Ein donnerndes Heulen hallte durch die Unterwelt, so laut, dass sogar die chaotischen Bewegungen der Unterweltkreaturen plötzlich zum Stillstand kamen. Lenny und Athena waren von der schieren Wucht des Lärms wie gelähmt.
Athenas spontane und deutliche Reaktion fasste die Ernsthaftigkeit der Lage zusammen: „Scheiße! Das sind die Agenten der Unterwelt!“
Die Bedeutung dieser Worte hing schwer in der Luft. Die Ankunft der Unterweltagenten bedeutete eine Veränderung in der Dynamik der Unterwelt, eine Kraft, die selbst die Bewohner dieses jenseitigen Ortes respektierten und fürchteten.
Inmitten ihres andauernden Konflikts war eine gemeinsame Bedrohung aufgetaucht, die Lenny und Athena dazu zwang, ihre persönlichen Fehden vorübergehend beiseite zu legen und sich gemeinsam der drohenden Gefahr zu stellen.
„Wer zum Teufel sind die Agenten der …“ Lennys Worte blieben in der Luft hängen, als er einen Pfeil laut auf sich zuschießen hörte. Instinktiv schwang er eine Hand und griff nach dem Projektil, das auf sein Gesicht zielte. Doch unerwartet wuchs aus der Pfeilspitze ein Mund mit Zähnen, der versuchte, Lenny zu beißen.
Angewidert warf Lenny den Pfeil auf eine der Netherbestien. In dem Moment, als der Pfeil sie traf, zeigte er einen unersättlichen Appetit und verschlang die Netherkreatur mit beunruhigender Effizienz.
Der Vorgang war ein makaberes Schauspiel, als wäre der Pfeil selbst ein lebendes Wesen, das seine Beute verschlang.
„Was zum Teufel?“, fluchte Lenny laut. Als er beobachtete, wie die Kreatur vom Pfeil verschlungen wurde, erkannte er, dass es sich um einen tiefen Dämon mindestens des 4. Ranges handelte. Die Effizienz, mit der der Pfeil ein so mächtiges Wesen verschlang, versetzte Lenny in Staunen und Schrecken zugleich.
Der Pfeil hatte es mit einem einzigen Schlag verschlungen.
Plötzlich spürte Lenny, wie weitere Pfeile auf ihn zukamen. Es waren mindestens tausend. Das ließ ihn die Stirn runzeln.
Er wedelte mit den Händen und beschwor weitere schwebende Schwerter herbei, aber Athena hielt ihn plötzlich zurück. „Nicht!“, sagte sie. „Das würde es nur noch schlimmer machen, und glaub mir, selbst ein mächtiger Dämon hat bessere Chancen, wenn er vor diesen Dingern flieht, als sich ihnen zu stellen.“
Lenny war sehr klug. Natürlich wollte er trotzdem seine Schwertkunst zeigen. Allerdings hatten Gladiatoren eine angeborene Verbindung zu denen, mit denen sie gekämpft hatten.
Wenn Athena das sagte, obwohl sie den ersten Schwertangriff gesehen hatte, dann wusste sie etwas, das er nicht wusste. Lenny ließ sofort seine Hände sinken, und die Schwerter verschwanden.
„Und schalte dieses leuchtende Ding aus!“, sagte sie und zeigte auf die Kugel, die hinter ihm schwebte.
Mittlerweile war die Kugel der Urbestie nur noch etwa so groß wie eine Perle. Lenny winkte mit der Hand und schickte sie in sein Lager.
Plötzlich kehrte die dunkle Welt zurück.
„Das reicht nicht!“, riet Athena. „Versteck deine verdammte Aura!“
Lenny beschwerte sich nicht und versteckte seine Aura. Doch in dem Moment, als sich seine Energie beruhigte, fühlte er sich, als wäre er in eine Tundra gestürzt worden. Die Temperatur seines Körpers sank augenblicklich auf Minusgrade und drohte ihn in so viel Kälte zu ertränken, dass er spürte, wie seine Seele plötzlich von der Kälte bedroht wurde.
Eine überwältigende Kälte überfiel seine Sinne und umklammerte ihn wie ein eisiger Schraubstock. Die Temperatur sank augenblicklich, und seine Haut nahm eine bläuliche Färbung an, als würde sie zu erfrieren drohen.
