„Weißt du, Wu Long ist sooo hübsch“, sagte Gong Cui mit verträumtem Blick, während sie ihr Gesicht auf ihre Hände legte, wodurch ihre Wangen etwas breiter wirkten.
„Ja, Cui’er, das ist mir auch aufgefallen“, nickte Gong Liwei, während sie mit Mörser und Stößel getrocknete Kräuter zu feinem Staub zermahlte.
Seit sie wieder zusammen waren, machte sie oft diese Paste, in die ihre kleine Schwester ihre Finger tauchte, wenn sie vom Zither-Training wehtaten.
„Und er ist auch nett und stark und sanft und großzügig …“, fuhr Gong Cui fort, während sie immer wieder einen Blick auf das Profil ihrer älteren Schwester warf.
In solchen Momenten wurde deutlich, dass Gong Liwei eine sehr traditionelle Erziehung als Adlige genossen hatte, ganz anders als Gong Cui, die seit ihrer Kindheit im Palast der Tiefgründigen Musik gelebt hatte. Das Bild einer vornehmen jungen Dame war beeindruckend, selbst bei einer so einfachen Tätigkeit wie dem Mahlen von Kräutern wirkte sie elegant.
„Ja, das habe ich gehört und selbst gesehen“, fuhr Gong Liwei fort, während sie ihre Hände bewegte und ihre Stimme ein wenig monoton klang, ähnlich wie das Geräusch des Stößels, der in kreisenden Bewegungen auf den Mörser schlug.
„Er ist einfach ein Traummann“, fügte Gong Cui in singendem Ton hinzu.
„…“, Gong Liwei antwortete nichts darauf, da sie die Taktik ihrer kleinen Schwester nur zu gut kannte.
Diese Unterhaltung hatte sich schon oft wiederholt und tauchte regelmäßig auf. Zuerst dachte Gong Liwei, dass Gong Cui einfach nur ihren Geliebten bewunderte und einfach nicht aufhören konnte, über ihn zu reden. Sie fand das niedlich und freute sich für ihre kleine Schwester.
Aber nach und nach wurde ihr klar, dass dahinter etwas anderes steckte. Mittlerweile wusste sie nur zu gut, dass dies Teil von Gong Cuis „Win-Win-Win-Strategie“ war, auch wenn sie natürlich nicht wusste, wie diese hieß.
„Buu~“, Gong Cuis Geduld war am Ende, was ziemlich schnell passierte, da sie ihre Frustration offen zeigte. „Gib es doch einfach zu!“
„Ich gebe es zu, Cui’er“, lächelte Gong Liwei, während sie mit ihrer Arbeit fortfuhr.
„Ahhhnn~“, stöhnte Gong Cui und legte sich auf den Bambusboden, spreizte ihre Arme und Beine und machte eine Seesternform.
„Das ist unladylike, Cui’er. Selbst wenn es sich um einen solchen Boden handelt, ist es nicht angebracht, in einer solchen Pose zu liegen“, sagte Gong Liwei ruhig, während sie sich weiterhin auf ihre Arbeit konzentrierte. Ein leichtes Lächeln spielte um ihre Lippen, da sie dieses Verhalten niedlich fand und nicht wirklich erwartete, dass ihre kleine Schwester auf sie hören würde. Es war eher ein Reflex für sie, auf solche Dinge wie Damenmanieren zu achten.
„Sag mal …!“, eine brillante Idee kam Gong Cui in den Sinn, ihre Augen leuchteten auf, als sie ihren Oberkörper plötzlich aufrichtete, „… wenn Wu Long sich dir nähern würde …“
„Und warum sollte er das tun?“, Gong Liwei musste fast lachen, da ihr die Vorstellung, dass Wu Long sich von ihr beeinflussen lassen würde, absurd erschien.
Allerdings bemerkte sie innerlich mit Vorsicht, dass Gong Cui sich nach fast einem Jahr endlich entschlossen zu haben schien, ihre Taktik zu ändern und aus einem anderen Winkel anzugreifen. Daher geriet sie leicht in Panik, dass die Musik-Daoistin versuchen könnte, Wu Long für sie zu werben, und unterbrach sie, als ihre Stimme zum ersten Mal ihre monotone Qualität verlor.
„Weil du schön bist? Und nett ~ ein bisschen nörgelig zwar, aber innerlich sehr lieb ~ und du bist sehr damenhaft ~ vielleicht ein bisschen zu sehr darauf bedacht, wie sich eine vornehme Dame zu benehmen hat, aber …“
„Vielen Dank für das Lob und deine extreme Ehrlichkeit“, begann Gong Liwei leicht lachend, da sie bei einer solchen Beschreibung kein ernstes Gesicht machen konnte.
Sie war nicht beleidigt, da sie Gong Cui zu gut kannte, um irgendetwas davon als Beleidigung aufzunehmen, außerdem konnte sie spüren, wie sehr ihre kleine Schwester sie trotz dieser Worte aufrichtig liebte. Der Kontrast zwischen Gong Cuis Beschreibungen von Wu Long und ihr brachte sie jedoch fast zum Weinen vor Lachen, sodass ihre Hände schließlich vor Lachen zitternd ihre Arbeit einstellten.
Nachdem sie sich von ihrem Lachen erholt hatte, wandte sie sich an Gong Cui, und ein sanftes Lächeln huschte über ihr Gesicht.
