Wu Long hat Chen Hui das Angebot nicht einfach so gemacht, und es war auch nicht sooo großzügig von ihm, auch wenn er dabei bedacht hat, der kaiserlichen Garde zu helfen.
Aus den Berichten, die er kurz zuvor bekommen hatte, wusste er, dass die beiden älteren Prinzen beide 19 Jahre alt waren, genau wie der fünfte Prinz. Der Unterschied lag nur in den Monaten, in denen sie geboren wurden.
Außerdem hatte er zumindest ein gewisses Verständnis für jeden der drei anderen Prinzen, die um den Thron kämpften, nicht nur aus Berichten, sondern auch aus seinen Gesprächen mit dem neunten Prinzen, der wertvolle Informationen wie Kieselsteine wegwarf.
Und die Lage sah nicht allzu gut aus.
Natürlich konnte er sich nicht sicher sein, und selbst seine vagen Einschätzungen konnten daneben liegen, da er die anderen drei nicht persönlich getroffen hatte, aber es schien, als gäbe es unter den Prinzen niemanden, mit dem man verhandeln könnte.
Aber er war nicht allzu entmutigt von der Aussicht, mit jemandem aus der kaiserlichen Familie zusammenzuarbeiten, der Anspruch auf den Thron erheben konnte, denn gestern hatte er vom neunten Prinzen eine weitere Information erhalten.
Es gab eine Prinzessin, die als potenzielle Herrscherin vielversprechend war. Das Problem war, dass sie keine Unterstützung hatte, oder vielleicht war es gerade das, was sie in Wu Longs Augen zu einer vielversprechenden Kandidatin machte. Da sie keinerlei Chancen hatte, gab es niemanden, der sich an sie hängte, um sie zu lenken oder ihr Ego aufzublähen.
Ihre Mutter war eine machtlose Konkubine ohne nennenswerte politische Unterstützung.
Außerdem war sie wegen ihrer Schönheit beim Kaiser beliebt, was sie anfangs in eine schwierige Lage brachte. Zu ihrem Glück bekam sie aber keinen Sohn, sodass sie von den meisten politischen Unruhen verschont blieb.
Solange ihre Tochter sich also bedeckt hielt und still auf ihre Heirat wartete, konnte diese Konkubine ein friedliches, luxuriöses und ausschweifendes Leben führen.
Im Gegensatz zur Kaiserin und anderen Konkubinen, die mit dem Kampf um die Thronfolge beschäftigt waren und seit der Geburt ihrer Erben vom Kaiser auf Distanz gehalten wurden, da dieser zumindest offiziell gemäß der Tradition eine unparteiische Haltung in der Thronfolge einnahm, besuchte diese Konkubine regelmäßig die Gemächer des Kaisers und erhielt von ihm Geschenke und verschiedene Gunstbezeugungen.
Im Palast der Konkubine war es aber nicht immer friedlich und ruhig, da ihre Tochter Interesse an der Politik zeigte und in der perfekten Welt der Konkubine für Unruhe sorgte, was zu Konflikten zwischen den beiden führte.
Darin sah Wu Long eine Chance.
Die Prinzessin hatte offensichtlich Ambitionen. Außerdem wurde ihr Eigenschaften nachgesagt, die Wu Long als vielversprechend für eine Herrscherin ansah.
Allerdings fehlten ihr Macht und Möglichkeiten.
Wenn Wu Long ihr zumindest Letzteres und vielleicht auch etwas von Ersterem geben würde, wäre sie viel eher bereit, mit ihm zusammenzuarbeiten als jeder der vier Prinzen, die eine Rolle spielten.
Und er wäre in einer viel besseren Verhandlungsposition als die vier Prinzen, die aus einer Position der Stärke heraus verhandelten.
Ihre Mutter schien zwar fest entschlossen, sich nicht in den Thronkampf einzumischen, aber sie hatte einfach Angst und sah keine Chance. Wenn sie jedoch eine echte Chance sähe, Königinmutter zu werden, würde sie schnell ihre Meinung ändern.
Die einzige Frage war, wer der Ehepartner für die Prinzessin werden sollte. Ohne einen solchen hatte sie keine rechtliche Handhabe, um um den Thron zu kämpfen.
