Wie Wu Long erwartet hatte, machte der Geruch von Blut die Leute darauf aufmerksam, dass in dem kleinen Restaurant was passiert war, sobald der Regen aufgehört hatte. Die offenere Szene einer Straße voller Leichen wurde aber nicht bemerkt, da kurz nachdem Wu Long und Butler Bang weg waren, keine Spuren mehr von dem Vorfall zu sehen waren.
Das überraschte ihn aber nicht, da die Beteiligten in diesem Land fast alles und jeden verschwinden lassen konnten.
Es gab nichts, was den Vorfall im Restaurant mit ihm in Verbindung brachte, also machte ihm niemand Ärger, obwohl er erwartet hatte, dass die „Gärtner“ dieses Landes ihm das Leben schwer machen würden. Aber wenn er darüber nachdachte, wäre das auch sinnlos gewesen, da die Kaiserin dieses Problem lösen konnte, ohne einen Finger zu rühren.
Die drei Minister wissen nicht, worüber sie gesprochen haben, und haben daher keine Ahnung, in welcher Beziehung sie zueinander stehen.
Das Einzige, was sie wissen, ist, dass Wu Long mit Nie Changsheng gehen durfte und die Klingenkaiserin ihn nicht zur Verantwortung zog.
Es dauerte ziemlich lange, aber Wu Long machte sich keine Sorgen, da die Verzögerung wahrscheinlich durch die Befragung des Mannes verursacht wurde, den er der Kaiserin geschenkt hatte, da er sicher war, dass sie sehr interessiert an dem war, was er zu sagen hatte.
Dao-Kultivierende hatten zwar nicht dieselben Methoden wie Seelenkultivierende, aber sie hatten ihre eigenen Methoden, um Informationen zu bekommen. Sie redeten die Leute einfach dazu, ihnen zu sagen, was sie wissen wollten. Das klappte nicht immer und auch nicht bei jedem, aber ihre Überzeugungskraft war nicht zu unterschätzen.
In Kombination mit einigen robusteren Methoden rechnete er damit, dass Nie Xiwang keine Probleme haben würde, die mentalen Abwehrmechanismen dieses Mannes zu knacken und ihn dazu zu bringen, ihr alles zu erzählen, was er wusste.
In der Zwischenzeit hatte er Zeit, sich sowohl von der Himmlischen Strafe als auch von den Verletzungen zu erholen, die er sich zugezogen hatte, als er eine Schwertabsicht entfesselt hatte, die über seine normalen Fähigkeiten hinausging.
Am dritten Tag, nachdem er Luo Mingyu die Schwertabsicht demonstriert hatte, war er weitgehend wiederhergestellt.
Die Schwere seiner Verletzungen war ähnlich, wenn nicht sogar höher als die, die Ye Ling sich an diesem Tag des ersten Schnees selbst zugefügt hatte. Aber seine Vergangenheit und vor allem seine jüngsten Erfolge in der Körperstärke ermöglichten es ihm, dies viel leichter zu ertragen als sie und sich auch viel schneller zu erholen.
Danach demonstrierte er Luo Mingyu die Speer-Absicht, die Säbel-Absicht, die Stangenbeil-Absicht und viele andere, deren Augen vor neuem Verständnis und Erleuchtung strahlten.
Auf Ye Lings Drängen hin überschritt er nicht die Grenzen dessen, was er derzeit zeigen konnte, aber das war auch gar nicht nötig, da die erste Demonstration der Schwertabsicht, die er ihr gegeben hatte, ausreichte, damit sie das Konzept verstehen konnte, mit dem sie andere Arten von Absichten wahrnehmen konnte.
„Ziyan, du kannst dich dafür näher zu Mingyu setzen.“
Er lächelte Hua Ziyan an, die bei den anderen saß.
Auch wenn es für die anderen nicht so wichtig war wie für Luo Mingyu, profitierten sie doch ebenfalls von diesen Vorführungen und nahmen daher immer eifrig daran teil. Selbst Cao Mei, die in letzter Zeit selten in Wu Longs Gegenwart zu sehen war, schloss sich ihrer Mutter an, da es für jeden Kultivierenden eine so lohnende Erfahrung war.
Hua Ziyan riss die Augen ein wenig auf, nickte aber und setzte sich neben Luo Mingyu, der nicht weit vor ihnen stand.
