„Das ist gute Arbeit“, sagte Wu Long, steckte das Lineal zurück in den Raumring und legte es auf den Tisch, um zu zeigen, dass er es noch nicht an sich genommen hatte.
Schließlich hatten sie sich noch nicht über die Technik und die Bezahlung geeinigt, auch wenn Kai Huoshi das Thema angesprochen hatte.
„Danke, Meister Wu“, sagte der junge Schmiedemeister mit einer leichten Verbeugung.
„Jetzt lass uns darüber reden, warum ich dich vor ein paar Tagen aufgesucht habe“, erinnerte Wu Long ihn daran, dass dieser Auftrag eine Art Test war.
„Ja … Es ist nur so, dass die Technik, die du uns gezeigt hast, besser ist als die geheime Technik, die in unserer Familie seit Generationen weitergegeben wird …“, Kai Huoshi nickte, aber dann, als könne er es nicht aus seinem Kopf bekommen, fügte er mit verwirrtem Blick hinzu, immer noch ungläubig, dass er etwas so Wertvolles so einfach erhalten hatte.
„Wir kommen später auf die Technik zurück“, lächelte Wu Long. „Was ich dir anbieten möchte, ist erst mal ein Deal und dann ein Job.“
„Ein… Job?“, fragte der junge Meister Kai, der sich durch den plötzlichen Themenwechsel, der ihn aus seiner Aufregung gerissen hatte, endlich beruhigt zu haben schien.
„Für einen Außenstehenden mag es seltsam klingen, dass jemand in deiner Position ein solches Angebot erhält, aber jemand, der deine Situation kennt, wird nicht so überrascht sein“, nickte Wu Long.
„Du meinst, ich bin der dritte Sohn?“, fragte Kai Huoshi mit einem bitteren Lächeln, da er verstand, was damit gemeint war. Er würde nicht die Position des Familienoberhauptes erben und war dazu bestimmt, in den Hintergrund zu treten.
„Das und die Tatsache, dass du – bildlich gesprochen – für die Zukunft deiner Familie geopfert wirst. Ich spreche natürlich von deiner Hochzeit mit der jungen Dame Shan, die im Grunde genommen schon beschlossene Sache ist, nicht wahr?“
„Anscheinend verbreiten sich die Gerüchte auch außerhalb der Familie …“, lachte Kai Huoshi.
„Was wäre, wenn ich dir einen Ausweg aus diesem Schicksal anbieten würde? Das ist der Deal, von dem ich gesprochen habe.“
„Einen Ausweg? Warum glaubst du, ich würde diesen Deal annehmen?“
„Die Tatsache, dass du während deiner Jagd fast alles getan hast, um diese Hochzeit zu sabotieren, indem du dich ihr so unattraktiv wie möglich gezeigt hast, ohne dass sie und die anderen jungen Herren davon erfahren haben. Soweit ich das beurteilen kann, hast du es zwar gut unter der Maske ihres Verehrers versteckt, aber du verabscheust diese Frau.“
„…“, Kai Huoshi riss überrascht die Augen auf. Es war eine Sache, dass Wu Long irgendwie Geheimnisse kannte, die man durch verschiedene Informationsvermittler oder Gerüchte herausfinden konnte, aber es war etwas ganz anderes, etwas zu wissen, das nur der junge Meister Kai wusste und niemals jemandem verraten hatte. Vielmehr war es etwas, das er mit aller Kraft zu verbergen versuchte, da es gegen seine Familie gerichtet war.
„Nicht nur das, du hast wahrscheinlich schon eine andere Frau im Kopf. Wenn du den Deal annimmst, werde ich dir nicht nur helfen, die Hochzeit mit der jungen Dame der Familie Shan zu verhindern, sondern ich werde auch alles tun, um dir zu der Frau zu verhelfen, die du wirklich willst“, fügte Wu Long hinzu.
Er hatte bemerkt, dass der junge Meister Kai nie Interesse an Wu Longs Frauen gezeigt hatte.
Es war zwar Bewunderung, aber nur eine natürliche Reaktion, wie wenn man eine wirklich schöne Landschaft oder ein Wunderwerk der Technik sieht. Doch er blieb weitgehend unbeeindruckt, sein Herz gehörte bereits einer anderen, und angesichts der Beständigkeit seiner Bindung war es sehr gut möglich, dass die Romanze mit dieser Person bereits heimlich begonnen hatte. Das war auch der Grund, warum er als einziger Mann in der Jagdgruppe nicht versucht hatte, sich ihnen zu nähern.
