Die Stimmung in dem kleinen, rustikalen Haus änderte sich schlagartig. Enel wurde ganz still, weil seine scharfen Sinne ihn auf eine Präsenz aufmerksam machten, die am Rand des Raumes herumschlich. Zuerst war es nur ganz leise, wie ein flüstern in der Luft, aber dann wurde es unverkennbar. Etwas war mit ihnen in den Raum gekommen und schlängelte sich an der Ecke entlang.
Seine dunklen Augen huschten zur Wand, gerade als das Wesen sich in drei Tentakel aufteilte, die sich mit beunruhigender Geschmeidigkeit drehten und wandten. Im Handumdrehen stürzten sich die Tentakel auf ihn, einer auf ihn, einer auf Lana und der letzte direkt auf Allison.
Enel zögerte nicht. Mit einer fließenden Bewegung sprang er vom Hocker auf, seine Hand schoss nach vorne, und ein Dolch materialisierte sich in seinem Griff. Die Waffe zischte durch die Luft, glänzend wie ein silberner Streifen, bevor sie sich in die nächste Ranke bohrte.
Lana war genauso schnell. Ihre Hände tanzten durch die Luft und beschworen dunkle Magie, die sich wie lebende Schatten zusammenrollte und funkelte. Die Energie schlug zu und durchtrennte die Ranke mit einem scharfen, zischenden Knall. Allison sprang mit ihren tierischen Reflexen zur Seite, ihre Obsidianklauen blitzten im trüben Licht, als sie ihr Ziel sauber aufschlitzte und es in zuckende Stücke zerteilte.
Aber der Angriff war noch nicht vorbei. Weitere Ranken schlitterten an den Wänden entlang und krochen wie Schlangen auf die Gruppe zu. Ihre glänzenden Oberflächen schimmerten feucht, als wären sie mit etwas Lebendigem und Bösartigem überzogen.
Enels Miene verdüsterte sich. Seine Hände bewegten sich in schnellen Gesten und beschworen eine Salve glänzender Klingen herauf, die wie eine tödliche Konstellation in der Luft schwebten.
Mit einer einzigen Bewegung seiner Finger schossen sie nach vorne, jede fand ihr Ziel und durchbohrte die Ranken, die nach Talking schlugen.
Der Raum wurde zu einem Wirbel aus Bewegung und Energie. Lana sprang in die Luft, ihre Magie wirbelte wie ein Sturm um sie herum, während sie präzise Schläge ausführte, die die Ranken auseinanderrissen. Allison schlug einen Rückwärtssalto, ihre Klauen waren nur noch ein verschwommener Fleck, als sie sich gegen den unerbittlichen Angriff verteidigte.
Enels Bewegungen waren kalkuliert und bedächtig, seine Beweglichkeit so scharf wie die Klingen, die er beherrschte. Jeder Sprung und jede Drehung schien fast mühelos, während er auswich und konterte, seine Dolche durchbohrten die Ranken mit tödlicher Präzision. Die Geräusche des Kampfes erfüllten die Luft, das scharfe Knistern von Lanas Magie und das nasse Aufschlagen der abgetrennten Ranken auf dem Boden bildeten eine chaotische Symphonie.
„Raus! Sofort!“, bellte Enel, seine Stimme durchdrang den Lärm.
Sie zögerten nicht. Die Gruppe stürmte aus der Hütte, der trockene Dreck knirschte unter ihren Stiefeln, als sie sich im Freien neu formierten. Enels Blick huschte umher und nahm die Szene in sich auf. Irgendetwas stimmte nicht. Die Ranken griffen nicht wahllos an – sie konzentrierten sich ausschließlich auf das Haus, das sie gerade verlassen hatten.
Enel kniff die Augen zusammen und drehte sich zu Talking um. Misstrauen huschte über sein Gesicht. „Was ist hier los?“, fragte er mit leiser, gefährlicher Stimme.
Talking hob defensiv die Hände, sein Gesicht war vor Angst blass. „Ich schwöre, ich habe nicht …“
Doch bevor er zu Ende sprechen konnte, bemerkte Enel eine Bewegung hinter sich. Eine Gruppe Dorfbewohner hatte sich versammelt, ihre Gesichter waren eine Mischung aus Angst und Feindseligkeit. Einer von ihnen stach hervor – eine große, imposante Gestalt mit kräftigem Körperbau. Seine Augen waren scharf und anklagend, als er Talking anstarrte.
