Das große Fest zur Feier ihrer Hochzeit war einfach spektakulär. Gelächter und Musik erfüllten die Luft, während Adlige und Würdenträger feierten, anstießen und tanzten, um die Hochzeit von Königin Elowen und Prinzgemahl Mikhailis zu feiern. Aber für Mikhailis hatte die eigentliche Feier gerade erst begonnen.
Im Laufe des Abends bemerkte Mikhailis, dass Elowen ihn von der anderen Seite des Raumes aus ansah.
Das war natürlich nicht überraschend.
In ihrem goldenen Blick lag ein Funkeln, das ihm einen Schauer über den Rücken jagte. Den ganzen Abend über hatte sie königliche Gelassenheit ausgestrahlt, aber jetzt, als die Nacht tiefer wurde, spürte er, dass sich etwas zwischen ihnen veränderte. Die Kluft, die sein Herz höher schlagen ließ.
Eine Spannung, ein Versprechen lag in der Luft.
Die Geräusche der Feierlichkeiten verstummten allmählich, als Mikhailis und Elowen sich aus dem großen Saal schlichen und den Jubel und die Glückwünsche hinter sich ließen.
Das flackernde Licht der Fackeln beleuchtete den Weg, während sie durch die langen, verwinkelten Gänge des Schlosses gingen. Die Last des Tages, der Zeremonie, begann sich zu lüften und wurde durch eine ruhigere, intimere Vorfreude ersetzt.
Ist es soweit? Ist es wirklich soweit? Wir treten in das „intime“ und „schöne“ Kapitel ein, den Aufstieg ins Erwachsenenalter, nicht wahr?
Mikhailis warf Elowen einen verstohlenen Blick zu. Sie war so gelassen wie immer, aber jetzt hatte sie etwas Weicheres an sich, etwas Persönlicheres.
Ihr Auftreten hatte sich komplett gewandelt, von einer majestätischen Königin, bei der man sich fragte, woher sie diese männliche Würde nahm, zu einer sanften Person mit einem Hauch von Verletzlichkeit.
Ihre dunkle Haut schien im warmen Schein der Fackeln zu leuchten, ihr silberweißes Haar fiel ihr wie ein Wasserfall aus Mondlicht über den Rücken. Die königlichen Roben, die sie zuvor getragen hatte, waren durch etwas Einfacheres, aber nicht weniger Elegantes ersetzt worden – ihre Schönheit war mühelos.
Im Vergleich zu ihr würde ich vielleicht wie ein haarloser Affe aussehen. So schön ist sie.
Elowen bemerkte seinen Blick und hob eine Augenbraue, während ein kleines, wissendes Lächeln um ihre Lippen spielte.
„Beschäftigt dich etwas, Prinzgemahl?“, neckte sie ihn mit ihrer seidenweichen Stimme.
Mikhailis lachte leise und kratzte sich am Nacken.
„Ich habe nur meine Königin bewundert“, antwortete er.
Gut gemacht, meine Zunge! Ich habe wohl doch ein Händchen dafür, Frauen zu umwerben.
„Aber nun ja …“
„Ich kann immer noch nicht ganz glauben, dass das alles wahr ist.“
Sie lachte leise, und ihre schöne Stimme ließ sein Herz höher schlagen.
„Das sagst du schon den ganzen Tag. Ich frage mich langsam, ob du denkst, du träumst noch.“
„Wer weiß? Vielleicht wache ich jeden Moment auf und finde mich wieder in Ruslania, wo ich in meinem Labor bastele.“
Elowen blieb stehen und drehte sich zu ihm um, ihre wunderschönen goldenen Augen fixierten seine, als wolle sie ihn in sich aufsaugen.