Unterdessen wurde Kai Huoshi immer schockierter, doch dann wurde er schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt: „Und wie willst du das erreichen? Der Familienpatriarch und die Ältesten haben bereits entschieden … sie werden niemals nachgeben. Ich habe ein halbes Jahr lang mein Bestes versucht, einen Ausweg zu finden, aber es war alles umsonst.“
„Wer sagt, dass ich sie überreden werde? Es liegt nicht wirklich an ihnen, ob diese Heirat zustande kommt oder nicht, schließlich ist es nicht die Familie Shan, die in Schwierigkeiten steckt und diese Heirat wirklich braucht, sondern die Familie Kai“, schüttelte Wu Long den Kopf. „Und zufällig gibt es noch eine andere Adelsfamilie, die von einer solchen Heirat profitieren könnte, die Familie Rou.
Ihr zweiter junger Herr ist auch ein Verehrer dieser jungen Dame, ein echter Verehrer, nicht so wie du, auch wenn er in dieser Hinsicht etwas wankelmütig ist. Aber nach dem, was ich gesehen habe, sind die beiden praktisch füreinander geschaffen.“
Als er den letzten Teil sagte, warfen ihm sowohl Sui Luxiao als auch Nie Xiwang einen Seitenblick mit einem ironischen Lächeln zu, da sie genau wussten, dass eine Heirat der beiden im Grunde genommen bedeuten würde, beide in ein Feuer der Qualen zu werfen. Gleichzeitig würde dies jedoch möglicherweise zwei unschuldige Menschen davor bewahren, einen von ihnen heiraten zu müssen.
„… du hast nicht gesagt, was du davon hast…“, fragte der junge Meister Kai vorsichtig, weil er wusste, dass dieser Mann vielleicht wirklich tun würde, was er gesagt hatte.
„Der erste Teil ist ganz einfach: Ich muss nur wissen, woher die Entwürfe für die einziehbare Rüstung der kaiserlichen Wachen stammen. Das kannst du wahrscheinlich in den Archiven deiner Familie herausfinden oder indem du einfach deinen Vater, den Patriarchen, fragst. Ich glaube nicht, dass er etwas dagegen haben wird, es dir zu sagen. Es handelt sich nicht um öffentlich zugängliche Informationen, aber es ist für deine Familie völlig harmlos, wenn du sie weitergibst.“
„…“, Kai Huoshi berührte nachdenklich sein Kinn mit der Hand. Bis jetzt schien es wirklich ein harmloser Deal zu sein, der extrem zu seinen Gunsten ausgelegt war.
Währenddessen fuhr Wu Long fort: „… der zweite Teil ist etwas kniffliger und hängt auch mit dem Job zusammen, von dem ich vorhin gesprochen habe. Eigentlich wäre es besser, zuerst über den Job zu reden, bevor wir den zweiten Teil des Deals besprechen.“
„Der Job … bietest du mir an, dein exklusiver Schmiedemeister zu werden?“
„Ja, aber es ist ein bisschen mehr als das. Ich biete dir an, diese Stadt hinter dir zu lassen und für mich zu arbeiten. Natürlich werde ich dir helfen, deine Frau mitzunehmen.“
„Die Stadt verlassen?“, Kai Huoshi hob die Augenbrauen, dieser Gedanke schien ihm noch nie gekommen zu sein.
„Draußen gibt es eine viel größere Welt“, nickte Wu Long mit einem Lächeln. „Du wirst nicht nur neue Dinge lernen und sehen können, sondern auch eine echte Chance haben, Höhen des Schmiedekunst-Dao zu erreichen, die du hier niemals erreichen könntest. Die Schmiedetechnik, die ich dir zuvor beigebracht habe, ist nur ein kleiner Teil dessen, was du lernen könntest.“
Während er sprach, wurden die Augen des jungen Meisters Kai sichtlich lebhafter.
„Aber vielleicht noch wichtiger ist, dass du frei sein wirst, mit deiner Geliebten zusammen zu sein, ohne die Grenzen deiner Familie, und deinen eigenen Weg gehen kannst“, fügte Wu Long hinzu. „Denn alles, was ich von dir verlange, ist, das zu tun, was du bereits liebst: Schmieden.“
Kai Huoshi wurde die Kehle trocken, als er über die Möglichkeiten nachdachte. Schließlich wusste er, was für ein Leben ihn hier erwarten würde, selbst wenn er einen Deal mit Wu Long machen würde und es keine Hochzeit mit der Familie Shan gäbe.
