Enel drehte sich abrupt zu Allison um und fixierte sie mit einem so intensiven Blick, dass ihr ein Schauer über den Rücken lief. Sie stand ein Stück entfernt, ihr zerzaustes Haar umrahmte ihr Gesicht, ihre Haut glänzte noch leicht von dem Kampf zuvor. Sie trug nur noch die Überreste ihrer Unterwäsche und sah sowohl verletzlich als auch verführerisch aus.
Er konnte sich nicht zurückhalten. Das Adrenalin, das durch seine Adern schoss, verlangte nach einem Ventil, und jede Faser seines Wesens zog ihn zu ihr hin.
Vielleicht war es seine Verbindung zu ihr als seine Partnerin, aber das war ihm egal.
Ohne ein Wort zu sagen, trat er die leblosen Körper auf dem Boden beiseite und ging zielstrebig auf sie zu.
Allison stockte der Atem, als sie ihn näher kommen sah, seine Augen glühten vor unausgesprochenem Verlangen.
Es war, als würde ein Feuer in ihr entflammen, das dem rohen Verlangen entsprach, das sie in ihm sah.
In dem Moment, als er sie erreichte, warf sie ihre Arme um seinen Hals und zog ihn zu einem leidenschaftlichen, heißen Kuss an sich.
Ihre Lippen trafen aufeinander, und die aufgestaute Spannung von allem, was geschehen war, entlud sich zwischen ihnen.
Seine Hände wanderten über ihren Körper, folgten den Kurven ihrer Taille, bevor sie unter den restlichen Stoff glitten und ihn wegzogen, als wäre er eine Barriere zu dem, was er suchte.
Ihre Finger verfingen sich in seinem Haar, zogen sanft daran, während sie sich enger an ihn drückte und die Hitze spürte, die von seiner Haut ausging.
Sie bewegten sich gemeinsam mit Dringlichkeit, ihre Körper verschlangen sich und verbanden sich, ein verzweifelter Ausdruck von Überleben und Leidenschaft.
Er drang mit verzehrender Heftigkeit in sie ein.
Jede Berührung, jede Liebkosung war elektrisierend, und als sie schließlich zusammen auf dem Boden zusammenbrachen, war ihr Atem unregelmäßig, ihre Körper ineinander verschlungen, als könnten sie es nie ertragen, sich zu trennen.
Allison legte ihren Kopf auf Enels Brust, der gleichmäßige Rhythmus seines Herzschlags beruhigte das Chaos in ihrem Kopf.
Ihre Finger zeichneten müßige Kreise auf seiner Haut, ihre Berührungen waren leicht und geistesabwesend. „Das erinnert mich an etwas … Was ist mit Lana?“, fragte sie leise und brach damit die Stille.
Enels Hand wanderte zu ihrem Rücken und streichelte ihn sanft, während er antwortete: „Was denkst du?“
„Sie lebt“, sagte Allison mit leiser Gewissheit.
„Genau“, antwortete Enel mit einem leisen Lachen. „Ich habe ihren Tod vorgetäuscht.
Marian hätte sich nicht so leicht verraten, wenn sie geglaubt hätte, dass Lana noch eine Rolle spielt. Außerdem konnte Marian so nicht vermuten, dass wir ihre eigene Waffe gegen sie verwendet haben. Und es war die einzige Möglichkeit, ihr Leben zu retten.“
Allison neigte den Kopf, um zu ihm aufzublicken, und runzelte die Stirn. „Aber da draußen ist es gefährlich. Außerhalb der Stadt …“
Enel unterbrach sie mit ruhiger, beruhigender Stimme. „Es ist überall gefährlich, Allison. Aber mach dir keine Sorgen. Sie ist einfallsreicher, als du denkst.“
Das Gespräch verstummte, und schließlich schliefen sie ein, ihre Körper noch immer ineinander verschlungen, während die Erschöpfung sie übermannte.
