„Der Schlüssel zu der Unterebene, in der die Urbestie liegt, kann nur vom Alpha und seinem Kämpfer geöffnet werden.“ Ältester Isiah zeigte auf das Mal der Urbestie auf ihren Stirnen.
Victor nickte verständnisvoll, als er Lenny die blaue Kugel reichte.
„Bist du bereit?“, fragte Victor.
Lenny zögerte einen Moment und wandte sich dann an Ältesten Isiah. Der alte Mann hatte einen Blick, der Bände sprach.
Er flehte Lenny mit zitternden Lippen regelrecht an, Ja zu sagen.
Lenny schien ein wenig zu überlegen. Er massierte sogar leicht seinen Kiefer.
Dann nickte er und legte seine Hand auf die Kugel.
Das brachte Victor zum Lächeln.
Das war der Grund, warum Ältester Isaiah wollte, dass Lenny in seinem Team war, und warum er ihm eine Phiole mit dem Blut der Urbestie gegeben hatte.
Lenny nickte und biss sich in den Finger.
Dann legte er ihn auf die Kugel.
Und so standen Lenny und Victor im Herzen der Arena, wo die Echos vergangener Schlachten noch in der Luft hingen, ihre Daumen mit Blut befleckt. Zwischen ihnen, in ihren Händen, lag die blaue Kugel, ein Gefäß mit mystischem Potenzial, das von einer überirdischen Energie pulsierte.
Mit gemeinsamer Entschlossenheit drückten Lenny und Victor ihre blutbefleckten Daumen auf die glatte Oberfläche der Kugel. Ein ätherisches Licht, so azurblau wie die tiefste See, strahlte aus ihrer Berührung und tauchte die Arena in einen bezaubernden Schein. Die Luft knisterte vor neuer Energie, und die Zuschauer, für einen Moment wie gelähmt, sahen zu, wie die Kugel auf die sich vermischende Essenz ihres Alphas und seines Kämpfers reagierte.
Als würde es von einer versteckten Kraft bewegt, begann der blaue Orb zu wachsen und sich zu vergrößern, bis er wie ein Leuchtfeuer mysteriöser Kraft vor ihnen schwebte. Die Arena, einst ein Schlachtfeld aus klirrendem Stahl und leidenschaftlichen Jubelrufen, war nun in das sanfte Leuchten des verzauberten Lichts getaucht.
Ein leises Murmeln ging durch die Menge, als sich die Kugel verwandelte. Das Portal, ein wirbelnder Strudel aus indigoblauen und azurblauen Farbtönen, materialisierte sich im Herzen der Kugel. Es schien von einer überirdischen Energie zu pulsieren, ein Tor zu einer Welt jenseits des menschlichen Verstandes.
Aus den Tiefen des Portals strahlte eine mächtige Kraft aus, uralt und zeitlos.
Es flüsterte durch die Luft wie eine Melodie aus längst vergangenen Zeiten, eine Einladung, das Unbekannte zu erkunden. Lenny und Victor starrten auf das Portal und spürten die magnetische Anziehungskraft der uralten Energie, die sie rief und sie dazu aufforderte, die Grenzen des Vertrauten zu überschreiten.
Es war natürlich der Ruf des Urzeitmonsters.
Die Zuschauer, die nun zwischen Ehrfurcht und Beklommenheit hin- und hergerissen waren, sahen zu, wie Lenny und Victor einen Moment lang zögerten, ihre Blicke trafen sich in stiller Übereinstimmung über die bevorstehende Reise.
Mit einem gemeinsamen Nicken traten sie in das strahlende Portal und ließen die Arena hinter sich. Die Menge, die von dem mystischen Schauspiel zurückgelassen worden war, konnte fast die Resonanz der uralten Energie spüren, die in der Luft schwebte, ein Zeugnis der außergewöhnlichen Ereignisse, die sich gerade zugetragen hatten.