„Wenn das ein Traum ist, Mikhailis, dann hoffe ich, dass du nie aufwachst.“
Was …
Einen Moment lang bewegte sich keiner von beiden, die Luft zwischen ihnen war schwer von unausgesprochenen Worten. Dann nahm Elowen mit einem sanften Lächeln seine Hand und führte ihn durch den letzten Gang. Die massiven Holztüren der königlichen Gemächer ragten vor ihnen auf. Zwei Wachen standen zu beiden Seiten und verneigten sich tief, als sie näher kamen.
Im Ernst … Wenn du so viel sagst, kann ich mich nicht mehr zurückhalten, weißt du das?
Mikhailis spürte, wie sein Puls schneller schlug, sobald sie eintraten.
Die königlichen Gemächer, die mit seinen Habseligkeiten gefüllt waren, kamen endlich in Sicht.
Sie war geräumig, aber dennoch warm und gemütlich, mit derselben Holzarchitektur wie der Rest von Silvarion Thalor, aber hier pulsierten die Adern aus glühendem Metall mit einem schwachen, beruhigenden Licht. In der Mitte des Raumes stand ein großes Himmelbett, das mit Seide und weichen Stoffen drapiert war. Die offenen Fenster ließen die kühle Nachtbrise herein, und von draußen schuf das Rascheln der Blätter im Wind eine friedliche Atmosphäre.
Elowen schloss leise die Tür hinter ihnen und zum ersten Mal seit der Zeremonie waren sie wirklich allein.
Mikhailis spürte, wie die Bedeutung des Augenblicks auf ihn lastete, aber statt nervös zu sein, verspürte er ein seltsames Gefühl der Ruhe. Der Tag war überwältigend gewesen, voller Zeremonien und Formalitäten, aber jetzt waren sie ganz allein, und darauf hatte er sich den ganzen Tag gefreut.
Elowen ging mit der ihr eigenen Anmut durch den Raum, aber diesmal war etwas anders an ihren Bewegungen – eine Vorfreude, eine Verletzlichkeit, die Mikhailis noch nie zuvor gesehen hatte.
Mikhailis hatte gedacht, dass sie vor der „Aktion“ noch ein bisschen plaudern könnten, aber anscheinend hatte sie seine Sachen, die jetzt überall herumlagen, gar nicht bemerkt.
Dann drehte sie sich zu ihm um und ihr Blick wurde sanfter.
„Mikhailis“, sagte sie plötzlich.
„Hm?“
Was ist los? Sie wird doch nicht etwa sagen, dass sie was Wichtiges zu erledigen hat und wir unsere erste Nacht nicht zusammen verbringen können, oder?
„Ich weiß, dass diese Verbindung mehr als nur ein politischer Schachzug ist. Ich möchte, dass es mehr ist. Ich hoffe, du auch.“
Im Ernst, dieses Mädchen.
Sie weiß wirklich, wie sie mich in den Wahnsinn treiben kann, oder?
Mikhailis durchquerte mit wenigen schnellen Schritten den Raum und nahm ihre Hände in seine, mit einer Bewegung, die so anmutig und doch männlich war, dass nicht nur Elowen überrascht war, sondern auch er selbst.
„Elowen“,
„ich bin nicht hier, um Politik zu machen. Ich bin hier, weil ich an das glaube, was wir gemeinsam aufbauen können. Ich bin wegen dir hier. Du bist diejenige, die mich angerufen hat.“
Ein sanftes Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie sich näher zu ihm beugte.
W-w-w-whoa, mal langsam. Beruhige dich, Mädchen, nein, beruhige dich, ich.
„Gut. Denn das ist auch, was ich will.“
Einen Moment lang standen sie einfach nur da und sahen sich in die Augen, während die Schwere des Tages in der stillen Intimität der Nacht dahinschmolz.
Mikhailis konnte die Energie zwischen ihnen spüren, einen subtilen Puls, der seit der Zeremonie immer stärker geworden war. Die Verbindung, die sie vor dem Königreich geknüpft hatten, war nun eine greifbare Präsenz zwischen ihnen.
Elowen war dann die Erste, die die Stille mit einem leisen Lachen brach und einen Schritt zurücktrat.