Der kräftige Dorfbewohner trat vor und sprach mit lauter Stimme in ihrer Muttersprache. Er zeigte mit einem anklagenden Finger auf Talking und seine Stimme war voller Hass.
Enel runzelte die Stirn und sah Talking fragend an, ob er übersetzen könne.
„Er sagt …“, begann Talking zögernd und schluckte schwer. „Er sagt, ich würde mit Dämonen zusammenarbeiten. Dass ich ihre Strafe über uns gebracht hätte.“
Enels Augen verdunkelten sich, sein Gesichtsausdruck war nicht zu deuten. Er starrte den bulligen Dorfbewohner mit durchdringendem Blick an, bevor er langsam sprach. „Und was schlägt er vor?“
Er zögerte erneut, fuhr dann aber fort. „Er behauptet, sie hätten ihrem Gott Bericht erstattet. Dass die Ranken ihre Strafe seien … und ihre Erlösung.“
Daraufhin verzog Enel die Lippen zu einem grimmigen, sadistischen Lächeln, das sogar Lana mit einem leichten Unbehagen zu ihm blicken ließ. „Also verehren sie diese Ranken?“, fragte er mit fast spöttischer Stimme.
Der Redner nickte. „Einige von ihnen schon. Sie glauben, dass dies der einzige Weg ist, um nicht wie die anderen hirnlos zu werden. Sie denken, dass die Ranken sie beschützen.“
Der kräftige Dorfbewohner sprach erneut, seine Stimme wurde herausfordernd.
„Was sagt er jetzt?“, fragte Enel, seine Stimme immer noch ruhig, aber mit einer unterschwelligen Drohung.
Talking zögerte, seine Stimme zitterte leicht, als er übersetzte. „Er sagt, sie brauchen deine Hilfe nicht. Sie fühlen sich wohl. Solange sie die Ranken verehren, werden sie nicht wie die hirnlosen Stämme.“
Enel lachte leise, kalt und ohne jede Spur von Humor. „Es geht ihnen gut, ja?“ Er trat vor, seine Präsenz beeindruckend, als er sich an die Gruppe wandte. Seine Worte waren scharf und bedächtig. „Dann wollen wir mal sehen, wie gut es euch als Laborratten geht.“
Die Dorfbewohner wichen leicht zurück, der kräftige Mann kniff trotzig die Augen zusammen. Aber Enels Tonfall, seine Haltung, seine ganze Erscheinung strahlten eine Autorität aus, die man nicht ignorieren konnte.
Das war keine Verhandlung. Das war eine Absichtserklärung.
Enel wandte sich von der Gruppe der Dorfbewohner ab und kniff die Augen zusammen, während er seinen Blick auf eine schattige Ecke des Hauses richtete.
Sein Grinsen wurde düsterer, und seine Stimme triefte vor sadistischer Belustigung, als er sprach. „Komm raus“, sagte er gedehnt, und seine Stimme hallte mit kalter Autorität wider. „Oder bist du zu feige, dich zu zeigen? Ich dachte nicht, dass Götter sich verstecken müssen.“
Es wurde still im Raum, die Spannung war so dick, dass man sie mit einem Messer hätte schneiden können. Selbst die Ranken, die sich noch vor wenigen Augenblicken gewunden hatten, schienen innezuhalten, als würden sie auf einen Befehl warten.
Aus den Schatten taumelte eine Gestalt hervor. Auf den ersten Blick ähnelte sie einem der Dorfbewohner – ihr Körper war dünn und gebeugt, ihre Haut hatte denselben erdigen Farbton. Aber als sie ins schwache Licht trat, wurde ihre Unnatürlichkeit deutlich …
Lanas Augen weiteten sich leicht, ihre Hände bewegten sich instinktiv, um einen Zauber vorzubereiten, während Allison leise knurrte und ihre Krallen bereitwillig krallte.
Enel jedoch zuckte nicht mit der Wimper. Stattdessen neigte er den Kopf und musterte die Kreatur mit einer Mischung aus Neugier und Verachtung. Sein Grinsen vertiefte sich, seine blutroten Augen funkelten gefährlich. „Das ist euer ‚Gott‘?“, fragte er spöttisch und deutete auf die schlurfende Gestalt. „Ich habe Müllhaufen gesehen, die mehr Göttlichkeit ausstrahlen.“