine kräftigen Beine trieben ihn nach oben und er wich den Rissen aus, die sich unter ihm ausbreiteten. Er drehte seinen Körper und hielt den Bären im Blick, während er herabfiel. Er landete auf dem Rücken des Bären und krallte seine Hände in die felsigen Platten, die seinen Körper bedeckten. Der Bär brüllte vor Wut, schlug wild um sich und versuchte, ihn abzuschütteln.
Mikhailis hielt sich fest, seine Finger gruben sich in die Rillen zwischen den Felsplatten des Bären.
Das Tier wand sich und rollte herum, um ihn loszuwerden, aber Mikhailis klammerte sich fest und bewegte seinen Körper im Rhythmus der Bär. Er spürte, wie seine Muskeln spannten und sein Körper von der Anstrengung schmerzte. Der Bär brüllte erneut, und Mikhailis sah die Stacheln – gezackte, scharfe Felsen, die aus dem Rücken des Bären ragten und schnell wuchsen.
„Oh, komm schon!“, fluchte Mikhailis und riss die Augen auf. Er verlagerte sein Gewicht und stieß sich vom Rücken des Bären ab, gerade als die Felsspitzen hervorschossen, und entging nur knapp dem Tod.
Er überschlug sich in der Luft und landete ein paar Meter entfernt, sein Herz pochte in seiner Brust. Der Bär drehte sich zu ihm um, seine Augen blitzten vor Wut, sein Körper war mit scharfen, felsigen Auswüchsen bedeckt.
Mikhailis holte tief Luft und konzentrierte sich. Er durfte sich nicht ablenken lassen. Er musste das beenden – und zwar schnell. Er sprintete vorwärts und schloss erneut die Distanz zwischen ihnen. Diesmal ging er anders vor. Er rückte näher heran und schlug mit seinen Fäusten schnell auf die Gelenke des Bären und die weicheren Stellen unter seiner felsigen Panzerung ein. Er nutzte Wing Chun, die schnellen, präzisen Schläge, die darauf abzielen, die Bewegungen des Gegners zu lähmen.
Der Bär knurrte und wand sich, während er versuchte, nach Mikhailis zu schlagen, aber dieser war zu nah und zu schnell. Er duckte sich unter seinem Arm weg und schlug wieder und wieder zu, wobei jeder Schlag präzise landete. Der Bär bäumte sich auf, seine Bewegungen wurden unberechenbarer und verzweifelter. Mikhailis packte seinen Kopf, zog ihn nach unten und rammte ihm mit aller Kraft sein Knie in die Schnauze.
Der Bär brüllte, taumelte rückwärts und seine Augen waren voller Schmerz und Wut. Er stürmte auf ihn zu, sein massiger Körper schoss nach vorne. Mikhailis grinste und kniff die Augen zusammen. Er veränderte seine Haltung und wich mit fließenden Bewegungen dem Angriff des Bären aus. Er nutzte die Prinzipien des Aikido, lenkte den Schwung des Bären um und setzte dessen eigenes Gewicht gegen ihn ein.
Er drehte seinen Körper, seine Hände führten die Bewegungen des Bären, und für einen kurzen Moment verlor das Tier das Gleichgewicht, sein Gewicht arbeitete gegen ihn.
Mikhailis sah seine Chance. Er rückte näher, sein Körper angespannt, seine Muskeln angespannt, als er seine Arme um den massigen Körper des Bären schlang. Er holte tief Luft und konzentrierte all seine Kraft, all seine Energie.
Mit einem lauten Schrei hob er den Bären von den Pfoten – eine Leistung, die angesichts seiner Größe unmöglich schien. Die Augen des Bären weiteten sich vor Schreck, sein Körper wand sich, als er versuchte, die Kontrolle zurückzugewinnen, aber Mikhailis hielt fest, seine Entschlossenheit unerschütterlich.
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Mit aller Kraft drehte er seinen Körper und schlug den Bären auf den Boden. Der Aufprall sandte eine Schockwelle durch die Lichtung, Staub und Trümmer flogen durch die Luft. Der Bär stieß ein letztes, schmerzvolles Brüllen aus, sein Körper wurde schlaff, das Leuchten in seinen Augen erlosch. Mikhailis stand über ihm, seine Brust hob und senkte sich, sein ganzer Körper zitterte von der Anstrengung.
Er sah auf den Bären hinunter und atmete stoßweise.
„Nun … das war schon etwas“, murmelte er und ein müdes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er drehte den Kopf und sein Blick fiel auf die Elfe, die den ganzen Kampf beobachtet hatte.
Sie stand da, die Augen weit aufgerissen, den Mund vor Unglauben leicht geöffnet.
„Unmöglich …“, murmelte sie, ihre Stimme kaum zu hören.
„Das ist ein Bär auf [Herzog]-Niveau … der soll so stark sein wie ein Goblin auf [König]-Niveau, und du hast ihn besiegt … mit bloßen Händen?“
Mikhailis zuckte mit den Schultern und grinste noch breiter.
„Ich hab’s einfach gemacht“, sagte er mit erschöpfter Stimme. Er machte einen Schritt nach vorne, seine Beine fühlten sich an, als würden sie jeden Moment nachgeben.
Die Elfe blinzelte und kniff die Augen leicht zusammen, während sie ihn musterte. Sie runzelte die Stirn, Verwirrung stand ihr ins Gesicht geschrieben.