Die intensive Kälte war vergleichbar mit dem Gefühl, auf einem eisigen Berg gestrandet zu sein und dem unerbittlichen Biss eines eisigen Windes ausgesetzt zu sein, der jede Schicht seiner Kleidung durchdrang. Sein Atem bildete Nebel in der Luft, und jeder Atemzug fühlte sich an, als würde er Eisnadeln einatmen.
Die gnadenlose Kälte krallte sich in seine Gliedmaßen, betäubte sie und machte jede Bewegung immer schwieriger. Es war, als wäre die ganze Wärme aus seiner Umgebung gesaugt worden und er wäre dem unerbittlichen Griff der eisigen Kraft der Unterwelt ausgeliefert.
Die Pfeile landeten, aber Lenny und Athena, die beide echt gute Kämpfer waren, rollten sich zur Seite und konnten den meisten Pfeilen ausweichen. Viele davon trafen die Kreaturen um sie herum, die vor Schmerz schrien, während sie verschlungen wurden.
Athena bemerkte, dass Lennys Bewegungen durch die Kälte langsamer wurden. Sofort nahm sie seine Hand in ihre und zog ihr Messer heraus.
Lenny runzelte die Stirn, als Athena ihm schnell in die Hand schnitt, aber bevor er protestieren konnte, holte sie ein kleines, rätselhaftes Ei aus ihrem Mantel hervor. „Was machst du da?“, fragte er, seine Bewegungen durch die betäubende Kälte etwas behindert.
„Schaffe die Verbindung!“, wies Athena ihn an und legte seine Hand auf das geheimnisvolle Ei.
Trotz seiner Verwirrung gehorchte Lenny, und als seine Hand das Ei berührte,
„Leite deine Aura in dein Blut und sprich mir nach: ‚Vinculum per sanguinem cum inferiore'“, wies sie ihn an.
Lenny hob eine Augenbraue: „Ist das Latein?“
„Beeil dich! Sag es einfach.“
*Vinculum per sanguinem cum inferiore*
Lenny wiederholte nach ihr.
Eine Welle magischer Energie umhüllte sie. Die Kälte schien etwas nachzulassen, als würde das Ei eine subtile Wärme ausstrahlen.
Die Atmosphäre knisterte vor einer überirdischen Kraft, und Lenny spürte, wie sich eine seltsame Verbindung zwischen ihm und dem Ei bildete, das in einem ätherischen Licht leuchtete und vor Energie pulsierte.
Athena begegnete seinem Blick mit entschlossenem Blick. „Dies ist ein Nether-Bündnis. Es wird dir helfen, die Kälte der Unterwelt zu ertragen. Aber denk daran, dies ist ein Pakt, und er hat Konsequenzen.“
Während Athena sprach, verwandelte sich das rätselhafte Ei in einen seltsamen Mantel, der Lenny umhüllte. Der Mantel schmiegt sich an ihn und schützte ihn sofort vor der beißenden Kälte der Unterwelt. Er war genau wie der von Athena.
Athena zog Lenny plötzlich mit sich und winkte mit der Hand, um charakteristische rote Strähnen freizugeben, die die Aufmerksamkeit der Kreaturen der Unterwelt auf sich zogen.
Die Wesen, angezogen von der Wärme der roten Energie, wirbelten um sie herum. Der Mantel schien die lähmende Kälte abzuweisen, sodass Lenny sich trotz der feindseligen Umgebung freier bewegen konnte. Athenas Blick heftete sich auf ihn, und während sie voranging, entstand ein stilles Einverständnis zwischen ihnen.
Doch nach nur wenigen Schritten drehte sie sich um. „Versteh mich nicht falsch, ich helfe dir nur, damit ich dich selbst töten kann!“
Sie sprang auf bestimmte Kreaturen und landete dann auf einer anderen, die wie ein fliegendes Insekt aussah. Lenny sprang ebenfalls darauf und sofort schoss es in den Himmel.
Es war dunkler als in der Nacht, aber Lenny und Athena waren Halbgeborene. In der Dunkelheit zu sehen, war für sie kein Problem.
Lenny drehte sich um, um zu sehen, was hinter ihm geschah …