Andererseits war es riskant, das Angebot eines Fremden wie Wu Long anzunehmen, da er nicht wusste, worauf er sich einlassen würde.
Er stand vor der Wahl zwischen einem bekannten, aber garantierten Leben in Mittelmäßigkeit und einem sehr subtilen, nagenden Elend, das ihn Tag für Tag langsam zerfraß, und einer ungewissen Zukunft, die sich als weitaus schlimmer, aber auch als besser herausstellen könnte.
Nachdem er eine ganze Minute lang nachgedacht hatte, senkte er den Kopf und schloss die Augen. Dann sah er Wu Long mit entschlossenem Blick an.
„Ich hoffe, ich werde dein großzügiges Angebot nicht enttäuschen“, sagte er, denn ihm war klar, dass es ein großes Glück war, ein solches Angebot zu erhalten, wenn Wu Long wirklich mehr als nur die Technik besaß, die er ihm vermittelt hatte.
Wu Long lächelte, sichtlich zufrieden mit der Entschlossenheit des jungen Schmiedemeisters.
Er staunte immer wieder über die Fähigkeit von Sterblichen und Transzendenten, so lebensverändernde Entscheidungen mit solcher Schnelligkeit und Entschlossenheit zu treffen, was bei Unsterblichen und Göttern kaum zu sehen war.
Man könnte es als leichtsinnig bezeichnen, aber gleichzeitig hatte es auch einen gewissen Charme. Zumindest war es faszinierend.
„Gute Wahl. Nun zum zweiten Teil der Abmachung: Du sollst dieses Stellenangebot auch an den zweiten und dritten Sohn der Zweigfamilien deiner Kai-Familie sowie an Vasallenfamilien und vielleicht sogar an einen Teil deiner angestellten Handwerker weitergeben, wobei es mir reicht, wenn du nur ein Treffen arrangierst.
Noch besser wäre es, wenn du mit den zweiten oder dritten jungen Herren der anderen vier Familien Kontakt aufnehmen würdest, zu denen du gute Beziehungen hast und von denen du glaubst, dass sie dort nicht den Respekt und die Behandlung bekommen, die sie verdienen.“
Kai Huoshi erstarrte, da dieses Gespräch plötzlich in einen sehr gefährlichen Bereich abglitt. Das Abwerben von Talenten aus Adelsfamilien galt als schwere Beleidigung, wenn nicht sogar als Kriegserklärung. Wenn es nur Kai Huoshi betraf, war das noch in Ordnung, da man es möglicherweise als einfache Flucht mit seiner Geliebten tarnen konnte. Wenn sie jedoch begannen, in großer Zahl zu rekrutieren, war das eine ganz andere Sache.
„Das …“, er wusste nicht, wie er antworten sollte.
„Da du mein Angebot angenommen hast, werde ich ehrlich zu dir sein. Die Familie Kai mag oberflächlich betrachtet in Ordnung erscheinen, aber sie befindet sich seit einiger Zeit in einem stetigen Niedergang. Sie kann nicht mit den anderen vier Familien in derselben Branche mithalten und hat einige ihrer Nebengeschäfte, wie zum Beispiel Schmiede- und Veredelungswerkstätten, an diese verloren. Vor allem aber hat sie immer mehr Schulden bei den Handelsgesellschaften angehäuft.
Ihr verzweifelter Heiratsantrag an die Familie Shan ist ein Zeichen dafür, dass sie nicht mehr lange durchhalten werden. Wenn diese Hochzeit platzt, wird der Niedergang weitergehen, und sobald sichtbare Risse auftreten, wird der Zusammenbruch sehr schnell vonstattengehen“, sagte Wu Long in ruhigem Ton.
Hier schaltete sich Nie Xiwang in das Gespräch ein und fügte hinzu: „Sobald das passiert, werden sie versuchen, sich einer der anderen vier Familien als Vasallenfamilie anzuschließen, um zu verhindern, dass sie alles verlieren, was sie haben.
Sie haben versucht, dies auf elegantere Weise zu erreichen, durch Heiraten mit der Familie Shan, aber zu diesem Zeitpunkt werden sie keine andere Wahl haben, als einen weniger würdigen Vertrag abzuschließen und ein minderwertigeres Adelshaus zu werden, anstatt sich allmählich mit der anderen Familie zu vereinen und dabei ihren Status zu bewahren.“
„Zu diesem Zeitpunkt …“, fuhr Sui Luxiao mit seiner Erklärung fort, „… wird die Familie, die sie als Vasallen aufnimmt, versuchen, Verluste zu begrenzen, um sich keine Last aufzubürden.