„Du hast mich den ganzen Abend angestarrt“, neckte sie ihn.
„Hast du vor, das einfach weiterzumachen?“
Mikhailis grinste.
Endlich. Ein grünes Licht.
„Vielleicht. Aber ich hatte noch etwas anderes im Sinn.“
Mit einer schnellen Bewegung zog er sie näher zu sich heran und legte seine Hände sanft auf ihre Taille. Elowen stieß einen kleinen überraschten Seufzer aus, wehrte sich aber nicht.
Stattdessen neigte sie den Kopf nach oben und begegnete seinem Blick mit ihren durchdringenden goldenen Augen.
Was für wunderschöne Augen …
Für einen Moment schien die Welt langsamer zu werden.
Mikhailis konnte die Wärme ihres Körpers an seinem spüren, das leise Summen der Magie, das sie beide zu umgeben schien. Die Luft war voller Vorfreude, aber es gab keine Eile – nur den leisen, gleichmäßigen Rhythmus ihres Atems und die unbestreitbare Verbindung zwischen ihnen.
Dann senkte Mikhailis langsam und bewusst seine Lippen auf ihre.
Der Kuss war zunächst sanft, zögerlich, als würde er das Terrain ausloten.
Aber die Berührung fühlte sich wie eine Ewigkeit an.
Es dauerte nicht lange, bis sich die Spannung zwischen ihnen aufbaute, und bald wurde der Kuss intensiver und leidenschaftlicher.
Mikhailis‘ Hände glitten ihren Rücken hinauf und zogen sie näher zu sich, während Elowens Finger ihren Weg in sein Haar fanden und sich in den zerzausten Strähnen verfingen.
Die Energie zwischen ihnen flammte auf, und Mikhailis konnte spüren, wie die Magie in der Luft auf ihre Gefühle reagierte. Es war, als wäre der Raum selbst lebendig, als würde der sanfte Puls der Magie des Königreichs im Rhythmus ihrer Bewegungen schlagen.
Als sie sich endlich voneinander lösten, atmeten beide schwer und ruhten ihre Stirnen aneinander, während sie nach Luft schnappten. Elowens Wangen waren gerötet und ihre goldenen Augen strahlten heller denn je.
„Ich nehme an, du hattest das schon den ganzen Tag geplant, oder?“, flüsterte sie mit einem neckischen Lächeln auf den Lippen.
Mikhailis lachte leise und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Vielleicht. Du bist schwer zu widerstehen, meine Königin“,
sagte Elowen und lehnte ihren Kopf an seine Brust. Für einen Moment standen sie einfach da und hielten sich fest, während der Tag endlich hinter ihnen lag.
Aber es lag immer noch eine Nervosität in der Luft – eine Aufregung, die keiner von beiden leugnen konnte. Sie hatten die Formalitäten, die Zeremonien und die politischen Reden hinter sich gebracht, aber jetzt waren sie ganz allein. Dies war der Moment, in dem der Titel „Prinzgemahl“ in den Hintergrund trat und nur noch Mikhailis und Elowen da waren, zwei Menschen, die gemeinsam etwas Neues begannen.
Elowen zog sich leicht zurück und sah ihm in die Augen.
„Mikhailis“, begann sie mit etwas leiserer, etwas unsicherer Stimme.
„Es gibt etwas, das du wissen solltest.“
Mikhailis hob eine Augenbraue, neugierig, aber geduldig.
„Was denn?“
Sie holte tief Luft, ihre goldenen Augen flackerten vor einer Mischung aus Emotionen – Verletzlichkeit, Stärke und etwas anderem, das er nicht ganz deuten konnte.
„Ich habe das noch nie zuvor getan“, gab sie zu, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
Mikhailis blinzelte, für einen Moment überrascht. Elowen, die Königin von Silvarion Thalor, die immer so gefasst und beherrscht war, zeigte eine Verletzlichkeit, die er nicht erwartet hatte. Aber er ließ sich von seiner Überraschung nicht beirren.
