Lenny runzelte leicht die Stirn. Er erinnerte sich daran, was er gesehen hatte, als er Victor in die Ödnis geworfen hatte.
Diese mutierten Kreaturen hatten riesige Löcher in ihren Körpern. Selbst unglaubliche Wesen wie sie sollten nach solchen Verletzungen eigentlich nicht mehr am Leben sein können.
Er erinnerte sich auch an die knochige Gestalt, die er in der Ferne gesehen hatte. Es sah so aus, als wäre diese Gestalt der Anführer. Schließlich hatte sie einen violetten Edelstein in der Brust.
Lenny erinnerte sich noch gut an diese Augen.
Plötzlich lächelte er bei dem Gedanken, dass die Sache langsam wirklich interessant wurde: „Lasst sie kommen!“
Victor hob bei diesen Worten eine Augenbraue, aber als hätte ihn Lennys Lächeln angesteckt, lächelte er zurück.
Nach dem, was Victor widerfahren war, hatte sich seine Denkweise völlig verändert.
Er war entschlossener und mutiger als je zuvor in seinem Leben, und die Vorfreude auf den bevorstehenden Kampf versetzte ihn in eine Art krankhafte Freude.
Oben im VIP-Bereich blickte Allison auf Victor herab und ließ ihren Blick über seine gesamte Gestalt gleiten.
Das fiel sogar Agnes auf, die verärgert darüber war, dass Lenny aufgetaucht war und noch dazu einen spektakulären Auftritt hingelegt hatte.
„Allison, hast du etwas gesehen, das dir gefällt?“, fragte Agnes.
„Vielleicht!“, antwortete Allison, während sie eine Haarsträhne, die ihr aus der Seite fiel, umspielte.
Allison war die Erbin der Ironback-Werwölfe. Die Ironback-Werwölfe waren jedoch ein Rudel, das Mr. Augustus angehörte, einem Wesen auf derselben Ebene wie Gouverneur Momoa.
Als Kind von Mr. Augustus war Agnes natürlich Allisons Vorgesetzte. Agnes liebte sie jedoch wie ein kleines Hündchen.
Agnes folgte Allisons Blick zu der Gestalt, die Victor war. Sofort runzelte sie die Stirn.
Allein die Tatsache, dass Victor mit Lenny zu tun hatte, reichte aus, um ihr Ekel zu bereiten.
„Allison, denk nicht mal daran! Der Kerl bringt mich zum Kotzen.“
Allison sah den Ekel in Agnes‘ Gesicht und zuckte zurück auf ihren Stuhl.
Gar hingegen, die neben ihr saß, grinste breit.
Aufgeregt drehte sie sich zu Agnes um. „Hey, du hochnäsige Tussi! Wie wär’s mit einer weiteren Wette?“
Agnes hob eine Augenbraue. „Wenn du nicht die Jungfräulichkeit deines Arschlochs an einen mutierten Wüstenelefanten verspielst, hab ich kein Interesse.“
Gar kniff die Augen zusammen. „Wirklich?
Bist du dir sicher, dass du so weit gehen willst, deinen süßen Lady-Arsch so leicht zu verschenken?“
Agnes sah den Blick in ihren Augen. Sie wollte etwas erwidern, aber sie hielt sich zurück.
Es war nicht so, dass sie in der Vergangenheit noch nie mit Lady Vinegar gewettet und gewonnen hatte, aber dieses Mal schrie ihr Instinkt sie geradezu an, ihre nächsten Worte sorgfältig zu wählen. Ich denke, du solltest dir das mal ansehen
Agnes schaute zur Arena. Alle anderen Teilnehmer und ihre Kämpfer waren ins Portal gerannt, aber Lenny und Victor lächelten immer noch und unterhielten sich miteinander. Und dann war da noch Lady Vinegar, die sie regelrecht anflehte, eine Wette abzuschließen.
Sie konnte sich des Gedankens nicht erwehren, dass sie vielleicht zu selbstsicher waren.