„Cui’er, danke, echt. Aber was würde es schon ändern, wenn ich zugebe, wie toll er ist? Ja, es ist schwer, sich nicht in so einen Mann zu verlieben. Aber was würde das schon bedeuten? Überleg mal, warum sollte er mich überhaupt beachten?
Alle um ihn herum sind auf die eine oder andere Weise außergewöhnlich. Ich … ohne ihn hätte ich meine Kultivierung längst aufgegeben, und mein Talent scheint seinen Höhepunkt erreicht zu haben. Ich habe ihm nichts zu bieten und zeichne mich auch in nichts Besonderem aus“, schüttelte sie sich, entschlossen, ein etwas aufrichtigeres und ernsthafteres Gespräch zu führen, bevor Gong Cui diesmal wirklich darüber nachdachte, Wu Long zu überreden.
„Du kennst dich mit Kräutern aus?“
„Haha, ein Hobby einer edlen Dame … im Vergleich zu Lady Yu, einer genialen Alchemistin, ist das nur eine Kleinigkeit“, schüttelte Gong Liwei mit einem leicht bitteren Lachen den Kopf.
Sie mochte es nicht, so zu denken, aber von Menschen umgeben zu sein, die so extrem herausragend waren, war nicht einfach für jemanden, der mit einem bescheidenen Talent zu kämpfen hatte.
Selbst jetzt verbrachte sie fast ihre ganze Zeit, viel mehr als alle anderen um sie herum, mit Meditation, aber ihr Fortschritt in der Kultivierung wurde immer noch von anderen weit übertroffen, und der Unterschied würde wahrscheinlich nur noch größer werden. Sie konnte auch nicht ausschließen, dass sie in Zukunft einem weiteren „gesättigten Dantian“ begegnen würde, da Wu Long bestätigt hatte, dass es möglich war, dies mehrmals zu erleben.
Gleichzeitig hatte sie Probleme damit, so abhängig von Wu Long und Gong Cui zu sein, ohne etwas Sinnvolles zurückgeben zu können.
Abgesehen von ihren Anstrengungen in der Kultivierung war sie ständig auf der Suche nach einem Bereich, in dem sie irgendwelche Ergebnisse erzielen konnte.
Ye Ling um Rat in Sachen Schwertkampf zu bitten, war nur ein Teil davon.
Sie versuchte, mehr über Kräuter von Yu Huan zu lernen, musste aber letztendlich zugeben, dass sie zwar gute Kenntnisse auf diesem Gebiet hatte, aber kein Talent für Alchemie, da sie keine Alchemieflamme kultivieren konnte.
Sie versuchte auch, sich mit Symbolkunst zu beschäftigen, da diese am wenigsten von Talent abhing, aber auch darin konnte sie sich nicht auszeichnen.
Sie wusste schon lange, dass sie nicht für Musik geeignet war, dass sie kein Talent fürs Kämpfen hatte, selbst wenn man ihre niedrige Kultivierungsstufe außer Acht ließ, dass sie nicht über einen so starken Geist wie Luo Mingyu oder Nie Xiwang verfügte und nicht einmal eine durchschnittliche Dao-Kultivierende war, um die Geheimnisse des Dao zu erforschen.
Am meisten wurde sie für ihre Fähigkeiten im Gartenbau gelobt, da sie Wei Lan half, aber das zählte kaum als Talent.
Trotz alledem gab sie nicht auf und glaubte nicht, dass sie darüber jammern sollte, dass sie kein Talent hatte. Sie glaubte auch nicht, dass sie selbst keinen Wert hatte, selbst wenn sie nichts fand, worin sie sich auszeichnete. Sie war weiterhin entschlossen, ihr Bestes zu geben und sich auf jede erdenkliche Weise zu verbessern. Und sie gab sich Mühe.
Das heißt aber nicht, dass sie keine Momente der Schwäche hatte, in denen ihr alles sinnlos erschien. Es heißt auch nicht, dass sie manchmal, wenn sie sah, wie hell diejenigen strahlten, zu denen sie aufschaute, nicht für einen Moment geblendet war und dachte, dass sie vielleicht auch in ihrem Tempo mithalten könnte, um dann, nachdem sie auf der Stelle getreten war, zu verzweifeln.
Und es bedeutete auch nicht, dass sie, wenn sie ein Kribbeln in ihrem Herzen für Wu Long verspürte, nicht das Gefühl hatte, diesen Gefühlen nicht gewachsen zu sein.
Sie seufzte, als sie Gong Cuis Gesichtsausdruck sah, stand auf, ging zu ihrer kleinen Schwester, setzte sich wieder neben sie und umarmte sie.
„Es tut mir leid, Cui’er, ich hätte das nicht so sagen sollen, aber du verstehst doch, was ich meine, oder?“, sagte sie mit sanfter Stimme, während Gong Cui kleinlaut nickte und sie zurück umarmte.
Die beiden Schwestern umarmten sich eine Weile, bevor die Ältere die Stimmung aufhellte, indem sie verkündete, dass die Kräuterpaste fertig sei, etwas Wasser zu den zerkleinerten Kräutern gab und ihre kleine Schwester dazu anleitete, ihre Hände in die Mischung zu tauchen.