Die Hauptfamilie würde intakt bleiben, und die Nebenlinien müssten wahrscheinlich nur die Nicht-Erben ausmerzen, sodass nur der erste Sohn jeder Nebenlinie übrig bliebe, vielleicht bei einigen auch noch ein zweiter Sohn. Aber die Vasallenfamilien und angestellten Handwerker würden wahrscheinlich fast vollständig entlassen und mit wenig bis gar nichts fortgeschickt werden.“
Während sie sprachen und den zukünftigen Zusammenbruch der Familie Kai akribisch beschrieben, wurde Kai Huoshi immer entsetzter.
„Das würde übrigens auch passieren, selbst wenn die Hochzeit stattfindet“, fügte Wu Long hinzu, als er einen gewissen Zweifel in den Augen des jungen Mannes sah. „Deine Opferbereitschaft, zu heiraten, würde also nicht viel an diesem Ergebnis ändern.“
„Leider ja“, nickte Sui Luxiao mit bedauerndem Gesichtsausdruck. „Keine der vier Familien hat die Möglichkeit, die gesamte Kai-Familie mitsamt ihren Schulden zu übernehmen, auch nicht die Shan-Familie. Also müssten Teile abgetrennt werden.“
Nie Xiwang seufzte: „Und der Hauptzweig der Kai-Familie wird keine teilweise Übernahme ihrer Leute durch andere Adelsfamilien zulassen, außer durch die, denen sie sich unterwerfen.
Das wäre zu beschämend für sie und würde gegen die Bedingungen verstoßen, unter denen sie als Vasallen akzeptiert würden. Wenn es Anzeichen dafür gäbe, würden sie sehr wohl bis zum Äußersten gehen und diejenigen, die sie nicht behalten könnten, umbringen, anstatt sie gehen zu lassen.“
„Aber …“, sagte Kai Huoshi schockiert und konnte nicht weiterreden.
Wu Long nickte mit einem verständnisvollen Blick und fügte hinzu: „Ich verstehe, dass das schwer zu begreifen ist. Aber wie Xiwang bereits gesagt hat, ist dieser Heiratsantrag nur ein Mittel, um das Gesicht zu wahren. In Wirklichkeit würde er die Familie nicht retten können. Warum haben sie wohl dich ausgewählt und nicht den ersten jungen Herrn? Weil die Familie Kai die junge Dame der Familie Shan nicht willkommen heißen würde, wirst du stattdessen in die Familie eingeheiratet.“
Es wurde für einige Zeit still im Raum, während Kai Huoshi nachdenklich den Kopf senkte und einen schweren Ausdruck in den Augen hatte.
Wu Long und seine Damen unterbrachen ihn nicht und drängten ihn nicht, da sie verstanden, dass er etwas Zeit brauchte, um nicht nur das zu verdauen, was ihm offenbart worden war, sondern auch um über Wu Longs Angebot nachzudenken.
„Du sagst also, dass du Leute aufnimmst, die wahrscheinlich sowieso alles verlieren werden … warum wartest du nicht einfach, bis das passiert, dann würde niemand ablehnen und dir umso dankbarer sein, wenn du es tust?“, fragte Kai Huoshi, als er wieder den Kopf hob, etwas nervös.
„Weil das keine Wohltätigkeit ist. Ich will Leute mit Ambitionen, die die Chance ergreifen, die ich ihnen biete, auch wenn ihre derzeitige Situation stabil aussieht. Ich habe nicht vor, mein Angebot über das hinaus zu verbreiten, was nötig ist, um seine Bedeutung zu verstehen, geschweige denn diejenigen zu überzeugen, die mein Angebot belächeln. Das würde nur später Ärger bedeuten“, schüttelte Wu Long den Kopf.
Der junge Schmiedemeister schluckte und begriff, warum Wu Long ihm sein Angebot gemacht hatte, bevor er ihm die schwierige Lage der Familie Kai erklärt hatte. Er verstand, dass Wu Long ihm den zweiten Teil des Angebots nicht nennen würde, wenn er ablehnte, und dass er auch nicht versuchen würde, ihn mit weiteren Erklärungen zu überreden.
