Mikhailis spürte Elowens Lippen auf seinen. Es war nur kurz, aber es hinterließ einen Eindruck. Ein wunderbares Gefühl. Weich, sanft, aber da war noch etwas Tieferes, wie ein verstecktes Feuer zwischen ihnen.
Er ließ den Kuss langsam länger werden und genoss jede Sekunde. Er zog sie näher zu sich heran, seine Hände ruhten auf ihrer Taille. Elowens Finger wanderten zu seiner Brust und hielten seine Tunika leicht fest, als wolle sie diesen Moment festhalten.
Ihre Lippen öffneten sich, und Mikhailis sah das als Zeichen.
Seine Zunge umspielte sanft ihre Lippen, bevor er eindrang und die Wärme ihres Mundes erkundete. Elowen erwiderte seinen Kuss, und Mikhailis sah, wie ihre Augen trunken wurden. Ihre Zungen bewegten sich langsam und vorsichtig. Die Luft um sie herum fühlte sich aufgeladen an, fast so, als würde die Magie von Silvarion selbst auf sie reagieren.
Mikhailis bemerkte, wie ihr Atem schneller wurde und sich ihre Brust gegen seine hob. Seine Hände glitten ihren Rücken hinauf und zogen sie näher zu sich, bis kein Platz mehr zwischen ihnen war. Er hatte gelernt, dass diese Bewegung Selbstbewusstsein ausstrahlt und perfekt ist, wenn die Partnerin eine Frau aus einer höheren sozialen Schicht ist.
Na ja, zumindest nach einer intensiven „Internet“-Schulung. Oh!
Elowen umklammerte sein Hemd fester, ihre Fingernägel kratzten leicht an seiner Haut, als der Kuss intensiver und drängender wurde, als würden sie sich gegenseitig nach mehr verlangen.
Ihre Zungen bewegten sich synchron, neckten sich und forderten sich gegenseitig heraus, die Kontrolle zu übernehmen. Mikhailis spürte ein magisches Kribbeln unter seiner Haut und fragte sich, ob Elowen es auch fühlen konnte – die rohe Energie, die in diesem intimen Moment zwischen ihnen floss.
Elowen stieß einen leisen Seufzer aus, als Mikhailis‘ Hände tiefer wanderten und auf ihren Hüften ruhten. Sie vertiefte den Kuss noch mehr und presste ihre Lippen fester auf seine. Ihr Atem vermischte sich in der kühlen Nachtluft und machte die Hitze zwischen ihnen unmöglich zu ignorieren.
Mikhailis zog sich für einen Moment zurück, seine Lippen streiften ihren Mundwinkel, als er ihren Namen flüsterte.
„Elowen …“
Endlich öffnete sie langsam ihre goldenen Augen, die so wunderschön waren, dass er das Gefühl hatte, sie würde ihn verschlingen. Die beiden schönen Augen blickten ihn mit einer Mischung aus Verlangen und etwas Sanfterem an. Ihr Atem ging schnell und leise, und Mikhailis konnte spüren, wie sie in seinen Armen leicht zitterte.
Sie brauchte nichts zu sagen – ihr Blick sagte alles. Sie war genauso gefangen in diesem Moment wie er. Zum ersten Mal spürte Mikhailis etwas zwischen ihnen, das über Politik und Magie hinausging. Es war echt, unverfälscht.
Und in ihren Augen konnte er sehen, dass sie ihn wirklich suchte.
Es war keine Show, nichts, was aus Pflichtgefühl geschah.
Es war echtes Verlangen.
Ernsthaft, dieses Mädchen …
Er beugte sich wieder vor und küsste sie diesmal langsamer, tiefer. Seine Hände glitten über ihren Rücken und zogen sie noch näher an sich heran. Elowen stieß einen leisen Laut aus, ihre Finger verfingen sich in seinem Haar, während sie sich an ihn drückte.
Die Spannung zwischen ihnen stieg weiter an. Mikhailis‘ Hände wanderten tiefer, seine Finger streiften den Saum ihres Kleides, und für einen Moment stellte er sich vor, wie es wäre, weiter zu gehen, mehr zu entdecken.
Doch gerade als seine Finger ihre Haut berührten, veränderte sich etwas.
Ein seltsames Licht erschien in der Ecke des Raumes und zog die Aufmerksamkeit der beiden auf sich. Die Luft um sie herum begann zu summen, und bevor Mikhailis begreifen konnte, was geschah, öffnete sich ein leuchtender Spalt.
„Was zum …“ Mikhailis war überrascht, aber er war nicht dumm. Er zog Elowen sofort zurück und stellte sie hinter sich, während sein Herz raste, als er auf den Spalt starrte.
Auch Elowen war überrascht, ihre Wangen waren noch rot von ihrem Kuss. Für einen kurzen Moment war ihre Verletzlichkeit offensichtlich, ihre goldenen Augen weit aufgerissen vor Überraschung, ihre Lippen noch immer leicht geöffnet von dem Kuss, den sie gerade geteilt hatten, als sie das lebendige Gefühl spürte. Doch dann, genauso schnell, veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Die Sanftheit, die Verletzlichkeit – sie waren verschwunden und wurden durch die königliche Maske einer Königin ersetzt.
„Hm? Elowen?“, fragte Mikhailis besorgt.
Elowen stand aufrecht da, ihren Rücken gerade, als sie den Eindringling mit dem befehlenden Ton einer Herrscherin ansprach.
„Serelith“, rief sie mit einer Stimme, die sowohl fest als auch autoritär klang.
