Mikhailis duckte sich hinter einer bröckelnden Steinmauer und ließ seinen Blick über das chaotische Schlachtfeld schweifen, das einst die Festung der Goblins gewesen war. Das Klirren von Stahl, die Kampfschreie und das Brüllen des Goblinapostels hallten um ihn herum wider. Er versuchte, so unauffällig wie möglich zu bleiben, hielt sich in den Schatten und ließ seinen Blick von einer Ecke zur anderen huschen, während er das verrückte Treiben in sich aufnahm.
Er konnte Königin Elowen sehen, die mit ihrer imposanten Präsenz den Angriff anführte, Vyrelda, die sich mit tödlicher Eleganz bewegte, und Graf Vaelis, der die Goblins mit seiner schieren Kraft niedermähte. Er verspürte einen Anflug von Stolz, als er sie wie Legenden aus einer epischen Geschichte kämpfen sah.
Doch dann fiel sein Blick auf etwas, das ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Auf der anderen Seite des Hofes, inmitten des Chaos, stand der Lich regungslos da, fast unheimlich, während die Welt um ihn herum zusammenbrach. Seine skelettartigen Finger zuckten, und dunkle Energie begann sich zu sammeln und um seine ausgestreckte Hand zu wirbeln. Das rote Licht in seinen hohlen Augenhöhlen schien sich auf etwas zu konzentrieren – etwas Wichtiges. Mikhailis folgte dem Blick des Lichs und sein Herz sank.
Elowen.
Er schluckte schwer, ein Kloß der Angst bildete sich in seiner Kehle. Der Lich bereitete sich darauf vor, Elowen mit dunkler Magie anzugreifen. Er konnte nicht einfach hier stehen bleiben und zusehen, wie sie angegriffen wurde. Auf keinen Fall.
Mikhailis holte tief Luft, kniff die Augen zusammen und ließ seine Finger über den Griff eines Messers an seinem Gürtel gleiten. Er wusste, dass er dem Lich nicht gewachsen war, aber wenn er ihn ablenken konnte, nur ein wenig Zeit gewinnen, könnte das vielleicht reichen.
Mit einer schnellen Bewegung stand er leicht auf und schleuderte das Messer durch die Luft, dessen polierte Klinge im schwachen Licht aufblitzte, als sie direkt auf den Kopf des Lichs flog.
Für einen Moment wagte er fast zu hoffen, dass es ihn treffen würde. Das Messer flog zielgenau und zischte mit tödlicher Präzision durch die Luft.
Doch dann drehte der Lich mit fast unmenschlicher Geschmeidigkeit seinen Kopf zur Seite, und die Klinge verfehlte ihr Ziel und schlug harmlos hinter ihm auf den Boden. Die roten Augen des Lichs schossen zu Mikhailis‘ Versteck, und zum ersten Mal spürte Mikhailis das ganze Gewicht dieses kalten, glühenden Blicks.
„Oh, toll“, murmelte Mikhailis leise und setzte sich bereits in Bewegung. Er wusste, dass er hier weg musste – sofort.
Der Lich kam auf ihn zu, seine skelettartige Gestalt bewegte sich mit unheimlicher Anmut. Mikhailis konnte das leise Knirschen seiner Füße auf den Trümmern hören, jeder Schritt langsam und bedächtig, als wüsste er, dass er nirgendwo hinlaufen konnte. Erfahrungsberichte aus dem Imperium
Okay, keine Panik. Bring es einfach von den anderen weg.
Er wich vorsichtig zurück und zog sich weiter in die zerstörte Festung zurück. Er musste den Lich wegführen, ihn vom Hauptkampf fernhalten. Sein Herz hämmerte in seiner Brust, jeder Schlag hallte in seinen Ohren, während er sich bewegte und mit den Augen nach einer möglichen Deckung oder Fluchtweg suchte.
Der Lich folgte ihm weiter, seine hohlen Augen auf ihn gerichtet. Seine Stimme hallte durch die Luft und ließ Mikhailis bis ins Mark erschauern.
„Ich habe dich beobachtet, kleiner Goblin“, sagte er in einem fast gesprächigen Ton, der jedoch voller Bosheit war.
„Du bist anders. Seltsam. Du bist keiner von ihnen, oder?“
Mikhailis verspürte einen Schauer der Angst, sein Herz setzte einen Schlag aus. Er schluckte schwer, hielt den Mund geschlossen und hoffte, dass die Stille das Wesen ablenken würde.