—
Am nächsten Morgen wachte Allison in einem leeren Zimmer auf. Sie setzte sich langsam auf, das Sonnenlicht strömte durch die schmalen Fenster und erhellte den Raum. Mit einiger Überraschung stellte sie fest, dass die Leichen aus dem Zimmer entfernt worden waren. Der schwache Geruch von Reinigungsmitteln hing in der Luft und vermischte sich mit dem metallischen Geruch von Blut, der noch immer in ihrer Erinnerung haftete.
Einen Moment lang überlegte sie, Enel zu fragen, wie er das geschafft hatte, aber dann schluckte sie die Frage herunter. Es spielte keine Rolle.
Wichtig war, dass die Schrecken der vergangenen Nacht vorbei waren.
Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als sie Enel am anderen Ende des Raumes stehen sah. Er trug eine zeremonielle Robe, deren tiefroter Stoff seine breiten Schultern und seine schlanke Gestalt betonte.
Die aufwendigen Goldstickereien schimmerten im Licht und zogen ihren Blick auf sich.
Er sah … umwerfend aus. So sehr, dass Allison plötzlich die böse Versuchung verspürte, ihn zurück ins Bett zu ziehen. Bei dem Gedanken wurden ihre Wangen warm, aber sie schüttelte ihn schnell ab, da sie wusste, dass sie Wichtigeres zu tun hatten.
Enel drehte sich um und bemerkte ihren Blick. Ein leichtes Grinsen spielte um seine Lippen, als er auf sie zuging, jeder seiner Schritte bewusst und selbstbewusst. „Bist du bereit für den Tag?“, fragte er mit amüsiertem Unterton.
Allison nickte, obwohl ihr Blick noch einen Moment länger auf ihm ruhte. „Du siehst gut aus“, sagte sie mit leichter, aber ehrlicher Stimme.
Enel lachte leise und reichte ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen. „Du siehst auch nicht schlecht aus“, antwortete er, und in seinen Augen blitzte etwas, das ihr Herz höher schlagen ließ.
Allison schlüpfte in die zeremoniellen Roben, die ihnen von den Priestern gegeben worden waren – Roben, die zu Enels tiefroter Kleidung passten und mit goldenen Akzenten und aufwendigen Stickereien verziert waren, die zu leuchten schienen, als hätten sie ein Eigenleben.
Der Stoff war weich und doch schwer. Es war die Uniform derer, die die Schale der Vergebung überlebt hatten, ein Zeichen sowohl für ihre Leistung als auch für ihre Ehrwürdigkeit.
Als sie nach draußen traten, hallte der Klang von Glocken durch die Heilige Stadt Pep. Die Töne waren voll und rhythmisch und ergossen sich wie eine heilige Melodie über die Stadt, um alle zu der großen Zeremonie zu rufen. Die Luft war voller Vorfreude, und die Straßen waren voller Pilger, die sich auf den Weg ins Zentrum der Stadt machten.
Der Anblick war beeindruckend. Tausende von Pilgern in weißen Gewändern bewegten sich wie eine einzige Masse, ihre Gewänder ein Meer der Reinheit, das sich so weit das Auge reichte.
Hier und da tauchten jedoch purpurrote Gewänder wie die von Enel und Allison auf, die einen seltenen und auffälligen Kontrast bildeten. Dies waren die wenigen Auserwählten, die aus der Schale der Vergebung getrunken hatten, und ihre Anwesenheit flößte den anderen stillen Respekt ein.
Sie schlossen sich der Prozession an und gingen Seite an Seite in Richtung Stadtzentrum. Vor ihnen erhob sich das Große Heiligtum, ein Bauwerk, das so prächtig war, dass es fast nicht von dieser Welt schien.
Das Gebäude war ein hoch aufragender Turm aus poliertem weißem Stein, der im Sonnenlicht glänzte. Seine Oberfläche war mit alten Runen verziert, die schwach golden leuchteten. Massive Torbögen mit Darstellungen von Engeln, Dämonen und himmlischen Schlachten umrahmten den Eingang, und an seiner Spitze fing eine große Kristallkuppel das Licht ein und brach es in schillernde Regenbogen, die über der Menge darunter tanzten.