Agnes dachte noch ein bisschen darüber nach. Sie hatte großes Vertrauen in ihren Bruder und seine Fähigkeiten, aber sie musste zugeben, dass Lenny zu einer unverwüstlichen Kakerlake geworden war, die jedes Mal den Kopf hob, wenn sie dachte, dass ein Schuh ihn zerquetscht hatte.
Und nun stand Lady Vinegar da und schlug ihr eine Wette vor, die sehr unladylike war.
Gar sah, wie Agnes‘ Augen ihre Unentschlossenheit verrieten. Sofort erkannte Vine, die berechnendere der beiden unzertrennlichen Freundinnen, die Gelegenheit und übernahm die Führung.
„Wenn du denkst, dass du deine hochnäsige Würde nicht aufgeben kannst, warum machen wir dann nicht eine einfachere Wette? Eine, die dein Herz weniger zerreißt.“
Agnes hob eine Augenbraue. „Und was wäre das, Schlangenhexe?“
Vine lächelte: „Ich dachte da an … ähm … vielleicht einen bestimmten Einladungsstein hier!“ Vine flüsterte, während sie auf Agnes‘ Brust zeigte.
Agnes‘ Augen weiteten sich: „Woher weißt du das …?“
„Stell keine solchen Fragen, Agnes, wir wissen beide, dass das unter deiner Würde ist. Ich weiß, was ich weiß, weil ich bin, wer ich bin. Außerdem hast du vergessen, dass ich genau wie du eine Halbgeborene bin. Ich habe noch bestimmte Gaben von meiner anderen Hälfte behalten.“
„Wie dein Haustier, Lenny Tales? Du bist eine Erinnerung?“, fragte Agnes.
„Vielleicht oder vielleicht auch nicht!
Wer weiß? Unterm Strich will ich den Einladungsstein in deinem Herzen!“
Jetzt war Agnes etwas besorgt. Zum Glück waren nur sie drei in diesem Raum, und Lady Vinegar hatte darauf geachtet, ihre Worte zu flüstern.
Allison war noch jung und so von ihrer Schwärmerei für Victor eingenommen, dass sie nichts bemerkte.
„Ich habe gehört, dass die Umstände deiner Geburt sehr besonders waren und dass der Einladungsstein als Ergänzung für dein Herz verwendet wurde.
Ich weiß auch, dass du ihn nicht loswerden und deine Kultivierung nicht weiter bis zum Rang eines Großen Dämons verbessern kannst. Lass uns also eine Wette abschließen. Warum sehen wir nicht, wer gewinnt? Wenn du gewinnst, werde ich meinen Kern eines Tiefen Dämons in zwei Hälften brechen und dir eine Hälfte geben. Damit kannst du sofort die Hürde zum Rang eines Großen Dämons überwinden.
Aber wenn ich gewinne, gibst du mir den Einladungsstein in deinem Herzen.“
Agnes war wirklich sprachlos von dem, was sie gerade gehört hatte. Denn wenn Vinegar ihren Kern in zwei Hälften teilen würde, würde das bedeuten, dass sie an Macht verlieren würde. Das wäre kein kleiner Verlust. Zumindest würde sie zu einer Kultivierenden des Tiefen Dämonenranges 3 werden.
Außerdem würde sie auf jeden Fall für eine sehr lange Zeit krank oder verletzt sein. Eine solche Verletzung würde mindestens fünfzig Jahre brauchen, um zu heilen, und dann würde es noch schwieriger werden, Kultivierung zu erreichen.
Das war ein sehr riskantes Wagnis.
Für Agnes würde das Entfernen des Einladungssteins in ihrem Herzen ihre Kultivierung dauerhaft zum Stillstand bringen, und dann würde der langsame Machtverlust beginnen. Dieser würde nicht aufhören. Nicht bis sie schließlich sterben würde.
Im Grunde genommen war es für beide Frauen ein tödliches Wagnis.
Agnes runzelte die Stirn: „Das ist also der wahre Grund, warum du in die Stadt der Milch und des Honigs gekommen bist. Du warst die ganze Zeit hinter meinem Einladungsstein her!“