Nun, es wäre wohl schlecht, wenn eine Königin vor ihrer Hochzeit keine Jungfrau mehr wäre, oder? Aber wow. Jetzt muss ich wie ein Hengst antworten.
Er lächelte sanft und umfasste ihr Gesicht mit seinen Händen.
„Ich auch nicht“, gab er leise zu.
„Aber das ist okay.
Wir finden schon eine Lösung“, sagte er mit zärtlicher Stimme, die eine Wärme ausstrahlte, die ihm fast fremd war, etwas, das er noch nie zuvor zum Ausdruck gebracht hatte. „Ich habe genug Pornos gesehen, um zu glauben, dass ich ein erfahrener Mann bin, der drei Tage lang ohne Essen und Trinken mit zwölf Frauen spielen könnte, aber das ist egal, lass es uns einfach versuchen, Hubschrauber …“
<Mikhailis.>
„Ah!“ Mikhailis fasste sich wieder, als er Rodions Stimme aus seiner Brille hörte.
„Ich meine, es wäre besser, wenn wir unsere ’nächtlichen Fähigkeiten‘ durch Übung verbessern und jede Nacht besser werden, anstatt alles in einer Nacht zu erledigen, oder? Es wäre doch schlecht, wenn ein Paar zu schnell die Lust daran verliert“,
Mikhailis fuhr fort, als hätte er sich nicht versprochen und etwas gesagt, was er besser nicht hätte sagen sollen.
Elowens goldene Augen wurden bei seinen Worten weicher, und zum ersten Mal seit der großen Zeremonie erlaubte sie sich, sich wirklich zu entspannen.
Ihre Schultern, die normalerweise unter der Last der Verantwortung hochgezogen waren, entspannten sich, als sie sich Mikhailis‘ Berührung hingab.
„Ich bin froh, dass du hier bist, Mikhailis“, flüsterte sie und suchte seinen Blick.
„Nicht nur wegen des Königreichs oder des Throns, sondern … wegen mir.“
Bei ihren Worten setzte Mikhailis‘ Herz einen Schlag aus.
In ihrer Stimme lag etwas Ungeschminktes und Ehrliches, eine Verletzlichkeit, die er noch nie zuvor gesehen hatte.
Mikhailis hatte darüber nachgedacht.
Dass er sich entsprechend Elowens Verhalten verhalten würde, wenn sie eine Maske in ihrer Beziehung aufsetzen würde, würde er das auch tun, aber er hatte sich vorgenommen, ihre Maske zu zerbrechen und sie dazu zu bringen, ihn vollständig zu lieben.
Aber ich schätze, es läuft nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe.
Als er Elowen in die Augen sah, wusste er es sofort.
Sie trug in diesem Moment keine einzige Maske.
Sein Grinsen wurde weicher und ehrlicher.
„Ich wäre nirgendwo anders“, antwortete er und strich ihr sanft mit dem Daumen über die Wange. Er beugte sich näher zu ihr, spürte die Wärme ihres Atems auf seiner Haut, als sich ihre Stirnen berührten, und das Gewicht des Tages fiel von ihm ab, als sie ganz allein waren.
Die Stille zwischen ihnen war angenehm, eine Stille, die keiner Worte bedurfte. Draußen vor dem Fenster füllten das sanfte Rascheln der Bäume und das Summen von Silvarions Magie die Luft, aber Mikhailis konnte sich nur auf Elowen konzentrieren – auf das Gefühl ihrer Haut unter seinen Fingerspitzen, auf ihren Atem, der sich ganz leicht beschleunigte und sich seinem eigenen anpasste.
Er beugte sich langsam vor, hielt ihren Blick fest und gab ihr jede Chance, sich zurückzuziehen. Aber sie tat es nicht. Stattdessen schloss sie die Distanz zwischen ihnen und drückte ihre Lippen in einem sanften, zögerlichen Kuss auf seine.