Die Atmosphäre rund um das Heiligtum war von Ehrfurcht erfüllt. Die Luft selbst schien von einer unsichtbaren Kraft zu vibrieren, als wäre das Gebäude lebendig und würde die Göttlichkeit, die es repräsentierte, ein- und ausatmen. Dies war die Wohnstätte des Propheten, das Zentrum der Heiligen Stadt und der Ort, an dem Sterbliche und Göttliche für flüchtige Momente aufeinandertrafen.
Jeder Pilger hatte die Chance, vor dem Propheten zu stehen, aber nur für zehn kostbare Sekunden. Doch für Leute wie Enel und Allison, die die purpurroten Roben trugen, wurden fünf zusätzliche Sekunden gewährt – eine seltene Ehre, die mit Privilegien verbunden war, die den anderen verwehrt blieben.
Doch kaum hatten sie sich der Zeremonie angeschlossen, wurden sie von einem Priester angesprochen.
Es war derselbe wie am Tag zuvor, der den Kampf zwischen Enel und Prinz Calcium und dem Gelehrten Zobo geleitet hatte.
Enel runzelte die Stirn, folgte aber dennoch den Anweisungen des Priesters.
Sie wurden durch eine Tür in einen unterirdischen Tunnel geführt.
Als sie den Raum betraten, wurde er von Runen an den Wänden hell erleuchtet.
Der Tunnel war unerwartet sauber für einen Tunnel.
Als ob er benutzt wurde, aber nur von bestimmten wichtigen Leuten.
Enel hatte einen unglaublichen Verstand und fand dank der Stadtkarte schnell heraus, wie der Ort aufgebaut war.
Enel runzelte die Stirn, als ihm klar wurde, dass sie ins Zentrum der Stadt geführt wurden. Aber dieser Weg war kürzer.
Nach einer Weile wurden sie in einen Raum geführt. Dieser Ort hätte genauso gut für VIPs sein können.
„Wartet hier!“, sagte der Priester, bevor er ging.
—
Weit weg von der Heiligen Stadt verdunkelte sich der Himmel einer fernen Ebene durch eine bedrohliche Präsenz. Heerscharen gefallener Engel stürzten auf das Land herab, ihre Reihen erstreckten sich in perfekten, disziplinierten Formationen über den Himmel. Ihre weißen Flügel waren makellos und strahlend, ein starker Kontrast zu der Dunkelheit, die sie mit sich brachten.
An der Spitze der Armee flogen ihre Anführer, jeder in Rüstungen gekleidet, die mit überirdischem Glanz schimmerten. Die Brustpanzer waren mit himmlischen Symbolen verziert, ihre Waffen leuchteten schwach, als wären sie von göttlichem Feuer erfüllt. Hinter ihnen schwebten Reihen um Reihen von Engeln in perfekter Einheit, ihre Speere und Schwerter glänzten im fahlen Licht der Ebene.
Dies war keine gewöhnliche Ebene, sondern das Hauptreich einer mächtigen Dämonen-Königsfamilie. Die Engel waren gekommen, um es zu erobern, und ihre Ankunft kündigte eine Konfrontation an, die das Gleichgewicht der Kräfte neu ordnen würde.
Die Anführer der Heerscharen berieten sich kurz, ihre Stimmen klangen melodisch und flößten gleichermaßen Ehrfurcht und Furcht ein. Auf ein einziges Zeichen des befehlenden Erzengels stürmte die Formation vorwärts und stürzte sich in einer Welle aus Licht und Vergeltung auf die Ebene hinab.
Die Luft knisterte vor der Spannung des bevorstehenden Konflikts, und der Boden schien vor Erwartung zu beben. Für diejenigen, die aus den Schatten der Zitadellen der königlichen Dämonenfamilie zuschauten, war klar: Eine Schlacht wie keine andere würde sich gleich entfalten.