Es musste jemand sein, der sorgfältig ausgewählt wurde, um keine separaten politischen Einflüsse ins Spiel zu bringen, und der nicht mit der Prinzessin um die Macht konkurrieren würde, falls er den Thron besteigen sollte – ein vertrauenswürdiger Partner ohne versteckte Ambitionen.
Chen Hui war die perfekte Wahl, weil er zu keiner politischen Gruppe gehörte und man ihm vertrauen konnte. Außerdem hatte er keine Ambitionen, zu regieren oder Macht zu haben.
Ganz abgesehen davon war die Prinzessin nicht gerade jemand, der keinen Mann finden konnte, wenn sie wollte – Gerüchten zufolge war sie bei den jungen Adligen der Stadt sehr beliebt. Ihr Problem war es, die Erlaubnis zur Heirat zu bekommen und jemanden zu finden, der vertrauenswürdig war, die richtigen Qualifikationen mitbrachte und sich nicht scheute, eine so heikle Position einzunehmen.
So kümmerte sich Wu Long gewissermaßen gleichzeitig um den Hauptmann und die Prinzessin.
Der eine bekam eine schöne Braut und einen höheren Status, der ihn vor seinen aktuellen Problemen schützte, die andere bekam einen zuverlässigen Partner, dem sie vertrauen konnte und der ihr ermöglichte, um den Thron zu kämpfen, sowie einen Verbündeten in Wu Long, der ihr bei der Erlaubnis und ein paar anderen Dingen helfen konnte.
Es war offensichtlich als eine Art Vertragsehe gedacht, aber aus irgendeinem Grund hatte Wu Long ein gutes Gefühl bei dieser Verbindung, ohne die Frau überhaupt kennengelernt zu haben. Und sein Gefühl täuschte ihn selten.
Wu Longs Name war in den Sieben Grenzenlosen Welten oft berüchtigt für die Anzahl der grünen Hüte, die er verteilte. Obwohl er wusste, dass er niemals liebende Paare anrührte und diese Hüte nur bestimmten Leuten gab, die nicht zu schätzen wussten, was sie hatten, erwähnte niemand dies, da die lautesten Kritiker in dieser Frage die Betroffenen selbst waren.
Eine viel weniger bekannte Tatsache über den Gott der Freude, weil er sie nie öffentlich gemacht hat, war, dass er in den Sieben Grenzenlosen Welten tatsächlich viel mehr erfolgreiche Ehen geschlossen hat, als er gescheiterte Ehen zerstört hat. Einige dieser Ehen legten den Grundstein für mächtige Allianzen und Kräfte, und viele der eifrigsten Anhänger und Verbündeten von Wu Long waren auf genau diese Weise mit ihm verbunden.
Und seinen erfolgreichsten Vermittlungen ging genau diese Art von Vorahnung voraus, sodass er gut gelaunt war.
Natürlich war das alles nur ein grober Plan, der sehr leicht scheitern konnte. Zum Beispiel, wenn die Indizien falsch waren und die Prinzessin sich als genauso unvernünftig wie ihre Brüder herausstellte und es daher nicht lohnte, Zeit und Mühe in sie zu investieren.
Die Situation war unbeständig und konnte sich jederzeit ändern.
Aber Wu Long war es gewohnt, unter solchen unsicheren Umständen zu agieren, oder besser gesagt, er blühte darin auf. Denn Stabilität bedeutete wenig Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen, während es im Chaos nie an Möglichkeiten mangelte.
Als er zurückging, warf er plötzlich einen Blick zum Horizont.
„Hm? Heh, schau mal, wer endlich aufgetaucht ist“, kicherte Wu Long und dachte, dass der Piratenanführer vielleicht zu vorsichtig war, da er spürte, wie das spirituelle Qi-Zeichen, das er ihm heimlich durch die Wunde hinterlassen hatte, in diese Welt eindrang.
Obwohl er innerlich kurz überlegte, ob das an diesem Punkt wirklich noch wichtig war, da Wu Longs Beziehung zum 5. Prinzen bereits getrübt war.
Aber er beschloss dennoch, weiterzumachen, falls es später noch nützlich sein könnte, und verschwand von der Stelle, ohne viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
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In einer kleinen Stadt in der Nähe einer Festung, die um den Weltstein herum gebaut worden war, da alle Weltsteine auf diesem Kontinent strategisch wichtige Orte für die Wei-Dynastie waren und daher mit Festungen kontrolliert wurden, betrat ein Mann das Restaurant einer kleinen Herberge und gelangte durch die Küche in einen kleinen, unauffälligen Raum für private Treffen.