„Du … du sprichst die Sprache der Menschen?“, fragte sie mit misstrauischer Stimme.
Mikhailis nickte und lächelte sie müde an.
„Ja, das tue ich“, sagte er in einem leichten, fast verspielten Tonfall. Er sah sie an, sein Blick wurde weicher.
„Übrigens, danke, dass du mich gerettet hast.“
Die Wangen der Elfe erröteten leicht und sie wandte ihren Blick von ihm ab. Sie zog ihren Umhang enger um sich und wirkte verlegen.
„Das … das war nichts“, murmelte sie mit kaum hörbarer Stimme.
„Du hast mir immerhin zweimal das Leben gerettet. Und … und du hast meine Würde vor diesen Monstrositäten geschützt …“
Mikhailis öffnete den Mund, um zu antworten, aber bevor er etwas sagen konnte, hörte er Rodions Stimme in seinem Kopf, klar und aufgeregt.
<Mikhailis, ich habe einen Weg gefunden, dich in deinen menschlichen Körper zurückzubringen!>
Mikhailis‘ Augen weiteten sich, seine Erschöpfung war augenblicklich vergessen.
„Das ist gut!“, rief er mit vor Aufregung bebender Stimme und unterbrach die Elfe, bevor sie etwas sagen konnte.
Die Elfe sah erschrocken aus, ihre Augen weiteten sich, als sie ihn anstarrte.
„Was … was meinst du?“, begann sie zu fragen, aber Mikhailis drehte sich zu ihr um, ein breites Grinsen auf dem Gesicht.
„Danke für deine Hilfe, schöne Elfe“, sagte er, seine Stimme voller echter Dankbarkeit. Er zwinkerte ihr spielerisch zu.
„Ich heiße übrigens Mikhailis. Aber ich muss los – ich muss aus diesem ekelhaften Körper raus!“
Damit drehte sich Mikhailis um und rannte los, seine Beine trugen ihn von der Lichtung weg. Er konnte die Stimme der Elfe hinter sich hören, die ihm voller Verwirrung zurief, aber er hielt nicht an. Er musste zurück – er musste wieder seine menschliche Gestalt annehmen.
Rodion, führ mich, dachte Mikhailis, seinen Geist ganz auf die bevorstehende Aufgabe konzentriert.
„Bieg hier links ab“,
antwortete Rodion mit ruhiger, analytischer Stimme.
Mikhailis folgte den Anweisungen, seine Füße schlugen gegen den Waldboden. Er spürte die Erschöpfung in seinen Muskeln, die Anstrengung des Kampfes lastete noch immer auf ihm, aber der Gedanke, wieder menschliche Gestalt anzunehmen, trieb ihn voran. Er rannte durch den dichten Wald, wich Ästen aus und sprang über umgestürzte Baumstämme, sein Herz pochte in seiner Brust.
Schließlich erreichte er eine versteckte Höhle, deren Eingang von dichtem Unterholz verdeckt war. Er drängte sich hindurch und seine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit im Inneren. Er ging tiefer in die Höhle hinein, seine Schritte hallten von den Steinwänden wider. Und dann sah er es – ein Loch, in dem mehrere seiner Chimärenameisen warteten, deren Fühler zuckten, als sie seine Anwesenheit spürten.
„Was ist das?“, fragte Mikhailis mit verwirrter Stimme.
„Das ist der Schlüssel zu deiner Rückkehr“,
antwortete Rodion in sachlichem Ton.
„Die Besetzung deines derzeitigen Goblin-Körpers ist auf Hypnoveils Fähigkeiten zurückzuführen. Ich habe während deines Kampfes mit Hypnoveils Fähigkeiten experimentiert und glaube, dass sie die Besetzung rückgängig machen kann.“
Mikhailis blinzelte und riss die Augen weit auf.
„Du glaubst … du glaubst, Hypnoveil kann mich wieder normal machen?“
„Genau“,
Mikhailis holte tief Luft, sein Herz pochte in seiner Brust. Er trat vor und fixierte Hypnoveil mit seinen Augen. Die Chimärenameise kam näher, ihre Fühler zuckten, ihre Facettenaugen reflektierten das schwache Licht der Höhle. Sie streckte einen kleinen Fortsatz aus und berührte damit Mikhailis‘ Stirn.
Dunkelheit umhüllte Mikhailis, seine Sicht verschwamm, sein Körper fühlte sich schwerelos an. Er spürte, wie er davonglitt, wie sein Bewusstsein davonschwamm. Die Welt um ihn herum verschwamm, die Geräusche verstummten. Er spürte, wie sich sein Körper veränderte, wie sich die Energie verschob und ihn aus der Goblin-Gestalt herauszog.
Und dann –
Stille.
_____
Mikhailis riss die Augen auf und schreckte hoch.
Er setzte sich auf, die Augen weit aufgerissen, atmete schnell und flach. Er sah sich um, seine Sicht klärte sich. Die Decke über ihm kam ihm bekannt vor, sanftes Licht fiel durch die Vorhänge seines Zimmers.
Er sah auf seine Hände – seine menschlichen Hände. Ein breites Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, seine Augen leuchteten vor Aufregung.
„Ich bin zurück“, flüsterte er, seine Stimme voller Erleichterung.