Was dann folgte, war das Gefühl, als würde eine riesige Hand von oben auf sie drücken, ihr Niwan-Palast fühlte sich zusammengedrückt an, als würde jemand versuchen, ihre Seele zu zerquetschen.
Der leicht verfärbte Bereich, der nach jeder von Wu Long gezeigten Absicht erschien, war bei allen Kultivierenden üblich. Die Stärke hing allerdings vom Verständnis der Absicht ab.
Wu Longs Handflächen bewegten sich in anmutigen Bewegungen, um die herum leichte Verzerrungen auftraten, als würde er eine unsichtbare Materie in Wellen schieben.
Dann änderte sich die Absicht und stattdessen entstand das Gefühl, von einer mächtigen, bedrückenden Kraft in Stücke gerissen zu werden, als seine Handflächen sich einen Finger nach dem anderen zu Fäusten ballten und die sanften Wellen der Verzerrungen sich in tyrannische Strömungen verwandelten, die um seine Fäuste wirbelten, wenn er sich bewegte.
Hua Ziyan schaute ganz gespannt zu, wie sie die Faust- und Handflächentechniken immer besser kapierte.
Anders als im Kampf zeigte er jetzt ganz gezielt, was er wollte. Er konnte zwar nicht wirklich unterrichten, aber mit genug Wahrnehmung und Verständnis konnte man allein durch das Erleben viel lernen.
Hua Ziyans Talent war schon groß, und sie wurde ständig von Wu Long mit Luo Mingyus Hilfe angeleitet, sodass ihre Fähigkeiten sprunghaft voranschritten. Sie war bereits besser als alle anderen in ihrer Welt und näherte sich den Leuten in höheren Welten.
Als er dann seine Chakrams herausholte, rief er Shen Min herbei, aber sie war immer noch in ihrem geschützten Zustand und schien Probleme zu haben, da sie nach dem letzten Schreck, Wu Long möglicherweise zu verlieren, die Kontrolle verloren hatte.
Er fuhr trotzdem mit der Vorführung fort, aber für sie war es aufgrund ihrer aktuellen Situation weniger effizient. Schließlich entschied er mit einem Lächeln und einem Kopfschütteln, dass sie Hilfe brauchte.
Am Abend kam Wu Long vor Shen Mins Zimmer an, und nach einem leisen Klopfen öffnete sie die Tür und ein überraschter, aber erfreuter Ausdruck erschien auf ihrem schönen Gesicht.
„Wu Long! Hehe, komm rein, komm rein“,
sagte sie mit einem Lächeln wie ein Sonnenstrahl, rein und unschuldig. Er lächelte und trat ein, während sie die Tür schloss und ihn zum Sofa führte, wo sie sich mit einem entzückenden Lächeln neben ihn setzte.
„Bist du hier, um über die Chakram-Absicht zu sprechen?“
„Nicht ganz.“
Er lächelte über ihre unschuldige Frage und sie neigte leicht den Kopf, während sie darüber nachdachte, worüber er sprechen wollte. Als er ihr mit zärtlichem Blick tief in die braunen Augen sah, blitzten in seinen Augen tiefgründige Muster auf, die sich diesmal leicht veränderten, als sie sich kreuzten und drehten.
„Heh, wie ich dachte“,
Er lachte innerlich, als er sah, dass ihr Bewusstsein in einen Schlummer gefallen war, weshalb sie nicht aus ihrer Schutzhülle ausgebrochen war, als sie erfahren hatte, dass es ihm gut ging. Sein erster Gedanke war, sie mit „Gefahrenreizen“ aufzuwecken, wie er es in der Vergangenheit getan hatte, doch dann blitzte ein leicht schelmisches Leuchten in seinen Augen auf, als ihm eine andere Möglichkeit einfiel, die viel mehr Spaß versprach.
„Min’er“,
rief er sanft, während er sich zu ihr beugte, und Shen Mins Wangen färbten sich leicht rosa, als sie ihn mit ihren klaren, unschuldigen Augen ansah, die sich weiteten.
„Werden wir … werden wir endlich …“
dachte sie, denn es war das erste Mal, dass er ihr „soweit sie sich erinnern konnte“ Nähe entgegenbrachte, und ihr Herz schlug schneller, als sie schluckte und auf seine Lippen sah, die sich ihr näherten.