Bleib ruhig. Reagiere nicht. Beweg dich einfach weiter.
Der Lich neigte den Kopf, als würde er ihn studieren, bevor er erneut sprach.
„Du wirst ein perfektes Exemplar für meine Studien sein“, zischte er und hob eine knochige Hand, um deren skelettartigen Fingern dunkle Energie wirbelte.
„Perfektes Exemplar? Ich habe kein Interesse daran, ein wissenschaftliches Projekt zu werden!“, erwiderte Mikhailis und zwang sich, weiterzugehen. Seine Augen huschten umher, auf der Suche nach etwas, das er zu seinem Vorteil nutzen konnte – ein Versteck, eine Waffe, irgendetwas. Die Ruinen waren jedoch größtenteils leer, nichts als zerbrochene Mauern und zerbrochene Steine.
Die Hand des Lichs senkte sich und mit ihr schoss ein Strahl dunkler Magie auf Mikhailis zu. Er schaffte es gerade noch, zur Seite zu springen und spürte den kalten Luftzug, als die Magie ihn um Zentimeter verfehlte. Er schlug auf dem Boden auf, rollte sich ab und rappelte sich wieder auf, während er keuchend nach Luft schnappte.
„Okay, denk nach, denk nach!“, murmelte er und duckte sich hinter eine Säule. Der Lich kam immer näher, und Mikhailis wusste, dass er schnell etwas unternehmen musste.
Der Lich hob seine andere Hand, und der Boden begann zu beben. Mikhailis‘ Augen weiteten sich, als skelettartige Hände sich aus der Erde krallten und sich hochzogen. Der Lich beschwor Untote herbei – eine ganze Menge davon.
Die Skelettkrieger erhoben sich, ihre hohlen Augenhöhlen leuchteten in demselben unheimlichen roten Licht.
„Oh, das kann doch nicht dein Ernst sein“, murmelte Mikhailis und zog sein Messer. Er holte tief Luft und schaltete seinen Verstand in den Kampfmodus. Seine Ausbildung als Prinz, all die Selbstverteidigungslektionen kamen ihm wieder in den Sinn und leiteten seine Bewegungen. Er konnte das schaffen – er musste nur konzentriert bleiben.
Der erste der Skelettkrieger stürzte sich auf ihn, und Mikhailis wich aus. Sein Körper reagierte instinktiv, wich dem Angriff aus und schlug mit seinem Messer in einem schnellen Bogen zu, der die Knochen durchschnitten. Das Skelett sackte zusammen, und Mikhailis wandte sich dem nächsten zu.
Die Fähigkeiten seiner schwarzen Thalorianer-Hobgoblin-Form gaben ihm mehr Kraft und Beweglichkeit als einem normalen Goblin, sodass er schneller war und härter zuschlagen konnte. Sein Messer blitzte, als er ein Skelett nach dem anderen niederschlug, seine Bewegungen flüssig und präzise.
Aber der Lich war unerbittlich. Er blieb zurück und webte mit seinen skelettartigen Händen Zauber.
Feuerbälle explodierten um Mikhailis herum und zwangen ihn, in Bewegung zu bleiben, auszuweichen und in Deckung zu tauchen. Die Explosionen waren gewaltig, jede schleuderte Trümmer durch die Luft, und Mikhailis spürte die Hitze auf seiner Haut, die Wucht der Explosionen rüttelte an seinen Knochen.
Das kann ich nicht ewig durchhalten, dachte er, während er keuchend nach Luft rang. Er duckte sich hinter einem zerbrochenen Teil der Mauer und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Ich muss das beenden, und zwar schnell.
Er sah sich um und suchte mit den Augen die Ruinen ab. Es musste etwas geben, das er nutzen konnte – einen Vorteil, eine Schwäche. Sein Blick fiel auf einen Teil der Decke über ihm – eine Schwachstelle, wo die Steine nur noch von bröckelnden Stützen gehalten wurden. In seinem Kopf formte sich eine Idee, eine verzweifelte, riskante Idee.
Okay, Mikhailis. Zeit, kreativ zu werden.
Er bewegte sich, schoss aus seiner Deckung hervor und machte sich auf den Weg zu der geschwächten Struktur. Er musste den Lich herüberlocken, musste ihn in die richtige Position bringen. Er wich einem weiteren Feuerball aus, seine Füße berührten kaum den Boden, während er rannte, seine Augen auf sein Ziel fixiert.