Die Spalte pulsierte erneut, und aus ihren wirbelnden Tiefen trat Serelith Malanor, die Hofmagierin von Silvarion. Ihre dunklen Roben wehten um sie herum, als sie auftauchte, und ihre scharfen, violetten Augen fixierten Mikhailis und Elowen mit einem wissenden Blick.
Nein, eher mit einem wissenden Grinsen.
„Meine Königin“, sagte Serelith und neigte leicht den Kopf.
„Verzeiht die Störung, aber es ist Brauch, dass der Hofmagier in der Nacht einer königlichen Vereinigung seinen Segen spendet.“
Mikhailis blinzelte und versuchte zu begreifen, was gerade passierte.
Ein Segen? Jetzt? Ausgerechnet jetzt?
Gerade, wenn ich auf dem besten Weg bin?
Ich habe die ganze Nacht daran gearbeitet, das perfekte Szenario für unsere erste Nacht als frischvermähltes Paar zu entwerfen, weißt du?
Elowens Gesichtsausdruck blieb ruhig, obwohl Mikhailis einen Hauch von Verärgerung in ihren Augen sehen konnte.
Tja, ich schätze, ich bin nicht die Einzige, die genervt ist.
Sie drehte sich ganz zu Serelith um, ihr Tonfall war höflich, aber bestimmt.
„Du hättest bis morgen warten können, Serelith“, sagte Elowen, und Mikhailis konnte spüren, dass ihre Stimme mehr Autorität hatte als sonst.
Serelith hob eine Augenbraue und ihre Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln.
„Verzeiht mir, Eure Majestät, aber ich hielt es für klüger, meinen Segen lieber früher als später zu geben. Magie wartet schließlich nicht auf günstige Gelegenheiten.“
Mikhailis widerstand dem Drang zu stöhnen. Er war gerade kurz vor etwas Großem gestanden – etwas Bedeutendem – und jetzt wurden sie durch einen Riss und einen Segen unterbrochen.
Kannst du uns wenigstens nach der ersten Runde segnen?
Es macht mir nichts aus, wenn du mitmachen willst, weißt du?
Natürlich konnte er so etwas nur in Gedanken scherzen. Er wusste, dass es eine Frage von Leben und Tod sein könnte, wenn er den falschen Witz machte, besonders vor einer gefährlichen Eulenfrau wie Serelith.
Elowen seufzte leise, und Mikhailis bemerkte, dass sie wieder ganz ruhig war, als sie nickte.
„Sehr gut, Serelith. Fahre mit dem Segen fort.“
Serelith trat vor, warf Mikhailis einen kurzen Blick zu, bevor sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf Elowen richtete. In diesem Moment schien die Luft um sie herum vor Kraft zu summen, als sie ihre Hände hob und ihre Finger komplizierte Muster in die Luft zeichneten.
Es war ein wunderschöner Anblick, den Mikhailis endlich mit eigenen Augen sehen konnte.
Magie …
„Die Magie von Silvarion fließt jetzt durch euch beide“, sagte Serelith mit tiefer, melodischer Stimme.
„Diese Verbindung ist nicht nur eine Verbindung von Fleisch und Herz, sondern auch von Magie und Geist. Möge eure Bindung durch die uralten Kräfte dieses Landes gestärkt werden und mögt ihr beide Kraft in eurer Verbindung zueinander finden.“
In jedem Wort, das von ihren Lippen kam, konnte Mikhailis Frequenzen und Resonanzen sehen, die aus den Mustern in der Luft kamen.
Er versuchte, sie zu beobachten, konnte aber nur eine begrenzte Analyse davon machen.
Na ja, ich schätze, ich überlasse es Rodion, den Rest zu analysieren.
Mikhailis sah zu, wie die magischen Symbole, die Serelith in der Luft geschaffen hatte, schwach leuchteten, bevor sie verblassten.
Er konnte den Puls der Magie im Raum spüren, die Energie, die um sie herum wirbelte, und für einen Moment fragte er sich, ob der Segen mehr als nur Worte und Wünsche war, sondern eher ein bindender Vertrag oder, schlimmer noch, ein Fluch.
Serelith senkte die Hände, ihre Augen trafen für einen kurzen Moment die von Mikhailis, bevor sie sich erneut verbeugte.
„Möge deine Nacht mit dem Segen der Ahnen erfüllt sein, Eure Majestät, Eure Hoheit“, sagte sie mit einem verschmitzten Lächeln, bevor sie sich umdrehte, einen neuen Riss herbeirief und zurück in den Riss trat.
Mit einem letzten Blick auf Elowen und Mikhailis und einem verschmitzten Grinsen im Gesicht verschwand Serelith wieder in dem schimmernden Portal und ließ sie erneut allein zurück.
Es wurde still im Raum, nur das leise Rascheln der Blätter vor dem Fenster war zu hören.
Mikhailis atmete tief durch, seine Gedanken kreisten noch immer um die plötzliche Unterbrechung.
Wir wurden echt im besten Moment unterbrochen, was?
Er drehte sich zu Elowen um, ein schiefes Lächeln umspielte seine Lippen.
„Nun, das war … unerwartet“, sagte er mit einem Achselzucken.
Elowen lachte leise, schüttelte den Kopf und trat näher an ihn heran.
„Willkommen in Silvarion“, neckte sie ihn mit einem verschmitzten Lächeln.
Mikhailis lachte leise, zog sie dann aber wieder in seine Arme.
„Also, wo waren wir?“ flüsterte er und beugte sich erneut zu ihr hinunter, bereit, dort weiterzumachen, wo sie aufgehört hatten.