Die Spionageabwehr in diesem Lokal war genauso gut wie in ähnlichen Lokalen in Emerald Falls City selbst, was aber auch bedeutete, dass die Preise entsprechend waren.
Der Mann setzte sich in einen Raum, in den er geführt wurde, und wartete etwas nervös.
Etwa eine Stunde später kam ein weiterer Gast mit einem Bambushut herein und setzte sich ihm gegenüber, ohne den Hut oder den Umhang abzunehmen.
„Du bist spät dran“, sagte der Mann mit dem Bambushut mit rauer, tiefer Stimme, sobald sich die Tür hinter dem Angestellten geschlossen hatte und er spürte, wie die Tarnformationen aktiviert wurden.
„Ich bin verletzt und geschwächt … außerdem musste ich vorsichtig sein …“, begann der Piratenanführer sofort, seine offensichtliche Verspätung zu erklären.
„Geschwächt? Hast du die Pille genommen … und trotzdem verloren?“
„Das wollte ich dir doch gerade sagen …“
„Welche Techniken hat der Mann, der gegen dich gekämpft hat, angewendet, welche Kampfstile? Hast du irgendwelche erkannt?“
„Ähm … nein … ich kenne keine …“
„Zu welcher Gruppierung gehört er? Hat er etwas gesagt?“
„Du stellst mir viel zu schnell all diese Fragen! Lass mich mal überlegen …“
„Ja oder nein, hat er irgendetwas gesagt, das du mit seiner Zugehörigkeit in Verbindung bringen kannst?“
„Hör mir zu! Ich habe Mist gebaut, okay? Das kommt vor! Aber sie wissen nichts von dir, sie haben nicht einmal mein Gesicht gesehen. Ich kann immer noch ein neues Team zusammenstellen und …!“
„Beantworte die Frage!“
Wu Long und Old Yen saßen auf den Deckenbrettern über den beiden, auf einer Reihe von Talismanen. Der erstere kniff bei dieser Entwicklung die Augen zusammen: „Er wird beseitigt werden.“
Das war der wahrscheinlichere Grund, warum der Piratenanführer so spät gekommen war. Er hatte auch befürchtet, dass es so kommen könnte.
Wu Long musste in diesem Moment eine Entscheidung treffen: Sollte er den Piratenanführer retten und versuchen, etwas Nützliches aus ihm herauszubekommen, falls er überhaupt etwas wusste, oder sollte er Old Yen diesem Mann folgen lassen, der offensichtlich nicht der Drahtzieher war, sondern eher ein niedriger Handlanger, der ebenfalls nicht über das gesamte Bild informiert war und vielleicht nicht einmal wusste, wer ihn angeheuert hatte?
Die zweite Option würde wahrscheinlich eher was bringen, aber es könnte Tage dauern, bis sich Ergebnisse zeigen würden. Tage, in denen Old Yen diesen Mann heimlich verfolgen müsste, um weitere nützliche Informationen zu sammeln.
Old Yens Tarn- und Spionagetechniken waren schon beeindruckend genug, und er war klug genug, um zu wissen, wo er nicht hingehen und mit wem er sich nicht anlegen sollte, sodass Wu Long ihm diese Aufgabe ohne Bedenken überlassen konnte.
Außerdem gab er ihm genug nützliche Talismane mit, die ihm helfen würden, mit solchen Geheimhaltungsmaßnahmen klarzukommen.
Aber Old Yen war einfach zu wertvoll, um Tage damit zu verbringen, Hinweisen nachzugehen, die Wu Long nur am Rande interessierten. Schließlich war es an diesem Punkt ziemlich egal, wer versuchte, den fünften Prinzen zu sabotieren. Er war nur hierhergekommen, für den Fall, dass dieses Treffen zu etwas Interessantem führen könnte.
Als er jedoch Old Yens Blick sah, entschied er sich, diesen Preis zu zahlen. Es war auch eine Art Test für Old Yens Fähigkeiten auf einem viel höheren Niveau.
Er nickte Old Yen zu und verschwand von der Stelle, ohne zu bleiben, um den Untergang des Piratenanführers mitzuerleben.