Der Lich folgte ihm, seine hohlen Augen nie von Mikhailis abgewandt. Er bewegte sich mit derselben unheimlichen Ruhe, seine Hände webten weiterhin Zauber und beschworen weitere Untote, die sich aus dem Boden erhoben. Mikhailis rannte weiter, sein Herz pochte, jeder Muskel seines Körpers schrie ihn an, anzuhalten, sich auszuruhen, aber er konnte nicht. Noch nicht.
Er erreichte das schwache Gebilde, dessen Decke unter dem Gewicht ächzte. Er konnte die Risse im Stein sehen, wie die Felsen bei jeder Bewegung zu schwanken schienen. Er holte tief Luft und sammelte seine Kräfte.
Jetzt oder nie.
Er verlagerte sein Gewicht und trat einen losen Stein gegen den Stützbalken. Der Balken brach und splitterte unter dem Aufprall. Die Decke über ihnen ächzte und stürzte dann mit einem ohrenbetäubenden Krachen ein.
Große Felsbrocken fielen herunter, der Boden bebte, als sie aufschlugen, Staub und Trümmer füllten die Luft.
Mikhailis sah mit angehaltenem Atem zu, wie sich der Staub langsam legte. Er konnte den Haufen aus Felsen sehen, die zerbrochenen Steine, die den Lich begraben hatten. Er gönnte sich einen Moment der Hoffnung, einen Moment, in dem er glauben konnte, dass alles vorbei war.
Doch dann begannen sich die Felsen zu bewegen.
„Das kann doch nicht wahr sein“,
flüsterte Mikhailis und riss die Augen auf, als der Lich aus den Trümmern auftauchte. Sein Skelett war zerbrochen, Teile seiner Knochen fehlten, aber er bewegte sich immer noch, seine roten Augen leuchteten heller denn je.
Der Lich richtete seinen Blick auf Mikhailis, und zum ersten Mal konnte Mikhailis die Wut spüren, die von ihm ausging. Der Lich bewegte sich auf ihn zu, seine knochigen Finger krallten sich zu Klauen, dunkle Magie wirbelte um ihn herum.
Mikhailis wusste, dass dies seine letzte Chance war. Er durfte den Lich nicht wieder zu Kräften kommen lassen, durfte ihn keinen weiteren Zauber wirken lassen. Er musste das beenden – jetzt.
Er holte tief Luft, kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich. Er bewegte sich, seine Füße schlugen gegen den Boden, während er die Distanz zwischen ihnen verringerte. Der Lich hob seine Hand, dunkle Energie sammelte sich, bereit zum Schlag.
Aber Mikhailis war schneller.
Mit einem Schrei sprang er vor, sein Messer direkt auf den Schädel des Lichs gerichtet. Er konnte das rote Licht in seinen Augenhöhlen sehen, konnte die dunkle Energie spüren, die von ihm ausging. Der Lich machte Anstalten, seinen Zauber zu wirken, aber Mikhailis war schon da und rammte ihm sein Messer in den Kopf.
Die Klinge durchbohrte den Knochen, das rote Licht flackerte und erlosch dann. Der Skelettkörper des Lichs erstarrte, die dunkle Energie löste sich auf, als er leblos zu Boden sank.
Mikhailis landete hart, seine Knie knickten unter dem Aufprall ein. Er blieb einen Moment lang liegen, atmete schwer, sein Herz pochte in seiner Brust. Er blickte auf die Überreste des Lichs, seine Hände zitterten leicht.
„Nun … das hat Spaß gemacht“, murmelte er mit zittriger Stimme. Er holte tief Luft und zwang sich aufzustehen. Er konnte sich noch nicht ausruhen. Der Kampf war noch nicht vorbei – der Goblin-Apostel und die Champions kämpften immer noch. Aber vorerst hatte er den Menschen etwas Zeit verschafft.
Er drehte sich um und suchte mit seinen Augen das Schlachtfeld nach Elowen ab. Er musste sie sehen, musste wissen, dass sie in Sicherheit war. Sein Herz pochte immer noch, Adrenalin schoss durch seine Adern, aber er verspürte eine gewisse Ruhe, da er wusste, dass er seinen Teil getan hatte – zumindest vorerst.
„Okay, Mikhailis. Zeit, nach meiner Frau zu sehen“, sagte er und machte sich auf den Weg.