Als Lenny und Victor durch das Portal ins Unbekannte verschwanden, verblasste die blaue Kugel und ihr ätherischer Schein verschwand wie die Überreste eines verschwindenden Traums. Die Arena, die zuvor noch vom Kampf der Krieger erfüllt war, versank in momentaner Stille, während die Zuschauer noch mit dem mysteriösen Spektakel rangen, das sich vor ihren Augen abgespielt hatte.
Nach dem mysteriösen Verschwinden von Lenny und Victor breitete sich eine beunruhigende Stille in der Arena aus. Die Zuschauer, deren Aufmerksamkeit noch immer auf den verblassenden Resten der blauen Kugel ruhte, wurden plötzlich von einer neuen Welle der Angst erfasst. Eine unheilvolle Vibration hallte durch die Luft und ließ alle, die Zeugen des sich entfaltenden Spektakels waren, erschauern.
Plötzlich schien der Boden unter ihren Füßen zu beben, als ein ohrenbetäubendes Dröhnen durch die Arena hallte. Eine monströse Silhouette tauchte aus den Schatten auf und warf mit ihrer kolossalen Gestalt eine bedrohliche Dunkelheit über das einst lebhafte Schlachtfeld. Die Ältesten und Zuschauer starrten voller Ehrfurcht und Schrecken nach oben, als die riesige Kreatur mit einem donnernden Flügelschlag herabstieg.
Ein uralter und furchterregender Drache landete mit einem markerschütternden Aufprall mitten in der Arena. Seine Schuppen, schwarz wie die Tiefen der Hölle, glänzten unheimlich und reflektierten die verängstigten Gesichter der Zuschauer. Seine Augen, zwei Kugeln voller feuriger Bosheit, waren auf die Sterblichen unter ihm gerichtet und strahlten eine ursprüngliche Intelligenz aus, die allen, die seinem Blick begegneten, einen Schauer über den Rücken jagte.
Die Flügel des Drachen, weit ausgebreitet und zerfetzt, schienen über die Grenzen der Arena hinaus zu reichen und warfen unheilvolle Schatten, die den einst hell erleuchteten Raum verschluckten. Seine Klauen, jede so lang wie ein menschlicher Körper, rissen tiefe Furchen in den harten Boden. Die Arena, die nun von der Größe des Tieres in den Schatten gestellt wurde, wurde zu einer Vorhalle zum Reich der Kreatur.
Ein übelriechender Atem, eine giftige Mischung aus Schwefel und Verwesung, wehte durch die Luft, als der Drache seinen Kopf senkte und Zähne von der Größe von Schwertern entblößte. Rauch quoll aus seinen Nasenlöchern und hüllte die Zuschauer in einen erstickenden Nebel, der das Gefühl des drohenden Untergangs noch verstärkte. Die Ältesten, einst die angesehenen Anführer der Gemeinschaft, standen nun wie erstarrt da, ihre Gesichter von einer Angst gezeichnet, die den stillen Schrecken widerspiegelte, der die gesamte Arena erfasst hatte.
Das Brüllen des Drachen, eine Symphonie aus Urgewalt, hallte durch die Arena und ließ selbst die tapfersten Krieger angesichts dieser monströsen Majestät erzittern. Die schiere Größe des Wesens, das die Hälfte der Arena einnahm, hinterließ einen schaurigen Eindruck in den Köpfen derjenigen, die es wagten, ihn anzusehen.
Die Augen des Drachen suchten die Umgebung ab. Er lachte leise über die Energie der Urbestie, die noch immer in der Luft lag.
Er wandte sich an den Ältesten Isiah. Seine Stimme klang tief und hallend: „Ich bin Augustus vom Königshaus Abaddon. Das Haus der Qual und Zerstörung, und ich …“ Seine Stimme verstummte kurz. „… bringe dir den Tod!“
(Anmerkung des Autors: Damit haben wir einen weiteren Dämon aus einem anderen Haus in der Szene, und dieser ist ein großer Dämon.